Und schon bald ist ein Jahr vergangen.
Die Zeit verfliegt überhaupt viel zu schnell. Und dass es kein Leben nach dem Tod gibt, in dem ich noch unendlich lange Zeit habe, um über mich nachzudenken und eine unendliche Anzahl Momente zu geniessen, erscheint mir als fast absolut sicher. Wenn etwas wirklich sicher ist, dann ist es die Endlichkeit unseres Daseins.
Vielleicht ist es zu früh für eine Midlife-Crisis. Aber wer bestimmt schon so einen Zeitpunkt. Ich habe mich in diesem Jahr ausgetobt, zumindest so weit es mein Naturell zulässt. Oder zumindest zu so einem Grad, wie ich selbst daran wachsen konnte. Ich fühle mich unterdessen komplett frei, und ich sehe mich als eigenständige und respektierte Person, die eigene Werte hochhält und auch vertritt, und die ihr Leben komplett selber gestaltet.
Die Frage ist nur: Wohin soll es gehen? Soll ich eine Familie gründen und meine Energie und Aufmerksam dem Nachwuchs widmen? Was wäre der Sinn darin? Ist darin eine Erfüllung zu finden, und wenn ja, welche? Welche Alternativen gibt es denn überhaupt? In einer endlosen Spirale der Trieb-Befriedigung physisch oder intellektuell zu verweilen scheint mir als nicht weniger anstrebenswert wie das Übertragen meines Wissens und meiner sozialen Aufmerksamkeit auf die nächste Generation.
Es gibt schlicht und einfach keinen höheren Zweck für unser Dasein. Jedes Mal, wenn ich darüber nachdenke, stelle ich fest, dass ich zu wenige akute Probleme habe. Wenn alles prinzipiell im Lot ist und alles in seinen Bahnen verläuft, wird es erst recht langweilig. Man hat zu viel Zeit um sich über Sinn und Unsinn Gedanken zu machen. Und doch kann ich mir nicht einfach künstlich Probleme schaffen, nur, um sie dann lösen zu können. Ich habe keinen Grund, mich zu beschweren, und dennoch gibt es nichts zu feiern.
Über jede erdenkliche existentielle Frage habe ich mir Gedanken gemacht, und manche davon sehr weit verfolgt, mit keinem wirklich befriedigenden Ergebnis. Es gibt vielleicht noch einen Weg, den ich wirklich ausprobieren möchte: Den der Meditation. Der eigenwilligen Bewusstseins-Erweiterung und der auf diesem Weg erlangbaren Selbsterkenntnis.
Die grundlegende Frage, die sich mir stellt, ist die: Mich jetzt für Familie zu entscheiden würde sich einfach nur pragmatisch anfühlen. Nicht unbedingt richtig. Was jedoch für mich richtig ist, weiss ich nicht. Nichts scheint wirklich effektiv sinnvoll zu sein. In jedem Fall scheint mich die eigene Suche nach Erfahrung und noch weiterer Erkenntnis mehr anzutreiben. Vielleicht muss ich mir auch einfach neue Aufgaben schaffen, indem ich den Job wechsle, oder irgendwelche Weiterbildungen besuche. Irgendwas, das mir unmittelbare Ziele auferlegt und mir damit zumindest kurzfristig einen Sinn stiftet.
Die ultimative Erkenntnis aber ist die: Das alles hat nichts mit irgendeiner vergangenen oder aktuellen Partnerschaft zu tun, sondern nur mit mir selbst. Kurz nach meiner Trennung war mein grösstes Problem die Suche zurück zu mir. Und jetzt ist mein grösstes Problem die Suche nach einer neuen Bestimmung. Jeder Weg ist begehbar, und doch führt keiner irgendwo hin.
Disclaimer: Hierin ist keine Frage zu finden. Das ist nur ein Tagebuch. Aber wenn jemand einen Input hat, nehme ich den natürlich entgegen.
25.09.2017 22:11 •
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