Toxische on off Beziehung beendet

Meine Erkenntnis des Tages: nur weil ich etwas verstehe und die Not hinter dem Verhalten kenne, die Gründe dafür kenne, warum er der geworden ist, der er ist (frühkindliche Vernachlässigung und Gewalt) und er mir leid tut, weil ich ein mitfühlender Mensch bin, heisst das nicht, dass ich das als Partnerin aushalten und erdulden muss. Ich brauche keine schuldgefühle haben, wenn ich darauf achte, dass mit mir gut umgegangen wird. Ich kann ihn nicht retten, das könnte wenn überhaupt nur eine lange gründliche Therapie. Ich bin nicht seine Therapeurin, seine Sozialarbeiterin und auch nicht seine Mutter. Ich bin nicht für seine mentale Gesundheit verantwortlich, sondern für meine und ich darf ein leben führen, in dem es mir gut geht. Ich darf es auch mal leichter haben und angenehmer und muss mich nicht durch seine Baustellen arbeiten..Ich bin nicht herzlos oder kalt, wenn ich mich von einem Mann zurück ziehe, dee psychisch auffällig ist und mir mit seinem Verhalten Kraft raubt. Das ist legitim, auch wenn er es nicht anders kann und er seinerzeit selbst ein Opfer war. Ich bin nicht auf der Welt, um etwas auszubaden, das ich nicht verursacht habe. Ich darf meine Sensibilität ernst nehmen und mich mit Menschen umgeben, die es gut mit mir meinen, die unterstützend sind und die mein wohl fördern. Ich darf glücklich und frei sein !

Zitat von Ava75:

Ich wage zu behaupten, dass es ihm nicht gut geht, er fühlt sich innerlich leer, hat ständig Konflikte mit anderen Mitmenschen, ist sehr launenhaft und regelrecht verzweifelt, wenn er sich abgelehnt fühlt. Er ist sozial wenig kompetent, reagiert impulsiv, was ihn nachher beschämt und kämpft mit einer Suchterkrankung, was auch nicht eben leicht ist. Mir ist auch aufgefallen, dass er mit sich selber, also ohne Spiegle von außen nichts mit sich anfangen kann und irgendwie ziellos durchs Leben irrt.

Liebe @Ava75,
es ist erschreckend, wie sehr sich unsere Ex-Partner zu ähneln scheinen. Ich bewundere wie klar und stark die Trennung verarbeitest. Meine Trennung ist 7 Monate her und ich komme so langsam erst aus dem Loch raus.
Meiner geriet häufig mit anderen Menschen in Konflikt und wenn ich auf Grund seiner häufig sehr aggressiven Art nachfragte, warum es sich überhaupt so aufgebauscht hat, wurde die Geschichte jedes Mal ein wenig anders erzählt und am Ende gab es immer eine Frau, die lobte oder unterstützte bezüglich seines Verhaltens. Ich wurde abgestraft, weil ich nicht solidarisch war (also als er es erzählte, ich war da nicht dabei). Habe mich immer gefragt, ob ich zu streng war, konnte jedoch auch nie verstehen, warum ihm oft solche Situationen passieren, in denen er Körper übergriffig werden musste…

@Ladina danke für deine Geschichte. Es tut mir leid zu hören, dass dich das ganze doch sehr lange belastet hat. Ich kann überhaupt noch nicht einschätzen, wie lange mich das begleiten wird.
Ja, ich kenne das: alle anderen sind schuld, keine Selbstreflexion, Regeln gelten nicht für ihn....Ich habe mich wirklich oft geniert und versucht ihn zu beruhigen. Zusätzlich war er immer wieder so betrunken, dass er sich an nichts erinnern konnte, nicht wusste, wo er war. Unberechenbar und ich war dauernd angespannt. Nicht wissend, was wieder passieren würde. Dazwischen normale und friedliche Tage, die mich wieder hoffen ließen....wir können froh sein, dass wir da raus sind auch wenn es nicht immer leicht ist. Alles Gute für dich !

@Ava75 Bei deinem war’s der Alk., bei meinem das C*anabis. Am Ende ist es egal, denn Sucht bleibt Sucht.
Du hast dir die Kontrolle zurückgeholt, in dem du sich getrennt hast, mir hat dazu der Mut gefehlt und da war einfach diese bekloppte Hoffnung. Was ich lernen musste - es braucht einfach die Zeit, die es braucht, ich mache mir da selber sehr gerne Druck.
Egal ob du schon das Gröbste hinter dir hast oder nicht - nimm dir die Zeit zum Heilen. Ich habe mich in den letzten Monaten sehr viel mit meinen Anteilen und inneren Glaubenssätzen auseinandergesetzt, das hat mir sehr geholfen, doch so ganz werde ich wohl nie verstehen, wie es zu dieser Dynamik bei uns gekommen ist. Meiner wollte einfach auch nie reden und ich wurde daneben immer stummer und kleiner…

@Ladina mir hat dazu auch lang dee Mut gefehlt, er tat mir auch immer leid und dazwischen konnte er wirklich lieb und lustig sein. Dann hat er aufgehört zu trinken und ich dachte, jetzt wird es besser. Aber das andere blieb und er war dennoch nicht emotional verfügbar.
Ich hatte auch immer Sorge, dass er endgültig abstürzt, wenn ich gehe. In den kurzen Trennungen war er nur unterwegs und ständig betrunken, wirklich haltlos. Irgendwie hab ich da eine Verantwortung übernommen oder mir Umhänge lassen, ihn zu stabilisieren und ihm halt zu geben. Statt dessen wurde ich selber immer ausgelaugter, schwächer und unglücklicher. Ich lerne die Verantwortung für ihn völlig abzugeben und merke langsam eine Leichtigkeit in mir. Aber ja, es braucht Zeit und die nehme ich mir. Gut, dass du an dir selber arbeitest und dir deine Themen anschaust. Kannst stolz auf dich sein, wie weit du schon gekommen bist !

Mir ist auch erst im Nachhinein aufgefallen, wie wenig mein Ex emotional verfügbar war, ich dachte so oft, dass es an mir liegt, ich zu viel will, zu viele Bedürfnisse habe und diese auch kommuniziere. Ich hoffe ich trete dir nicht zu nah, aber wie war es bezüglich S*ex? Lief es da bei euch? Meiner hatte von Anfang an recht wenig Lust, ich habe so oft mit ihm darüber geredet, habe mich schäbig gefühlt, dass er mich scheinbar nicht anziehend genug findet, dachte ich doch, gerade am Anfang kommt man kaum aus den Federn. Heute verstehe ich, dass er auch dort die Nähe mied, ich hingegen die Nähe suchte, um Bindung aufzubauen. Mit so einer Diskrepanz ist auch keine Beziehung möglich. Hätte ich mal früher in einem Forum gelesen, ich hätte mir viel Leid erspart

Zitat von Kroenchen_richten:

Exakt. Und deswegen strafe ich ihn mit Null Reaktion am meisten Ich war auch in seinen Augen immer chic. Oft genug wurde das von ihm und anderen ...

Er ist gestraft weil er sieht, dass es dir gut geht. Das kann er gar nicht aushalten und da er dich nicht übertrumpfen kann, muss er eben den armen Kater spielen. Nicht reagieren ist so besten. Jede Aufmerksamkeit entziehen, denn davon leben sie und irgendwann geben sie es auf und suchen sich ihr Echo anderswo.

@Ladina am schlimmsten waren die Schwankungen. Er konnte sehr lieb sein und dann war er wieder völlig fern. Es blieb immer irgendwie punktuell und es ist nicht wirklich ein Beziehungsband entstanden. Wir kamen über eine Annäherung nicht hinaus, wie wenn man ein Haus ohne Fundament baut. Besser kann ich das leider nicht erklären.
Der S*ex war kurz, rasch zum Ziel/zu seinem Ziel führend, wenig abwechslungsreich aber schon auch intensiv, eher haben wir uns wenig umarmt, gekuschelt und uns überhaupt nicht sonderlich oft gesehen..er hat nie gesagt, ich liebe dich, er hat Herzen per WhatsApp geschickt, das wars. Ich bin eigentlich sehr romantisch und hätte gerne mehr Zuwendung gezeigt und bekommen, habe das dann aber auch immer weniger getan, weil es mir komisch schien einseitig und unpassend.

@Ava75 Ich verstehe dich soooo gut, genau so ging es mir auch. In der Distanz kamen Herzen, wenn wir uns gesehen haben, haben wir zwar gekuschelt, aber zu viel Nähe wollte er nie. Mal war für ihn Hab dich lieb und Ich liebe dich das gleiche, Mal ritt er Monate später darauf rum, dass ich, als ich das erste Mal ich liebe dich sagte, ihn unter Druck gesetzt hätte. Er schrieb „Hab dich lieb“ übrigens schon nach drei Wochen. Ich bin ein sehr liebevoller, zärtlicher Mensch. Ich mag körperliche Nähe, ich mag kleine Liebesbotschaften, Aufmerksamkeiten. Ich gebe das auch gern, ich mache meinem Partner gern Geschenke, schaue was wie im Urlaub schönes machen können. Er nahm gerne, aber von sich aus kam da nichts. Ich bin verhungert am verlängerten Arm. Ich hab so viel und bekam wenig zurück, immer in der Hoffnung, dass es doch wieder wie am Anfang werden soll, wo er aufmerksam war. Rückblickend aber immer nur bis zu einem gewissen Grad, nämlich so wie es ihm passte. So passierte unweigerlich das absurde, dass ich mich anpasste und zugleich wahnsinnig unglücklich wurde. Fragte mich immer, ob es an mir liegt, weil ich zu viel wollte, dabei übersah ich, dass ich eigentlich nur das Minimum wollte und selbst das konnte oder wollte er nicht geben. Ich habe so oft gedacht, wie es sein kann, dass ich als gewollt Kinderfreie mir einen Mann gesucht habe, der sich wie ein Kind benimmt und ich erziehe. Naja, Long story short- ich muss mir viel verzeihen und bin noch lange nicht geheilt. Aber es wird besser, vor allem wenn man jemanden findet, der ähnliches erlebt hat

@Ava75 und @Ladina uff - meine Ex hat leider in dieser Hinsicht alles richtig gemacht. Wir / ich war die erste, die gesagt hat ich liebe Dich und wir haben uns gegenseitig mit Herzchen und Liebe überhäuft. Der S* war toll - ich hatte so etwas noch nie. Das ist auch kein Indikator.

Heute habe ich mit einer gemeinsamen Freundin telefoniert, die mich auch schon vor der Beziehung kannte. Sie meinte, dass sich meine Sprache schon sehr in den drei Monaten verändert hätte und ich fast genauso hart gesprochen hätte, wie sie (meine Ex), mit anderem Vokabular... das hat mich entsetzt, wie manipulierbar ich doch bin.

Meine Ex hasst mich so richtig jetzt - ich kann es fühlen. Andererseits ist das auch gerade gut. Dann lässt sie mich in Ruhe und die Wut wird sie tragen. Und mich von ihr fernhalten. Abends werde ich immer sentimental. Schlaft gut - und träumt was richtig schönes.

@Schnitzel2000 ja, mein ex hasst mich auch und redet schlecht über mich. Er lästert und ätzt und kotzt sich aus, während ich höflich schweige. Ich musste auch lernen, nicht den Müll hinter ihm herzuräumen, den er von sich gibt denn er erzählt Storys bei denen er entweder gut weg kommt oder der Arm
e ist und darüber Trost und Zuwendung bekommt. Ich habe mehrfach erlebt, dass er es mit der Wahrheit nicht genau nimmt und seine eigenen Storys glaubt.

@Schnitzel2000 das ist sicher nicht leicht für dich. S*EX bindet stark besonders wenn er toll ist. Aber das alleine macht eben auch keine gute Beziehung aus. Ich umarme dich und wünsche dir inneren Frieden mit deiner Entscheidung!

@Ladina ich kann dich gut verstehen. Ich habe auch gezweifelt, ob ich zuviel will und tatsächlich nicht das Mindestmaß an Zuwendung, Verständnis und Unterstützung erfahren. Das ist schon verrückt im Nachhinein. Und ich wurde selber immer gebremster in meinem emotionalen Ausdruck, immer weniger emotional, immer weniger romantisch und auch immer weniger redend. Am Schluss habe ich nur noch geschwiegen, so hilflos habe ich mich gefühlt.
Er kam mir teils wie ein schwererziehbares Kind vor, teils wie ein ewiger Teenager, manchmal wie ein verlorenes Kind. Ein erwachsener, ebenbürtig Mann auf Augenhöhe war er für mich nicht.

Zitat von Ava75:

dass er es mit der Wahrheit nicht genau nimmt und seine eigenen Storys glaubt.

Danke für Deinen guten Zuspruch - woher nimmst Du nur die Kraft. Du liest Dich echt, als wären es 100 und nicht 10 oder 11 Tage bei Dir - Du spornst mich an!

Und ja - wegen S* ich hab in dem MOment als ich es abgeschickt hab gedacht - ich hab das Wort noch vergessen. Der S* war NOCH gut. Es hätte sich geändert. Sie war gerade dabei zu morphen.