Ich habe gestern einiges von einem Schwager erfahren, der einen angeheirateten Onkel von mir mit betreut.
Dieser Onkel bekommt eine recht gute Pension, seine Frau ist vor 2 Jahren verstorben under kann nun nichtr mehr alleine leben. Er hat nun einen Pfleger, der rund um die Uhr da ist (das waren bisher immer Polen, die mehr oder weniger gut deutsch sprechen) und sich um alles kümmern soll, inklusive Essen herrichten, Wohnung putzen etc.
Der Onkel wirkt, wenn man mit ihm redet, noch klar bei Verstand, lebt aber, wenn man hinter die Kulissen blickt, bereits in seiner eigenen Realität.Aber er kann unglaublich gut blenden, behauptet, er habe noch alles prima im Griff, sodass man es ihm auch glauben würde.
Er behält jetzt trotz des Pflegers das Essen auf Rädern bei, beschäftigt weiterhin seine Putzfrau, hat einen Mann, der mit ihm zum Einkaufen fährt. Hinzu kommen natürlich ein Friseur, der ab und an ins Haus kommt, ein Podologe etc. Das alles kostet natürlich.
Mein Schwager sagte, er verbraucht auf diese Art und Weise mehr als das Doppelte von dem, was er monatlich bekommt. Er hat Ersparnisse, aber die sind nicht unerschöpflich und wenn keine mehr da sind, wird das Haus dran sein. Es ist sicher einiges wert, hat eine gute Lage und befindet sich in einem Bereich, der mittlerweile schon zum Speckgürtel von München gehört.
Als mein Schwager es übernahm, sich um seine Geschäfte zu kümmern, kam vieles auf. Er hatte über einige Jahre Krankenhaus- und Arztrechnungen bezahlt, aber keine Beihilfe (ist bei Beamten so üblich, denn die Beihilfe übernimmt zu 70% der Kosten) eingereicht. Das heißt, das Geld ist weg und die Beihilfe zahlt das nicht mehr, was nicht während eines Jahres nach Rechnungsstellung beantragt wired. Auf diese Art und Weise kamen Summen im fünfstelligen Bereich zusammen, die jetzt weg sind..
Versicherungen kündigten ihm, weil er die Rechnungen nicht mehr bezahlte und vom Finanzamt erhielt er eine hohe Steuernachzahlungsforderung, weil er seine Steuererklärung nicht eingereicht hat und zwar über mehrere Jahre. Mein Schwager hat sich mit dem Finanzamt darauf geeinigt, dass er die Steuererklärungen ab 2022 noch nachreichen darf.
Ein Pflegebett wurde ihm nicht genehmigt, weil seinerzeit schon ein System für das Ehebett bezahlt wurde, als meine Tante noch lebte. Das Schlafzimmer liegt aber leider im ersten Stock und mein Onkel schafft die Treppen nicht mehr.
Ich meinte, es sei doch mal ein Treppenlift beantragt worden. Ja, der wurde sogar bewilligt, aber nicht eingebaut, weil die alten Leutchen das als Verschandelung des Treppenhauses ansahen. Dann wollten sie den Lift lieber doch nicht. Die Dusche hätte auf eine ebenerdige Dusche umgebaut werden sollen, aber nein, das geht nicht, denn wie sieht das denn aus. Also behielten sie das Duschbecken, das sie aber nicht mehr nützen konnten ebenso wenig wie die Badewanne.
So gesehen lebt mein Onkel nicht schlecht und vor allem über seine Verhältnisse. Es ist natürlich sein Geld und solange er eines hat, geht es ja. Falls er aber wirklich eines Tages aus dem Haus raus muss, wird das eine Katastrophe. Den Bezug zur Realität hat er aber schon verloren, er lebt in einer Traumwelt, in der er tut, als ob er noch alles im Griff hätte.
Ich mochte ihn nie sonderlich, aber das tut nichts zur Sache. Aber ein Zeichen dafür, dass alte Leute Jemanden brauchen der sich um die Finanzen kümmert. So geht es wohl oft an mit der Demenz.