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Treffpunkt für Angehörige/r mit Demenz

bifi07
Zitat von Vicky76:
In jeder Stadt, gibt es Kurse, für Angehörige, von Dementen, oder Vorträge.

Lieben Dank, aber diese Zeit wird sie sich nicht nehmen. Sie sieht ja nicht einmal ein, dass sie auf Dauer ständige Hilfe brauchen wird. Und ihre Psychologin in der Reha meinte, dass sie sich um sie auch keine Sorgen machen würde, da sie eine gesunde Einstellung hätte.
Aber was ist, wenn das nicht mehr reicht? Irgendwann geht auch ihre Kraft zu Ende...

Ich habe mich am Anfang in das Thema Demenz eingelesen oder mit meinen Freundinnen gesprochen, drei davon arbeiten in der Altenpflege. Auch habe ich meiner Mutter davon erzählt und versucht, ihr damit zu helfen, da es für uns beide Neuland war.
Als ich mir allerdings mal Rat beim Sozialdienst geholt habe, war sie richtig sauer auf mich und fühlte sich übergangen. Dabei hatte sie mir vorher schon gesagt : Wer viel fragt, kriegt viele Antworten.
Seufz...ich darf eben nicht, wie mein Vater, vergessen, dass meine Mutter nächstes Jahr auch schon 80 wird!...

03.12.2021 22:17 • #181


Vicky76
Zitat von bifi07:
Seufz...ich darf eben nicht, wie mein Vater, vergessen, dass meine Mutter nächstes Jahr auch schon 80 wird!...

80 ist ein schwieriges Alter.
Egal ob Demenz, oder nicht, man braucht gar nicht anfangen, irgendeine Veränderung viorzuschlagen, oder zu erklären, wie etwas besser geht.
Sehe ich schon bei meiner Mutter und die ist 74.
Die ist auch beratungsresistent.
Ich stelle mir das so vor :
Dein Vater und deine Mutter, sind eine Einheit.
Vielleicht baut dein Vater schneller ab, (obwohl ich nicht glaube, dass es so schlimm sein wird), aber deine Mutter ist zufrieden und kommt gut zurecht.
Wie sie es macht, ist ihre Entscheidung.
Ich würde nur öfter mal wieder fragen, wie es ihr geht.

03.12.2021 23:44 • x 1 #182


A


Treffpunkt für Angehörige/r mit Demenz

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bifi07
Zitat von Vicky76:
Ich würde nur öfter mal wieder fragen, wie es ihr geht.

Ich sehe die beiden jeden Tag, da wir im gleichen Haus wohnen. Daher bin ich auch als Betreuung und zus. Pflegeperson eingetragen. Naja, nicht nur deswegen...

Wenn ich z.B. von der Arbeit nicht mehr nach ihnen schaue, weil es später geworden ist, fällt das sofort auf...

04.12.2021 06:47 • x 1 #183


Wollie
Zitat von Vicky76:
Die ist auch beratungsresistent.

kann ich nur bestätigen, ist bei meiner Mutter auch so. Aber der Hintergrund ist einfach, dass jede Veränderung für alte Menschen (und vor allem Dementerkrankte) Unsicherheit bedeutet. Wir haben hier monatelang gekämpft bis meine Mutter die Tagespflege akzeptiert hat bzw. jetzt regelmässig dort hingeht. Mittlerweile gefällt es ihr sehr gut und es gehört zu ihrem Wochenablauf dazu, ebenso wie Samstag ist Badetag auch so ein Relikt von früher. Aber jede Veränderung ist erstmal mit grossem Kampf verbunden und dies kostet jede Menge Nerven.

04.12.2021 07:56 • x 3 #184


Vicky76
Zitat von bifi07:
Wenn ich z.B. von der Arbeit nicht mehr nach ihnen schaue, weil es später geworden ist, fällt das sofort auf...

Au weia
Das ist aber auch belastend!

04.12.2021 09:10 • #185


bifi07
Zitat von Vicky76:
Au weia Das ist aber auch belastend!

Aber es zeigt auch, dass sie an mich denken...

Meinem Ex ging das damals zum Schluss auf die Nerven. Ich hab gemeint, dass er das ja nicht zu machen bräuchte! Aber die Annehmlichkeiten seitens meiner Eltern hat er sehr gerne genutzt...

04.12.2021 12:52 • x 1 #186


bifi07
Guten Morgen zusammen!

Ich hoffe, ihr habt eine angenehme Vorweihnachtszeit...

Mein Vater ist zur Zeit wieder sehr durcheinander...
Ich befürchte, dass es nicht wirklich noch mal besser wird.

Er hat am Dienstag eine Spritze in den Rücken bekommen, da er übers Wochenende über Schmerzen geklagt hat und kaum gehen oder stehen konnte. Diese Spritze hat so gut gewirkt, dass er sich sogar wieder alleine bewegen konnte.
Das Resultat! Er wollte nur noch am Rollator hin und her laufen und ist sogar mal ganz alleine durch die halbe Wohnung!
Das hört sich ja im Grunde gut an...wenn der Kopf auch so mitspielen würde!
Wir sollten genau aufschreiben, wann und wie lange er auf den Beinen ist. Das war ja nicht das Problem!
Ich hab ihm versucht zu erklären, dass er am besten nicht zu viel laufen soll, da er sonst Muskelkater bekommt. Naja...
Am anderen Morgen erzählt mir meine Mutter, dadurch, dass wir alle froh waren, und ihn natürlich auch gelobt haben, dass es so gut geklappt hat, ist er nicht nur tagsüber viel mehr gelaufen, sondern auch die ganze Nacht...
Das Ergebnis war natürlich, dass tags drauf gar nichts mehr ging...
Der Arzt meinte, dass diese Spritze ihn zu sehr aufgeputscht hätte, er sie also nicht mehr bekommen würde...GsD!
Jetzt müssen wir abwarten, wie die zusätzliche Tablettenerhöhung und die Schmerztropfen wirken.

Leider ist das ja auch mit der Medi-Gabe so eine Sache!
Ich war froh, dass ich das in der Reha-Zeit meiner Mutter so gut hinbekommen habe. Aber jetzt ist er wieder so weit, dass er versch. Tabletten einfach nicht mehr nehmen will! Und gerade bei den Wassertabletten hatte das sehr unangenehme Folgen, denn es hat sich nicht nur welches in Beinen und Händen angesammelt, sondern auch wieder in seiner Lunge!
Ich hoffe, dass Machtwort seines HA bringt da mehr, als unser Versuch, sie ihm schmackhaft zu machen!

Ich hätte nie gedacht, dass mein Vater mal wirklich wieder zu einem kleinen Kind wird...
Es ist etwas ganz anderes, wenn man davon hört, oder es auch bei anderen (mit Abstand) mitbekommt.
Den Menschen, den man all die Jahre mit seiner Kraft und Selbstständigkeit, mit seinem Willen und der Lust am Feiern gekannt hat, existiert gefühlt innerhalb eines Jahres nicht mehr...und das schreckliche...er wird es auch nie wieder werden...

10.12.2021 08:20 • x 2 #187


DieSeherin
ich galube, das erträgt man nur, wenn man diesen neuen menschen annimmt und nicht ständig mit dem alten vergleicht?

10.12.2021 10:05 • x 1 #188


bifi07
Zitat von DieSeherin:
ich galube, das erträgt man nur, wenn man diesen neuen menschen annimmt und nicht ständig mit dem alten vergleicht?

Ich vergleiche ihn nicht ständig und es gibt auch zwei Eigenschaften von meinem Vater, da bin ich sogar froh, dass diese nun Geschichte sind, aber es tut mir für ihn leid und ich hoffe, dass er in einer Phase ist, wo es ihm nicht mehr allzu schwer fällt, dass er nicht mehr so kann wie früher.

10.12.2021 15:21 • x 2 #189


DieSeherin
ich meinte ja auch nicht dich direkt und auch nicht ständig - ich meinte eher, dass man sich von dem menschen, den man als elterteil mal kannte, verabschieden muss und diesen neuen, unbekannten menschen ganz losgelöst davon kennen lernen muss.

und mitleid... hmmm... vielleicht bremst das sowohl dich, als auch irgendwie deinen vater? ach, schwer zu formulieren, wie ich das meine

10.12.2021 15:48 • x 1 #190


bifi07
Zitat von DieSeherin:
und mitleid... hmmm... vielleicht bremst das sowohl dich, als auch irgendwie deinen vater

Wenn ich ihn dadurch wirklich bremsen würde, gäbe ich dir recht. Ich bin aber eher dafür, dass er den Rest seiner Selbstständigkeit so lange wie möglich bewahrt. Dennoch kann er mir ja leid tun...aber ich glaube, ich weiß was du meinst.

10.12.2021 20:28 • #191


Jetti
Die Diagnose Demenz haben wir für meinen Vater (noch) nicht. Aber er bringt uns alle an unsere Grenzen. Vor allem meine Mutter. Vater hatte vor 21 einen schweren Schlaganfall, berappelte sich anfangs wieder. Dann kamen andere Gesundheitsprobleme dazu, und in den letzten Jahren ging es nur noch bergab. Heute ist er ein kompletter Pflegefall, kann körperlich lediglich seine rechte Hand benutzen und mit größter Mühe einen Schritt mit dem rechten Fuß machen. Meine Mutter wollte nie einen Pflegedienst, lediglich als sie im letzten Jahr selbst den Knöchel gebrochen hatte, kam für einige Wochen der Pflegedienst. Später bestellte sie den wieder ab.

Nun hat sich die Situation zugespitzt. Mutter hatte sich mit Corona infiziert, und wurde ziemlich heftig erwischt. Zum Glück geht es wieder bergauf, aber sie ist noch sehr kraftlos. Mit meinen 2 Geschwistern kümmere ich mich um Vater, da aktuell kein Pflegedienst zu bekommen war. Alles übervoll.

Vater ist teilweise klar, teilweise verwirrt, sicher auch durch den unglaublichen Haufen an Medikamenten, die einzunehmen sind. Alles hat sich um ihn zu drehen, er realisiert nicht, wie sehr er Mutter fordert. Dass sie ihm jetzt nicht wie gewohnt zur Verfügung steht, hindert ihn nicht daran, ständig nach ihr zu rufen.

Ein Beispiel von heute Abend. Vater wollte unbedingt raus aus dem Pflegebett. Also wuchten Mutter und ich ihn gemeinsam in den Rollstuhl. Ich bringe beiden das Abendessen. Mutter bereitet ihm alles mundgerecht, er ist zuerst dran. Als sie selbst zu essen beginnt, will er wieder zurück ins Bett. Nach geschätzten 15 Minuten. Er jammert und fordert, lässt sie nicht zu Ende essen. Gut, wir bringen ihn wieder ins Bett. Mutter setzt sich, um ihren Tee zu trinken. Vater will gedreht werden, was ich übernehme.
So geht das ständig, alles muss umgehend gemacht werden. Er weiß, dass er morgen Geburtstag hat und wie alt er wird, kapiert aber nicht, was er anderen zumutet.

Damit unsere Mutter im Moment zur Ruhe kommt, um richtig gesund zu werden, schlafen wir Kinder abwechselnd bei Vater im Zimmer. Heute habe ich Nachtschicht. Nach 2 Stunden in denen er schlief, ging es grade wieder rund. Ein Stück Schokolade essen, das Bein einreiben, Musik anmachen, Marmeladenbrötchen essen, ständige die Frage nach der Uhrzeit..... Sage ich Nein, nützt das nichts. Er beginnt nach Mutter zu rufen und hört einfach nicht damit auf. Da kann ich bitten, schimpfen, erklären wie ich wiill, er gibt keine Ruhe.
Jetzt ist er grad wieder dabei, einzuschlafen, ich sitze hellwach im Sessel neben dem Bett, und muss mir den Frust mal von der Seele schreiben.
Oft bin ich wütend, aber dann tut er mir wieder leid. Es rührt mich auch wenn er so hilflos ist, und verstört nach meinen Blick sucht. Später wieder liegen die Nerven blank. Ich komme damit nicht klar. Nicht mit der gegenwärtigen Situation und nicht mit meinen Emotionen diesbezüglich.

Traurig in mir selbst, aufgrund der unglücklichen Liebe, bin ich ja auch noch.
Zusätzlich betrübt mich das ständig präsente Corona-Thema, der Riss der in meinem Umfeld zwischen den Menschen entstanden ist.

Es dürfte gern mal was Gutes auf mich warten, ich hätte nichts dagegen.

Danke fürs Lesen. Ich versuche jetzt auch zu schlafen.
Gute Nacht.

12.12.2021 01:21 • x 5 #192


Wollie
Zitat von Jetti:
Oft bin ich wütend, aber dann tut er mir wieder leid. Es rührt mich auch wenn er so hilflos ist, und verstört nach meinen Blick sucht. Später wieder liegen die Nerven blank. Ich komme damit nicht klar. Nicht mit der gegenwärtigen Situation und nicht mit meinen Emotionen diesbezüglich.

dein Text hat mich sehr betroffen gemacht, weil ich mich sehr gut in diese Situation und in deine Gefühlslage reinversetzen kann. Ich selbst arbeite in der Pflege und privat betreuen wir meine Mutter welche Alzheimer im Frühstadium hat und COPD. Sie lebt mit uns in Haus und geht tagsüber in eine Tagespflege. Noch geht dies zuhause.
Mein Vater hatte selbst drei Schlaganfälle und wurde von meiner Mutter gepflegt (7 Jahre lang). Daher weiss ich sehr genau, wie es dir und deiner Familie mit der Situation geht.
Und ich kann dir nur dazu sagen, dass es niemand was bringt, dies so bis zum bitteren Ende durchzuziehen. Dies schafft ihr nicht und irgendwann wirst du oder deine Mutter zusammenbrechen. Ihr müsst euch im neuen Jahr so schnell es geht Hilfe holen in Form eines Pflegedienstes oder eine Heimaufnahme deines Vaters organisieren. Es hat niemand etwas davon, wenn alle zusammenbrechen und nicht mehr können. Ich weiss, dass Heimaufnahme immer so eine Sache ist, welche niemand möchte.
Oft aus schlechtem Gewissen. Aber es kommt der Punkt, wo es zuhause einfach nicht mehr geht und da muss niemand ein schlechtes Gewissen haben, wenn er sich dies auch eingesteht. Hier geht es auch um Selbstschutz und Grenzen ziehen. Auch wir werden für meine Mutter einen Heimplatz suchen, wenn es hier zuhause nicht mehr geht.
Ich habe in meinem berufl. Umfeld zuviele Angehörige und Familien erlebt, welche nicht mehr konnten und völlig verzweifelt mit der Situation waren. Deshalb müsst ihr euch zusammensetzen und schauen, wie ihr diese auf Dauer unerträgliche Situation ändern könnt.

12.12.2021 08:00 • x 3 #193


Jetti
@Wollie
Danke für Deine ausführliche Antwort und Deinen Zuspruch.

Ja, es gab die kurze Andeutung, dass meine Mutter im neuen Jahr mit einem Pflegedienst einverstanden ist.

Aber ohne es zur Sprache zu bringen, weiß ich hundertprozentig, Vater in Pflegeheim zu geben, kommt für sie nie in Frage. Wohl erst, wenn sie komplett zusammenbricht, und wirklich selbst nicht mehr kann.
Sie wollte keinen Arzt für sich, als es ihr jetzt so miserabel ging. Der Hausarzt der Eltern ist aufgrund einer OP krank, und einen Anderen sollten wir nicht rufen. Damit sie nicht ins Krankenhaus käme. Zwei heftige Tage gab es, als wir Kinder kurz davor waren, doch einen Arzt zu verständigen.
Zum Glück ist diese Krise überstanden. Es geht jetzt wieder bergauf.

Weißt Du meine eigenen Emotionen kann ich auch deshalb so schwer in Einklang bringen, weil ja auch vieles mit reinspielt, was wir an gemeinsamer Geschichte haben. Unausgesprochene Dinge, denn über Gefühle konnten wir in unserer Familie immer schwer reden.....
Ich wünsche Dir alles Gute, auch für Deine Mutter.
Ich bewundere Dich, ebenso wie alle Menschen, die in der Pflege und im medizinischen Bereich arbeiten. Davor habe ich größte Hochachtung. Danke dafür.

Genieße den 3. Advent heute und sei lieb gegrüßt von mir. Hier scheint die Sonne, es liegt Schnee und ich gehe jetzt erstmal eine Runde raus.

12.12.2021 09:59 • #194


Wollie
Zitat von Jetti:
Aber ohne es zur Sprache zu bringen, weiß ich hundertprozentig, Vater in Pflegeheim zu geben, kommt für sie nie in Frage. Wohl erst, wenn sie komplett zusammenbricht, und wirklich selbst nicht mehr kann.

das ist immer tragisch, wenn es erst soweit kommen muss....aber anscheinend geht es nicht anders. Kann dir und deinen Geschwister nur raten, früh genug die Weichen zu stellen und Dinge regeln. Im Worst Case kurzfristig dies zu machen, ist erstens sehr nervenaufreibend und oft von Misserfolg gekrönt.
Drücke dir die Daumen, dass ihr für euren Vater und auch für deine Mutter und euch eine gute Lösung findet.
Ziehe aber für dich die Grenze, bevor du auch noch zusammenklappst.

12.12.2021 11:46 • x 2 #195


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