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Treffpunkt für Angehörige/r mit Demenz

E
Zitat von Perzet:
Ein kleines aber feines Wort Entmündigung gibt es nicht mehr in Deutschland.

Ich komme aus Österreich. Auch bei uns heißt es anders. Das ist mir aber relativ egal, weil es auf eine Entmündigung raus kommt.
Ich bin ja jetzt schon der Vormund, weil ohne mich nichts mehr geht. Das brauch ich nicht auch noch offiziell und schriftlich, ist auch so schlimm genug.

13.07.2024 07:42 • #646


P
Zitat von Emily:
Ich komme aus Österreich.


ah, ok. Ja, da können sich die Regeln schon anders auswirken. Denn in D werden diese Berechtigungen teilweise sehr ernst genommen und teilweise lax gehandhabt. zb dürfte hier eigentlich niemand für einen anderen ein Rezept einlösen ohne entsprechende Berechtigung. Das wird teilweise hart eingefordert (wohl schlechte Erfahrung?) teilweise kaum bekannt.

Du hast insofern recht - man macht als sich kümmernde Person eh schon super viel, daß es gefühlt keinen Unterschied macht.

13.07.2024 07:53 • x 1 #647


A


Treffpunkt für Angehörige/r mit Demenz

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bifi07
Zitat von Emily:
Finanziell irgendwie schaffbar, Stadt zahlt ordentlich dazu, räumlich auch, Extrazimmer vorhanden. Internetrouter kostet ja nicht mehr die Welt. ...

Meine Mutter war auch nicht begeistert und mein dementer Vater hatte es kategorisch abgelehnt, aber als die Hilfe kam, ist er richtiggehend aufgeblüht und hat die Lage meistens akzeptiert. Als dann die Zeit der ersten Hilfe zuneige ging, war es aber selbstverständlich das Ersatz kam. Und das war auch gut so, denn die letzten Wochen wurde die Unsicherheit meines Vaters so groß, dass wir zu dritt alle Mühe hatten, ihn z.B. umzusetzen.

20.07.2024 09:52 • x 1 #648


bifi07
Zitat von Perzet:
Oft raten die Ämter, daß gar nicht mal die Kinder dazu bestallt werden, sondern lieber unabhängige Menschen

Bei mir war es genau umgekehrt. Daher hatte ich die Betreuung übernommen, denn das jemand fremdes über meinen Vater bestimmt, ist für uns nicht infrage gekommen. Meine Mutter war/ist zwar rüstig, aber es sollte doch eine Tochter oder Sohn sein, was sie auch voll und ganz unterstützt hat...bis auf die anfänglichen Zweifel wegen der 24-Std.-Hilfe.

@Emily
Man kann auch angeben, ob die Hilfe Raucher oder Nichtraucher sein soll. Von daher würde ich persönlich jetzt kein Problem sehen.

20.07.2024 10:00 • x 1 #649


bifi07
Zitat von Emily:
Ich komme aus Österreich. Auch bei uns heißt es anders. Das ist mir aber relativ egal, weil es auf eine Entmündigung raus kommt. Ich bin ja jetzt ...

Dann scheint es bei euch einfacher zu sein, denn bei uns muss es offiziell und schriftlich sein, sonst hätte selbst ich als Tochter ihn noch nicht einmal zum Arzt begleiten oder Entscheidungen treffen dürfen.

20.07.2024 10:18 • x 1 #650


Umbra_
Ihr Lieben, der Mann meiner Mutter ist jetzt seit 9 Tagen im Krankenhaus. Er kann hier so lange bleiben, bis ein Platz für ihn in der Kurzzeitpflege gefunden wird.

Er ist mittlerweile bettlägerig und kann gar nichts mehr. Er kann nicht einmal mehr den Kopf drehen oder nach der Schwester klingeln. Er muss gefüttert werden und auch trinken kann er nicht mehr selbstständig.

Meine Schwester und ich fahren 2 mal am Tag mittags und abends mit meiner Mutter zum Krankenhaus, jeweils zu den Mahlzeiten. Meine Mutter füttert ihn dann. Wenn er überhaupt was isst, dauert das ewig. Gestern aß er eine 3/4 Schnitte Brot, etwas Gurke, ein paar Dosenmandarinen. Das dauerte etwa eine Stunde.

Natürlich ist es für meine Mutter eine Erleichterung, dass er nicht mehr zu Hause ist. Wenigstens kann sie schlafen. Sie vermisst ihn aber und weint oft.

Anstrengend sind diese Besuche im Krankenhaus natürlich auch für sie. 2 mal am Tag sitzt sie da für jeweils 2 Stunden. Weil sie sich beim füttern über ihn beugen muss, tut ihr oft der Rücken weh. Man kann aber verstehen, dass die Schwestern sich nicht so viel Zeit nehmen können.

Wir hoffen alle, auch meine Mutter, dass er nicht mehr lange leiden muss. Auch meine Mutter leidet. Sie kommt einfach nicht zur Ruhe. Die Besuche im Krankenhaus sind ja wie ein fulltime-Job.

Meist ist er sehr durcheinander, spricht ganz undeutlich, man kann ihn nicht verstehen. Gestern ging es etwas besser und er hat auch ein paar Dinge gesagt, die Hand und Fuss hatten.

Aber soll man sich darüber freuen? Ich hoffe, dass es nicht noch Wochen oder Monate so weitergeht und er friedlich einschlafen kann.

Dabei denke ich auch an meine Mutter.

20.07.2024 10:37 • x 3 #651


Wollie
Wünsch dir ganz viel Kraft für diese Situation ‍️, uns steht dies bei meiner Mutter auch noch bevor, mein Vater durfte nach dem 3. Schlaganfall gehen.

20.07.2024 10:56 • x 1 #652


Amaible
@Umbra_ Das tut mir leid für euch. Frage mich oft, warum man nicht einfach gesund alt werden darf...
Mein Vater ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Sitze neben ihm und er spricht eigentlich überhaupt nicht mehr. Tut einfach nur weh. Er war immer eine gestandene Persönlichkeit.

20.07.2024 19:19 • x 3 #653


Umbra_
Danke dir, liebe @Amaible .

Wie alt ist dein Vater? Lebt er in einem Heim?

Ich weiß nicht, was ich vom heutigen Besuch im Krankenhaus halten soll. Der Mann meiner Mutter hatte heute den besten Tag, seitdem er da ist (9 Tage). Er konnte sogar zu einfachen Themen etwas sagen.

Meine Mutter hat bislang das Brot in kleine Häppchen geschnitten und ihn damit gefüttert. Heute konnte er vom Brot abbeißen.

Meine Mutter freut sich über solche Dinge, meine Schwester und ich sehen das mit gemischten Gefühlen. Es ist ja immer ein auf- und ab. Wir fragen uns auch, wie und wie lange das so weitergehen soll.

Mal schauen, was der morgige Tag bringt.

20.07.2024 21:47 • x 2 #654


VictoriaSiempre
(Ich glaube) Gestern lief ein Film im Ersten - hab ihn nicht gesehen, ich kannte ihn schon - mit Anthony Hopkins als Demenz-Erkrankter. „The Father“, momentan noch zu sehen in der ARD-Mediathek und Montag als Wiederholung um 20.15 Uhr auf ONE.

Der Film wird aus der Perspektive des Demenzkranken erzählt, ich fand ihn spannend, anrührend und auch erschreckend.

Ich hab ja „nur“ meine Schwiegermutter auf ihren Weg in… ja was? Es ist für andere ja nicht mehr erkennbar… begleiten müssen und war da wenig eingespannt, weil die Versorgung auf den Schultern von insgesamt je 4 Kindern und Schwiegerkindern lag und sie auch relativ klaglos in ein Pflegeheim umgesiedelt ist.

Trotzdem tat es furchtbar weh, diese immer so aktive und lebenslustige Frau sich so verändern zu sehen. Ich mochte meine Schwiegermutter sehr (sie war lieb und weit entfernt vom Schwiegermonster), aber bei den eigenen Eltern ist das ganz sicher noch mal eine andere Hausnummer.

Ich bin wirklich sehr dankbar (und darf das auch sein), dass meine Eltern beide relativ plötzlich und ohne lange Leidenszeit verstorben sind.

Ich wünsche allen, die ihre Lieben auf diesem dunklen Weg begleiten müssen, ganz viel Kraft. Bitte vergesst nicht, auch an Euch selber zu denken. Es nützt niemanden, wenn Ihr selber zusammen klappt. Natürlich weiß ich, dass das leichter gesagt als getan ist. Aber es schadet nicht, wenn Ihr immer mal wieder daran erinnert werdet

Nehmt bitte für Euch alles an Hilfe in Anspruch, was ihr bekommen könnt. Selbsthilfegruppen für Angehörige mit Demenz können z. B. stärken, Austausch und Tipps geben. Ihr seid nicht alleine - das zeigt ja schon dieser Thread. Wir leben nun mal in einer Zeit, in der die Menschen immer älter werden (was ja gut ist), mitsamt aller Gebrechlichkeit, die das Alter mit sich bringen kann (was kagge ist. Jeder möchte gesund sterben, aber das gelingt nur wenigen).

Alles Gute, jeder/jedem von Euch

20.07.2024 23:07 • x 5 #655


E
Zitat von bifi07:
Man kann auch angeben, ob die Hilfe Raucher oder Nichtraucher sein soll. Von daher würde ich persönlich jetzt kein Problem sehen.

Aber ich glaube nicht, dass die Hilfe in einer verrauchten Wohnung leben möchte. Die meisten Menschen heutzutage rauchen ja nicht mehr in der Wohnung.

Zitat von bifi07:
Meine Mutter war auch nicht begeistert und mein dementer Vater hatte es kategorisch abgelehnt, aber als die Hilfe kam, ist er richtiggehend aufgeblüht und hat die Lage meistens akzeptiert.

Dies ist ein hochkomplexes Thema bei meinen Leuten, sie sind komplett abhängig voneinander, und wollen da niemanden rein lassen.

Laut MRT Befund hat mein Stiefvater vaskuläre Demenz Stufe Drei, also wird das Ganze nicht mehr lange so weiter gehen.
Außer der Neurologin fällt nächste Woche beim Termin noch was ein, oder sie kann den Befund abmildern.

Wenn meine Mutter plötzlich alleine ist, bleibt mir sowieso keine Wahl mehr, als 24 Stunden Hilfe zu beantragen oder sie in ein Heim zu geben.

21.07.2024 00:23 • x 2 #656


Amaible
@Umbra_ Mein Vater ist 85 Jahre alt. Die ersten Anzeichen für seine Demenz waren vor 5 1/2 Jahren erkennbar.
Er war immer super korrekt. Auf einmal kamen Mahnungen ins Haus, Rechnungen wurden nicht bezahlt etc. Das passte nicht zu ihm...

Mein Vater lebt seit März in einem Pflegeheim. Meine Mutter hatte einen Sturz mit Frakturen, musste ins Krankenhaus, anschließend in die Geriatrie
Mein Vater ist dann in die Kurzzeitpflege gekommen, anschließend in die vollstationäre Pflege.
Meine Mutter möchte immer noch, dass er wieder nach Hause kommt.
Allerdings weiß ich, dass sie das nicht lange durchhalten würde, da er ganz extrem nachgelassen hat.

21.07.2024 00:44 • x 1 #657


P
Wenn ich Euch so lese, werde ich zurückgebeamt in eine Zeit, in der es all die Hilfen noch gar nicht gab. Als ich vor wenigen Jahren so einen Vortrag über Hilfen für Angehörige zufällig mitbekam, habe ich Rotz und Wasser geheult. Denn zum ersten Mal nach Jahrzehnten fühlte ich mich verstanden. Sie hatten den Vortrag aufgeführt mit Sprüchen, die man als sich kümmernder Angehörige so üblicherweise abbekommt. Und bis auf einen oder zwei der vielen Sprüche, kannte ich alle anderen so dermaßen gut und war alleine deswegen unglaublich wund.

Das mit der Gruppe hat dann aus diversen Gründen nicht mehr geklappt (ua weil es in der cor. Zeit war).

Auch wenn es unglaublich heftig ist, sich der Demenz von Angehörigen zu stellen, es ist es dennoch wert.

Ich sehe einen riesigen Unterschied zwischen mir und meinen Brüdern. Ich habe durch das lange kümmern, erst Mutter 17 Jahre Alzheimer, danach über 20 Jahre Vatern, da alt bis zum Schluß seehr alt, in vielfältiger Weise Chancen erhalten, mich zu überwinden, die Vergangenheit zu verarbeiten, durch den Liebesdienst böses mit gutem zu vergelten.

Jetzt, wo wir Geschwister unsere Vergangenheit physisch entsorgen müssen, kommen diese Unterschiede massiv zum Tragen. Der der sich am meisten rausgehalten hat, ist gleichzeitig derjenige, der am wenigsten von der Vergangenheit abgegeben hat. Je mehr gekümmert, desto mehr im Frieden mit dem Erlebten und mit sich selbst.
Wirklich, das empfinde ich als viel Wert. Dafür hat es sich auch gelohnt, für den inneren Frieden, auch wenn ich an den am wenigsten gedacht habe, während all der Jahre.

Es gibt noch eine Sache, die ich für meine Eltern tun kann. Das wird hoffentlich sehr zeitnah sein. Und in mir kam gestern ein Gefühl auf, das sagte dann wirst du frei sein!
Puh, das Gefühl kenne ich nicht. Macht mit etwas Angst.
Was mir aber bereits aufgefallen ist, daß ich morgens plötzlich von selber aufwache und mich nicht über Stunden in den Tag hinein quäle. Puh, auch das ist neu für mich.
Na gut, Schritt für Schritt in eine unbekannte Zukunft. Es waren jetzt gute 40 Jahre sich kümmern um Elternteile. Da entwickelte sich eine große Souveränität. Vatern überließ mir schon vor Jahren alle Diskussionen mit Ärzten, einschließlich Eingriffe im Krankenhaus, weil er merkte, daß ich ua auch da im laufe der Jahre Kenntnisse sammelte, zu seinem besten handelte und ihm immer erklärte, was los ist, warum so und daß er eh die letzte Entscheidung dazu trifft. Das fand er gut. Das klappte gut. Und die Ärzte waren froh über eine brauchbare Ansprechpartnerin. Nur ein Beispiel von vielen. Allerdings war er 'nur' altersdement (Abbau ua der Erinnerungen in allen möglichen Bereichen). Da half das über Jahre aufgebaute Vertrauen.

Ich umarme eine jede von Euch, die gerade in dieser verzweifelten Situation ist. Ich weiß wie hart es ist. Ich kenne die regelmäßigen Zusammenbrüche.

Deswegen schließe ich mich der Aufforderung anderer an: nehmt alle Hilfen in Anspruch, die angeboten werden. Es gibt sie ja inzwischen aus guten Gründen. Auch die Leistungen der Krankenkassen. Auch die hatten wir früher nicht in dem Umfang. Ihr braucht das. Nutzt es!

Ich werde mich vorbereiten auf eine Zeit, wo es bei mir vielleicht selber schlimmer werden wird. Als Kind von mehreren Alzheimer Generationen könnte es auch mich treffen. Absolut kein schönes Gefühl.

21.07.2024 07:02 • x 3 #658


Umbra_
Zitat von Emily:
Aber ich glaube nicht, dass die Hilfe in einer verrauchten Wohnung leben möchte.

Vielleicht reicht es, wenn man den Raum in dem sie leben würde streicht?
Zitat von Amaible:
Mein Vater ist dann in die Kurzzeitpflege gekommen, anschließend in d

So ist das hier auch geplant.
Zitat von Amaible:
Meine Mutter möchte immer noch, dass er wieder nach Hause kommt.

Die Sorge haben wir auch. Aber er ist ja inzwischen bettlägerig. Meine Mutter kann das mit ihren fast 89 Jahren nicht mehr leisten.
Zitat von Perzet:
Es waren jetzt gute 40 Jahre sich kümmern um Elternteile

Oh je, das sind ja unvorstellbar viele Jahre. Wie hast du das bloß ausgehalten? Ich weiß, man wächst da so rein und irgendwie geht es dann. Hast du in der Zeit auch Freiräume für dich gehabt?

Ihr Lieben, ich wünsche euch trotz der ganzen Sorgen einen schönen Tag.

21.07.2024 10:18 • x 3 #659


Amaible
@Umbra_ Es ist manchmal echt zum Verzweifeln. Einerseits verstehe ich meine Mutter, sie möchte ihren Mann auf dem letzten Lebensweg begleiten. Allerdings wird sie es körperlich wie auch psychisch nicht schaffen. Die letzten Jahre waren für mich auch sehr kräftezerrend, war immer der Ansprechpartner Nummer eins, wenn es kritisch war oder eben auch so in sämtlichen Bereichen.
Daher bin ich froh, dass er dort ist, wo er gerade ist. Allerdings verhandeln wir jeden Monat neu über Bleiben oder Herausholen.
Ist schon echt ein Päckchen für sich.
Euch auch einen entspannten Sonntag

21.07.2024 10:54 • x 2 #660


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