Davon abgesehen, dass ich sowieso keine Beziehung mit meinem Ex-AM wollte und er mir auch diesbezüglich niemals Versprechungen gemacht hatte - als das Thema bei ihm dann doch plötzlich immer deutlicher wurde, bin ich heftig zurückgerudert. Davon abgesehen, dass ich wirklich noch gar nicht wieder beziehungswillig (und -fähig) bin, aber ich hätte das so oder so niemals gewollt, dass er sich für mich trennt. Mit dieser Verantwortung hätte ich nicht leben wollen.
Einerseits hätte ich mich verpflichtet gefühlt, eine Beziehung mit ihm zu führen, obwohl ich diese Entscheidung noch gar nicht hätte treffen können. Das merkt man doch erst, wenn man auch mehr Alltag miteinander verbracht hat, was bei uns absolut nicht der Fall war.
Ich hätte wahrscheinlich ständig unterschwellig das Gefühl oder die Sorge gehabt, dass er seine Entscheidung bereut und überlegt, doch zurückzugehen (was ja auch sehr häufig passiert, weil es eben nicht gut ist, eine Beziehung zu beenden und sich ohne Reflektion und entsprechende Ablösungsphase in die nächste zu stürzen). Womöglich hätte ich bei jedem Streit unterbewusst diese Angst gehabt. Daher hätte ich mich emotional gar nicht richtig einlassen können, mit dieser ständigen Unsicherheit verbunden. Ich hätte mich auch nicht in der Lage dazu gesehen, ihm emotionalen Halt in so einer Stresssituation wie einer Trennung zu bieten. Nicht, wenn ich selbst emotional so involviert gewesen wäre. Und er hätte ja die frische neue Beziehung auch nicht genießen können, mit den Schuldgefühlen und emotionalen Belastungen im Hintergrund.
Und ich selbst hätte eine Beziehung mit ihm auf der Basis auch nicht wirklich genießen können, weil ich immer das schlechte Gewissen im Nacken gehabt hätte. Ich hätte immer das Gefühl gehabt, dass mein Glück auf dem Unglück eines anderen Menschen entstanden ist. Ich hätte immer gedacht, jemandem etwas weggenommen zu haben - das kann ich aber nicht, ich kann auch nichts stehlen, weil ich daran sowieso gar keine Freude hätte. Jeder Kontakt zu seiner Ex hätte in mir diese Schuldgefühle getriggert. Und Angst.
Nein, für mich war an dem Punkt klar, dass die Affäre ein Ende haben muss. Denn er war ja emotional offenbar auch schon zu verwickelt und entfernte sich dadurch emotional immer weiter von seiner Freundin. Diese Verantwortung für eine fremde Beziehung wollte ich nicht länger tragen. Von daher war das Ende bei uns unausweichlich, und nach einigen Wochen Gezerre und Gejammer ist es nun auch von beiden Seiten akzeptiert.
Es bleibt bei beiden der Gedanke hätte hätte Fahrradkette aber der Zeitpunkt war einfach falsch, vor allem bei mir, und der Rahmen für das gemalte Bild von Liebe und Zuneigung war natürlich sowieso komplett verkehrt. Denn ich bleibe dabei, dass man aus einer Affäre keine gesunde Beziehung machen kann. Ja, ich weiß, es gibt solche Geschichten, aber da sind dann vielleicht auch Persönlichkeitskonstellationen am Start, bei denen das aus welchen Gründen auch immer funktioniert ... verstehen werde ich das nie.
Für mich hätte das eben niemals funktioniert, dafür waren zu viele Lügen, wenn auch viele davon nur beobachtet, passiert. Ich wusste ja, wozu er in der Lage war, und hätte ihm in einer Beziehung niemals so vertrauen können, wie ich das für eine Beziehung brauche. Das Ganze wäre also für mich von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen, und meinem Verstand war das auch immer und von Anfang an klar. Aber wenn einen zwischendurch dann die Gefühle übermannen vor lauter Leidenschaft, setzt der Verstand halt auch mal aus. Es hat ein wenig gedauert, bis mein Verstand wieder die Kontrolle übernommen hat, aber er hat es geschafft und so langsam verschwindet auch die Fahrradkette aus meinem Kopf
Ich glaube, bei vielen herrscht vielleicht auch der unterbewusste Glaube vor, dass man nur durch eine feste Beziehung mit ihm aus dem ewigen Liebeskummer herauskommen könnte. Der ja aber gar nicht entstanden wäre ohne das Konstrukt der Affäre. Man sucht halt verzweifelt nach einer Lösung für den eigenen Kummer und Stress, und da ist das natürlich die naheliegende Lösung. Es ist aber meiner Meinung nach nicht unbedingt die beste.
Es gibt so viele Männer da draußen. Freie Männer, die das alles (Trennung und Co) bereits hinter sich haben und bereit sind für eine neue Liebe. Und wenn man selbst frei und offen für eine neue Beziehung ist, dann sucht man sich auch genau so jemanden. Wenn man sich auf eine Affäre einlässt, ist man unbewusst selbst noch gar nicht bereit für eine erneute Bindung meiner Meinung nach. Man hat denjenigen unterbewusst genau deshalb ausgewählt, weil er eben NICHT verfügbar war. Die eigenen Bindungsängste haben dafür gesorgt, dass man überhaupt auf so einen Mann angesprungen ist. Bekanntlich entscheidet ja eben unser Unterbewusstsein, in wen wir uns verlieben. Und wenn ich mich bewusst (!) in einen vergebenen Mann verliebe, dann will mir das sehr deutlich etwas sagen.
Und ich bin mir sicher, dass die meisten Affärenmänner genau das auch spüren und sich deshalb nicht trennen. Nicht, weil sie an der Affärenfrau als Partnerin für sich zweifeln, aber an ihrer (aktuellen) Bindungsfähigkeit. Und damit liegen sie doch in den allermeisten Fällen goldrichtig, wenn wir mal ehrlich (mit uns) sind ...