Hallo Littlelady!
Wenn man mit einem Menschen dieser Art zusammen ist, dann reichen auch 1,5 Jahre bei weitem, um ausgesaugt zu sein. Das kann, wenn auch noch Aggression im Spiel ist, auch viel schneller gehen.
Es ist ja auch so, wie Du sagst: daß dieses kindliche Schema eben auch durchaus etwas Niedliches an sich hat - das erschwert es natürlich auch, vielleicht auch einmal wütend zu reagieren oder sich klarer abzugrenzen.
Nur - wenn er dann seinen Willen nicht bekommt, versucht er alles, um sich durchzusetzen, und akzeptiert ein Nein auch nicht so einfach. Wobei Du, wie gesagt, noch das Glück hattest, daß er offenbar mehr so der arme, leidende Typ ist und nicht der aggressive. Das ist dann zwar lästig und verursacht Schuldgefühle, ist aber nicht wirklich gefährlich.
Dieses Gefühl, gebraucht zu werden, ist verständlich, weil er Dich - in dem, was der Nutzen für ihn war - ja auch gebraucht hat, aber eher im schlechten Sinn der Wortes. Und das kann dann auch durchaus wie Liebe wirken. Bei manchen ist es sogar Liebe, aber eben nicht das, was man üblicherweise darunter versteht - sondern es ist diese kindliche, übergriffige, wollende, an sich reißende Art, die nicht das Gleichgewicht aus Geben und Nehmen kennt, sondern eben nur das Nehmen. Das wiederum gibt dem anderen sogar besonders das Gefühl der Wichtigkeit, nur leert es ihn mit der Zeit aus. Wenn jemand mehr oder weniger dauernd etwas will von einem, dann schmeichelt einem das anfangs vielleicht sogar, aber auf Dauer hält man es nicht aus - und dann fordert er womöglich noch mehr und noch mehr und läßt einem gar keinen Atem mehr.
Es ist halt nicht anders, als ein kleines Kind zu haben - mit dem Unterschied, daß man mit einem Kind eben keine Partnerschaft hat und die Ansprüche und Verhaltensweisen dann ganz andere sind.
Das Wichtigste ist aber jedenfalls, daß Du standhaft bleibst. Und Du machst ja auch nicht den Eindruck, als würdest Du das nicht bleiben.
Die Vergangenheit läßt sich nun einmal nicht ändern, aber Du kannst es als Erfahrung nehmen, die Dich davor bewahrt, so etwas womöglich noch einmal zu erleben. In diesem Sinne finde ich es letztlich auch gut, daß Du diese Erfahrung gemacht hast - denn in Wahrheit waren es ja sogar einige Erfahrungen (also daß es solche Menschen überhaupt gibt, daß man von der Gockelhaftigkeit so angezogen und geblendet werden kann, daß eine solche Beziehung ziemlich desaströs werden kann usw. - und nicht zuletzt, daß man (bei allem Leid) sich auch wieder daraus lösen und zu sich selber zurückfinden kann). Und das sind durchaus Erfahrungen, deren Erkenntisse man immer wieder einmal im Leben sehr gut brauchen kann.
Ja, wenn Du ihm begegnest, dann ist es genau richtig, wenn Du alles abperlen läßt, distanziert bleibst und Dich auf ein Gespräch gar nicht einläßt.
Wenn er körperlich die Distanz nicht wahrt, dann mache Du ganz bewußt einen Schritt zurück (so, daß es ihm auch auffällt - hoffentlich zumindest ...). Notfalls, wenn er allein darauf nicht reagiert, kannst Du auch eine kleine entsprechende Geste mit den Händen machen - obwohl es nicht gewiß ist, ob er Mimik und Gestik überhaupt richtig interpretieren kann. Aber versuchen solltest Du es dennoch, wenn es sein muß, immer wieder. Oder Du gehst überhaupt Deiner Wege, ohne ihn großartig zu beachten.
Daß er super gut gelaunt war und so getan hat, als wäre gar nie etwas gewesen - das könnte zwar auch ein Spiel sein, eine bestimmte Strategie (in dem Sinne, daß er zeigt, daß ihn ja nichts trifft, daß er als toller Mann natürlich nicht von einer Frau verletzt werden kann). Aber ebenso kann es sein, daß ihm dazu überhaupt die richtige Wahrnehmung fehlt. Du warst ja offensichtlich sehr verliebt, und dann ist es natürlich etwas ganz anderes, wenn man dem Ex wieder begegnet - er hingegen wird zu so tiefen Gefühlen gar nicht in der Lage sein, also ist es mehr so, wie wenn man eben einem Kumpel begegnet, und entsprechend verhält er sich auch.
In Dir ist eben die Liebe ausgebrochen, in ihm lediglich das Verlangen für das, was es mit sich bringt, wenn man geliebt wird. Und damit haftet man nicht so an. Es ist mehr so, wie auf etwas Schönes, meinetwegen einen tollen Urlaub, verzichten zu müssen. Das ist zwar irgendwie unerfreulich, aber nicht wirklich leidvoll.
Und ich glaube, das mußt Du eben verstehen: daß er grundsätzlich Liebe bzw. Beziehung ganz anders erlebt als Du. Üblicherweise fließt die Liebe ja zwischen zwei Menschen hin und her - bei ihm aber fließt das nur in eine Richtung. Und ihm kommt das auch ganz normal vor, er kennt und kann das auch nicht anders - und höchstwahrscheinlich ist er auch der Meinung, er habe ja das Recht dazu, geliebt zu werden, ohne selber etwas tun oder geben zu müssen. Er an sich ist ja schon Geschenk genug ... Und das ist dann ein ganz anderes Erleben von Beziehung. Man hängt nicht an einem Menschen, sondern lediglich an den Vorteilen, die er mit sich bringt. Und wenn das nicht mehr klappt, dann holt man sich diese Vorteile halt von jemand anderem. Es ist einfach nichts da, das wirklich Bedeutung hätte. Es ist mehr wie eine Party.
Du solltest das ja nicht einmal persönlich nehmen. Denn es entspricht einfach seiner Natur, er kann gar nicht anders, Liebe ist für ihn mehr wie ein Sandkastenspielchen, das verschiedene Vergnügungen mit sich bringt, aber nichts Ernsthaftes, nichts, das ihn tiefer berührt.
Und den Unsinn mußt Du ja nicht aushalten. Auch wenn Du ihm immer wieder über den Weg läufst - bleibe distanziert, kurz angebunden und betrachte ihn realistisch.
Nach einiger Zeit wirst Du damit auch keine Probleme mehr haben. Das normalisiert sich, wenn Du nicht mehr rückfällig wirst, ganz sicher bald wieder.
Liebe Grüße
18.07.2015 03:16 •
#30