Liebe Tilly,
Zunächst einmal schön, daß der Gedanke vielleicht professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen, einer ist für den Du dich erwärmen kannst. Insbesondere, da Du selbst Mutter zu sein scheinst, wäre das schon genaz sinnvoll, Stichwort ist transgenerative Weitergabe von Konflikten.
Die beiden gemachten Erfahrungen sind natürlich nicht so schön. Zur Gestaltherapie habe ich persönlich keine Erfahrung. Allerdings würde ich diese eher komplimentär einordnen. Es ist möglich dies komplett anders zu sehen, wenn es jedoch um die Veränderung von Verhalten geht, wirst Du früher oder später um irgendeine From von Gesprächstherapie womöglich nicht drumherum kommen. Gestaltung an sich ist zudem etwas, was sich für Dich zum Ausprobieren neben der Gesprächstherapie auch von selbst ergeben könnte.
Ich weiß, daß ist jetzt alles ein bißchen arg schwammig, dafür gibt es zwei Gründe, ich bin kein Profi, soll heißen, mir steht es wirklich nicht zu, Dir irgeneine Therapieform ans Herz zu legen oder Dir zu sagen, das und das hilft.
Das zweite ist, ich würde dich gerne er-mutigen nicht ent-mutigen, dazu gehört auch, Deine Ideen erst einmal sein lassen zu können.
Wie war das bei mir?
Ich erinnere mich gut an mein Erstgespräch und einiges, was die Dame damals gesagt hat bzw die Regeln, die sie aufgestellt hat, fand ich freundlich formuliert, abschreckend. Auch mochte ich sie nicht unbedingt. Ich fand meine damals ganz schön Eso, die Einrichtung des Raums überladen und ihre Art so naja.
Warum bin ich geblieben? Weil all das nicht meine Kriterien waren. Um ehrlich zu sein, hatte ich bei der Dame ein Gefühl, was ich auch bei richtig guten Lehrern hatte, ja und auch meine Schulzeit war schon lange her. Aber Lehrer, echte Mentoren, wenn man mal diese Erfahrung gemacht und für diese empfänglich ist, bleiben einem sehr in Erinnerung, mir jedenfalls. Mit keinem dieser Lehrer wollte ich wirklich befreundet sein, alle fand ich am Anfang befremdlich und hatte eine Mischung aus Angst und zutiefst empfundenen Respekt vor diesen.
Mit der Zeit hat sich dieses Verhältnis dann gewandelt, die komische Angst ist noch größerem Respekt und großer Wertschätzung gewichen. So ging es mir bei den Lehrern und so ging es mir dann auch mit meiner Thera.
Die ich im Übrigen nie als Thera in ihrer Anwesenheit bezeichnen würde, wir uns auch noch nach Jahren Siezen (der einzige Mensch auf diesem Planeten bei dem ich das über einen solchen Zeitraum jemals getan habe, abgesehen von besagten Lehrern und mit der ich glaube ich noch immer keine Freundschaft pflegen würde).
Mein erster Rat wäre also, hör erst mal auf Dein Bauchgefühl allerdings mit der Einschränkung, daß es nicht darum geht, ob Du die magst. Ich schreibe bewußt die, da ich ausnahmsweise in diesem Zusammenhang deutlich für das Verbleiben beim eigenen Geschlecht plädiere. Es gibt zweifelsohne wunderbare Therapeuten auf diesem Planeten, so wie es wunderbare Therapeutinnen gibt. Wenn Kindheitserlebnisse zu verarbeiten sind, kann es aber in der therapeutischen Beziehung immer mal wieder auch drauf ankommen neben dem allgemeinen ein sehr spezifisches Vertrauensverhältnis aufzubauen, das kann zu Übertragungen führen.
Dieses wiederum hat sich schon der gute Freud zu Nutze gemacht, eine Falle, der ich neben vielen anderen dann doch gern aus dem Weg gegangen bin.
Also hör auf dein Bauchgefühl, aber nicht im Sinne von, mag die mich, sondern im Sinne von empfinde ich die als kompetent. Aus dem Schatzkästchen meiner Erfahrung: ich bin geschlagene 24 Monate lang mit der Verabschiedung, bei neuer Terminvereinbarung, dann schauen wir mal, ob wir uns in zwei Wochen sehen und sie mit ich würde mich sehr freuen Sie wiederzusehen, aus der Stunde raus.
(Einschub, dafür gab es aber klare Regeln, die Stunde war je nach Absagezeitpunkt entweder halb oder gänzlich zu vergüten).
Liebe Tilly, ich weiß wie das klingt, wie 24 Monate? Auch das ist etwas, hochgradig Individuelles. niemand muß so lange oder länger in Therapie bleiben, diese machen etc. Auch Hilfe und Veränderung treten bereits sehr viel früher ein.
Jetzt kommen wir zu Deiner Frage, welche Therapieform zu empfehlen ist, ich habe das alles schon mal woanders geschrieben, in gekürzter (nee liebe E-Claire is klar, als könnte ich das ) Form: ich kann keine Empfehlung aussprechen, weil ich bis heute nicht mal ganz begriffen habe, welche ich habe. Wie jetzt? Ich war, bin und werde Selbstzahler sein.
Daher gibt es in meinem Fall nicht so eine Diagnose und dementsprechende Therapieempfehlung. Persönlich bin ich nur bedingt ein Anhänger der Verhaltenstherapie. Die hat ihre absolute Berechtigung, bedarf aber oft genug eines Fundaments. Verhaltenstherapie (Achtung Meinungsäußerung) ist dort als einzige Maßnahme ausreichend, wo es um die Veränderung klar abgegrenzter Einzelsituationen geht oder (!) als Komplementär, wenn im Rahmen einer Änderung der Gesamtsituation auch ganz bestimmte eingeübte Coping-Mechanism verändert werden sollen.
Das darf man auch gern anders sehen.
Meiner Erfahrung nach ist auch die Frage, welche Therapieform es denn nun sein soll, eine recht zu vernachlässigende, wenn man jemanden gefunden hat, mit dem man sich vorstellen kann zu arbeiten und der anderseits mit einem arbeiten möchte.
Naja, so wie @gordon halt meinte, nur braucht der eben nur zwei Sätze für.
Du kannst gern nachfragen, falls ich etwas nicht so gut formuliert habe. Ansonsten würde ich Dich gern wirklich ermutigen es noch mal mit ner Gesprächstherapie (welcher Form auch immer) zu beginnen.