Zitat von DerTypderwo40ist:Ich finde eher umgekehrt, diese Versteigenerung kostet endlos Kraft. Wenn sie sich löst weil irgendwas passiert was mich endlich zum weinen bringt, geht es schlagartig besser.
Da reicht dann schon so'ne Umarmungs PN im richtigen Moment und ich flenn los. Danke föhni.
Trotz allem, lieber den Platz neben mir frei für Jemand dem es ernst ist mit mir, als besetzt durch Jemand, der nie da ist.
Manchmal besetzt man vielleicht auch unbewusst den freien Platz neben sich mit jemandem, der gar nicht wirklich da ist, weil man Angst hat vor jemandem, der da ist. Das war bei mir auf jeden Fall so - ich wollte keine Beziehung, ich hatte Angst, mich zu verlieren, dabei war ich ja gerade erst dabei, mich selbst wiederzufinden nach der Trennung. Aber ich hatte auch Angst davor, ganz allein zu sein und hab mich deshalb an die Affäre geklammert wie an einen Strohhalm, der mich vor dem Ertrinken retten sollte, wenn die Einsamkeit mich mal überschwappte. Irgendwie konnte ich mir ja einreden, dass jemand da wäre, auch wenn er das gar nicht war.
Erst als ich mich meinen Ängsten gestellt und die Einsamkeitsgefühle angenommen und akzeptiert habe, konnte ich loslassen. Weil ich den Strohhalm nicht mehr brauchte. Ich musste wieder schwimmen lernen, und das war manchmal schmerzhaft, weil ich dachte, ich schaffe es nicht, ich habe nicht die Kraft, aber ich wurde immer kräftiger je mehr ich es versucht habe. Und als ich kräftig genug war, konnte ich auch loslassen. Ich habe also genauso während der Affäre schon angefangen, mich zu lösen, mich auf mich selbst zu konzentrieren, versucht, zu durchschauen, was ich da eigentlich gesucht hatte und zu brauchen glaubte. Und dann genau das woanders gesucht. In mir selbst vor allem.
Heute denke ich tatsächlich nur noch in den Momenten an ihn, wenn ich mich einsam fühle. Dann kommt da so viel hoch, und dann denke ich: es ist nur ein winziger Schritt. Nur eine SMS schicken. Nur schauen, ob er noch da ist. Das ist so ein Blödsinn, wirklich. Als ob er mich vor diesen Gefühlen retten könnte wo er doch genau dafür gesorgt hat, dass sie so viel stärker da waren als ohne ihn.
Zum Glück fällt mir das immer ein, bevor ich seine Nummer komplett eingetippt habe (ich möchte die jetzt wirklich mal vergessen ) und dann lasse ich es. Ich weiß ja, dass es gar nicht um ihn geht. Es geht um die Gefühle, die er in mir erzeugt hat und die ich so so lange vermisst hatte. Und ich weiß auch, dass ich diese Gefühle eines Tages für einen anderen wieder empfinden kann, und dann hoffentlich für jemanden, der auch frei genug ist, um sie entsprechend zu erwidern.
Ein Strohhalm rettet mich nicht vor dem Ertrinken, er verschlimmert nur die Lage und verzögert die Qual. Ich brauche aber ein Boot, in das ich mich ab und zu reinsetzen kann, um Kraft zu tanken, damit ich anschließend wieder weiterschwimmen kann.