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Treffpunkt für Angehörige/r mit Demenz

Taleja
Zitat von Wollie:
Das Drama geht leider weiter......am Montag ist meine Mutter im Pflegeheim gestürzt und hat sich jetzt den rechten Oberschenkel gebrochen, vor drei ...

Fühl dich mal gedrückt.

Es ist so schwer als Angehörige das alles mitzubekommen und nicht wirklich helfen zu können.

Gestern 00:19 • x 4 #1186


Wollie
ja, diese Hilflosigkeit ist schwer auszuhalten. War gestern nachmittag wieder im Krankenhaus, meine Mutter ist sehr verwirrt und wollte ständig aufstehen und hat laut um Hilfe gerufen. Irgendwie weiß sie zwar, dass sie im Krankenhaus ist und etwas passiert ist, aber dies ist nur ganz kurz. Dann verschwimmt wieder alles und sie erzählt völlig wirres Zeug. Das ist so entwürdigend und schlimm. Wenigstens geht das Schimpfen über diesen schei. Laden hier noch .
Jetzt kommen halt im Pflegeheim die Themen freiheitsentziehende Maßnahmen wie Bettgitter, Sedierung usw. , da sie ja ständig rumlaufen möchte und unruhig ist. Kenne dies ja auch von meiner beruflichen Tätigkeit, da haben wir solche Diskussionen auch immer wieder. Ist eine Gradwanderung. Was ist sinnvoll ? wo sind Grenzen ? Wo ist die Selbstgefährdung ?
Man wünscht ihr eigentlich nur noch, dass diese Quälerei zu Ende geht und sie gehen kann. Wir für uns ziehen uns immer wieder ein Stück da raus, da es uns sonst energetisch den Stecker zieht und wir ja noch ein anderes Leben mit Beruf, Kinder usw. haben. Wir können ihr nicht mehr helfen, ihr Abbau begann vor 7 Jahren mit der Diagnose, wahrscheinlich schon früher, aber sie konnte vieles gut überspielen. Demenz ist einfach eine f@cking b@tch.

Gestern 07:01 • x 11 #1187


A


Treffpunkt für Angehörige/r mit Demenz

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Fee-münchen
@Wollie lass dich drücken

Gestern 07:47 • x 3 #1188


Fee-münchen
Ich hab mal ne Frage, vielleicht weiß das einer hier. Wie wird das Nettoeinkommen für Elternunterhalt berechnet. Inkl Unterhalt für eigene Kinder oder ohne?

Gestern 07:54 • #1189


ma24
Alles Liebe für euch. Ich glaube wichtig ist jetzt nur noch das sie einfach spürt, dass ihr da seid, ihr noch so lange wie möglich ein gutes Gefühl gebt. Arbeitest du in der Pflege?

Gestern 07:56 • x 4 #1190


DieSeherin
Zitat von Fee-münchen:
Ich hab mal ne Frage, vielleicht weiß das einer hier. Wie wird das Nettoeinkommen für Elternunterhalt berechnet. Inkl Unterhalt für eigene Kinder oder ohne?


vielleicht hilft dir das hier?

https://www.steuerschroeder.de/Steuerre...gJa_PD_BwE

Gestern 08:32 • x 1 #1191


Wollie
Zitat von ma24:
Arbeitest du in der Pflege?

ich arbeite mit Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderung in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung. Dies in einer großen Diakonischen Einrichtung. Pflege ist da auch dabei, aber nicht im Mittelpunkt. Aber auch solche Themen wie freiheitsentziehende Maßnahmen haben wir immer wieder hier.

Gestern 12:27 • x 1 #1192


ma24
@Wollie
Danke. Meine Frau arbeitet in einem Förderzentrum für Körper- und Geistigbehinderte mit den schwerst mehrfach Behinderten.
Sehr herausfordernd, aber auch sehr dankbar. Ich habe großen Respekt vor dieser Arbeit.

Gestern 12:41 • x 1 #1193


ma24
Die Werkstatt kommt für die meisten dieser Kinder und Jugendlichen nach ihrer Schulzeit.

Gestern 12:42 • x 1 #1194


Catalina
Zitat von Wollie:
Jetzt kommen halt im Pflegeheim die Themen freiheitsentziehende Maßnahmen wie Bettgitter, Sedierung usw. , da sie ja ständig rumlaufen möchte und unruhig ist.

Puh, das klingt furchtbar - für alle Beteiligten.
Zitat von Wollie:
Man wünscht ihr eigentlich nur noch, dass diese Quälerei zu Ende geht und sie gehen kann.

Ja, das verstehe ich gut. Hab ich bei meinem Stiefpapa, der an Krebs gestorben ist, auch so erlebt an. Es ist manchmal wirklich grausam, wie lange sich Menschen quälen müssen, bevor sie endlich gehen dürfen.

Tut mir sehr leid für deine Mama und euch, fühl dich gedrückt.

Gestern 14:23 • x 3 #1195


DieSeherin
geht es euch eigentlich auch so, dass ihr ganz unterschiedliche phasen durchlebt habt? am anfang die totale ungeduld, das gefühl, der alte mensch solle sich mal ein wenig konzentrieren, etwas für sich tun, sich fordern... dann kommt langsam die erkenntnis, dass es jetzt nur noch abwärts geht... dann die liebevolle und geduldige zuwendung... und dann kippt es irgendwann? irgendwann nur noch das wissen, dass es für alle beteiligten besser ist, wenn schluss wäre?

Gestern 15:12 • x 2 #1196


SanDiego1997
@DieSeherin bis auf den Anfang war es bei mir genauso, bis zum Ende der Kraft.

Gestern 15:17 • x 1 #1197


DieSeherin
ich habe ja gerade drei elternteile um mich herum (die schwiegermutter, die am zuwendungsbedürftigsten ist, wohnt bei uns) und da bin ich in unterschiedlichen phasen... obwohl ich intellektuell genau weiß, wie der lauf des lebens ist

Gestern 15:22 • x 1 #1198


M
Ich habe gestern einiges von einem Schwager erfahren, der einen angeheirateten Onkel von mir mit betreut.

Dieser Onkel bekommt eine recht gute Pension, seine Frau ist vor 2 Jahren verstorben under kann nun nichtr mehr alleine leben. Er hat nun einen Pfleger, der rund um die Uhr da ist (das waren bisher immer Polen, die mehr oder weniger gut deutsch sprechen) und sich um alles kümmern soll, inklusive Essen herrichten, Wohnung putzen etc.

Der Onkel wirkt, wenn man mit ihm redet, noch klar bei Verstand, lebt aber, wenn man hinter die Kulissen blickt, bereits in seiner eigenen Realität.Aber er kann unglaublich gut blenden, behauptet, er habe noch alles prima im Griff, sodass man es ihm auch glauben würde.

Er behält jetzt trotz des Pflegers das Essen auf Rädern bei, beschäftigt weiterhin seine Putzfrau, hat einen Mann, der mit ihm zum Einkaufen fährt. Hinzu kommen natürlich ein Friseur, der ab und an ins Haus kommt, ein Podologe etc. Das alles kostet natürlich.

Mein Schwager sagte, er verbraucht auf diese Art und Weise mehr als das Doppelte von dem, was er monatlich bekommt. Er hat Ersparnisse, aber die sind nicht unerschöpflich und wenn keine mehr da sind, wird das Haus dran sein. Es ist sicher einiges wert, hat eine gute Lage und befindet sich in einem Bereich, der mittlerweile schon zum Speckgürtel von München gehört.

Als mein Schwager es übernahm, sich um seine Geschäfte zu kümmern, kam vieles auf. Er hatte über einige Jahre Krankenhaus- und Arztrechnungen bezahlt, aber keine Beihilfe (ist bei Beamten so üblich, denn die Beihilfe übernimmt zu 70% der Kosten) eingereicht. Das heißt, das Geld ist weg und die Beihilfe zahlt das nicht mehr, was nicht während eines Jahres nach Rechnungsstellung beantragt wired. Auf diese Art und Weise kamen Summen im fünfstelligen Bereich zusammen, die jetzt weg sind..

Versicherungen kündigten ihm, weil er die Rechnungen nicht mehr bezahlte und vom Finanzamt erhielt er eine hohe Steuernachzahlungsforderung, weil er seine Steuererklärung nicht eingereicht hat und zwar über mehrere Jahre. Mein Schwager hat sich mit dem Finanzamt darauf geeinigt, dass er die Steuererklärungen ab 2022 noch nachreichen darf.

Ein Pflegebett wurde ihm nicht genehmigt, weil seinerzeit schon ein System für das Ehebett bezahlt wurde, als meine Tante noch lebte. Das Schlafzimmer liegt aber leider im ersten Stock und mein Onkel schafft die Treppen nicht mehr.

Ich meinte, es sei doch mal ein Treppenlift beantragt worden. Ja, der wurde sogar bewilligt, aber nicht eingebaut, weil die alten Leutchen das als Verschandelung des Treppenhauses ansahen. Dann wollten sie den Lift lieber doch nicht. Die Dusche hätte auf eine ebenerdige Dusche umgebaut werden sollen, aber nein, das geht nicht, denn wie sieht das denn aus. Also behielten sie das Duschbecken, das sie aber nicht mehr nützen konnten ebenso wenig wie die Badewanne.

So gesehen lebt mein Onkel nicht schlecht und vor allem über seine Verhältnisse. Es ist natürlich sein Geld und solange er eines hat, geht es ja. Falls er aber wirklich eines Tages aus dem Haus raus muss, wird das eine Katastrophe. Den Bezug zur Realität hat er aber schon verloren, er lebt in einer Traumwelt, in der er tut, als ob er noch alles im Griff hätte.

Ich mochte ihn nie sonderlich, aber das tut nichts zur Sache. Aber ein Zeichen dafür, dass alte Leute Jemanden brauchen der sich um die Finanzen kümmert. So geht es wohl oft an mit der Demenz.

Gestern 16:19 • x 2 #1199


M
Zitat von DieSeherin:
geht es euch eigentlich auch so, dass ihr ganz unterschiedliche phasen durchlebt habt? am anfang die totale ungeduld, das gefühl, der alte mensch solle sich mal ein wenig konzentrieren, etwas für sich tun, sich fordern... dann kommt langsam die erkenntnis, dass es jetzt nur noch abwärts geht... dann die liebevolle und geduldige zuwendung... und dann kippt es irgendwann? irgendwann nur noch das wissen, dass es für alle beteiligten besser ist, wenn schluss wäre?

Ich glaube, dass das völlig normal ist. Am Anfang will man es noch nicht so ganz wahrhaben und versucht vielleicht, das Ruder nochmals ein wenig rumzureißen. Das tiefere Wissen, dass es ab jetzt nur noch den Abstieg gibt, ist aber da, wird aber vielleicht von der bewussten Ebene noch verdrängt. Die alten Leute nerven und viele sind ja alles andere als pflegeleicht und gut zu haben. Manche werden auch bösartig und selbst da muss man sich sagen, dass sie nichts dafür können, was aber sehr schwierig ist weil es auch ehrverletzend sein kann. Die Akzeptanz dass die Demenz die Menschen auch charakterlich stark verändert, ist praktisch doch kaum zu leisten.

Und irgendwann begreift man dann, dass die Treppe nur noch nach unten führt, aber diese Erkenntnis tut auch weh und überfordert einen.
Mein Vater ist 87 und allmählich lässt der Intellekt nach. Er vergisst vieles, weiß vieles nicht mehr was kürzlich war, aber das Langzeitgedächtnis funktioniert noch prima. Es tut mir weh zu sehen, dass von dem einstmals so leistungsfähigen Mann nicht mehr so viel übrig ist.
Er hat sich kürzlich eine bakterielle Infektion im Gesicht zugezogen und liegt derzeit in der Klinik wo sie ihn mit Umschlägen und Antibiotikainfusionen behandeln. Gestern war er ein wenig matt, heute aber wirkt er fitter, teilte mir meine Schwester soeben mit. Oft ist es im Alter auch so, dass wenn mal etwas Schlimmeres auftritt, das eine Kaskade nach sich zieht.

Der Gedanke dass er irgendwann gar nicht mehr da sein wird, beschäftigt mich stark. ABer es hilft nichts, man muss der Realität ins Auge sehen und was passiert und in welchem Zeitraum, weiß keiner.

Es gab schon Fälle, wo ein Sohn oder eine Tochter einen pflegebedürftigen Elternteil umgebracht haben weil sie es einfach nicht mehr ertragen haben, denn die Lage ist ja absolut hoffnungslos . Ja, und dann denkt man sich zwangsläufig, es wäre besser, wenn .... Und dieser Gedanke kann in manchen Situationen sogar tröstlich sein.

Gestern 16:33 • x 2 #1200


A


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