Ich hab mir jetzt deinen langen Beitrag von heute Vormittag (#146) nochmal durchgelesen und ich bin ziemlich sicher, dass du ein absolutes Musterbeispiel dafür geliefert hast, wie man es NICHT machen soll. Sorry für diese harten Worte und es sei gesagt, deine Situation ist absolut furchtbar und es soll niemand behaupten, er hätte es an deiner Stelle besser gemacht! That being said, . . .
Sie hat dir in dem Drei-Stunden-Gespräch mit Präzision (bewusst oder unbewusst - egal) den Wind aus den Segeln genommen und dich gaaaaaanz langsam weichgespült. Der erste Fehler lag schonmal darin, dass du überhaupt so lange mit ihr geredet hast. Du bist auch nur ein Mensch und als solcher von außen beeinflussbar. So einem Drei-Stunden-Gespräch - wahrscheinlich incl. Tränendrüse ihrerseits - konntest du nicht standhalten, das war von vornherein unmöglich und das schafft kein Mensch (falls doch, möchte ich nicht wissen, was das für einer ist). Wenn du dir zum Beispiel vornimmst, nicht mehr betrunken zu sein, kannst du auch nicht drei Flaschen Wein trinken und dich dann wundern, warum du es doch wieder bist.
Als erste Aktion hast du ja das Internet gesperrt. Das war zu hart, übertrieben und unnötig und hat den Beigeschmack eines beleidigten Jungen, weil du durch solche Aktionen nur deine Hilflosigkeit zeigst. Eleganter wäre gewesen, ganz ruhig, kurz und sachlich weiter ihren Auszug zu besprechen.
Mir ist aufgefallen, dass du mit vielen Formulierungen in deinen Beiträgen versuchst dir unbewusst die Dinge schönzureden und deine Frau in Schutz zu nehmen. Beispiel hierfür sind Der S. ging von ihr aus und Der Wohnungsmarkt bei uns ist echt übel. Auch mit so Aussagen wie Somit waren wir bei meiner gesetzten Option 2 oder 3 versucht du nur, dir selbst zu suggerieren, dass du die Sache unter Kontrolle hattest und es nur allzu logisch war, dass Euer Gespräch und das Wochenende dann eben den weiteren Verlauf genommen hat.
Dass du den Sonntag Morgen positiv gewertet hast mit den Worten Kein 'Nach einem Up kommt wieder ein Down' zeigt auch, dass du die Zeitspannen um die es hier geht, nicht richtig interpretierst. Du darfst nicht von Samstag Abend auf Sonntag Morgen denken, sondern von Februar auf Mai.
Ich vermute, dass du jetzt in einer besseren Position wärst, wenn du ihr die extremen Konsequenzen mit Auszug usw. nicht angedroht hättest. Was du jetzt nämlich erreicht hast ist, dass sie noch sicherer ist, dass du die Sache mit ihr nicht beenden wirst. Sie ist sich dessen aktuell noch nicht bewusst, weil sie noch ein paar Tage in einem glückseligen Zustand ist (auch für sie wäre die Trennung erstmal ein Schock, vor allem weil sie nicht weiß, was dann auf sie zukommen würde), aber vermutlich wird sie sich dir gegenüber bald wieder anders und distanziert verhalten - ohne dass sie etwas dagegen tun könnte. Und am Donnerstag um 14 Uhr und wenn nicht da, dann vielleicht nächste Woche Dienstag um 15 Uhr wird sie wieder diese BLÖDEN Gedanken an Kollegen X in ihrem Kopf haben, von denen sie sich so sehr gewünscht hätte, dass die nie wieder gekommen wären.
Die Situation, in der ihr euch befindet, ist aktuell leider kein Miteinander sondern ein Gegeneinander. Der Mensch funktioniert so, dass er in erster Linie das Beste für sich selbst sucht. Ausnahme ist die vertikale Familienebene (Eltern-Kind-Beziehung). Die horizontale Mann-Frau-Beziehung gehört leider nicht dazu, denn sie hat auf Dauer nur Bestand, wenn sie jedem der Beiden einen Zugewinn an Lebensenergie und -freude liefert. Du spricht oft davon, dass ihr jetzt beide zusammen an der Beziehung arbeiten wollt. Das funktioniert aber nur dann, wenn beide das auch wollen. Du willst das und deine erste Aufgabe wäre es gewesen, deiner Frau zu helfen dahin zu kommen, es auch wirklich zu wollen. (Ich lese zwischen den Zeilen heraus, dass sie das aktuell nämlich nicht wirklich will.) Das hättest du durch Handlungen und nicht durch Gespräche erreichen können. Gespräche sind in der Phase, in dir ihr momentan seid, völlig kontraproduktiv, weil sie nur den Verstand der Frau ansprechen, aber nicht ihre Emotionen. Die Gespräche hätten vor vielen Monaten stattfinden müssen, aber das wollte sie nicht. Das notwendige Ansprechen ihrer Emotionen erreichst du nur, indem du ihr zeigst, dass du sie nicht brauchst und ohne sie gut zurechtkommen würdest. Durch den viel zu kurzen Zeitraum, den du deine klare Haltung eingehalten hast, hast du ihr jetzt aber exakt das Gegenteil subkommuniziert. Les dir mal den Thread von Cube79 hier im Forum durch. Der war noch schlimmer dran als du, hat seine Frau mit einem anderen im Bett erwischt. Herausgekommen ist ein Lehrbuchthread, wie man die Machtverhältnisse wieder gerade rückt. Du kannst evtl. noch was retten, wenn du jetzt die Kraft hast und bereit bist, dir wirklich über einen längeren Zeitraum selbst weh zu tun und die Schmerzen auszuhalten (auch wenn das blöd klingt, aber im Endeffekt ist es doch das).
Edit: Ja, das mit dem sehr vorsichtig agieren trifft es gut. Mach NICHT wieder eine schlagartige 180 Grad Drehung in die andere Richtung mit Drohungen usw., das macht dich nämlich noch unglaubwürdiger, wenn du es dann wieder nicht einhalten kannst.
Bleib dran und alles Gute!
19.02.2018 14:50 •
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