Hallo,
ich bin heute zufällig auf das Forum gestoßen und habe mich ein bisschen eingelesen und mich an dem netten Umgangston hier erfreut.
Wollte kurz meine Geschichte mit euch teilen. Versuche mich kurz zu halten
Vor drei Monaten, am 7 Hochzeitstag und am 18. Jahrestag, haben mein Mann und ich uns getrennt. Ursache war eine E-Mail von mir, in der ich seit einem Jahr immer alles aufschreibe, wenn ich nicht mit ihm reden kann, die ich dann im Affekt abgeschickt habe. Weil er auch abweisend reagiert hat (auch verständlich bei 4 Seiten meiner Sichtweise), haben wir uns auf einen Trennungsmodus geeinigt. Heute sehe ich, die E-Mail war ein Versuch ihm zu zeigen, wie schlecht es mir ging und sein Verständnis und seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Die Trennung kam dann ziemlich überraschend, gilt jedoch aus seiner Sicht als von mir initiiert. Fast alle um uns rum waren überrascht, weil wir nach außen als gutes Paar gegolten haben.
In unserer Beziehung haben wir einiges durchgemacht und auch geschafft: 2 lebende Kinder (14 und 8 Jahre), 2 Sternenkinder, über 3 Jahre Haus saniert, Corona und mein Long Covid überstanden, 15 Jahre S. mit anderen bei ihm (10 davon mit meinem Wissen).
Am Ende haben wir uns eher ignoriert als gesprochen und eskaliert ist es an einer Hotelbuchung für sich und eine seiner S., die ich gesehen habe, wo es bei mir ausgeflippt ist. In dieser Wut habe ich dann auch die Mail abgeschickt.
Aus meiner Sicht war die Beziehung geprägt davon, dass es nach seinen Bedürfnissen und Wünschen geht und ich zurückstecke. Für mich stark geprägt durch seine außerehelichen S., denen ich wegen Trennungsangst zugestimmt habe, mich aber fast nie wirklich wohl damit gefühlt habe. Auch deswegen habe ich eine Depression entwickelt und eine Fixierung darauf, es ihm recht zu machen. Habe mich also nach seinen Wünschen verbogen und mich dabei selbst verloren.
Seit 1,5 Jahre habe ich eine Therapeutin an meiner Seite, die mir immer wieder Selbstliebe predigt und ich arbeite hart an mir. Mein ganzes Umfeld bemerkt das, nur in der Beziehung hat es keine Früchte getragen. Es ist verdammt schwer, sich wieder zu mögen in einem Umfeld, wo man ständig die kalte Schulter bekommt und das Handy für den Partner eine wichtigere Partnerin ist als man selbst (klar, da drin sind ja auch die netten S. und nicht der Alltag). Und schwer, für sich einzustehen, wenn man ständig das Gefühl bekommt, dass man schwach ist und weniger wert als der Andere (eine Sache, die er kategorisch ablehnt und bestreitet, getan zu haben).
Mein Mann sagt, er habe ein 3. Kind in mir gehabt und dass er ja nicht anders konnte als mit anderen zu schlafen, weil er bei mir nicht bekommen hat, was er braucht. Er hat auch mal eine Weile Pause gemacht und hat mir dann ein Ultimatum gestellt, dass ich mein S. mit ihm in einem Jahr in den Griff kriegen soll, sonst fängt er wieder an, sich mit anderen zu treffen. Das war im Oktober 2020, im März 2022 hat er mir dann gesagt, dass er null Änderung sieht (stimmt auch) und wieder anfängt sich mit Leuten zu treffen. Seitdem ging es mir immer schlechter, ich war viel krank geschrieben und habe dann im September den Mut gefunden, bei meiner Therapeutin, dich mich schon durch die Fehlgeburten begleitet hat, nachzufragen ob sie mich wieder aufnimmt. Zum Glück konnte ich recht schnell anfangen und schnell war Depression das Thema.
Nunja, jetzt stehe ich mit einem halben verschuldeten Haus vor den Scherben meiner Ehe. Finanziell habe ich keine Probleme, da ich mich mit meinem Gehalt selbst versorgen kann. Sas Haus kann ich mit meinem Gehalt allein nicht halten und pflegen und auszahlen kann ich ihn leider auch nicht.
Nur mein Herz bricht immer wieder. Natürlich trifft er sich jetzt noch mit anderen, so 2-3x pro Woche, und lebt seine S. voll aus. Natürlich geht mich das alles eigentlich nichts mehr an, nur bricht es mir dennoch jedes Mal wieder neu das Herz.
Und alle um mich rum sagen, ich soll mich lösen, dass es gut so ist und dass ich meinen Weg allein gehen soll und nur auf mich achten. Dass er nicht gut für mich ist. Und auch nicht in der Lage oder willens, etwas zu ändern. Rational sehe ich das auch so, auch weil er behauptet, dass bei ihm alles passt und er keinen Bedarf sieht, irgendwas an sich zu ändern. Bekommt ja viel Zuspruch von außen, hilft allen und jedem bei jedem Problem (egal ob er gefragt wurde), bekommt Anerkennung und Wertschätzung bei seinen S. und ist auch im Beruf erfolgreich und beliebt. Nur das ständige Kleinmachen innerhalb der Beziehung sieht er überhaupt nicht.
In mir drin ist die Stimmt (auch befeuert von den jahrelangen Beziehungsdynamiken), die gern zurück möchte. Die sich fragt, ob es doch alles meine Schuld ist. Ich hätte toleranter sein müssen, ob es was geändert hätte, wenn ich stärker gewesen wäre und meine Grenzen erkannt und verteidigt hätte.
Er sagt, er hat mich nie kleingehalten und doch ist das mein Gefühl aus der Beziehung. Oft war seine Meinung einfach richtig, meine dagegen nicht. Jedes Mal, wenn ich versucht habe, was zu sagen, kam ein Konter. So dass ich am Ende Diskussionen umschifft habe und wenn seine Meinung eine andere war als meine, auf seine umgeschwenkt bin (was mir aktuell als Ambivalenz und Schwäche vorgeworfen wird). Ich habe am Ende einfach fast gar nix mehr gesagt, weil ich die Kraft nicht mehr hatte. In mir drin hat sich dadurch eine ungeheure Wut und Aggression ihm gegenüber angestaut, die ich aber nicht gegen ihn sondern gegen mich gerichtet habe.
Er sagt, dass das S. nicht das Problem war und ich fühle es so. Habe mich schon lange nicht mehr wichtig gefühlt, nicht wahrgenommen oder richtig. Das stete du müsstest nur mehr mit mir schlafen, dann müsste ich auch nicht weggehen hat bei mir zu Abneigung geführt. Die Vorstellung, mein Mann schläft jede Woche mit 1-10 anderen und fast jedes Mal verschiedenen Leuten hat mich so verzweifelt gemacht. Auch so angeekelt. Und so minderwertig.
Und nun bin ich so wütend und gleichzeitig traurig. So verzweifelt.
Und mein Kopf weiß, dass die Trennung richtig ist, dass er SO nicht gut für mich ist. Und mein Herz hat Angst davor, allein zu sein, dass es nicht nochmal jemanden da draußen gibt, der mich nimmt und liebt. (ich weiß, viel Minderwertigkeitskomplex und Selbstzweifel, ich arbeite daran).
In Phase kann ich mich auf das neue Leben freuen, aber meist überwiegt das Gefühl, alles verloren zu haben, was ich mir aufgebaut habe. Angst, meine Kinder zu verlieren und Angst, dass er mich irgendwie als psychisch kaputt darstellt und die Kinder bekommt.
Wieso ist es nur so, dass etwas, was rational komplett richtig ist, sich so falsch anfühlt?
Das ist die kürzeste Version, die ging.
Und ich weiß, ihr kennt weder mich noch ihn und das hier ist meine Sichtweise.
Meine eigentliche Frage ist:
Kennt es noch jemand, dass man rational weiß, dass die Trennung das Richtige ist, aber irgendwie hängt man doch immer wieder an dem Gedanken, ob (und wie) es ein Zurück gibt?
Wie habt ihr das für euch gelöst?
24.01.2024 16:40 •
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