Ach, wo fange ich an.
Ich bin 35 Jahre, Mutter eines 3jährigen Sohnes und scheinbar am Ende meiner Beziehung.
Kurzer Umschlag: ich komme aus keinen einfachen Verhältnissen. Scheidungskind, unglücklich bei Mama und Stiefvater ausgewachsen, mit 16 ausgezogen. Allgemein bin ich ein eher extrovertierter Mensch ohne dabei ein totaler Freak zu sein, bin aufgeschlossen, immer gerne feiern gegangen, viel gearbeitet, eher positiv eingestellt, eloquent, selbstbewusst und im Großen und Ganzen mit mir im Reinen.
Seit 2015 läuft es allerdings nicht mehr so ganz rund. Ende 2015 hab ich erfahren, dass meine vermeintlich große Liebe mich betrogen hat. Ich habe mich getrennt, fiel in ein Loch, hatte 2 Krankenhausaufenthalte, hatte echt negative Gedanken und wäre ich prinzipiell nicht so ne Kämpfernatur weiß ich nicht wie es ausgegangen wäre. Ich war schwer traurig und habe gekämpft um aus diesem Loch rauszukommen. So richtig gelungen ist mir das bis heute noch nicht, glaub ich. Also ich bin prinzipiell mit meinem Ex durch aber diese Gefühle durch den Betrug, ich möchte fast Trauma sagen, hallt bis heute nach.
Ich habe danach einen neuen Mann kennengelernt, wollte ich doch eine Beziehung und es war nicht die Liebe auf dem ersten Blick aber es war gut. Er war gut. Und ganz ehrlich, ich glaube mein Herz ist durch diesen Betrug so kaputt gegangen, dass ich sowieso nie wieder solche Gefühle für einen Mann zulassen kann.
Wir kamen also zusammen, sind 2017 zusammen gezogen. Er war so gegensätzlich zu meinem Leben davor. Er hatte nicht viel Geld, hatte 2 Kinder aus erster Ehe, war einfach. Aber das Herz am rechten Fleck. Ich hatte und habe Gefühle für ihn aber es ist bodenständig, wenig romantisch. Leider. Ich wurde schwanger - gewünscht. Unser Sohn kam 2019. Es war schwierig. Er viel am Arbeiten ich ganz allein, hab ja mit meiner Familie keinen Kontakt und frage allgemein ungern nach Hilfe. Ich hatte es mir mit Säugling nicht so anstrengend vorgestellt. Aber es ging und wurde mit zunehmendem Alter auch besser. Ich kam in meiner Mutterrolle an. Ich liebe mein Kind so sehr, so bedingungslos!
In dieser ganzen Zeit hat mein Partner nebenbei (Baugewerbe) angefangen zu arbeiten. Dies wurde immer mehr und er hat Ende 2020 das Nebengewerbe in Hauptgewerbe geändert. Viel Arbeit, wenig Zeit, jeden Cent in die Firma (Baufirma) gesteckt. Dazu Corona. Das ging an die Nerven. Ich habe das Arbeiten wieder angefangen, das war alles wo ich rauskam. Nix hatte offen, Krabbelgruppen fielen weg, der Partner nur am Arbeiten.
Und nun zum Wesentlichen: die Streitigkeiten wurden immer mehr. Über jede Kleinigkeit. Unser Umgang teilweise so respektlos. Vielleicht von meiner Seite auch, weil es nie die große Liebe war.
Ich weiß zu schätzen, wie viel er arbeitet aber alles drumherum bleibt an mir hängen. Es scheitert mittlerweile schon daran, einen Löffel in die Spülmaschine zu räumen. Wir haben uns abgesprochen, sind konservativ aufgeteilt. Das ist nicht schlimm und mir ist klar, dass ich einkaufen gehe, putze, usw aber muss man die dreckige Wäsche im Bad auf den Boden schmeißen? Neben den Wäschekorb? Ich bin nur noch am hinterherräumen.
Es ist alles irgendwie so verzwickt. Ich steh absolut hinter der Selbstständigkeit aber das kostet Kraft. Er kann gut arbeiten aber bei Selbstständigkeit gehört eben auch Büro dazu. Das kann er nicht, das mag er nicht, das macht er nicht. Also habe ich das gemacht. Dann wusste ich wenigstens, dass richtig gemacht wird. Das wurde immer mehr. Hinzu Kind und Haushalt und ständig alleine. Wir haben uns dann zusammen dazu entschlossen, dass ich nochmal Elternzeit nehme und quasi für ihn arbeite und entsprechend daheim alles lenke. Ich bin für dieses Privileg prinzipiell sehr dankbar. Ich habe Zeit für Haushalt, die Firma und vorallem unseren Sohn. Mein Partner weiß das irgendwie auch aber irgendwie auch nicht. Es ist halt verzwickt. Wie soll ich es erklären ohne, dass es überheblich klingt. Er wäre aufgeschmissen ohne mich. Die Bude wäre verdreckt, niemand würde mit seinem Hund gehen, die Firma würde scheitern.
Er sagt, ich wäre undankbar und unzufrieden. Er hat nicht komplett Unrecht aber es liegt einfach an seiner Person.
Er lässt sich immer mehr gehen. Er hat stark zugenommen, trinkt viel, schläft viel. Keine Zärtlichkeiten, keine lieben Worte. Wir sind kein schlechtes Team aber wir sind kein Liebespaar. Wir reden ständig aneinander vorbei, er verdreht einem das Wort im Mund. Früher hatte er auch mal an Andere gedacht, jetzt sieht er nur noch seinen Stand. Ja, er ist fleißig. Zumindest bei Dingen die er möchte. Für alles andere braucht er so viel Antrieb. Alles muss ich im Blick haben. Und dann immer wieder diese Streitigkeiten. Es geht ums weggehen, um die Arbeit, um den Kleinen, ums Geld. Wir werden laut und dann bockt er. Wir streiten auch vor dem Kleinen, furchtbar. Noch nie ist er auf mich zugegangen, ich fühle mich teilweisen wie der letzte Dreck. Ich erkenne mich teilweise selbst nicht wieder. Am Liebsten würde ich ihm den Mittelfinger zeigen aber ich möchte eigentlich doch garnicht, dass es auseinander geht. Die Firma würde nicht so klappen und das bedeutet mir natürlich auch was. Ich möchte nicht raus aus dem Haus, ich möchte, dass es funktioniert und vorallem sind wir eine Familie. Wir haben ein Kind. Ich möchte dem Kleinen nicht die Familie nehmen.
Ach, ich bin verwirrt. Wenn er doch nicht so ein Bock wäre.
Und dann denke ich wieder, dass ich mir nicht alles bieten lassen muss aber wohin? Mit dem Aufbau der Firma und meiner (nichtbezahlten) Elternzeit sieht es finanziell auch nicht so rosig aus. Ich habe keine Eltern wo ich fragen kann, möchte mit dem Kleinen nicht irgendwo bei jemandem auf dem Sofa schlafen. Er braucht sein Zuhause aber das Haus gehört meinem Partner.
Wir können nicht reden. Entweder er bockt und ich versuche alles um die Wogen zu glätten oder es läuft einigermaßen aber auch nur, weil ich mir so oft auf die Zunge beiße. Er steht sich selbst im Weg, er steigert sich rein. Ich kann mit dieser Kälte nicht umgehen. Soll das ein Leben lang so weitergehen? Wäre unser Sohn nicht, wäre es schon lange vorbei. Aber wir haben uns zusammen jetzt auch schon so viel aufgebaut und uns immer mehr verloren.
Und ich bin bereit für meine Familie, für ihn und unseren Sohn, zu kämpfen aber es ist so ohne Perspektive, wenn er sich nicht dreht. Und ich habe es schon 1000x gesagt. Wir haben doch aber nur uns. Seine Eltern sind beide schon verstorben und ich habe keinen Kontakt seit 18Jahren zu meinen Eltern.
Ich zweifel auch an mir. Ich kann mich gut einschätzen, bin reflektiert. Bin ich zu undankbar? Bin ich gar depressiv (was er mir auch schon vorgeworfen hat)? Er macht mich teilweise ganz schön runter. Ich stehe dem aber auch oft in nichts nach. So ehrlich muss ich sein.
Sorry, für den wirren Text. Ich bin gerade verwirrt. Haben uns gestern wegen einer Kleinigkeit wieder so gestritten und auch heute ging es weiter und es ist so unerträglich gerade wieder. Jetzt war es mal 3 Wochen gut. Eigentlich möchte ich nur weg obwohl ich doch meine Familie möchte. Und nicht nur das. Ich möchte auch bisschen Respekt, Zärtlichkeiten und eine Paarbeziehung. Es könnte alles so schön sein, wenn es anders wäre. Wenn Er andere wäre
01.11.2022 21:09 •
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