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Transgenerationale Weitergabe von Traumata

L
@justawoman Jo, kenne ich auch.
Allein die Selbstverständlichkeit, tiefergehende komplexe Zusammenhänge sofort wahrnehmen zu können und wie selbstverständlich darüber zu kommunizieren.

22.03.2025 13:23 • x 3 #46


L
@Vienne
@Vienne krasses Schicksal bei diesem Mann. Alles verloren durch den Krieg, war ja überwiegend nicht sein Verschulden.

Und eben typisch an Grenzen der Verarbeitungsfähigkeit zu stoßen, einfach menschlich, krank zu werden, zu verbittern, aufzugeben unter solchen Umständen. Das Stresssystem, der ganze Organismus kann unter Kriegsverhältnissen massiv überlastet sein.

22.03.2025 13:28 • x 3 #47


A


Transgenerationale Weitergabe von Traumata

x 3


J
Zitat von LebedeinLeben:
@justawoman Jo, kenne ich auch. Allein die Selbstverständlichkeit, tiefergehende komplexe Zusammenhänge sofort wahrnehmen zu können und wie ...

Hast du auch so riesige Antennen, die immer auf Empfang stehen?

22.03.2025 13:29 • x 7 #48


L
@justawoman jaaaa...manchmal weiß man gar nicht wohin mit den Wahrnehmungen.

22.03.2025 13:32 • x 5 #49


Hola15
Zitat von justawoman:
@Hola15 Das finde ich total spannend, denn das geht mir mit meinem Vater genauso, mit meiner Mutter dagegen nicht, obwohl ihre Lebensgeschichte kaum ...

Danke dir.
Hmm ja, spannend. Werd mal drüber nachdenken.
Aber ist ja schon was, dass du es deiner Mutter übel nehmen kannst. Auch wenn ich es dir natürlich von Anfang an anders gewünscht hätte.

22.03.2025 13:38 • x 2 #50


J
Zitat von Hola15:
Danke dir. Hmm ja, spannend. Werd mal drüber nachdenken. Aber ist ja schon was, dass du es deiner Mutter übel nehmen kannst. Auch wenn ich es dir ...

Danke. Das schwankt sehr bei mir zwischen Wut und Ärger, Mitgefühl, Schuld - alles dabei.

22.03.2025 13:43 • x 5 #51


Hola15
Zitat von justawoman:
Ich habe auch eine Frage an euch: Fällt es euch auch manchmal schwer, an andere Menschen anzuschließen, weil eure Lebenswirklichkeit so anders ...

Ich bin ja Kriegsenkel, sozusagen. Meine Eltern wurden nur durch die Kriegs- bzw. Nachkriegszeit geprägt. Da hatte sie es aber beiderseits ordentlich gebeutelt.

Ich kenne das Gefühl des abgetrennt sein, auch wenn ich, wie du, eigentlich überall „gut ankomme“.
Ich kenne auch die anderen Lebenswirklichkeiten. Insbesondere ahme ich wohl den Überlebenskampf meiner Ahnen nach, was viele nicht nachvollziehen können.

Denke aber, das hat für dich - verständlicherweise- nochmal eine andere Qualität. Wenn die Mehrheitsgesellschaft um dich rum einfach nicht diese direkten Erfahrungen gemacht haben.
Ich glaube aber Freunden darfst du dich da gerne öffnen.

22.03.2025 13:49 • x 3 #52


J
Zitat von LebedeinLeben:
...Und eben typisch an Grenzen der Verarbeitungsfähigkeit zu stoßen, einfach menschlich, krank zu werden, zu verbittern, aufzugeben unter solchen Umständen. Das Stresssystem, der ganze Organismus kann unter Kriegsverhältnissen massiv überlastet sein.


Es ist nicht selten, dass so massive Traumata dauerhafte Persönlichkeitsveränderungen nach sich ziehen. Weil da einfach auch Therapiemöglichkeiten an ihre Grenzen stoßen. Ich habe mal mit einem Psychosomatikprofessor und Psychoanalytiker über das Thema gesprochen und gefragt, ob man solche Traumata überhaupt heilen kann. Er meinte: Was wollen Sie denn da heilen? Da können Sie nur dafür sorgen, dass die Leute nicht komplett durchdrehen.

22.03.2025 13:49 • x 3 #53


Hola15
Zitat von justawoman:
, ob man solche Traumata überhaupt heilen kann. Er meinte: Was wollen Sie denn da heilen? Da können Sie nur dafür sorgen, dass die Leute nicht komplett durchdrehen.

Heute spricht man ja so schön von „integrieren“

22.03.2025 13:52 • x 3 #54


J
Zitat von Hola15:
Ich bin ja Kriegsenkel, sozusagen. Meine Eltern wurden nur durch die Kriegs- bzw. Nachkriegszeit geprägt. Da hatte sie es aber beiderseits ...


Fühlst du dich auch ständig bedroht? Das Gefühl ist so tief in mir verwurzelt, das werde ich wohl nie wegbekommen.

Ich rede auch mit Freunden nicht über das Thema. Letztens hat eine Freundin, die ich seit 25 Jahren kenne, mich auf einen Vortrag von Margot Friedländer aufmerksam gemacht. Ich habe dankend abgelehnt mit dem Hinweis Brauch ich nicht, mein Vater war Holocaustüberlebender. Da kam dann nur Oh, wusste ich gar nicht. Keine Fragen Wie war das für dich? o.ä. Es ist für die meisten Leute eben kaum vorstellbar und viel zu weit weg. Bzw. einfach nicht das Interesse da, über solch schwere Themen zu reden, was ich gut verstehen kann.

22.03.2025 13:59 • x 1 #55


Blanca
@justawoman
Zitat von justawoman:
viel zu weit weg.

Ja - vor allem wenn der oder die Betreffende im Hinterkopf hat, daß die eigenen Vorfahren womöglich unter jenen waren, die den HC aktiv mit betrieben oder zumindest wissentlich davon profitiert haben. Oder daß er ihnen damals schlicht egal war, weil er ja Menschen betraf, die über Jahrhunderte hinweg immer wieder gesellschaftlich zu einer Randgruppe gemacht worden waren - so daß man sich ihnen auch nicht zugehörig fühlte.

Ich stelle es mir für HC-Überlebende und ihre Angehörigen sehr schwer und je nach Fall auch unmöglich vor, sich darüber ausgerechnet mit Angehörigen des Tätervolks auszutauschen.

22.03.2025 14:04 • x 1 #56


Hola15
Zitat von justawoman:
Fühlst du dich auch ständig bedroht? Das Gefühl ist so tief in mir verwurzelt, das werde ich wohl nie wegbekommen. Ich rede auch mit Freunden ...

Nein, bedroht fühle ich mich nicht (von anderen Menschen). Da habe ich eher eine Menge Vertrauen oder vielleicht eher Gleichmut.
Vllt auch Vertrauen in mich, dass die mir gar nicht existentiell was tun können.

Deine Familie hat jedoch diese wahnsinnig schreckliche Erfahrung gemacht. Bei ihnen war es Realität auf grausame und abartigste Weise. Da wundert mich dein Gefühl nicht.

Bei mir war es ja nur Vertreibung (mit kurzzeitiger Gewaltbedrohung), Armut, Hunger, Krankheit und den Folgen einer Kleinkindheit in Sanatorien dieser Zeit.

22.03.2025 14:12 • x 2 #57


P
Es ist gut zu wissen wo das Trauma her kommt. Meine Wurzeln liegen woanders und da gibt es kaum bis gar keine Erklärungen warum wieso weshalb. Ich kann nur mutmaßen. Die Worte die ich dafür finde sind alle schon mit Klischees, Assoziationen, Bedeutungen und Abwehrmechanismen besetzt und so bleibt man komplett isoliert mit dem Thema.

22.03.2025 14:15 • x 5 #58


Hola15
Zitat von justawoman:
Da kam dann nur Oh, wusste ich gar nicht. Keine Fragen Wie war das für dich? o.ä. Es ist für die meisten Leute eben kaum vorstellbar und viel zu weit weg. Bzw. einfach nicht das Interesse da, über solch schwere Themen zu reden, was ich gut verstehen kann.

Das kann sein und das ist schade.

Es kann aber auch die Hemmschwelle sein dir mit Fragen nicht zu nahe zu treten?

22.03.2025 14:15 • x 6 #59


FrauDrachin
Zitat von justawoman:
Ich habe dankend abgelehnt mit dem Hinweis Brauch ich nicht, mein Vater war Holocaustüberlebender. Da kam dann nur Oh, wusste ich gar nicht. Keine Fragen Wie war das für dich? o.ä. Es ist für die meisten Leute eben kaum vorstellbar und viel zu weit weg. Bzw. einfach nicht das Interesse da, über solch schwere Themen zu reden, was ich gut verstehen kann.

Ich denke, da wäre es aber vielleicht sinnvoll, etwas Verständnis für deine Freundin zu haben.
Bitte nimm mir die Worte nicht übel.

Du weißt ja z.B. nicht, wie ihre Familienvergangenheit in dieser Hinsicht ist.
Vielleicht fand sie auch, dass nicht der Rahmen war, darüber jetzt zu sprechen. Veilleicht hat sie dein Das brauch ich nicht als Ansage begriffen, dass du dich damit nicht (mehr) näher auseinandersetzen willst. Vielleicht fehtl ihr das Bewusstsein, dass das was mit dir gemacht hat. Vielleicht will sie keine alten Wunden aufreißen.

Ich weiß auch nicht, wie dieses Dilemma zu überwinden ist. Vielleicht so: Du hattest mich doch neulich auf den Vortrag aufmerksam gemacht. Ich würde wahnsinnig gern mit jemandem darüber reden, magst du?
Oder ihr geht doch zusammen zum Vortrag, und kommt hinterher ins Gespärch?

Schwierig. Eine Freundin hat mir mal von S. Missbrauch in ihrer Jugend erzählt. War für mich auch ganz, ganz schwierig, wie ich reagieren soll, wieviel und wie intensiv ich nachfragen soll...

22.03.2025 14:15 • x 6 #60


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