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Treffpunkt für Angehörige/r mit Demenz

E
Zitat von DieSeherin:
ich bekomme dann eine liebevolle distanz rein

Ich schaffe das nicht.
Vielleicht wenn ich vor Ort bin.
Zu Hause oder in ruhigen Momenten holt es mich ein.

28.06.2024 13:37 • x 3 #601


DieSeherin
Zitat von Emily:
Zu Hause oder in ruhigen Momenten holt es mich ein.

du, wir sind alle keine übermenschen und auch ich bin nicht so hart, das einfach zu finden! gelingt aber immer öfter, die gelassenheit zu finden. und ich glaube, damit tut man sich nicht nur selber gut, sondern auch dem geliebten (und auch lästigen) elternteil.

28.06.2024 13:41 • x 3 #602


A


Treffpunkt für Angehörige/r mit Demenz

x 3


Wollie
Zitat von DieSeherin:
aber wenn man es schafft, dann wird es leichter im umgang! ich bekomme dann eine liebevolle distanz rein, die echt gut tut.

diese Distanz haben wir mittlerweile auch, schon dadurch, dass das alte Haus weg ist und wir einen kompl. Neuanfang gemacht haben. Und es rational gesehen überhaupt gar nicht anders gegangen wäre.

28.06.2024 15:02 • x 3 #603


Catalina
Zitat von Wollie:
Es ist furchtbar, diesen Verfall zu erleben und im Kopf habe ich immer noch die vitale Frau vor 10 Jahren.

Ja, das geht mir mit meinem Vater genauso. Den Mann, der mal mein Vater war, gibt es so nicht mehr. Krass ist, dass sich sogar sein Körpergeruch und seine Stimme verändert haben. Irgendwie empfinde ich ihn jetzt fast als fremd und das ist echt heftig.

28.06.2024 15:23 • x 4 #604


B
@Emily Versuchst du das alles allein zu stemmen oder hast du mentale Unterstützung durch Beratungsstellen, Freunde?
Zitat von Emily:
Zu Hause oder in ruhigen Momenten holt es mich ein.

Ich hoffe, das darf es auch. In sich reinfressen geht nicht lange gut. Lass die Tränen laufen, schrei die Wände an, wenn dir danach ist.

28.06.2024 15:56 • x 4 #605


E
Zitat von Brightness2:
Versuchst du das alles allein zu stemmen

Ich bin mehr oder weniger alleine, beziehungsweise fühl ich mich so.
Meine Umgebung hört mir zwar mit Empathie zu, aber nachvollziehen kann das keiner. Verständlich.
Therapie mach ich unterstützend, gibt ja ausreichend aufzuarbeiten.

28.06.2024 18:54 • x 1 #606


E
Zitat von Catalina:
Ja, das geht mir mit meinem Vater genauso.

Meine Mutter war ja nie einfach, aber trotzdem hab ich viel von ihr gelernt. Das Kämpferische z.B. Und sie hatte immer Tricks und Kniffe parat, wofür ich sie bewundere. Sie war eine sehr ausgefuchste Frau.
Manchmal kommt das noch ein bisschen durch, das finde ich dann immer schön.

Körperlich ist der Verfall vor allem im Gesicht zu sehen, dieser leere Blick oftmals. Grausam. Sie nimmt auch immer weniger an Gesprächen teil, es wird ihr dann verständlicherweise zu viel.

Zu wissen, wie die Demenz sich auswirkt, ist für den Kopf hilfreich, aber die kleine Emily will wieder ihre rebellische, laute Mama zurück.

28.06.2024 18:59 • x 3 #607


Wollie
Zitat von Emily:
Zu wissen, wie die Demenz sich auswirkt, ist für den Kopf hilfreich, aber die kleine Emily will wieder ihre rebellische, laute Mama zurück.

die gibt es nicht mehr, so hart dies auch ist. Die Demenz zerlegt den alten Menschen in kleine Stückchen, am Ende bleibt nichts mehr. Wir haben ein Tagebuch von meiner Mutter, wo sie alles mögliche reingeschrieben hat. Am Verlauf können wir sehen, wie sich ihre Persönlichkeit veränderte, das Schriftbild wurde anders, wie bei einem Kind. Sie hat vorher seitenweise geschrieben, ab 2020 waren es noch zwei Sätze....dann fertig. Irgendwann drückte sie mir das Buch in die Hand, weil sie gar nicht wusste, was das sein sollte. Sie konnte sich nicht mehr erinnern. Sie tat mir so leid in dem Moment, es war furchtbar.

28.06.2024 19:05 • x 5 #608


Amaible
Ich bin gerade über dieses Thema hier gestolpert. Bin auch eine Tochter, deren Vater seit fünf Jahren an Demenz erkrankt ist.
Es ist sehr schwer für alle, diese Krankheit mitzutragen.
Seit einem Unfall meiner Mutter im März diesen Jahres (Treppensturz mit Bruch des Sprunggelenks und Handgelenk) ist mein Vater erst in die Kurzzeitpflege gekommen und seitdem ist er vollstationär geblieben. Er hat dermaßen abgebaut, ist mittlerweile völlig inkontinent und spricht kaum noch.
Meine Mutter, die schon immer sehr stur und beratungsresistent ist und war, möchte ihn aufgrund der hohen Kosten (Zuzahlung liegt monatlich bei ca 3050 Euro) wieder nach Hause holen, was sie definitiv nicht mehr schaffen kann. Extrem schwierig die ganze Situation...

28.06.2024 19:09 • x 5 #609


E
Zitat von Wollie:
Die Demenz zerlegt den alten Menschen in kleine Stückchen, am Ende bleibt nichts mehr.

Ist deine Mama schon komplett weg, oder erkennt sie noch Familie, dich?

Meine Oma, wusste immer, wer wir sind, war gesprächig, erst so zwei Wochen vor ihrem Tod ist sie ruhiger geworden.
Als mir schon gesagt worden war, dass sie sterben wird, und ich bei ihr am Bett gesessen bin, haben wir Catarina Valente Lieder gehört, ich habe sie gefragt, ob sie einen Pfarrer möchte - ihre resolute Antwort lautete für was brauch ich einen Pfarrer? - und als ich das Zimmer verlassen habe, WISSEND , dass ich sie zum letzten Mal in dieser Welt gesehen habe, hat sie mir nach gerufen, denk an mich (Das ist jetzt 12 Jahre her, und es schüttelt mich gerade durch).
Deshalb hoffe ich, dass es bei ihrer Tochter ähnlich sein wird , und sie nicht wirklich komplett Alzheimer bekommt.
Dann wäre sie mir noch eine Hülle.

28.06.2024 19:19 • x 2 #610


Wollie
Zitat von Emily:
Ist deine Mama schon komplett weg, oder erkennt sie noch Familie, dich?

sie erkennt uns noch und es sind noch ganz kleine Gespräche möglich.

28.06.2024 19:34 • x 1 #611


Wollie
Zitat von Amaible:
Meine Mutter, die schon immer sehr stur und beratungsresistent ist und war, möchte ihn aufgrund der hohen Kosten (Zuzahlung liegt monatlich bei ca 3050 Euro) wieder nach Hause holen, was sie definitiv nicht mehr schaffen kann. Extrem schwierig die ganze Situation...

ich kenne diese Situation auch. Wir können diese Zuzahlungen auch nur stemmen, weil wir das alte Haus verkaufen konnten. Wobei sie nicht so hoch sind wie bei dir. Aber nach Hause holen ? Davon kann ich dir nur dringend abraten, dies wäre 24 Std. Betreuung, da würden alle darum herum kaputt gehen.

28.06.2024 19:36 • x 3 #612


Amaible
@Wollie Ja, ist schon eine hohe Summe, die monatlich anfällt. Und ich möchte, dass er dort bleibt. Es ist direkt im Ort meiner Eltern. Meine Mutter stellt sich quer.
Nun haben wir mit dem Heim vereinbart, dass er auf Probe einen Tag im Elternhaus verbringt, damit meine Mutter erkennt, in welcher Verfassung er tatsächlich ist.
Dieser Tag findet nun morgen statt: Also ich fahre morgen früh hin und bringe ihn abends wieder zurück.
Ob das für ihn alles so gut ist, bezweifle ich. Bin diesbezüglich ziemlich angespannt.

28.06.2024 19:45 • x 4 #613


Hola15
Meine Mutter erkennt mich nicht wenn ich vor ihr stehe. Wenn ich ihr sage wer ich bin, tut sie zumindest so, als wenn sie es dann wüsste.

Aber im Gegensatz zu ihren Geschwistern, an die sie sich nicht mehr erinnern kann, weiß sie noch, dass es mich und meinen Bruder gibt.

Wie Wollie schon schreibt. Es ist nichts mehr übrig von ihrer alten Persönlichkeit. Hin und blitzt sie noch durch, aber ansonsten ist sie ganz anders.

Allerdings weiß ich nicht wie das bei „normaler“ Alzheimer sonst so ist. Meine Mutter hat dies ja mit Wahn und ist eigentlich nur noch Wahn. Sie dreht sich permanent um dieses Thema und es ist max. ein/zwei Sätze möglich sie auf andere Themen zu lenken.

Ich merke gerade, dass ich schön langsam vergessen habe wer meine Mutter früher war.

Da meine Mutter noch recht jung und körperlich fit ist und es ein ewig langsamer Verlauf ist, wird uns wohl noch einiges bevorstehen. Ich hoffe ja auf einen Herzinfarkt bevor sie verhungern muss.

28.06.2024 19:53 • x 3 #614


Wollie
Ja, es ist sehr schwierig, einen gesunden Abstand dazu zu halten. Die vitale Frau, welche meine Mutter immer war, ist komplett verschwunden. Und wenn ich jetzt hier darüber schreibe, dann merke ich, wie es mich emotional betroffen macht. Ja, ich hätte gern diese vitale Frau wieder. Meine Eltern waren, auch wenn die Beziehung schwierig war, immer ein Back-Up Für uns. Wenn sie gehen sollte, dann ist niemand mehr da. Aber ich wünsche ihr, dass sie gehen kann. Weil dieses Leben, dass sie jetzt hat, hätte sie nie gewollt. Und jetzt sind wir das Back-up für unsere Erwachsenen Kinder und ich hoffe, dass sie nie das gleiche mit uns erleben müssen mit dieser Demenz. Was mir geholfen hat, waren regelmäßige Gespräche im Pflegestützpunkt, mit Kollegen und Freunde, die das gleiche durch hatten und mit meiner Psychotherapeutin. Ich kann jedem nur raten, sich Hilfe zu holen und seine Grenzen zu beachten. Irgendwann geht die Versorgung zu Hause nicht mehr.

28.06.2024 20:32 • x 4 #615


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