So, da bin ich nun und versuche mal alles das aufzuschreiben, wie ich die Hölle überlebt habe. Eines mal vorweg: Auch wenn ich den letzten Aufschrei: Hau ab! gesagt habe, hat es mir nicht weniger weh getan. Die Beziehung war schon viel viel eher im Eimer und meine letzte Konsequenz war vielleicht auch nur ein mutiger Schritt nach vorne. Ich gehe nicht davon aus, dass mein Ex eine andere parallel hatte und ich sowieso nicht. Ich finde es feige und absolut verwerflich, schon mal was Neues zu eröffnen, bevor das Alte sauber beendet ist. Wenn man mit einem Partner/einer Partnerin Tisch und Bett miteinander teilt, dann ist es das Mindeste, was man dem anderen/der anderen als menschlichen Respekt zollen sollte, die Beziehung auch sauber und ehrlich zu beenden!
Als ich sagte: Hau ab! war ich unglaublich wütend. Über Monate wartet man auf irgendeine Rücksichtnahme und auf Änderung des beziehungsschädlichen Verhaltens und nichts passiert. Im Gegenteil - immer wieder wird vergessen, dass das, was er mitunter tat, mich sehr sehr verletzte. Ich weinte und schrie, ich wehrte mich usw. und ich wurde körperlich krank. Wenn die Seele ruft: ey, das tut weh, und der Mensch nicht darauf hört, macht die Seele eben halt den Körper kaputt. Quasi stellvertretend.
Da angekommen, war ich gezwungen, auf mich zu achten. Also das Hau ab!
Die ersten Tage vergingen noch in äußerlicher Wut, aber innerlich war ich eingefroren. Ich funktionierte nur noch. Ich lebte von Arbeitszeit auf Freizeit. Auf Arbeit war ich gefordert ohne Ende, also dachte ich weniger an ihn. Zu Hause war ich ausgelaugt von der Arbeit und dachte nur an ihn. Jeder der beiden Plätze machten mich gegenseitig fertig. Die ersten zwei Wochen hielt ich es aus - dann brach ich vollends zusammen.
Ich hoffte immer, dass er sich mit Einsicht zurückmeldet. Dass ihm das jetzt aufgefallen sei, wie gefühlskalt und rücksichtslos er in der Beziehung gelebt hatte und wie selbstverständlich er meine Liebe für sich in Anspruch nahm, aber meine Gefühle haufenweise missachtet hatte. Nichts passierte. Ich habe ihn mindestens jeden dritten Tag verhext - mit Flüchen. Nichts geschah - selbst Sternschnuppen opferte ich ihm.
Es war soooo grauenhaft! Immer, wenn die schönen Momente vor meinem geistigen Auge auftauchten, schubste ich sie ganz schnell weg. Liebeskummer ist schlimmer als sterben, weil sterben schneller geht. Wenn es ganz schlimm wurde, habe ich in Foren und überhaupt im Netz gegoogelt, welche bösartige Persönlichkeitsstörung er wohl hat. Dabei habe ich gemerkt, dass ich abgelenkt werden konnte, weil ich nicht mehr nur die Schuld bei mir gefunden habe (ein häufiger Fehler von Liebeskummerpatienten), sondern mir durch all die Beiträge klar wurde, dass ich nicht allein fremddurchgeknallt wurde als Partnerin eines Egozentrikers.
Das waren die ersten beiden Wochen.
Als ich dann krank geschrieben war, hatte ich beschlossen, nach dem Prinzip zu handeln: aus den Augen, aus dem Sinn.
Also habe ich mein Schlafzimmer renoviert und viel für Weihnachten gebastelt. Seine gelogenen Liebesbriefe habe ich alle in einen Karton verfrachtet und zugeklebt. Ich habe versucht, das zu tun, was mir auch früher schon Spass gemacht hatte. Also schöne Sachen kaufen, Schminkzeugs, Parfüm, Hosen, T-Shirts, Schuhe und Bücher.
Gelesen habe ich schon immer viel - hauptsächlich psychologischen Kram und Kommunikationsliteratur.
Ich habe mich Stunde für Stunde gerettet. Dabei habe ich mir Zeiten eingeräumt, wo ich ganz schlimm getrauert habe (meist des nachts und mit Alk) und ich habe mir an bestimmten Zeiten verboten, an die guten Zeiten zu denken. Dann habe ich ganz schnell einen Stift und einen Zettel genommen, und seine Missetaten alle aufgeschrieben - auf dass ich niemals vergesse, warum ich gesagt habe: Hau ab!
Es tat jetzt immer noch sehr vernichtend weh. Ich fand mich hässlich und wertlos, schutzlos und weggeschmissen. Benutzt wie ein altes Taschentuch und hinfort mit mir in den Müll.
Während dieser Zeit wurde mir klar, warum es mir so dreckig ging: wegen der verkackten Hoffnung, dass er merkt, was er an mir mit mir hatte. Und während ich vorher alles erlesen hatte, wie ich ihm nur helfen kann (in dem ich seine Borderline oder Histrionik verstehe), fragte ich mich jetzt: Und wer hat Mitleid mit mir? Na, der wohl nicht. Niemals, sonst hätte er es ja die ganzen zwei Jahre nicht so arg mit mir treiben brauchen. Also war hier die Frage umgedreht: Wie kann ich mir helfen?
Ein gutes Buch dazu ist: schei.. 1. Teil beleuchtet die wirklich fiesen Typen - aber der 2. Teil beleuchtet, wieso man gerade auf diese reinfällt. Was hatte ich nötig, was dieser schei. psychophatisch ausgelotet hat, um mich damit für seine eigenen Zwecke zu manipulieren? Sehr gutes Selbstfindungsbuch für Frauen.
Ab hier habe ich mich mit mir selbst beschäftigt! Naklar habe auch ich Defizite/Traumatas, die ich erst bearbeiten muss.
Ich lasse mir Zeit zum Trauern und zum Verstehen. Aber ich opfere jetzt nicht mehr Zeit für ihn, damit es ihm mit seinem Trauma besser gehen soll. Jetzt bin ich für mich selbst da!
Wenn ich wütend über den schei. bin, lasse ich die Wut raus - ich sage dann laut: du mieses fieses ausbeuterisches egoistisches überhebliches arrogantes narzisstisches histrionisches Borderline-Arschloch. Du Emotionalfratze - dir soll es schlecht gehen, du sollst Ausschlag am (ihr wisst schon wo) bekommen und überhaupt sollst du keinen mehr hoch bekommen. Nie wieder in diesem Leben!...
Wenn ich so die ganzen bösen Sachen aneinander reihe, muss ich meistens schmunzeln über solch eine Vielfalt der deutschen Sprache. Wenn es mir öffentlich passiert, sage ich schnell: entschuldigung, ich habe Tourette.
Wenn ich Mitleid mit seinem Schicksal bekomme und mein Herz wird wieder so weich, sage ich mir schnell: Der hatte auch kein Mitleid mit dir! Wenn ich mich frage, denkt er auch noch an dich, sage ich mir schnell: der nicht, der ist kalt und herzlos. Ansonsten hätte er schon in der Beziehung mehr Rücksicht und Mitgefühl gezeigt. Lass los, lass ihn aus deinem Herzen raus - in seinem war ich nur als Bett-Tante drin und weil ich ja sein Leben so schön sortiert hatte.
Wenn ich eine SMS erwarte, sage ich mir: dann eben nicht. Ist der doof, wenn der wüsste, dass er mich zurückangeln könnte. Gott-sei-Dank ist der zu doof dazu und beweist mir nur mit jedem Tag mehr, dass ich Recht hatte mit der Trennung.
Ich erwähnte bereits, dass mich die Beziehung körperlich krank gemacht hatte. Wer will schon sterben? Ich meine das ernst! Was ist besser: in der Beziehung zu sterben oder doch die Trennung abzuwarten. Man kann ja dann immer noch sterben. Also wollte ich abwarten.
Ich liebe ihn - keine Frage. Zwischen seinen Lügen (Pseudologie) und Machtspielchen konnte er auch das verletzliche liebe Kind zeigen. Das habe ich wirklich in mein Herz geschlossen und werde es auch immer lieben. Diesem Kind habe ich verziehen!
Er hat immer gesagt, wenn.... dann - aber seinen großen Worten sind nie die entsprechenden Taten gefolgt. Jetzt hatte ich ihm die Verantwortung für ein uns übergeben. Jetzt hätte er Taten folgen lassen können, wenn ich ihm wichtig genug gewesen wäre... Nun, ich war ihm nicht so wichtig! Jetzt habe ich die Wahrheit des Blasenquatschers rausgefunden. Wahrheit tut gut!
Ich kann nur sagen, dass es Woche für Woche besser wird. Am Tag 39 nach der Trennung habe ich das erste Mal wieder gelacht. Nach 7 Wochen fühlte ich mich nicht mehr so hässlich und wertlos. Am Samstag ist die Trennung 8 Wochen alt.
Tut alles, was euch gut tut und vorallem begebt euch auf eine Reise zu euch selbst. Was hat mir so gut getan in der Beziehung, dass es jetzt so fehlt? Wenn ihr das herausgefunden habt, dann versucht das Manko selbst zu stärken oder holt euch professionelle Hilfe.
Und wenn ihr das Gefühl habt, kämpfen zu wollen - na, dann macht es doch! Wenn ihr noch eine Chance seht, ist es doch nicht verkehrt, um den Liebsten oder die Liebste mit allen Mitteln zu kämpfen und das Herz neu zu erobern! Wenn dabei nur rauskommt, dass man sich zum Nappel gemacht habt, na dann wächst wenigstens die Wut und auch das Gefühl, alles getan zu haben.
Ich wünsche euch auch soviel Kraft, wie ich sie unfreiwillig aufbringen musste! Aber es geht - seht her: ich lebe noch und lache manchmal wieder.
Alles Liebe
Saxana
27.12.2013 00:13 •
x 2 #140