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Traurigkeit wird einfach nicht besser, eher schlimmer

Fiffi
hallo liebe Mitstreiter,
ich bin so langsam ratlos weil es mir gefühlt immer weniger gelingt die Trennung von meinem Ehemann zu verarbeiten und ich eher trauriger als zuversichtlicher werde.
Mein Mann und ich waren 32 Jahre zusammen, davon 24 verheiratet. Wir haben Vieles gemeinsam geschafft, haben seinen Sohn gemeinsam großgezogen, ein Haus zusammen gebaut(wirklich selbst) viele glückliche Reisen gemeinsam gemacht und haben uns immer geliebt.
Vor sechs Jahren , wir waren gerade Großeltern geworden, das Haus war gerade fertig, kam der Schicksalsschlag: Diagnose Krebs bei meinem Mann, leider schon mit Metasthasen in den Knochen. er musste wirklich viel durchmachen was ihn nach und nach immer deprimierter werden ließ. Aufschiebende Therapie gab es, diese hat auch das Wachstum ausgebremst, leider die Depression aber befeuert und verstärkt.
Ich war die letzte 5 Jahre immer an seiner Seite, bin mit zu jedem Arzttermin, habe genauso viel Zeit in Krankenhäusern verbracht wie er selbst und habe ihn niemals aufgegeben! Die ersten Jahre der Erkrankung sind wir als Paar noch viel enger zusammengerückt, zumal er leider Psychotherapie oder Ähnliches immer abgelehnt hat. er hat immer gesagt, er braucht nur mich an seiner Seite. .also war ich genau dort: an seiner Seite!

Bis letztes Jahr im November. da ist er 3 Wochen früher in den Heimatort seiner Mutter( Italien) gefahren und ich bin später mit dem Zug nachgekommen.
als ich dort ankam, war er völlig verändert, euphorisiert und hat erzählt er hätte seine Jugendliebe getroffen, die ein ähnliches Schicksal hatte wie er: Krebs, Metasthasen aber ein ganz anderen Umgang mit ihrer Krankheit.
sie hätte die Depression von ihm genommen, und ihm den Weg aus der Krankheit aufgezeigt. ich habe mich natürlich gefreut dass er einen Weg aus der Traurigkeit gefunden hat, aber mir schwante vom ersten Tag an nichts Gutes. Sie wollte mich nicht kennenlernen, er hat mich angelogen um sich mit ihr zu treffen und sprach nur noch von seinem Weg den er alleine gehen müsse.
Das zog sich bis Mai hin, Paartherapie war er genau 1x, als der Therapeut meinte dass er wenige, tolerantere Frauen erlebt hätte die bereit gewesen seien alle möglichen Brücken zu bauen um dem Partner entgegen zu kommen, und dass das Einzige dass für mich nicht verhandelbar sei ihn zu teilen, da hat er die Therapie abgebrochen, weil wir alle keine Ahnung hätten und es gar nicht um die Frau ginge.
im Mai ist er dann nach Italien gezogen um im Juni wieder zu kommen, weil er uns vermisst hätte.
im August war er eine Woche alleine in Italien und hat mich während dieser Woche am Telefon erneut verlassen.
es sei zu stark und die 32 gemeinsamen Jahre würden leider nicht schwerer wiegen als die letzten 6 Monate. Die Frau sei nicht der Grund , die gäbe es on top.
Er kam Anfang September nochmal um seine Sachen zu holen und mich zu beschimpfen, meine Liebe sei gar keine Liebe, sondern Eigennutz( das hat die H. e direkt in den Raum gestellt als sie sich das erste mal getroffen haben. ) ich wollte ja nur in der Opferrolle sein und ob ich denn wolle dass er in Deutschland verrecken würde, dort sei das Leben und dort würde es ihm gut gehen. Was soll man da noch sagen?
Alles was hier ist(Frau, Haus, Hund, Freunde ) interessiert ihn nicht mehr, und zu Jedem, der auch nur den Hauch einer Kritik geübt hat, hat er den Kontakt abgebrochen. Als wäre er in einer Sekte gelandet! Die Beziehung zu Next leugnet er übrigens bis heute, der feige Wicht.

jetzt haben wir also seit dem 4.9 keinerlei Kontakt mehr, er hat hier Nichts geklärt( Haus, Patientenverfügung ect) und ich versuche nicht abzusaufen in dem Leben dass für 2 geplant war und in dem Entsetzen darüber wie er unsere gemeinsamen Werte und Zeit in den Dreck zieht. Ich glaube er hat in mich und die Krankheit einen dicken Knoten gemacht und ist so lange geblieben wie er mich gebraucht hat.
Und über all dem schwebt, dass er krank ist und wir vermutlich nicht mehr die Zeit bekommen, um unseren Frieden miteinander zu schließen.
ich weiß es gibt keine Abkürzung aus dem Liebeskummer, aber ich bin inzwischen so erschöpft vom Traurigsein dass ich mir keinen Rat mehr weiß.
Zumal jedes Brett, jeder Nagel am Haus, jede Ecke in meiner Stadt mit tausend kleinen Geschichten verknüpft ist, und die meisten waren glücklich.
danke euch für`s Lesen!

23.11.2023 20:24 • x 21 #1


I
Ich bin immer wieder sprachlos. Ich kann dir keinen Rat geben, außer ihm ebenso zu begegnen wie er es mit dir tut. Irgendwann kommt er schon und will alles regeln, mal sehen wie offen du dann bist… Ixh würde es aus Eigenschutz auch bei dem Kontaktabbruch belassen.
Ich drücke dich und wünsche dir viel Kraft und alles Gute

23.11.2023 20:36 • x 10 #2


A


Traurigkeit wird einfach nicht besser, eher schlimmer

x 3


R
Ich bin geschockt und im Moment kann ich Dich nur virtuell drücken.

23.11.2023 20:42 • x 6 #3


Elfe11
Schrecklich! Das ist ein Alptraum. Unglaublich, wie er dich benutzt hat. Wie unloyal er ist!
Es tut mit so leid für dich.
Vielleicht magst du jeden Tag ein kleines Stossgebet nach oben schicken? Es hilft.
Am besten startest du jetzt mit einem Selfcare Tagebuch. Mir hilft das sehr.
Eine Reise in die Sonne würde dir gut tun.
Abstand.

23.11.2023 20:56 • x 4 #4


darkenrahl
Ich kann und möchte im Moment nichts weiter sagen als, fühl dich auch von mir gedrückt.
Auch meine Frau ist vor 21/2 Jahren an Krebs erkrankt und ich pflege sie liebevoll... aber sie ist dankbar und zeigt mir das jeden Tag von neuem.
Sorry, aber das wird dir wenig helfen... aber ich fühle mit dir, Trost? Ich weiss im Moment nicht, wie ich den ausdrücken kann

23.11.2023 21:27 • x 11 #5


B
Liebe @Fiffi,

magst du -virtuell- mal in den Arm genommen werden? Dann lass dich drücken

Schwer, dir Kommentare da zu lassen, weil ich so gar nicht weiß, was du gerade brauchst, in welche Richtung es gehen soll, um dich zu unterstützen. Wurdest du während der Krankheit deines Mannes seelsorgerisch und/oder therapeutisch begleitet oder bist du da -mehr oder weniger- allein durch gegangen? Voller Fokus auf deinen Mann und seine Krankheit? Für mich liest es sich, als hättest du mit der Trennung deines Mannes auch deinen Lebensinhalt verloren. Woraus schöpfst du gerade Kraft?
Zitat von Fiffi:
Und über all dem schwebt, dass er krank ist und wir vermutlich nicht mehr die Zeit bekommen, um unseren Frieden miteinander zu schließen.

Kannst du Wege finden, ohne deinen Mann, nur für dich, deinen Frieden machen, innerlich loslassen, ihn seinen Weg gehen lassen?

23.11.2023 21:38 • x 6 #6


Fiffi
Zitat von Brightness2:
Liebe @Fiffi, magst du -virtuell- mal in den Arm genommen werden? Dann lass dich drücken Schwer, dir Kommentare da zu lassen, weil ich so gar nicht weiß, was du gerade brauchst, in welche Richtung es gehen soll, um dich zu unterstützen. Wurdest du während der Krankheit deines Mannes ...

danke Dir. ich glaube es hilft mir schon wenn ich das einfach mal erzählen kann. nein, ich hatte während der Krankheit wenig Unterstützung, zumal die Hälfte der Freunde mit der Erkrankung nicht umgehen konnte, mit so einer Diagnose/Prognose fehlt die Leichtigkeit um weiter locker feiern zu gehen. Voller Fokus auf meinen Mann trifft es ganz gut.
ich misstraue meiner eigenen Wahrnehmung durch die Art und Weise der Trennung.... ich habe immer geglaubt ein guter Mensch zu sein reicht. Loyalität, Empathie, Mitgefühl und nicht zuerst auf den eigenen Vorteil gucken sind wichtige Werte, die auch wertgeschätzt werden..... so kann man sich irren!

23.11.2023 22:05 • x 7 #7


Fiffi
@darkenrahl
danke für den Drücker. Du machst das sicher alles richtig bei deiner Frau und ich wünsche euch einen guten Ausgang und ganz viel Kraft und Liebe! Aber stell deine Bedürfnisse nicht ganz hinten dran so wie ich. das war falsch von mir. ich hätte darauf bestehen müssen dass er Hilfe annimmt, bevor das Ganze so zementiert war, dass Liebe alleine die Misere nicht mehr retten konnte

23.11.2023 22:12 • x 3 #8


Fiffi
@brigtness2 Kannst du Wege finden, ohne deinen Mann, nur für dich, deinen Frieden machen, innerlich loslassen, ihn seinen Weg gehen lassen?
ich weiß im Moment nicht wie..... ich gehe zur Therapie, bin viel mit meinem Hund draussen, lenke mich ab und wenn ich versuche eine verzeihende Haltung zu entwickeln, gelingt mir das nicht. ich wünsche ihm gar Nichts Schlechtes, aber ich stehe immer noch da, mit Kopfschütteln und einem wunderlichen Gesichtsausdruck weil ich es nicht fassen kann was da passiert, und wie man jemandem so wehtut den man so lange geliebt hat und der sich wirklich den Ar. aufgerissen hat

23.11.2023 22:20 • x 9 #9


darkenrahl
Zitat von Fiffi:
@darkenrahl danke für den Drücker. Du machst das sicher alles richtig bei deiner Frau und ich wünsche euch einen guten Ausgang und ganz viel Kraft und Liebe! Aber stell deine Bedürfnisse nicht ganz hinten dran so wie ich. das war falsch von mir. ich hätte darauf bestehen müssen dass er Hilfe annimmt, bevor das ...

@Fiffi
auch ich danke dir für deine Antwort. Bei uns ist der Krebs kein Angstgespennst mehr, aber die psychischen Folgen der Bestrahlung sind einfach nicht mehr zu korrigieren und eben selber Essen ist Geschichte. Also wird der Schlauch immer bleiben.
Aber es ist so wie du sagst, der Betreuende vergisst sich selber und vernachlässigt sich... sagen mir die Ärzte immer wieder, aber man kann doch den Partner den liebt, nicht einfach sich selber überlassen, auch meine Frau würde im umgekehrten Fall für mich da sein.
Bei uns sind die psychischen Folgen das grosse Problem, aber Speicheldrüsen-Krebs ist in der Schweiz nicht so bekannt wie bei euch im grossen Kanton, es gibt niemanden der wirklich helfen kann und die Trockenheit im Mund ist vor allem in der Nacht unerträglich für sie und wir schlafen da kaum. Tagsüber nimmt sie dagegen Kaugummi und das hilft, dafür hat sie Schmerzen im zerstörten Gaumen vom Kauen.
Aber wenigstens unterstützen wir uns und brauchen auch keine auswärtige Hilfe mehr, das kann ich bestens.
Nur eben psychologische Hilfe haben wir nicht.

23.11.2023 22:29 • x 4 #10


F
Hallo, ich bin auch wirklich sprachlos! Es tut mir sehr leid, was du durchmachen musst. Wie können wir dir hier helfen? Sei gedrückt, du bist eine wahnsinnig starke Frau.

23.11.2023 22:34 • #11


darkenrahl
Zitat von Fiffi:
@brigtness2 Kannst du Wege finden, ohne deinen Mann, nur für dich, deinen Frieden machen, innerlich loslassen, ihn seinen Weg gehen lassen? ich weiß im Moment nicht wie..... ich gehe zur Therapie, bin viel mit meinem Hund draussen, lenke mich ab und wenn ich versuche eine verzeihende Haltung zu entwickeln, gelingt ...

Das mit der Therapie ist gut... und wenn du mit dem Hund draussen bist triffst du sicher, wie auch ich, andere Hundfreunde mit denen du dich austauschen kannst, mir hilft das immer.
Ich hoffe für dich, dass du mit dir und dem EX Frieden finden und Abschliessen kannst.
Ich bin bei dir und drücke dir für eine glückliche, sonnige Zukunft alle Daumen

23.11.2023 22:35 • x 2 #12


blackqueen
Zitat von darkenrahl:
Nur eben psychologische Hilfe haben wir nicht.


Aber warum holt Ihr Euch die denn nicht? Das ist ja alles kein Pappenstiel was Du berichtest.

23.11.2023 22:38 • x 2 #13


B
@Fiffi Ich traue mich einfach mal, dir die Frage zu stellen, ob du immer mal so kleine Lichtstrahle der Hoffnung aufblitzen siehst, zwischen all der Traurigkeit und den blöden Selbstzweifeln? Gibt es nicht auch Augenblicke, in denen du dir eine gewisse Erleichterung zugestehst, nicht mehr die ganze Verantwortung, mit Verlaub, die Last der Gesundheit respektive der Krankheit deines Mannes entscheidend mitzutragen?
Zitat von Fiffi:
ich glaube es hilft mir schon wenn ich das einfach mal erzählen kann.

Für Freunde, Familie ist es oft sehr schwer, sich zu trauen. Ich glaube, die Angst etwas falsch zu machen, nicht die richtigen Worte zu finden, lässt Menschen oft einfach verstummen. Angesichts von Krankheit, Tod und Schmerz.
Zitat von Fiffi:
ich gehe zur Therapie,

Sehr gut, super!
Zitat von Fiffi:
ich misstraue meiner eigenen Wahrnehmung durch die Art und Weise der Trennung....

Magst du das näher beschreiben, was schmerzt, wo ist der neuralgische Punkt? Die Trennung nach so langer Zeit, die Trennung nach all den Jahren der Pflege und Aufopferung während der Krankheit, Next, die dich plötzlich ersetzt, wo sitzt er, der Sache, wo ist er am tiefsten?
Zitat von Fiffi:
und wenn ich versuche eine verzeihende Haltung zu entwickeln, gelingt mir das nicht.

Ist es für dich unerlässlich, zu verzeihen, um deinen Frieden mit der Situation zu finden? Darfst du nicht wütend sein über die Art und Weise und auch die Lügen. Und gleichzeitig ihn gehen lassen. Seinen Weg. Der, wie du selbst sagst, vermutlich nicht mehr so lang sein wird.
Zitat von Fiffi:
Aber stell deine Bedürfnisse nicht ganz hinten dran so wie ich. das war falsch von mir. ich hätte darauf bestehen müssen dass er Hilfe annimmt, bevor das Ganze so zementiert war, dass Liebe alleine die Misere nicht mehr retten konnte

Kannst du erkennen, dass du nun ent-lastet bist, du darfst dich und deine Bedürfnisse nun ganz vorne einsortieren. was sind deine Bedürfnisse, spürst du sie noch oder wieder?

Zitat von darkenrahl:
Nur eben psychologische Hilfe haben wir nicht.

Ach Mensch, Wahnsinn. Ich wünsche euch ganz viel Kraft. Gibt es auch in den spezialisierten Kliniken keine onkologische psychiatrische oder psychologische Betreuung?

23.11.2023 22:38 • x 4 #14


darkenrahl
Zitat von blackqueen:
Aber warum holt Ihr Euch die denn nicht? Das ist ja alles kein Pappenstiel was Du berichtest.

Sie macht im Moment Thearpie um wieder essen und schlucken zu können nur bringt das nichts, das Problem ist, dass wenn sie Jogurt, Cremen oder ähnliches probiert das im trocken Gaumenbereich stecken bleibt und das Problem eben nicht die nicht mehr richtig funktionierenden Muskeln sind sondern der zerstörte und ausgetrocknete Gaumen.
Aber das hat eigentlich der Arzt, der operiert hat auch angedeutet als man mit der Bestrahlung begann.
Da wo wir Hilfen suchen kann einfach keiner helfen, dafür ist unser Zusammenhalt inniger geworden und gewesene Probleme haben sich verflüchtigt.
In dem Bereich geht es uns besser als der armen TE und, wir müssen lernen damit zu leben, besser wird es kaum noch werden und zum Glück hatten wir ein besseres und langes Leben, wir werden auch diesen Rest noch bewältigen.
Für den psychologischen Bereich bekam sie einfach Antidepressiva

23.11.2023 22:55 • x 1 #15


A


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