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Treffpunkt für Angehörige/r mit Demenz

B
Zitat von Umbra_:
Tja, da bin ich mir leider gar nicht sicher.

Vielleicht muss sie da erst noch hinkommen. Auch das ist ok. Sie muss ihr Tempo gehen. Sie steckt schon so lange da drin fest. Gebt ihr Zeit. Es braucht wahnsinnig viel Akzeptanz und Respekt für Entscheidungen. Und das Recht auf den eigenen flow. Ich drück die Daumen für morgen, alles Gute!

26.06.2024 23:34 • x 2 #586


Umbra_
Zitat von Perzet:
Heißt, entweder sie macht alles, oder sie verliert ihn ans Heim. Kann das bei ihr hinkommen?

Das kommt sogar genau hin. Sie sagte heute noch zu mir: es geht nicht so und es geht nicht so. Übersetzt heißt das, auf der einen Seite ist sie überfordert und kann nicht mehr, auf der anderen kann sie ihn aber auch nicht in ein Heim geben.

Zitat von Perzet:
Dann erkläre, dass es auch punktuelle Hilfen

Das machen wir seit Monaten und wir haben wirklich alles versucht.

Aber vielleicht ändert sich ja ab morgen etwas. Vielleicht denkt sie doch so langsam um.

26.06.2024 23:37 • x 3 #587


A


Treffpunkt für Angehörige/r mit Demenz

x 3


Umbra_
Zitat von Brightness2:
Gebt ihr Zeit.

Mittlerweile sind die Verhältnisse in diesem alten Haus lebensgefährlich für die beiden. Das Schlafzimmer und Bad befinden sich in der 1. Etage.

Nachdem er heute extrem wackelig war, frage ich mich wie so oft, wie er die Treppen hinauf gekommen ist.

Das Haus ist absolut ungeeignet für Senioren.

Nicht nur in diesem Bereich besteht dringend Handlungsbedarf. Das kann man nicht mehr lange aufschieben.

26.06.2024 23:43 • x 3 #588


P
Zitat von Umbra_:
Das machen wir seit Monaten und wir haben wirklich alles versucht.


Mein Vater, der nicht dement war sondern alt, hat diese Berater rauskomplementiert. Niemand hat es geschafft ihm Hilfen nahe zu bringen. Weder Freunde, Familie, Arzt, sonstwer. Erst als ich dermaßen zusammengebrochen war, dass selbst er merkte, dass da nix mehr zu holen ist, da ging es.
Also ich weiß, wie verzweifelt und hilflos man manchmal daneben stehen muss. Das tut auf vielen Ebenen weh.
Und das war lange, nachdem er selber erlebt hatte, was Pflege von dementen Angehörigen bedeutet und jede Hilfe so unglaublich wichtig ist.

Du hast mein volles Mitgefühl.

Edit
In diesem Zusammenhang kann ich vielleicht erwähnen, dass die gefühlt härteste Lehre aus all den Jahren die ist, dass man manche Menschen machen lassen muss, bis sie etwas einsehen. Oder, wie ein Sanitäter mal formulierte Dann kümmern wir uns um die, die leben wollen. Davon gibt es viele. Das war in einer Situation, wo sich gegen Hilfe verwehrt wurde.

Tut irre weh, zuzusehen. Es wäre doch soviel einfacher, wenn..., ... .
Das auszuhalten ist heftig.

26.06.2024 23:45 • x 4 #589


B
Zitat von Umbra_:
Nicht nur in diesem Bereich besteht dringend Handlungsbedarf. Das kann man nicht mehr lange aufschieben.

Eins solltest du ganz schnell verinnerlichen -bitte nimm das nicht als Befehl sondern als Empfehlung. Geh die Themen schrittweise an. Step by step. Du kannst nicht alles auf einmal lösen. In alle Lösungen müssen auch die Betroffenen eingebunden werden. Akzeptanz ist das a und o. Auch ältere und kranke Menschen haben das Recht auf Fehler und Verweigerung. Nimm sie mit und geh langsam, sonst verlierst du sie schneller als dir lieb ist. Damit kommst du viel besser und auch für dich entspannter ans Ziel.

26.06.2024 23:58 • x 3 #590


E
@umbra bitte nicht böse sein, aber hast du das in einem anderen Thread nicht anders dargestellt?Oder verwechsle ich dich gerade? Isst sie nicht nur selbstgebackenen Kuchen?
Die Mutter ist ein absoluter Drachen, und sie ist nicht erst so, seitdem ihr Mann krank ist.
Wieso lässt du dich schikanieren , nur weil es immer so war und weil sie jetzt alt ist?
Sie als Heldin darzustellen, ist absolut überzogen. Und Zeit geben ist auch nicht gerade einfach, mit Ende 80. Diese Tipps gelten für nette Leute.

Ich schlucke auch viel runter, aber wenn sie ekelhaft wird, dann gehe ich einfach.
Nochmal, sie braucht dich, nicht umgekehrt.
Aber ich befürchte, du siehst sie noch immer als Matriarchin, die den Laden schmeißt, und ihre Kinder haben nichts zu melden. Du willst nicht wahrhaben, dass es nicht mehr lange so geht. Aber deine alte Mama gibt es schon lange nicht mir.

27.06.2024 06:40 • x 1 #591


Umbra_
Zitat von Emily:
Oder verwechsle ich dich gerade? Isst sie nicht nur selbstgebackenen Kuchen?

Du verwechselst nichts. Das mit dem Kuchen ist nur eine ihrer verqueren Marotten.
Zitat von Emily:
mbra bitte nicht böse sein, aber hast du das in einem anderen Thread nicht anders dargestellt?

Sie hat ja nicht nur schlechte Seiten.
Zitat von Emily:
Wieso lässt du dich schikanieren , nur weil es immer so war und weil sie jetzt alt ist?

Schikanieren ist das falsche Wort.
Zitat von Emily:
Aber ich befürchte, du siehst sie noch immer als Matriarchin, die den Laden schmeißt, und ihre Kinder haben nichts zu melden.

Das trifft es schon eher. Es stimmt, dass es schon immer so war und sich jetzt durch ihr Alter noch verstärkt hat.

Wenn wir jetzt plötzlich anders mit ihr umgehen würden, würde sie es gar nicht verstehen. Weil wir sie ja lieben, machen wir das Spielchen weitgehend mit. Auf unsere Ratschläge und Vorschläge gibt sie nichts. Das ist absolut frustrierend.
Zitat von Emily:
Sie als Heldin darzustellen, ist absolut überzogen.

Sie leistet enorm viel. Sie versorgt Ihren Mann, hat Haus und Garten. Bei ihr ist immer alles picobello. An ihrer Misere könnte sie etwas ändern, könnte sich das Leben etwas erleichtern. Zum Teil macht sie es sich selbst schwer.

Wir hätten ihr so gerne einen schöneren Lebensabend gewünscht. Jetzt sitzt sie da in dem völlig unpassenden Haus mit dem geistig und körperlich kranken Mann. Beim Laufen stützt sie ihn oft, so dass sie dadurch Rückenschmerzen bekommt.

Wut und Mitleid wechseln sich ab bei meiner Schwester und mir.
Zitat von Emily:
Du willst nicht wahrhaben, dass es nicht mehr lange so geht.

Doch, das weiß ich bzw wir. Deshalb sind wir ja auch so verzweifelt.

Meine Mutter baut körperlich auch ab. So flink wie früher ist sie nicht mehr. Wer weiß, wie lange sie das alles noch leisten kann, wie lange das in dem Haus noch gut geht.

27.06.2024 11:11 • x 2 #592


P
Zitat von Umbra_:
Das mit dem Kuchen ist nur eine ihrer verqueren Marotten.


abgesehen davon, dass ich den Eindruck gewinne, dass, was bei mir ne (lange) Zeit lang mein Vater war, bei Dir die Mutter ist. Ok, ist halt heftig.

Auch das mit dem Kuchen kommt hin Da wurden alle Bleche voll gemacht, denn der Ofen ist dann eh an.

ok, etwas ernster: ich bekam dann den Tipp, dass sich im Alter das Geschmacksempfinden verändert. Konkreter - vieles schmeckt einfach nicht mehr, weil sie es nicht mehr so schmecken. Ausser: süß. Süß schmecken sie noch. Also wird in manchen Altenheimen überall etwas Zucker ins Essen oder aufs Brot gegeben. Meine Bekannte meinte, sogar aufs Leberwurstbrot. Mein iiehh wurde kommentiert mit aber dann essen sie es wenigstens wieder (gern).
Ich habe es ausprobiert. Regelmäßig wurde ein großer Topf voll mit allerlei drin gekocht und dann portionsweise eingefroren. Mein Vater achtete auf seine Linie. Und als ich plötzlich Zucker in sein Essen, halt das deftige Essen, gab, hui, war der schnell, konnte es aber nicht mehr verhindern. War der böse! Bis er probierte. ... .. Nach ein paar mal hatte er es kapiert und verinnerlicht. Seitdem hat er auch selber überall ne Prise Zucker drüber getan und freute sich, dass es wieder so richtig schmeckte.
Nur ne Idee

27.06.2024 12:19 • x 4 #593


Umbra_
@Perzet, das ist ja lustig mit dem Zucker.

Es ging darum, dass meine Mutter keinen 'gekauften' Kuchen mag. Dabei geht es wohl eher darum, dass ihr 2 Euro für ein Stück Kuchen zu teuer ist. Dass sie den 'gekauften' Kuchen nicht mag, ist vorgeschoben. Generell ist sie aber keineswegs geizig. Sie gibt nur für bestimmte Dinge kein Geld aus. Sie ist äußerst gastfreundlich.

Wenn sie bei uns zu Besuch ist, backen wir also. Ist ja auch kein Ding, es kommt nicht mehr so häufig vor.

Wenn wir bei ihr zum Kaffee verabredet sind, backt sie oder lässt von uns Brötchen mitbringen. Dann gibt es Brötchen mit Schinken oder Marmelade. Ok, dann kaufe ich mir meinen Mohnkuchen nur für mich, wenn sie nicht dabei ist.

Ansonsten essen die beiden noch richtig gut. Ich sehe ja, was eingekauft wird, oder die Portionen, wenn wir mal essen gehen. Meine Mutter kocht jeden Tag und am Sonntag gibt es den Sonntagsbraten.

27.06.2024 12:43 • x 1 #594


B
Zitat von Umbra_:
Es ging darum, dass meine Mutter keinen 'gekauften' Kuchen mag. Dabei geht es wohl eher darum, dass ihr 2 Euro für ein Stück Kuchen zu teuer ist.

Das ist in dieser Generation wohl genetisch verankert. Das sehe und höre ich häufig. Statt das sorgsam und manchmal mühsam angesparte Geld nun endlich für sich auszugeben, muss immer noch auf Teufel komm heraus gespart werden. Das kriegst du nicht mehr raus. Abhaken. Hinnehmen. Wer weiß, mit welchen special features wir in ein paar Jahren aufwarten, was unsere nachfolgenden Generationen irritiert, sie stirnrunzelnd hinnehmen.

Wie war das Gespräch mit dem Pflegedienst?

Zitat von Umbra_:
Wer weiß, wie lange sie das alles noch leisten kann, wie lange das in dem Haus noch gut geht.

Gibt es die Möglichkeit im Haus Umbauten vorzunehmen, so dass sie wenigstens dort bleiben können? In dem Alter noch verpflanzen kann echt schwierig werden. Ich verstehe sogar, dass sie das verweigert und nicht einmal denken mag.

27.06.2024 15:21 • x 2 #595


Umbra_
Zitat von Brightness2:
Wer weiß, mit welchen special features wir in ein paar Jahren aufwarten, was unsere nachfolgenden Generationen irritiert, sie stirnrunzelnd hinnehmen

Hihi, das kann passieren. Special Features finde ich gut.
Zitat von Brightness2:
Gibt es die Möglichkeit im Haus Umbauten vorzunehmen, so dass sie wenigstens dort bleiben können?

Einfach wäre es nicht. Es ist ein Reihenhaus aus den 50ern mit Hühnerleitern in die 1. Etage, wo sich Bad und Schlafzimmer befinden und in den Keller. Im Keller sind auch Waschmaschine, Trockner und Vorräte. Die Türzargen im ganzen Haus sind sehr schmal.
Ich dachte ja bis vor kurzem noch, dass ein Treppenlift hilfreich wäre. Aber er kann sich mittlerweile nicht mehr alleine auf einen Stuhl setzen. Selbst da muss man ihm helfen, dass er sich nicht daneben setzt.

Dazu kommt, dass meine Mutter nichts verändern will. Da soll nichts an Krankheit erinnern.

Meine Schwester war gerade hier. Heute war das Gespräch mit der Pflegeberaterin. Das einzige, was meine Mutter akzeptiert und auch selbst will, ist eine Tagespflege an 2 Tagen die Woche.

Er war auch bei diesem Gespräch dabei und hat nichts gesagt. Er hatte heute einen besseren Tag, als die vergangenen 3 Tage.

Nach diesem Termin waren die 3 noch einen Trockner kaufen. Der alte ist kaputt. Meine Schwester machte dann den Vorschlag, Waschmaschine und Trockner doch in die Küche zu stellen. Daraufhin sagte meine Mutter: Na du willst mir hier ja die Wohnung verschandeln.

Meine Mutter erzählte meiner Schwester noch, dass er gestern zu ihr sagte, er glaube er sei dement und dass er meiner Mutter soviel Arbeit machen würde.

MEine Schwester hat auch nochmals eindringlich zu einem Umzug geraten. Will meine Mutter absolut nicht. Wenn es dort irgendwann nicht mehr geht, nimmt sie es so an, wie es kommt.


Zitat von Brightness2:
. Ich verstehe sogar, dass sie das verweigert und nicht einmal denken mag.

Ja, verstehe ich auch. Sie liebt auch ihren Garten über alles. Schwierig alles.

Ich habe mich heute durch den gesamten Thread gelesen. Wie sich die Geschichten doch ähneln!

27.06.2024 16:44 • x 2 #596


Wollie
Ja, auch wir bzw. anfangs ich haben uns um meine Mutter, die ebenfalls ab 2018 eine diagnostizierte Demenz entwickelte, gekümmert. Sie war mit dem Riesenhaus überfordert, vor allem mit dem Garten. Ab 2020 ging dann Kochen nicht mehr, sie vergaß fast alles, wurde immer zwängiger und umtriebiger im Haus. Ihre Nachbarin war jahrzehntelang ihre beste Freundin, auf einmal wurde sie verdächtigt, dass sie hier alles auspioniert. Usw.......es war letzten Endes nicht mehr zu verantworten, sie tagsüber alleine zu lassen. Vorher war sie 1,5 Jahre noch in einer Tagespflege, dies hat sie am Ende körperlich und kognitiv überfordert, es ging nicht mehr.
Mittlerweile ist sie seit über einem Jahr in einem guten Pflegeheim, das große Haus haben wir verkauft, u.a. um einen Teil der Heimkosten zu bezahlen. Sie wird dieses Jahr 90, baut leider immer mehr ab und lebt in ihrer eigenen Welt. Wenigstens erkennt sie uns noch, aber viel mehr geht nicht mehr. Sie schafft es noch, für eine halbe Stunde in ein Cafe zu gehen, dann ist sie sehr müde.
Es ist furchtbar, diesen Verfall zu erleben und im Kopf habe ich immer noch die vitale Frau vor 10 Jahren. Die ganzen Jahre haben wir uns durch einen Pflegestützpunkt unterstützen lassen und ich arbeite die auch schwierige Beziehung zu meiner Mutter therapeutisch durch, was sehr gut ist. Ich wünsche allen hier, welche sich in ähnlichen Situationen befinden, viel Energie und die Weisheit, Dinge zu bewerten und zu entscheiden.
Und holt euch alle Hilfe, welche ihr bekommen könnt....Demenz ist einfach eine f....Hexe.

27.06.2024 17:19 • x 8 #597


DieSeherin
Zitat von Wollie:
Es ist furchtbar, diesen Verfall zu erleben und im Kopf habe ich immer noch die vitale Frau vor 10 Jahren


und ich glaube, dass ist einer der emotional schwierigsten sachen - sich ganz bewusst von diesem früheren menschen zu verabschieden und sich mit dem aktuellen menschen anzufreunden.

28.06.2024 10:14 • x 6 #598


Wollie
Ja, dies ist emotional schwer. Ich gehe jedes mal mit einem schlechten Gewissen aus dem Pflegeheim weg, weil sie immer nach ihrem alten Haus und Zuhause fragt und natürlich nach Hause möchte. Der Mensch, welcher vor 10 bzw. sogar noch vor 6 Jahren gelebt hat, existiert einfach nicht mehr. Dies einem bewusst zu machen, ist sehr brutal.

28.06.2024 12:53 • x 7 #599


DieSeherin
Zitat von Wollie:
Der Mensch, welcher vor 10 bzw. sogar noch vor 6 Jahren gelebt hat, existiert einfach nicht mehr. Dies einem bewusst zu machen, ist sehr brutal.

aber wenn man es schafft, dann wird es leichter im umgang! ich bekomme dann eine liebevolle distanz rein, die echt gut tut.

28.06.2024 13:05 • x 3 #600


A


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