Liebe Miss Thoughty,
es geht immer auf und ab und es gibt auch Tiefs, die sich länger hinziehen können, gerade, wenn es noch nicht lange her ist. Einmal hatte ich auch schon Angst, dass ich in eine Depression abgleite, aber nach einer Weile ging es dann wieder - bis zum nächsten Depri-Tag, eben auf und ab. Ich kann aber aus der Ferne nicht sagen, ob das bei dir auch so ist oder du dir doch lieber Hilfe suchen solltest.
Ich habe mir am Anfang auch ein Beruhigungsmittel verschreiben lassen, es aber nur zweimal genommen wegen der Nebenwirkungen. Aber manchmal hilft schon der Gedanke, dass man sowas zur Not im Haus hat. Wenn du nicht schlafen kannst, solltest du dich weder darüber ärgern, noch dich dazu zwingen. Bekannterweise erreicht man dann genau das Gegenteil. Wenn das Maß voll ist, holt sich dein Körper den Schlaf, den er braucht.
Vielleicht hilft dir ein Vergleich wie es bei mir war, um abzuschätzen, ob du professionelle Hilfe brauchst.
Das hab ich erlebt (und ist scheinbar normal):
- wochenlang 1 - 2 Stunden Schlaf, dazwischen immer mal eine Nacht mit 5 Stunden Schlaf (ich nehme an als Ausgleich des Körpers)
- 15 kg in einem halben Jahr abgenommen, davon 10 kg innerhalb weniger Wochen (konnte nicht wirklich essen)
- permanente Gedanken (Gedankenkarussell) an die Situation bzw. an ihn (mal gute Erinnerungen, mal daran, was er mir angetan hat)
- kein Interesse mehr an Dingen, die ich eigentlich liebte
- kein Interesse an anderen Menschen, nicht mal an nahestehenden Personen
- keine Ängste mehr, auch nicht vor dem Tod
- kam mir vor wie eine lebende Tote / leblose Hülle
- Wutausbrüche,
- Schmerzausbrüche,
- Tränen, die man nicht anhalten konnte,
- Ausgelaugtsein, Erschöpfung, Müdigkeit,
- der Wunsch, das, was einem passiert, irgendwie ungeschehen zu machen,
- die Frage, warum mir das passiert,
- das Gefühl, dass das alles irgendwie unwirklich ist,
- ein graues, nebliges Etwas im ganzen Körper
Keine Ahnung, ob ich jetzt was vergessen hab. Ich wollte damit sagen, dass das Tal, durch das wir gehen, emotional sehr tief ist. Es geht uns schlecht. Wir schauen in Abgründe unserer Seele. Ich glaube, dass das alle Menschen ähnlich empfinden, die sowas erleben. Aber genau wie viele vor uns, werden wir den Weg daraus schaffen und dann stärker sein, als wir es vorher waren. Liest man doch zumindest und ich glaube auch, dass das wahr ist, denn schon jetzt fange ich langsam an zu denken, dass ich nie wieder zulassen werde, dass mich jemand in so einen emotionalen Sumpf stößt (damit meine ich nicht den Trennungsschmerz, sondern die Dinge, die ich mit mir habe machen lassen).
Liebe Miss Thoughty, Kopf hoch, auch wenn es jetzt sehr weh tut. Wir empfinden alle mit dir und wenn es nicht besser wird, such dir Hilfe.
LG auch an alle anderen Mitleidenden
Carlie
01.09.2016 17:46 •
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