2105

Treffpunkt für Angehörige/r mit Demenz

E
Zitat von Umbra_:
Nein, das geht gar nicht. Ich glaube, dann bräuchten wir uns da nicht mehr sehen lassen.

Und, was passiert denn dann?
Sie braucht dich, nicht umgekehrt!

Du hast wirklich noch immer Angst vor deiner Mutter. Sie ist massiv manipulativ. Das weißt du. Aber es ist leichter in dieser Sackgasse stecken zu bleiben, als sich zu befreien.

26.06.2024 22:00 • #571


B
Zitat von Umbra_:
Sie hat bisher jegliche Hilfe von außen abgelehnt.

Oje, da ist eine 88-Jährige, der es vielleicht peinlich ist, die lieber alles verschleiern will als zuzugeben, dass ihr Partner nicht mehr in der Lage ist, sein Leben zu gestalten. Ich glaube gerade in der Generation ist es auch noch peinlich, wenn der Kopf nicht mehr richtig mitmacht. Neurologische Erkrankungen sieht man meistens nicht, das wird auch gern in den eigenen vier Wänden versteckt. Vielleicht erreichst du mehr mit Verständnis als mit Härte und Druck.
Zitat von Umbra_:
Kann es denn wirklich sein, dass er denkt im Kopf sei noch alles ok?

Ja. Und da ist es egal, ob er es wirklich denkt oder nur eine Höllenangst vor dem Eingeständnis und dem vollständigen Verlust seiner Kapazitäten hat.

26.06.2024 22:01 • x 3 #572


A


Treffpunkt für Angehörige/r mit Demenz

x 3


Umbra_
Zitat von Brightness2:
Ich fand es wahnsinnig hilfreich, Impulse zu bekommen, zu wissen, ich steh nicht allein da und kann meine Fragen stellen, meine Hilflosigkeit loswerden und Tipps bekommen.

Danke dir. Ich hab mal nach einer Selbsthilfegruppe gegoogelt, aber nichts entsprechendes gefunden.

Meine Schwester und ich waren schon einmal ( heimlich ) bei einer Pflegeberatung. Da ging es aber ausschließlich um die alten Herrschaften. Wahrscheinlich die gleiche Beratung, die auch morgen, von einer anderen Organisation, stattfinden wird.

Immerhin hat meine Mutter sich darauf eingelassen. Bisher hat sie das vehement abgelehnt.

Zitat von Brightness2:
Gerade wenn deine Sorgenmenschen nicht mitziehen, ihre eigenen Ängste ein Eingeständnis nicht zulassen.

Das hast du gut beschrieben.
Zitat von Brightness2:
Darin sind aus meiner Sicht sehr hilfreiche Ansätze, auch für den eigenen Umgang mit den erkrankten Menschen.

Hauptsächlich hat meine Mutter mit ihm zu tun. Sie ist oft genervt, aber meistens ist der Umgang mit ihm sehr einfühlsam. Ich bewundere sie dafür, ich hätte schon längst verzweifelt.

Wenn wir da sind, sagt er kaum einen Piep.

26.06.2024 22:08 • x 3 #573


Umbra_
Zitat von Vicky76:
Und deine Mutter will keine Hilfe?

Bisher hat sie wirklich alles alleine gemacht, seine Pflege, dazu noch Haus und Garten, kochen, waschen usw. Wir setzen auf das Gespräch morgen.
Zitat von Emily:
Sie braucht dich, nicht umgekehrt!

Das sieht sie nicht so oder verdrängt es.
Zitat von Emily:
Du hast wirklich noch immer Angst vor deiner Mutter. Sie ist massiv manipulativ.

Ja, ich weiß. Wir wollen aber keinen Streit oder Zerwürfnis mit ihr auf ihre alten Tage.
Zitat von Brightness2:
Oje, da ist eine 88-Jährige, der es vielleicht peinlich ist, die lieber alles verschleiern will als zuzugeben, dass ihr Partner nicht mehr in der Lage ist, sein Leben zu gestalten.

Ja richtig, deshalb steht auch noch das Auto vor der Tür. Seit ca einem 3/4 Jahr wird es nicht mehr benutzt. Aber für die Nachbarn soll alles so aussehen wie immer.

26.06.2024 22:17 • x 3 #574


Vicky76
Zitat von Umbra_:
Bisher hat sie wirklich alles alleine gemacht,

Ach immer diese Omis ......
Irgendwie sind alle gleich.

26.06.2024 22:22 • x 4 #575


B
Zitat von Umbra_:
Wenn wir da sind, sagt er kaum einen Piep.

Möglicherweise kann er den Gesprächen nicht mehr folgen. Viele Demenzerkrankte ziehen sich zurück, beteiligen sich aus Selbstschutz nicht an Konversationen. Um ihre Erkrankung nicht sichtbar zu machen, schweigen sie.
Zitat von Umbra_:
Immerhin hat meine Mutter sich darauf eingelassen. Bisher hat sie das vehement abgelehnt.

Kann es sein, dass die ältere Dame völlig überfordert ist, Angst hat, Fehler zu machen, die durch Beratung sichtbar werden? Zukunftsängste, dass ihr Partner bald nicht mehr zu Hause leben kann, total verunsichert ist? Vielleicht kannst du gemeinsam mit deiner Schwester herausbekommen, wo die Ängste liegen und liebevoll darauf eingehen. Wenn deine Mutter schon so lange allein die Pflege ihres dementen Partners ohne große Unterstützung leistet, hat sie übermenschliche Kraftanstrengungen hinter sich. Und ist vielleicht auch selbst am Ende ihrer Kräfte angelangt. Versuch es bitte mit Sanftheit, nicht mit Härte.
Zitat von Umbra_:
Ich hab mal nach einer Selbsthilfegruppe gegoogelt, aber nichts entsprechendes gefunden.

Google doch mal in deiner Umgebung nach Beratung pflegende Angehörige, Gerontopsychiatrische Beratung oder schau auf den Seiten der Caritas oder Diakonie (oder was es auch immer für Sozialdienst gibt) in deiner Umgebung nach. Wenn du erstmal einen Ansprechpartner hast, dann leiten die dich bei Bedarf auch innerhalb der Organisationen weiter. Du musst halt erstmal mühsam den Einstieg finden. Die kennen auch die einschlägigen Selbsthilfegruppen.

26.06.2024 22:25 • x 2 #576


Kampfschnake
Zitat von Brightness2:
Und da ist es egal, ob er es wirklich denkt oder nur eine Höllenangst vor dem Eingeständnis und dem vollständigen Verlust seiner Kapazitäten hat.

Das ist genau der Punkt. Der Verlust der Autonomie. Abhängig sein. Ein Pflegefall sein.

Demenz ist schleichend. Du merkst, dass das Dein Gehirn sich verabschiedet. Jedenfalls im Übergang. Wer geht da nicht steil?

Und mit zunehmender Verkalkung gehst Du Deiner Familie auf die Nerven. Ab einem bestimmten Punkt, ist Dir das dann egal. Und dann geht die Familie steil.

Ich habe mir die Sache jetzt so zurecht gebastelt, dass alte Menschen ein Recht darauf haben wunderlich zu werden/ sein. Ab in den Ohrensessel.

Hilfreich für mich war/ ist das Buch Der alte König in seinem Exil von Arno Geiger hilfreich.


Viele Grüße

26.06.2024 22:29 • x 3 #577


Umbra_
Zitat von Brightness2:

Möglicherweise kann er den Gesprächen nicht mehr folgen. Viele Demenzerkrankte ziehen sich dann zurück, beteiligen sich aus Selbstschutz nicht an Konversationen. Um ihre Erkrankung nicht sichtbar zu machen, schweigen sie.

Ja, das denken wir auch.
Zitat von Brightness2:
Kann es sein, dass die ältere Dame völlig überfordert ist, Angst hat, Fehler zu machen, die durch Beratung sichtbar werden?

Ja richtig, sie ist völlig überfordert. Ich glaube aber nicht, dass sie denkt, dass sie Fehler macht. Und aus meiner Sicht macht sie auch keine Fehler. Jedenfalls nicht ihm gegenüber, Fehler sich selbst gegenüber aber massiv.
Zitat von Brightness2:
Versuch es bitte mit Sanftheit, nicht mit Härte.

Ja natürlich. Sie tut uns ja unendlich leid. Wir möchten, dass sie sich möglichst wenig über uns ärgert, was uns aber oft nicht gelingt.

26.06.2024 22:41 • x 3 #578


B
Zitat von Umbra_:
Ja richtig, sie ist völlig überfordert. Ich glaube aber nicht, dass sie denkt, dass sie Fehler macht. Und aus meiner Sicht macht sie auch keine Fehler. Jedenfalls nicht ihm gegenüber, Fehler sich selbst gegenüber aber massiv.

Wenn sie das schon so lange mitmacht, wird es wahnsinnig schwer für sie sein, ihren Partner loszulassen. Sie kennt ihn am Besten, weiß, was er braucht, was ihm gut tut und im Hinterkopf wird beim Thema Hilfe von außen immer die Frage schwirren, geht es ihm mit und bei anderen Menschen gut, behandeln sie ihn gut, lassen sie ihm seine Würde, kümmern sie sich ordentlich, können sie mit seine Eigenheiten gut umgehen, ... . Die Königsdisziplin wird sein, sie dazu zu bringen, Hilfe zuzulassen, die sie auch wirklich entlastet und nicht permanentes Kopfkino in Sorge um ihren Partner auslöst. Das wirst du ohne fachlich versierte Unterstützung nicht aufgelöst bekommen. Schwierig.
Zitat von Umbra_:
Wir möchten, dass sie sich möglichst wenig über uns ärgert, was uns aber oft nicht gelingt.

Das muss, so schwer es für euch Schwestern ist, nichts mit euch unmittelbar zu tun haben. Vielleicht ist das ihr Ventil, um irgendwie Frust und Schmerz loszuwerden. Nicht schön, nicht wirklich fair euch gegenüber aber vor dem Hintergrund ihrer massiven Überforderungssituation mit ihren 88 Lenzen hoffentlich aushaltbar. Oder wie @Kampfschnake es so schön formuliert hat, in dem Alter darf sie auch zickig sein.

26.06.2024 22:54 • x 3 #579


Umbra_
@Brightness2 , wenn er vielleicht 2 mal die Woche in eine Tagespflege käme, wäre das ein Anfang. Wir hoffen so sehr, dass das klappt. Was aber ist, wenn er sagt, da gehe ich nicht mehr hin.

In ein Heim geben würde sie ihn niemals. Das hat sie schon gesagt.

Du kennst dich so gut aus mit der Problematik. Hast du beruflich damit zu tun.


Ich habe heute ein Plakat der Diakonie mit einem sehr treffenden Spruch fotografiert. Ich stelle das in die Galerie.

26.06.2024 23:01 • x 4 #580


B
Nein, nicht beruflich. Ich bin selbst als Angehörige in dieses Fegefeuer reingeraten. Ich kenne die Verzweiflung, den Schmerz, die Höllenangst um den geliebten Menschen, die Wut leider aus eigener Erfahrung. Die Tränen der Hilflosigkeit, das Hadern mit dem Schicksal. Es ist hart. Punkt. Umso mehr Respekt für deine 88-jährigen Mama, die mit stoischem Pflichtgefühl und ganz viel Liebe für ihren Partner sorgt. Und aus Frust die Töchter anmotzt und drangsaliert.
Zitat von Umbra_:
Was aber ist, wenn er sagt, da gehe ich nicht mehr hin.

Erstmal versuchen. Wenn deine Mama und ihr Mann jetzt so lange da gemeinsam durchstiefeln, hat sie vermutlich ganz viel Vertrauensvorschuss von ihrem Partner. Wenn sie überzeugt ist und das auch ihrem Partner als positiv verkaufen kann, wird er es leichter mitmachen. Deshalb ist es ganz wichtig, dass deine Mama ganz fest dahinter steht. Sie wird sehen, dass sie Hilfe braucht. Ist aber nicht leicht loszulassen. Habt ihr positive Beispiele aus eurem Umfeld, Familie, Freunde von denen ihr einfach mal nur erzählen könnt? Manchmal braucht es Zeit, sich an Gedanken zu gewöhnen. Gerade in dem Alter.

26.06.2024 23:20 • x 3 #581


Nebelkrähe
Zitat von Kampfschnake:
Ab in den Ohrensessel.

..oder auf den Feuerstuhl

26.06.2024 23:20 • x 1 #582


Kampfschnake
Oder so

26.06.2024 23:24 • x 1 #583


Umbra_
Zitat von Brightness2:
als positiv verkaufen kann,

Ja, sie hat sich da sogar schon was überlegt.
Zitat von Brightness2:
dass deine Mama ganz fest dahinter steh

Tja, da bin ich mir leider gar nicht sicher.



Ganz lieben Dank euch. Ich werde auf jeden Fall berichten, was es morgen gegeben hat.

26.06.2024 23:28 • x 3 #584


P
Ich hatte dieses Thema vor vielen Jahren über sehr viele Jahre, als es noch kein Verständnis und somit keine offiziellen Hilfen gab. Und eine 88-jährige ist wohl auch noch in diesem alten Denkmodell verhaftet, wo es noch ganz oder garnicht hieß. Heißt, entweder sie macht alles, oder sie verliert ihn ans Heim. Kann das bei ihr hinkommen? Dann erkläre, dass es auch punktuelle Hilfen gibt, die hier und da Erleichterung verschaffen, und zwar Euch allen.

26.06.2024 23:29 • x 3 #585


A


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