@blackeyed
Dank dir für den Text.
Ich habe bei dem Beitrag von Herrn Bergen mehrfach satt nicken wie auch den Kopf schütteln müssen.
Ich mach mal nur das Negative:
Was mir insgesamt fehlt, das sind die Auswirkungen der Affäre auf die Ehe in dieser Dreiecksdynamik.
Zuhause wird zur moralischen Rechtfertigung des Fremdgehens zusätzlich Streit vom Zaun gebrochen etc. (Vorige Woche war hier wieder ein Thread von einem Betrüger, der jetzt endlich mal alleine in Urlaub fahren wird und NICHT immer alles der Ehefrau zuliebe ausrichten wird, pah!
Als er Tage später erfuhr, dass seine Geliebte sich nicht nur von ihm abgewandt sondern auch längst einem anderen Mann zugewandt hatte, da ruderte er in Rekordgeschwindigkeit zurück. Ich musste -zugegeben- so hart lachen. Das zweite Mal dann, als er feststellte, dass er seine Frau niemals über die Affäre ins Bild setzen würde: um sie nicht zu traumatisieren! Und zugleich munter Sms in die Welt verschickte, in denen er sich über die Verkommenheit seiner Ex-Geliebte mit deren Exmann austauschte.)
So wird aus einer unerfüllten Ehe eine unglückliche Ehe in der Wahrnehmung des Betrügenden.
Diesen Umstand kann eine Geliebte nutzen, wenn sie einen hochattraktiven Gegenentwurf verköpert. Jünger, 6ier, freiheitsliebend: Man muss sich doch mal unter den Promi-Ehen umsehen.
Das generelle sozialkompatible Gelüge der Betrügenden in _sämtliche_ Richtungen sieht er zwar, unterschätzt es m.M.n aber. Ist der in Aussicht stehende Fang groß genug, dann erscheint das häusliche Einerlei unglücklich in XXL. Man liest auch hier häufig genug Wurde für Jüngere verlassen, haben xy Kinder.
Wo du Mischform sagst, ich glaube bei meinem Ex-Am fällt selbst nach Außen auf, dass die Eheleute in Schieflage leben und das WEIL er stets in ihrer Person den Quell seines Unglückes sieht UND sie dadurch aussieht, eingegangen wie ne Primel, Zitat eines Freundes von mir.
Ansonsten möchte ich fair bleiben, ich glaubte ihm schon, dass er versuchte gemeinsame Unternehmungen/Urlaube zu initiieren. Allerdings sprang dadurch nur kurzzeitig ein Aufschwung heraus. Auf ihre Art wird seine Frau nen Haken hinter ihn gesetzt haben und in dem Punkt verstehe ich sie gut.
Fortgesetzte Affären machen aus dezidiert unglücklichen Ehen gut erträgliche Lebensumstände, deshalb alleine schon sollte eine Geliebte zügig das Weite suchen, auch und gerade wenn der Affärenmann von Anfang an von Trennung spricht.
Bewegen tut sich auch da meist erst was, wenn die Geliebte droht abhanden zu kommen. Schlimmsten Fehler erkennt er m.M.n. sehr gut: Als Frau hoffen und auf die besondere Art unserer Liebe vertrauen.
Katastrophal kontraproduktiv.
Absolut widersprechen möchte ich bei verheirateter Mann erscheint attraktiv durch Gütesiegel Ehering.
Der Kerle hat bei mir jahrelang massiv gegraben, als Single hätte er mit halber Kraft vielleicht gleich zu Beginn eine Chance bekommen. Und da wäre auch nur halbe Kraft gekommen, denn:
Für eine männliche Projektion halte ich die These, ein Frau habe bei Singles ihrerseits Angst als zu unattraktiv aussortiert zu werden.
Das ist eine tiefe Angst von Männern, Balzen und nen Korb kriegen. Nach einer Nacht nie wieder von der Frau zu hören ist auch so eine Höchststrafe.
Als Frau befürchte ich doch eher, nur so für den Spass und unverbindlich neben anderen Frauen eingeparkt zu werden, ständiges Betonen von aber wir sind kein Paar!, das hat eine Freundin von mir erlebt.
Den hat sie dann auch irgendwann in die Wüste geschickt, ich berichtete davon.
Und da liegt der Haken bei der Affäre, wenn Frau mehr will, gemeinsames offenes Leben will, dann findet sie sich unverbindlich warmgehalten neben der Hauptfrau wieder. Ich behaupte, die meisten Frauen leiden darunter und kaum eine sucht sich gezielt einen Göttergatten und will gerne Geliebte sein. Frauen schlittern da so rein und haben naiverweise keine Vorstellung davon, dass die ganzen Lippenbekenntnisse nur heisse Luft sind. Und viele lassen die Stärke vermissen, gegen ihre Verliebtheit zu handeln und zu gehen. Dass sie in so einem Zustand zwischen ihren Gefühlen, dem Begehren einerseits und ihrem Wunsch nach Beständigkeit andererseits aufgerieben werden, das ahnen die wenigsten, wenn der Zug auf die Reise geht.
Frauen leiden auch unter der weiblichen Projektion, wonach den eigenen Gefühlen ziemlich selbstverständlich gefolgt wird.
Ich würde auch nicht soviel an unbewussten Motiven hineingeheimnissen wollen, wie das hier im Forum manchmal psychologisiert wird, warum eine Frau sich von einem verheirateten Mann bezirzen lässt. Wenn eine Frau ganze Serien solcher Verhältnisse hinlegt und jedesmal leidet, dann finde ich die Frage angebracht, was dahinter steckt. Oder ausuferndes jahrelanges Leiden, bei dem sogar offen schwerst missbräuchliches Verhalten zugelassen wird, da habe ich auch Fragezeichen, wie das sein kann.
Lebte die Frau zuvor selbst jahr(zehnt)elang in einer erfüllenden Paarbeziehung mit einer ruhigen Trennung, dann ist sie über Nacht weder beziehungsunfähig noch beziehungssüchtig oder sonstwie psycho-pathologisch geworden.
Etwas zu naiv gegenüber dem Werben unerfüllter Göttergatten, etwas zu wenig selbstbehauptend, das reicht schon aus um vorübergehend tief reinzurasseln.
Danach allerdings biste traumatisiert. Ich glaube ein dermaßen beklopptes Geeiere wie bei meinem derzeitigen Freund zu Beginn habe ich nie mit nix im Leben abgeliefert. War völlig unnötig, btw. Und das nach ein paar Wochen Geliebtendasein bei schwerster Spontanverliebtheit.
(Bei mir ging heute wieder das Messer in der Tasche auf als ich las, dass man Schlumpf fragt, ob sie immer noch leidet. Hammer. Wie verkrüppelt kann man eigentlich sein?)
Oder sind du und ich heutzutage absolute Ausnahmen, die sich unter diesen Bedingungen nach kurzer Zeit verabschieden?
Freuen sich viele Frauen über Affären mit verheirateten Männern, weil sie mittlerweile ticken wie Casanova himself?
Diese wird es geben, doch ich halte die meisten davon für selbstüberschätzend und/oder traumatisiert wie im Bereich professioneller Anbieterinnen zu finden und ein weiterer Teil versüßt sich nur die Ehe.
Für absolute Ausnahmen halte ich notorische Affärenmänner, die ihrer Ehefrau gleiches proaktiv zubilligen.
Gibt es sicher, doch selten.
Gerade jemand, der heimlich ausserhäuslich Bewunderung und Anerkennung als Frauenbetörer sucht, weil er dies bei der Ehefrau vermisst, ist doch völlig anders gestrickt als jemand, der solches seiner Ehefrau gönnen möchte.
Spätestens da hört m.M.n. bei den allermeisten Männern die Freundschaft mit der Ehefrau auf (bei meinem Ex-Am z.B. Nach Auffliegen seiner Langzeitaffäre wurde er erst richtig wacker, als er meinte, diese könne sich einem anderen zuwenden. Also als er meinte, diesen verortet zu haben, was ich für ne Fata Morgana halte).
Für diese Paare gibt es entsprechende Partnertauschclubs, ist so ziemlich das Gegenteil von Affären).
Es gab vor Jahren eine Geschichte aus dem italienischen Profifussball. Ein Spieler bestellt sich in Nachbarstadt eine Frau auf das Hotelzimmer, es erscheint seine Ehefrau.
Daraufhin lässt er sich lautstark scheiden.
Klassiker.
Deswegen passen Frauen auch deutlich besser beim Betrügen auf.
Ich stelle bei deiner persönlichen Geschichte immer wieder fest, die hätte mir vielleicht genauso passieren können, liebe blackeyed. Die einzige Naivität, derer du dich schuldig gemacht hast, war zu glauben, was er von sich gerne glauben wollte.
Ich find's echt erschütternd. Für mich eine der ganz wenigen Geschichten hier, aus der ich für mich etwas rausziehen konnte.