@Sunshine94
Zitat:Hast du bei deinen Treffen mit dem AM bzw. bei eurem Kontakt diese Themen bewusst weggelassen? Für mich ist das schon fast wie eine Sucht, ich spüre tief in mir ich will ihn nicht mehr, aber kanns nicht lassen ihn zu fragen warum er nicht mehr bemüht ist, ob er mich überhaupt noch mag usw.,
Eher wäre mir die Zunge abgefallen, als ihn irgendetwas in diese Richtung zu fragen. Weder, was er mir gegenüber fühlt, noch, wie es mit seiner Frau und seiner angeblich so schlechten Ehe steht.
Nach sieben Monaten Affäre hatte ich ihm einen Abschiedsbrief geschrieben. Darin stand alles, was ich ihm zu sagen hatte. Welche Gefühle ich habe. Und warum ich gerade deshalb so weder weitermachen kann und will.
Für mich war es damit beendet. Auf diesen Brief hin hatte ich nicht mal mehr eine Antwort erwartet. Geschweige denn, dass er sich je wieder bei mir meldet. Oder höchstens dann, wenn sich bei ihm grundlegend etwas geändert hat.
Wie alle Ams hat er sich natürlich trotzdem wieder gemeldet (nach Monaten). Obwohl sich natürlich gar nichts bei ihm verändert hatte. Und er hat so getan, als hätte ich diesen Brief nie geschrieben.
Wie käme ich also dazu, ihn irgendetwas zu fragen? Ich selbst habe ja meinen Abschiedsbrief ernstgenommen.
Wenn er etwas erzählt hat, habe ich es mir angehört. Ohne großartig Rückfragen zu stellen.
Und er hat mir ziemlich oft irgendwelche Brocken hingeworfen.
Dass seine Frau vor ein paar Wochen für einige Zeit ausgezogen war, zurück in ihr Elternhaus.
Oder dass er dass er das Haus hat schätzen lassen und sich bei der Bank erkundigt hat, was es bedeuten würde, es zu verkaufen und wie er finanziell bei einer Trennung dastehen würde.
Oder dass er sich beim Anwalt erkundigt hat, welche Unterhalts- und anderen Ansprüche seine Frau im Falle einer Trennung hätte.
All das hat er oft so wie nebenbei erzählt. Ohne expliziten Bezug auf uns beide. Und ich habe nicht nachgefragt. Ob all das überhaupt je gestimmt hat, weiß ich bis heute nicht.
Ob er es absichtlich erzählt hat, um mich wieder an sich ranzukriegen, weiß ich auch nicht.
Zitat:Wie hast du das geschafft es durchzuhalten? Dich nicht zu melden, aber normal freundlich schreiben wenn er sich meldet, ohne Vorwürfe warum er sich erst jetzt meldet, ihn nicht fragen ob ihr euch sehen könnt
Weil ich es mir fest vorgenommen hatte.
Eine meiner starken Eigenschaften ist ein fast schon eiserner Wille, wenn es wirklich darauf ankommt. Damit habe ich mich schon einige Male im Leben gerettet.
Dein Vergleich mit einer Sucht ist übrigens meiner Meinung nach gar nicht verkehrt.
Mit meinem sehr starken Willen habe ich es zum Beispiel mit fünfzehn geschafft, von der Dr o gensuc ht wegzukommen. Ganz allein und ohne jede Hilfe.
Einfach nur, weil mein Verstand erkannt hat, dass dieser Weg mich in den Abgrund führen wird, wenn ich nicht die Notbremse ziehe.
Mit dem Am war es ganz ähnlich. Irgendwann, nach sieben Monaten Affäre, nach sieben Monaten Leid und Hin und Her war mir verstandesmäßig völlig klar, dass dieser Weg in den Abgrund führen wird und dass ich aufhören
muss.
Ähnlich wie bei einem Entzug hat sich das gefühlsmäßig völlig falsch angefühlt. Man denkt, man brauche ihn. Man denkt, alles wird besser, wenn man sich nur wieder in seine Arme wirft.
Das stimmt ja auch. Kurzfristig geht es einem erstmal besser. Aber der Kopf (und irgendein dumpfes Wissen im Bauch) weiß, dass das Gegenteil der Fall ist. Dass man auf Dauer mehr und mehr abbauen und sich selbst immer mehr verlieren wird.
Und ich kann dir sagen, dass der Entzug vom Am in mehrerer Hinsicht viel schlimmer für mich war, als der Dr o gen entzug damals.
Eine Dr og e lässt dich in Ruhe, wenn du sie in Ruhe lässt. Sie telefoniert dir nicht nach. Sie schreibt keine WhatsApp, sie bittet dich nicht um Treffen. Sie macht dir keine Hoffnung und auch keine Versprechungen - auch nicht indirekt.
Zitat:...mit ihm Kaffee trinken ohne dass es dir dabei schlecht geht...?
Wer sagt, dass es mir nicht schlecht ging? Mir ging es sogar hundsmiserabel. Fast zwei Jahre nach Ende noch. Es hat lange gedauert, bis es mir ganz langsam wieder besser ging.
Es war mit Abstand die bisher schlimmste Zeit meines Lebens. Auch die lehrreichste Zeit, wie sich jetzt herausstellt.
Aber natürlich habe ich gelitten. Und wie!
Sogar mein wirklich starker Wille hat ja zum Teil versagt. Eigentlich wäre ich genau der Typ Mensch gewesen, der sich auf diesen meinen Brief tatsächlich nie wieder blicken lässt und jede Kontaktmöglichkeit absägt.
Das habe ich bei ihm nicht geschafft.
Und zwar deshalb, weil ich die Hoffnung nicht totgekriegt habe.
Immer, wenn er wieder schrieb oder sich irgendwie meldete, hatte ich die irrwitzige Hoffnung, dass sich doch grundlegend etwas geändert hätte. Dass er sich getrennt hätte.
Ich konnte mir auch eigentlich nicht vorstellen, dass ein Mensch so einen Brief ignoriert und munter so weitermachen will wie bisher.
Immer, wenn ich dann sah, dass sich tatsächlich gar nichts geändert hat (das wurde recht schnell klar, dazu musste ich ihn explizit gar nichts fragen, das ergab sich schon allein daraus, dass aus dem Kontext deutlich wurde, dass er immer noch zu Hause wohnt und mich heimlich treffen will), habe ich den Kontakt zu ihm wieder abgebrochen.
Habe ihm wieder gesagt, dass sich an meiner Einstellung nichts geändert hat.
Zwischen diesen Kontaktaufnahmen lagen oft viele Monate.
Erst gegen Ende, als ich emotional schon fast ganz draußen war, wurden die Abstände, in denen er sich gemeldet hat, wieder ziemlich kurz. Oft nur wenige Tage oder Wochen.
Und was er dann abgezogen hat - mehr und mehr - kann man eigentlich nur als irrwitzig bezeichnen.
Ich kam aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr raus.
Ich sah ihn ja schon mit einigem Abstand und längst nicht mehr so verklärt. Und was er in dieser Zeit getrieben hat, war aberwitzig.
Hilflose, verzweifelt wirkende, gleichzeitig plumpe und dreiste Versuche, irgendwie an mich ranzukommen. Im Grunde hat er sich benommen, als wäre er auf dem Entwicklungsstand eines Fünfjährigen.
Das hat mir dann immer mehr den Rest gegeben und mir erlaubt, mich innerlich noch weiter zu lösen. Wer will schon einen Fünfjährigen?
Aber es war ein sehr langer und sehr schmerzhafter Weg dahin.
Auf diesem Weg habe ich einen schrecklichen Kampf gegen meine eigenen Gefühle gekämpft.
Oder besser gesagt: Für meine eigenen Gefühle.
Denn heute glaube ich, dass ich von meinen tiefsitzenden eigentlichen Gefühlen sehr, sehr lange weitgehend abgeschnitten war. Schon seit ich denken kann.
Das war mir natürlich nicht bewusst.
Dieser Typ und der Kontakt zu ihm hat das alles hochgespült. Es kam mit Macht. Ich musste mich mit mir selbst auseinandersetzen.
Heute bin ich ihm sogar dankbar dafür.
Er war der Auslöser für einen tiefgehenden und sehr heilsamen Prozess in mir selbst.
Ich wünsche dir - und allen anderen, denen es so geht - alles Liebe.
Ihr schafft das auch. Ihr müsst es nur wirklich wollen.