@ all: ich möchte euch ein Buch ans Herz legen, das mir sehr die Augen geöffnet hat - es geht um die wahre Geschichte von Thessa und Viktor, die 4 Jahre eine Dreiecksbeziehung geführt haben - es heisst Geliebte ist das falsche Wort.
Ich werde euch mal den Epilog dieses Buches reinkopieren - in diesem Text habe ich mich doch sehr wiedergefunden - vielleicht ja auch die Eine oder Andere von Euch?
Thessa konnte sich aus der Affäre befreien, indem sie es beendet hat und mit der Frau sprach, die er übrigens während der Affäre geehelicht hatte.
EPILOG Eine Art Sucht
Zu diesem Zeitpunkt waren vier Jahre ihres Lebens an Thessa vorübergezogen. Vier Jahre zwischen 28 und 32. Eigentlich mit die schönsten Jahre im Leben einer Frau.
Wieso hatte sie sie so verschenkt?
An einen Mann, der sich nie für sie entschieden hatte.
An einen Mann, der sie nie wirklich geliebt hatte.
Warum war sie so blind, so voller Eifer, warum musste es unbedingt er sein?
Warum empfand sie diese tiefe Liebe nur zu ihm?
Warum empfand sie ihn als so besonders?
Und warum konnte sie ihn für all das, was er ihr angetan hatte, nicht hassen?
Weil sie genau wusste, dass es nur einen Menschen gab, den sie für ihre Misere verantwortlich mahen konnte.
Weil sie genau wusste, dass SIE SELBST es so gewollt hatte!
Sie hatte alle Zügel in der Hand. Sie hätte jederzeit die Dinge für sich ändern können.
Sie hätte ihn verlassen können, wann immer sie wollte. Sie hätte wegziehen können, sie hätte ihm den Kontakt verbieten können. Sie hätte auch schon vorher seine Frau informieren können.
Aber sie hatte es nicht getan, aus einem einzigen Grund: Sie wusste, dass er sie nicht zurückhalten würde.
Denn genauso wenig, wie er seine Frau davon abgehalten hätte, ihn zu verlassen, hätte er Thessa festgehalten, und sie wusste das.
Aber sie wollte diesen Traum, diese ultimative Liebe, diese selbstlose Hingabe. Sie lebte von ihren Phantasien, von der Unwirklichkeit und bildete sich ein, ohne ihn nicht leben zu können, ohne ihn nicht lieben zu können und sich ohne ihn nie geliebt zu fühlen.
Sie lebte die Rolle, die wir Frauen uns so gerne einreden: Wir müssen erst hart an etwas arbeiten, bevor wir es uns verdienen.
Nicht selten ist der Urspung dieser Einstellung übrigens in unserer Kindheit zu finden. Unsere erste große Liebe ist in den meisten Fällen der liebe Papa. Und der fängt schon in frühen Jahren damit an, uns so zu erziehen, dass wir seiner Vorstellung von der kleinen Prinzessin entsprechen. Bestimmt können sie sich noch an den Satz erinnern:Wenn du dein Zimmer jetzt nicht aufräumst, dann hat dich der Papi nicht mehr lieb! - oder ähnliche erzieherische Maßnahmen, die immer mit der unterschwelligen Drohung des Liebesenzugs endeten. Natürlich haben wir alles getan, um diesem ersten wichtigen Mann in unserem Leben zu gefallen. Bedauerlicherweise legen wir dieses Verahltensmuster nur in den seltensten Fällen später ab. Wir leben es als Teenager und richten uns auch als Erwachsene immer noch danach.
Auch Thessa lebte in dem Glauben, dass Victor eines Tages alles erkennen werde, wenn sie nur das Richtige machte, das Richtige sagte, das Richtige schrieb.
Sie kämpfte für diese Liebe, und je mehr sie spürte, dass sie sie nicht haben konnte, desto stärker wurde der Kampfgeist. Der Moment des Sieges würde schon kommen.
Aber dieser Moment trat nicht ein. Keine Sekunde änderte Victor, keine Stunde, kein Tag, kein Jahr.
Es sind eben nur Momente, die sie mit ihm teilen und die eine solche Beziehung zu etwas ganz Besonderen machen. Aber warum sind sie so besonders? Weil sie sie so besonders machen. Weil sie Zeit haben, sich die Situationen zu erträumen, und weil sie diese erträumten Situationen wahr werden lassen. Sie machen diesen Mann besonders. Sie schaffen die besondere Atmosphäre, besondere Ereignisse. Sie selbst sind so besonders. Besonders engagiert, besonders hingebungsvoll, besonders verständnisvoll, denn Frau will ihn ja so unbedingt verstehen und für ihn da sein. Sie wollen anders sein, als die große Konkurrenz Ehefrau. Deshalb sind sie auch nicht der Mensch, der sie unter normalen Bedingungen wären.
Sie wollen aufregend sein, exotisch und natürlich ero.. Deshalb überschreiten sie Grenzen, die sie sich vorher nie bewusste gesteckt hatten, die aber einfach da waren.
Sie sind einfallsreich, liebevoll, aufopfernd und so anziehend. Wenn er dann da ist und sie ihre Träume leben können - dann erst fühlen sie sich geliebt. Sie sind die Frau, dier er wirklich liebt - nur sie.
Geliebte? Geliebte ist das falsche Wort.
Kann es Liebe sein, wenn es so weh tut?
Kann es Liebe sein, wenn sie allein gelassen werden?
Kann es Liebe sein, wenn er sieht, dass er sie verletzt, und nichts dagegen tut?
Kann es Liebe sein, wenn er für sie nicht da ist, wenn sie ihn brauchen?
Kann es Liebe sein, wenn sie Ereignisse, wie Weihnachten, Silvester, Geburtstage und Urlaube alleine verbringen?
Kann es Liebe sein, wenn er ihnen sagt, dass er sie liebt, aber keine Taten folgen?
Kann es Liebe sein, wennn er sie weinen sieht und sie mit ihren Tränen alleine lässt?
Das ist keine Liebe! Das ist Egoismus. Und zwar von einem solchen Ausmaß, dass das Potenzial, welches dahinter steckt, unsere Gesellschaft zu Fall bringen würde, wenn es von solchen Menschen zu viele gäbe.
Es geht hier um reine Selbstbestätigung und um Macht. Es geht darum, Macht über andere Menschen zu haben und ihre Gefühle und Hingabe zu nutzen, um sich selbst stark zu fühlen.
Gerne erklären sich solche Männer (und übrigens auch Frauen - dieses Verhalten ist nicht geschlechtsabhängig) zu Opfern:
Sie seien diejenigen, die in einer verzwickten Situation steckten, aus der sie nciht herausfänden. Sie seien diejenigen, die ja niemandem wehtun wollten. Aber ihr Egoismus geht weit über das Fühlen mit anderen und die Verantwortung für sie hinaus.
Thessa war stark und hat für sich einen Weg gefunden, aus der Beziehung auszubrechen. Aber wieviele Menschen gibt es, die dazu nicht in der Lage sind? Die zu schwach sind zu erkennen, dass nur sie selbst für ihr Leben und dessen Gestaltung verantwortlich sind? Wie viele Herzen zerbrechen, weil sie nicht begreifen, dass es nur um Egoismus geht und dass nur sie selbst sich aus einer solchen Beziehung befreien können, niemand sonst?
Das soll gar nicht heißen, dass Victor keine Gefühle für Thessa hatte. Sicherlich hat er Thessa auf seine Art geliebt. Aber die Liebe zu sich selbst, die Liebe zu der Macht, die er durch ihre Abhängigkeit erlangte, war wesentlich größer als seine Gefühel für Thessa.
Hätte Victor beide Frauen wirklich geliebt, dann hätte er sich von beiden lösen müssen, um beiden die Möglichkeit zu geben, Männer zu finden, die sie nicht teilen müssten, sondern für die sie die Einzigen waren. Aber diese Größe hatte er nicht.
Bei Thessa war es im Prinzip nicht anders. Es musste unbedingt er sein. Auch sie hatte nicht die Größe, ihn gehen zu lassen. In ihren Traumfilmen, die sich vor ihrem inneren Auge abspielten, war er der Star, die Hauptbesetzung.
Viel zu selten überdachte sie die Lage kritisch, denn das hätte ja unweigerlich bedeutet, dass sie sich auch selbst hätte kritisieren müssen.
Wer geht schon gerne mit sich selbst ins Gericht, um am Ende des Tages womöglich zugeben zu müssen, dass er oder sie sich diese Liebe selbst schöngeredet hat? So sehr, dass man die Realität nicht mehr sieht; so sehr, dass man an etwas glaubt, das schlichtweg nicht existiert.
Das Prinzip Hoffnung ist in uns verankert. Schon Grimms Märchen machen uns glauben, dass eines Tages der Prinz heraneilt.
Aber auf dem Ross dieses Prinzen sitzt keine andere Frau, und als Dornröschen wach geküsst wurde, hielt der Prinz sie nicht mit Bedenkzeit hin..... und so weiter und so fort!
Ich hatte meinem Ex-Am einmal zu Affärenzeiten genau diesen Epilog vorgelesen - seine Zeilen an mich, nachdem er darüber geschlafen hatte, waren folgende:
Vielleicht spielen die Dinge aus deinem gestrigen Vortrag da auch alle ein bisschen mit rein.
Narzissmus, Egoismus und alle menschlichen Schwächen in diesem Zusammenhang. Das habe ich mich in den letzten 5 Jahren schon oft gefragt.
Aber dann komme ich immer wieder an einen Punkt, der so nah ist, so aussergewöhnlich verbunden, wie ich es noch nie erlebt habe.
Da hätten bei mir doch schon wieder sämtliche Alarmglocken anspringen müssen, denn auch da ging es ihm mal wieder nur um sich!
So, vielleicht könnt ihr ja aus dem Text ein wenig für euch rausziehen, obwohl vielen ja nix Neues für uns ist, aber es dann doch nochmal so schwarz auf weiss zu lesen öffnet einem nochmals die Augen, wie ich finde!
20.07.2018 08:23 •
x 6 #27523