Zur Abwechslung schreibe ich jetzt mal etwas positiver. Denn so traurig und gleichgültig fühle ich mich natürlich nicht immer. Das sind Momente, die dann alles überschatten und bestimmen, und sich absolut und ewig anfühlen. Die Realität ist jedoch, dass sich einiges in mir getan hat.
Die grösste und wichtigste aller Erkenntnisse ist jene, dass ich mich mehrheitlich habe treiben oder fremdsteuern lassen. Nicht nur in der Beziehung, sondern auch ausserhalb derer. Die Bedürfnisse anderer habe ich als wichtig, und meine eigenen als sekundär eingestuft. Meist unbewusst. Die Ursache für dieses Verhalten war nicht ein zu geringer Selbstwert, sondern fehlender Wille und Selbstachtung. Dadurch habe ich mich als Geist gefühlt, der da ist für andere, zwar wertvoll, aber dennoch unbedeutend und unsichtbar. Allzu oft habe ich zugesagt, ohne eigentlich zu wollen. Allzu oft zugehört, obwohl ich selber etwas zu sagen gehabt hätte. Allzu oft die Annahme getroffen, ich selbst müsse mich hinterfragen, nicht der andere sich. Nun, die Gegenmassnahme ist so simpel wie effektiv. Ich horche in mich selbst, mit einer etwas weniger strengen Haltung, ohne mich durch Erwartungen anderer stören zu lassen. Was ich höre, sehe und fühle, bin ich, unverfälscht rein. Ich sehe alle jene Dinge, mit denen ich mir meinen eigenen Weg verbaut habe. Nach und nach diesen Weg nun zu räumen, und mich endlich richtig zu entfalten, ist ein enormer Befreiungsschlag. Je mehr Ballast weg ist, desto klarer sehe ich, wer ich eigentlich bin, und – vor allem – was ich eigentlich will.
Damit einhergehend kommt das Loslassen der Angst, zu versagen. Ich beginne nun, Fehler zuzulassen, und durch sie zu lernen, anstatt sie um jeden Preis zu verhindern. Denn was habe ich zu verlieren? Mein Ansehen? Vor wem? Hauptsächlich vor mir selbst. Doch wozu das innere Gericht? Wem will ich damit etwas beweisen? Ich muss niemandem ein Zeugnis ablegen. Der einzige, der mich daran hindert, sorgenfrei und glücklich zu sein, bin ich ganz alleine. Ich hindere mich selbst mit künstlich konstruierten Anforderungen, die ich einfach nur ablegen muss. Nichts weiter ist nötig.
Als Kind habe ich immer gesagt: Wenn ich nur will, kann ich alles!. Mit diesem Mantra habe ich allzu lange gelebt. Der Knackpunkt daran ist jedoch nicht das Können, sondern das Wollen. Und dafür muss nichts hinzugefügt werden, sondern lediglich etwas weggenommen werden. Symbolisch und effektiv. Meine Partnerin wurde mir weggenommen. Nicht von irgendwem, sondern vor allem von mir selbst, ohne dass ich es beabsichtigt habe. Dadurch wurde ich gezwungen, zu mir selbst zurückzufinden. Und ich denke, so langsam komme ich an. Vielleicht zum ersten Mal im Leben.
19.01.2017 00:31 •
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