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Treffpunkt für Angehörige/r mit Demenz

Amaible
@Umbra_ Mit der Therapeutin ist echt ein Unding. Du erzählst ihr dein halbes Leben und sie weiß eigentlich schon, dass sie dich nicht fest einplanen kann zu deiner Unterstützung. Geht echt gar nicht

05.10.2024 19:26 • x 1 #1051


E
@Amaible
Es tut mir leid, dass die Lage so schwierig für dich ist. Ich nehme an, du bist Einzelkind....

Die 20 Minuten Fahrt sind nicht nennenswert, aber die emotionale Belastung ist sicherlich sehr groß. Ich kann mich noch erinnern, auch bei mir ist noch nicht so lange her.

Trotz allem würde ich an deiner Stelle versuchen, keine Erwartungen an der Mutter zu haben. Jeder muss für sich entscheiden, welchen Einsatz er erbringen kann und auch möchte. Dass es für dich eine Entlastung wäre, das glaube ich dir gerne, aber du urteilt ziemlich hart über deine Mutter und das steht dir meiner Meinung nach nicht zu. Abgesehen davon kann es sein, dass dir eines Tages diese Strenge leid tun wird, wenn sie nicht mehr lebt, oder in einem schlechten Zustand ist.

Leute urteilen schnell über andere, wenn diese sich nicht so verhalten, wie sie es selbst täten. Oder besser gesagt glauben, dass sie es täten, denn wissen tut man es erst, wenn man selbst in der Situation ist

05.10.2024 19:26 • x 2 #1052


A


Treffpunkt für Angehörige/r mit Demenz

x 3


Umbra_
Zitat von Ella:
aber du urteilt ziemlich hart über deine Mutter und das steht dir meiner Meinung nach nicht zu.

Davon kann ich mich auch nicht freisprechen. Ich mache das ebenfalls, sogar häufig. Auf der anderen Seite ist aber auch ein großes Mitleid für sie vorhanden.
Zitat von Ella:
Abgesehen davon kann es sein, dass dir eines Tages diese Strenge leid tun wird, wenn sie nicht mehr lebt, oder in einem schlechten Zustand ist.

Ich weiß nicht, wie es bei Amaible ist, aber ich würde meiner Mutter gegenüber diese Kritik nie äußern. Das mache ich gegenüber Dritten oder hier im Forum.
Zitat von Ella:
Oder besser gesagt glauben, dass sie es täten, denn wissen tut man es erst, wenn man selbst in der Situation ist

Da gebe ich dir recht.

05.10.2024 19:39 • #1053


B
Zitat von Amaible:
Auch wenn ich nicht direkt im Elternhaus gewohnt habe, war ich Ansprechpartner Nummer eins in sämtlichen Bereichen.

Was heißt Ansprechpartner, was war deine Aufgabe, was hast du in der gegebenen Konstellation an pflegerischen Leistungen übernommen?

05.10.2024 19:43 • #1054


Amaible
Ich versuche mein bestes, allerdings war meine Mutter eben auch nie für mich da, wenn ich sie gebraucht hätte. Das zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben. Daher fällt es mir schwer, ihr das zu geben, wozu sie eben auch nie in der Lage war. Es fehlt einfach die Grundlage.

05.10.2024 19:49 • x 2 #1055


Amaible
@Brightness2 Alles, was notwendig war. Von der Einstufung, über Arzttermine, Hilfsmittel, Behördenkram, Betreuung usw

05.10.2024 19:58 • x 1 #1056


Umbra_
Zitat von Amaible:
Daher fällt es mir schwer, ihr das zu geben, wozu sie eben auch nie in der Lage war.

Ich finde, dass du ihr sehr viel gibst.
Zitat von Amaible:
war ich Ansprechpartner Nummer eins in sämtlichen Bereichen.

Zitat von Amaible:
Alles, was notwendig war. Von der Einstufung, über Arzttermine, Hilfsmittel, Behördenkram, Betreuung usw

Außerdem weiß sie, dass sie auf dich zählen kann, wenn es um Besuche im Heim geht.
Zitat von Amaible:
Mit meiner Schwester habe ich mich mittlerweile zerstritten.

Das tut mir Leid. Wahrscheinlich ist sie die gute Tochter, die sich ja leider nicht kümmern kann, weil sie so weit weg wohnt!?

05.10.2024 20:05 • x 2 #1057


B
Zitat von Amaible:
@Brightness2 Alles, was notwendig war. Von der Einstufung, über Arzttermine, Hilfsmittel, Behördenkram, Betreuung usw

Ja, das ist super viel und super wichtig. Anstrengend. Nervenaufreibend. Der ganze Admin-Kram ist echt nervig und energieraubend. Schau, es gibt einen entscheidenden Unterschied zu deiner Mama. Du bist abends müde und erschöpft nach Hause gefahren. In deine Welt. Deine Mama war -wenn ich es richtig gelesen habe- mehr als fünf Jahre Tag und Nacht an der Seite ihres dementen Mannes. Hat ihn körperlich gepflegt, ihn mental unterstützt, die Entwicklung seiner Demenz und seinem körperlichen Verfall Seite an Seite beigewohnt. Sie war dort zu Hause. Das war ihre Welt. Sie kam da nicht raus. Ist es ihr nicht zu gönnen, genau jetzt durchatmen zu dürfen, ihr Leben so zu gestalten, wie sie es gerade braucht. Ohne dass schon wieder jemand Forderungen an ihre Hingabe stellt.

Ich will deine Leistung nicht klein reden. Deine Überlastung nicht negieren. Was mich allerdings anspringt, sind deine Sicherheiten an ein richtig und falsch im Umgang mit deinem Vater. Damit einhergehend weitere Überforderung für dich und die Erwartung andere sollten dies doch bitte auffangen, weil du sicher bist, was dein Vater braucht. Er wird dort gut versorgt. Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, auch mal an die noch gesunden Menschen zu denken. Die alte Frau, die jahrelang einen verzweifelten Kampf gegen die Krankheit geführt hat und die jetzt nicht mehr die Kraft hat, ihren Mann täglich zu besuchen. Dort, wo sie ihn nie haben wollte. Vielleicht ist es an der Zeit, sie durchschnaufen zu lassen. Für dich, mal an dich zu denken. An dein eigenes vernachlässigtes Leben, deine Ambivalenzen der Mama gegenüber, dein inneres Kind zu versorgen. Vielleicht auch mal die Erwartungen an deine Schwester überdenken, inwieweit dir zusteht, zu beurteilen, was sie leisten kann oder will. Vielleicht wäre das ein guter Anfang der Selbstfürsorge?

05.10.2024 20:21 • x 5 #1058


E
Zitat von Amaible:
Ich versuche mein bestes, allerdings war meine Mutter eben auch nie für mich da, wenn ich sie gebraucht hätte. Das zieht sich wie ein roter Faden ...

Gibst du das deiner Mutter, oder deinem Vater? Ich denke, er ist derjenige, der von deinem Engagement profitiert.

In schwierigen Zeiten kommen die familiäre Themen verstärkt zum Vorschein, die Konflikte. Und gerade dann kann man sie am wenigsten gebrauchen....

Ich war auch mit unschöne Erinnerungen aus meiner Kindheit konfrontiert, als meine Mutter zum Pflegefall wurde, ich kann dich sehr gut verstehen..... Es war hart. Aber zum Glück konnte ich auch die Chance erkennen, mich innerlich mit ihr zu versöhnen mit der Vergangenheit. Innerlich, denn äußerlich war sie dafür nicht zugänglich und mein Mitgefühl mit ihr war wieder mal stärker als meine Bedürfnisse......

Es klingt abgeklärt, was ich schreibe, jedoch spüre ich heute noch starke Emotionen, wenn ich mich daran erinnere. Ich schreibe das, damit du weißt, dass ich gut nachempfinden kann, wie es dir geht. Es ist hart. Sehr hart..... Tut mir leid, dass du da durch musst.

05.10.2024 21:07 • x 1 #1059


Amaible
@Ella Ja, ich weiß was du meinst. Ich kann diese Hürde schlecht überwinden, da meine (Kinder)-Seele noch viel zu verletzt ist. Versuche mein möglichstes zu leisten, allerdings stoße ich bei meiner Mutter emotional an meine Grenzen.
Ich regele nach wie vor sämtlichen Schriftkram für sie, helfe, wo es notwendig ist. Allerdings fehlt die Herzenswärme, die ich nicht leisten kann, da ich dort ein gehöriges Defizit erfahren habe.
Habe gerade versucht sie anzurufen. Eure Worte und auch der Appell dahinter sind durchaus angekommen. Sie ist nicht erreichbar, denke mal sie ist in der Kirche.
Würde gerne mit den vergangenen Verletzungen abschließen, fällt mir unglaublich schwer.
Trotzdem danke für die Denkanstöße

06.10.2024 10:31 • x 4 #1060


Amaible
@Umbra_ Danke für deine aufbauenden Worte.
Ja, genauso empfinde ich es

06.10.2024 10:38 • x 1 #1061


Umbra_
Liebe @Amaible , falls heute dein Geburtstag ist, gratuliere ich dir ganz herzlich und wünsche dir alles Liebe und Gute. ️

Habe auch eben mit meiner Mutter Mutter telefoniert. Bei uns ist seit einiger Zeit noch ein weiteres Problem aufgetaucht. Es betrifft das Heim. Da liegt einiges im argen. Meine Mutter und auch die Frau des Zimmernachbarn sind sehr unzufrieden, und zwar zu Recht.

Dauernd gibt es etwas zu bemängeln und die beiden müssen sich beschweren. Von wirklicher Pflege kann man dort nicht sprechen. Anfangs gab es zum Abendessen 2 halbe Schnitten Brot für den Mann meiner Mutter, wovon er nicht satt wurde. Nach mehrmaligen Beschwerden hatte sich das gebessert. Er muss ja gefüttert werden. Wir glauben nicht, dass die PflegerInnen sich dafür Zeit nehmen bzw. nehmen können. Und weil er morgens und mittags kaum was isst, haut er abends so richtig rein.

Es gibt Anzeichen dafür, dass er nur unregelmäßig gewaschen wird und die Zähne geputzt werden. Wenn meine Mutter um 14:30 kommt, sitzt er noch seit dem Frühstück im Rollstuhl. Schon mehrmals hat sie darum gebeten, dass sie ihn nach dem Mittagessen ins Bett legen zum Mittagschlaf, aber Pustekuchen.

Da wird das Essen auf den Nachttisch gestellt, gepampert und die Tür geschlossen. Das wars! Es ist ein Verwahren, aber keine Pflege.

Da kommt auch niemand mal zwischendurch rein und fragt, wie es geht.

Der Zimmernachbar bekommt nun schon seit 3 Tagen keine Schmerztabletten. Angeblich hat die Apotheke nicht geliefert. Sowas kann doch wohl nicht wahr sein.

Der Großteil der PflegeInnen ist nett. Aber es ist auch eine Schwester Hildegard dabei, die unerträglich rumschreit mit den Bewohnern.

Die Menschen dort, die keinen Besuch bekommen, sind wirklich arm dran. Und das ist die Mehrzahl.

Das ist nur ein kleiner Ausschnitt. Man fragt sich wirklich, wie diese horrenden Pflegekosten zustande kommen. Meine Mutter muss den Großteil selbst zahlen.

Aber ist es in anderen Heimen besser? Meine Mutter hat schon daran gedacht, ihn wieder nach Hause zu holen, was ja ein Ding der Unmöglichkeit ist. Eine 24/7 Stunden Betreuung, die mit im Haus lebt, kommt nicht in Frage. Also geht das nicht. Er kann sich ja noch nicht einmal von einer Seite auf die andere drehen.

Wenn man wüsste, dass er dort gut aufgehoben ist, würde das die Situation erleichtern. Erst nach und nach sind diese ganzen Unzulänglichkeiten zutage getreten. Als wenn es nicht schon schwer genug wäre .......

06.10.2024 11:17 • #1062


Amaible
@Umbra_ Das tut mir sehr leid für euch. Es ist erschreckend, was in manchen Pflegeheimen so abläuft. Und die armen Menschen können sich nicht wehren, sind auf die Fürsorge angewiesen. Ganz schlimm!

Da kann man deine Mutter schon verstehen, dass sie in ihrem hohen Alter täglich bei ihm sein möchte, um die Gesamtsituation im Blick zu behalten. Sie möchte ja nur sein bestes, kann es zu Hause eben selbst nicht mehr leisten.

Bei meinem Vater ist es so, dass ich im Großen und Ganzen schon zufrieden bin mit der Pflege. Er wird mittags nun auch ins Bett gelegt, was er meiner Meinung nach auch braucht.

Da ich selbst ursprünglich im Pflegeberuf tätig war und so einiges dort erlebt habe, bin ich mit der derzeitigen Wahl der Einrichtung echt zufrieden.

Gelegentlich sage ich dann auch Sachen, die mir unangenehm auffallen. Möchte zum Beispiel nicht, dass er nach dem Kaffee nur im Rollstuhl am Tisch hockt, er kann auch zu den anderen Mitbewohnern im sogenannten Wohnzimmer, auch wenn er sich nicht mehr mitteilen kann.

Dieses Thema habe ich bereits mehrfach angesprochen und behalte es im Auge.

Es gibt Mitarbeiter, die das auch umsetzen, aber auch welche, die die Augen verdrehen, wenn ich sie darauf hinweise.
Ist manchmal schwierig.

Daher bin ich eben auch möglichst oft da. Er kann sich eben nicht mehr äußern.

Ist schwer und so ein Leben hat echt niemand verdient.

06.10.2024 11:52 • x 1 #1063


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