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Treffpunkt für Angehörige/r mit Demenz

blackqueen
Zitat von Perzet:
Ich zweifle nicht Deine Kenntnis an. Ich habe Probleme, Deine Kenntnis mit den mir bekannten Fällen in Einklang zu bringen.
Denn ich weiß von diversen Fällen, daß das gängige Praxis ist vom Krankenhaus nur in ein Heim zu entlassen. Ich weiß aber auch, daß viele im Heim nicht dort sein möchten, also gegen ihren Willen dort sind, sich aber nicht wehren können aufgrund ihres desolaten Zustands.


Ich kenne diese Fälle auch, das läuft aber dann halt immer nach dem Motto wo kein Kläger da kein Richter. Rein rechtlich wäre das nicht möglich.

Zitat von Taleja:
Wenn Demenz im Raum steht, ist es ja mit dem Willen der pflegebedürftigen Person auch wieder so eine Sache, weil eben heute so und morgen anders geredet wird.

Ja, das war auch so ein Problem. Wobei bei uns glasklar war, dass meine Mutter unter gar keinen Umständen in eine Einrichtung wollte. Und in den etwas helleren Phasen, hätte sie es sicherlich geschafft, sich selbst wieder zu entlassen. Festhalten dürfen die Heime die Bewohner nämlich nicht.

Zitat von Wollie:
Meine Mutter hätte alleine gar nicht mehr leben können aufgrund ihrer fortschreitenden Demenz und die damit verbundene Selbstgefährdung. Ich hätte meinen Job aufgeben müssen, was völlig unmöglich ist. Und was das Thema Vollmacht angeht, ich habe lt. der Vollmacht auch das Recht, sie gegen ihren Willen in einem Heim unterzubringen, wenn ihr Zustand dies nötig macht.

Auch da gehe ich mit, selbes Problem. Aber trotzdem belies Dich mal, es gibt keine Vollmacht die es rechtlich legalisert, gegen den Willen des Betreuten zu handeln. Hier ist immer ein gerichtliches Gutachten und ein Unterbringungsbeschluss notwendig. Nur mit der Vollmacht, hast Du auch die Pflicht, dies in Gang zu bringen, sobald eine fremd- oder selbstgefährdende Situation vorliegt.

Aber klar, nicht immer ist Recht und Handeln im Einklang. Ich denke die meisten Betreuten resignieren einfach und wehren sich deshalb nicht und dann funktioniert das natürlich. War bei uns aber nicht gegeben.

03.12.2024 20:42 • x 2 #1141


P
Zitat von blackqueen:
es gibt keine Vollmacht die es rechtlich legalisert, gegen den Willen des Betreuten zu handeln. Hier ist immer ein gerichtliches Gutachten und ein Unterbringungsbeschluss notwendig.


Wow, Danke für Deine ergänzenden Erklärungen. Dann ist die Praxis viel schlimmer, als ich dachte. Oh man, ...

Ja, wo sollten diese Menschen klagen können? Wie denn? Und wie sollten so manche denn stattdessen versorgt werden?

Da verstehe ich das Rechtliche. Aber ich kenne auch die Grenze der Angehörigen, die alles gemacht haben, bis sie nicht mehr konnten.
Zwickmühle.

04.12.2024 10:12 • x 4 #1142


A


Treffpunkt für Angehörige/r mit Demenz

x 3


Kampfschnake
Zitat von Perzet:
Zwickmühle.

Yo. Man kann auch härter formulieren: Hölle.

Ich kriege es gerade in zweifacher Weise mit.

Da ist einmal der komplett demente Vater, der in einer Art Koma liegt. (Ich weiß, dass klingt lieblos, aber es ist ungeschönt gesagt, so.) Was meine Mutter nicht zu Hause stemmen kann. Nicht körperlich und nicht mental.

Und dann der besagte Onkel, der zwar geistig noch relativ auf der Höhe ist, aber körperlich nicht mehr. Er will unbedingt nach Hause. Also wird es so gemacht.

Bei letzterem ist es so, dass er genug Geld hat, um eine Pflege zu Hause bezahlen zu können. Und jetzt wird es für mein Gefühl perv., weil diese Arbeit wohl eine Frau aus dem benachbarten Ausland übernehmen wird, wohl es kostengünstiger ist. Sorry, für jammern auf hohem Niveau in diesem Fall.

Das verrückte ist, dass mir alle Beteiligten leid tun - ich mir selbst auch und das nicht zu knapp - und gleichzeitig ein nicht geringer Teil in mir selbst hofft, dass der ganze Sch.aiz sich schnell von selbst erledigt.

Ja. Ist menschlich. Aber dann beschleicht mich der Gedanke: Das steht dir auch auch bevor. Auf die ein oder andere Weise.... Und dann sieht die Sache ganz anders aus.

Beziehungsweise nicht. Was auch irgendwie blöd ist.

Okay, In finsteren Minuten frage ich immer Mark Twain um Rat.Er hat mich wieder nicht allein gelassen.

Was Ungeduld ist, kann nur der ermessen, der einen steinreichen Erbonkel hat.

Haltet durch! Meschuggene Grüße

04.12.2024 20:22 • x 8 #1143


N
Guten Morgen!

Meine Mutter hat einen heimlichen Verehrer in der Tagespflege.
Heute Morgen stellte sie ihn mir als ihren Kavalier vor. Ich kenne auch schon seinen Vornamen, vergangene Woche stellte er sich mir vor.

Ich freue mich, wenn sie Spaß hat/haben..

Schönen Tach

05.12.2024 09:08 • x 10 #1144


H
Zitat von Kampfschnake:
Yo. Man kann auch härter formulieren: Hölle. Ich kriege es gerade in zweifacher Weise mit. Da ist einmal der komplett demente Vater, der in einer ...

Zu einem steinreichen Onkel kann ich nichts sagen.
Ich arbeite als Seelsorgerin in einem Krankenhaus, ich kann sagen, es betrifft alle von jung bis alt: tödliche Diagnose, auch nachfolgend Demenz, Krebs etc.
Es ist niemand dabei, der sagt, hab ich mir so gedacht, es kommt für alle out of the blue. Zu glauben, es würde einen selbst nicht treffen, ist blauäugig.

08.12.2024 22:25 • x 2 #1145


Kampfschnake
@H-Moll

Das Zitat von Mark Twain ist bitterböse. Ich mag das, weil diese Haltung auch das Mittel meiner Wahl ist, mich zu schützen. Ich bin genauso ein Idiot wie alle anderen und weil ich das weiß, kann ich über mich und andere lachen. Das Lachen über mich selbst, erlaubt mir den Spott über das Verhalten von anderen, die denken/ glauben, dass für sie andere Regeln gelten.

Auch letztendlich.

Bedauerlicher Weise (vorsichtig formuliert) zeigt es sich gerade in meiner Familie, dass auch in letzten Dingen ein pekuniäres Gefälle besteht. Wir haben zwei Langzeit - Moribunde (das ist jetzt wirklich zynisch) am Start.

Auf der einen Seite den besagten Erbonkel und auf der anderen Seite unseren Vater, der weniger Kohle hat. Der Erbonkel hat keine eigene Familie und eine gute Pension, der Vater hat eine große eigene Familie, aber hat seine Kohle verzockt. bis auf ein Reihenhaus, dass zur Hälfte unserer Mutter gehört. Für Kenner*innen: Es gibt ein Berliner Testament.

Jetzt ist der Vater dement und eine Unterbringung im Pflegeheim muss sein. Um unserer Mutter den Verbleib in dem Haus zu sichern habe ich vorgeschlagen, dass wir -sind 4 - uns an den Kosten beteiligen und unserer Mutter den Gang zum Sozialamt zu ersparen. Aus einem Konglomerat von Gründen, u.a. Menschlichkeit. (Vorsicht: Zynismus)

Es ist so, dass niemand von uns - im Fall der gemeinsamen Kostenübernahme - mit radikal einschränkenden Verhältnissen rechnen muss. Wir hatten heute diesbezüglich ein Familientreffen. Das Ergebnis war deprimierend,

Wir reden nicht über Unsummen und es geht auch nicht um Zahlungen bis in die Ewigkeit.

Krasser schei.. Gute Nacht.

09.12.2024 00:30 • x 4 #1146


bifi07
Zitat von Kampfschnake:
reden nicht über Unsummen und es geht auch nicht um Zahlungen bis in die Ewigkeit.

An Gelddingen sind schon ganze Familien zerbrochen! Wirklich traurig

09.12.2024 05:17 • x 3 #1147


Wollie
Furchtbar....und am Ende des Tages ist das Haus weg, weil der Vater eine Hälfte besitzt, auf welche das Sozialamt dann zugreift. Ja, bei Geld hört die Freundschaft bekanntlich auf.

09.12.2024 05:20 • x 3 #1148


blackqueen
@Kampfschnake Ich verstehe Eure Bedenken bezüglich des Verbleibs Deiner Mutter in dem gemeinsamen Haus. Hier würde ich Euch jedoch dringend raten, Euch beraten zu lassen, denn ganz so einfach kann das Sozialamt hier nicht auf das Haus zugreifen. In den meisten Fällen gehört das zum Schonvermögen um dem verbliebenen Ehepartner das Wohnen weiter zu ermöglichen.

Schau mal: https://www.biva.de/aus-unserer-beratun...usreichen/

09.12.2024 09:01 • x 5 #1149


Kampfschnake
@Wollie
Unsere Tochter ist eine junge Juristin und hat die Gemengelage erkannt. Jetzt muss dem Rest der Blase klar gemacht werden, den Zuschuss des Sozialamts niedrig zu halten, in dem jeder von uns sich mit dem, was er /sie erübrigen kann/will.

Ganz einfach eigentlich. Sie begreifen das aber nicht. Oder wollen es nicht begreifen.

@blackqueen
Die Sache mit dem Schonvermögen ist klar. Es geht darum, was passiert, wenn der Vater stirbt. Dann greift das Sozialamt zu - was ja auch verständlich ist, denn irgendwo muss das Geld auch für die anderen herkommen. Solidargemeinschaft und so.

Was ich so be.schissen finde: Wenn wir alle zusammen schmeißen würden, dann würden wir unseren Eltern den ganzen Sch.aiz erleichtern. Und keiner von uns könnte das nicht tun, ohne im Regen zu stehen.

Zitat von bifi07:
An Gelddingen sind schon ganze Familien zerbrochen!

Keine Ahnung. Ich glaube mittlerweile das da vorher schon der A. ab war.

Ist auch egal. Lebenslanges lernen.

Thx

09.12.2024 22:12 • x 1 #1150


Umbra_
Zitat von Kampfschnake:
Es geht darum, was passiert, wenn der Vater stirbt. Dann greift das Sozialamt zu -

Ich verstehe nicht, wie du das meinst. Wenn der Vater stirbt, erhält deine Mutter Witwenrente. Wieso sollte das Sozialamt da zulangen?

09.12.2024 23:57 • #1151


blackqueen
Zitat von Kampfschnake:
Die Sache mit dem Schonvermögen ist klar. Es geht darum, was passiert, wenn der Vater stirbt. Dann greift das Sozialamt zu - was ja auch verständlich ist, denn irgendwo muss das Geld auch für die anderen herkommen. Solidargemeinschaft und so.

Ahhh, jetzt verstehe ich was Du meinst. Es geht um den Rückgriff des Sozialamtes auf die Erbteile. Da bin ich nicht so tief drin, weil das bei uns frühzeitig schon geregelt und damit gänzlich vom Tisch war.

Ich denke, das kommt auf das Testament (soweit vorhanden) an. Habt Ihr Euch da rechtlich beraten lassen? Wäre eine Abwägung je nach dem ob zu erwarten ist, ob Euer Vater noch 10 Jahre lebt, könnte man über eine Schenkung des Hauses mit Wohn- bzw. Nutzungsrecht für Deine Mutter nachdenken. Falls das unwahrscheinlich ist, ist der Rest ja ein reines Rechenexempel, ob es besser wäre aktuell zuzuschiessen oder es auf den Rückgriff des Sozialamtes ankommen zu lassen. Übrigens kostet so ein Erstberatungstermin beim RA nicht besonders viel und wäre um Rechtssicherheit zu schaffen sicher eine gute Investition.

Und nein, diese Überlegungen sind nicht respektlos gegenüber der Situation, sondern auf der rein sachlichen Ebene schlicht vernünftig. Bevor ich jetzt einen Shitstorm abbekomme.

10.12.2024 09:00 • x 4 #1152


Kampfschnake
@blackqueen

Jenseits dieser ganzen finanziellen Apparatur, fällt es mir schwer den Menschen beim Sterben zu zu sehen. Cool zu bleiben. Ich komme mir dabei entmenscht vor. Dabei ist mir bewusst, dass es mir letztendlich genauso gehen wird. Es sei denn, es erwischt mich unverhofft von hinten. Krasser schei..

16.12.2024 00:18 • x 1 #1153


blackqueen
@Kampfschnake ja, das kann ich gut verstehen. Damit klarzukommen ist alles andere als einfach, ging mir auch nicht anders. Was mir - zumindest etwas - geholfen hat, war als ich erkannte, dass die Betroffenen mit Fortschreiten der Demenz das Dilemma kaum mehr wahrnehmen, in Ihrer eigenen Welt leben und damit überwiegend besser klar kommen, als wir die aussen stehen.

Den Tod sehe ich insbesondere in solchen Fällen sowieso eher als Erlösung an. Da kommt mir aber mein Glaube zu Gute, dass der Tod nicht das Ende ist und auf der anderen Seite etwas gänzlich anderes auf uns wartet.

18.12.2024 23:23 • x 4 #1154


bifi07
Hallo Ihr Lieben!
Ich wünsche Euch und Euren Familien eine ruhige, besinnliche und, soweit möglich, gesunde Weihnachtszeit und einen guten Start ins neue Jahr
Liebe Grüße,
bifi07

21.12.2024 08:29 • x 6 #1155


A


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