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Teufelskreis - komme nicht mehr raus und bleibe allein

B
Guten Abend,

Samstag. mal wieder. Vor 2 Jahren haben ich (32) und mein Freund (27) uns getrennt, wir waren drei Jahre zusammen. Wirklich viele Freundschaften hatte ich nie, meine Kontakte bestanden irgendwie immer aus Lebensbegleitern in dem Sinne, dass wo ich gearbeitet habe oder wo ich einfach mal punktuell viel war, knüpfte ich Kontakte.

Vor 2 Jahren habe ich dann eine Weiterbildung absolviert und bin jetzt beruflich recht eingespannt, mal anstrengend, mal weniger. Meine Arbeitstage sind unter der Woche bis auf Freitag recht überschaubar, meist bin ich so gegen 17 Uhr daheim, selten später. Ich bin beruflich ganz zufrieden. Ich hatte Glück und konnte in einer Wohnung meiner Eltern unterkommen. Wohne hier sehr gut eingerichtet und mietfrei. Da ich überschaubar viel verdiene, bietet sich das gut an.

Der Nachteil ist, hier gibt es wenig bis garnichts, keine Bars, kaum Kneipen, irgendwie eben nichts um die Ecke, wo ich spontan mal hin gehen könnte.

Als ich mich damals getrennt habe, weil mein Freund meinte, ständig irgendwie nach dem Studium im Ausland herum schnuppern zu müssen, war das ok. Ich hatte 2-3 Kontakte über die Arbeitsstelle, die ich mittlerweile aber gewechselt habe und der Kontakt ist abgebrochen, da meine Ex Kollegen wieder zurück sind in ihre Heimat, waren alles befristete Stellen.

Meine Wurzeln, Schule und Studium sind nicht hier. Anknüpfen also unmöglich. Nun ist es 2 Jahre her, dass ich einen Freund hatte und etwa auch zeitgleich meine Freunde bzw. Kontakte nach und nach weniger wurden.

Seither bewege ich mich da ein wenig im Kreislauf, Montag bis Donnerstag bin ich beruflich unterwegs, abends Sport, Fitness Studio oder Joggen, Freitags mache ich Einkäufe, Haushalt, Samstags bin ich auch beim Sport und dann hänge ich meist den restlichen Tag vor dem Fernseher oder spaziere. Sonntags haben wir mit der Family meist was geplant, mit Schwester, Eltern usw.

Das ganze kann es ja nun irgendwie nicht gewesen sein. Ich war zwischenzeitlich mal in diversen Online Dating Portalen, kam aber dann irgendwie zum Ergebnis, dass ich dort weder Kontakte (nicht zwingend Partner) finde, noch wirklich Lust habe mich jetzt jeden Samstag mit jemandem zu treffen. Habe mich daher wieder abgemeldet.

Ich nehme mir immer vor, am nächsten WE mal dieses und jenes zu probieren, mache es dann aber nicht, weil ich wenig Lust habe, allein irgendwo hin zu gehen (Kerb, Halloween Party oder was weiß ich), und dort dann allein rum zu stehen. Ich bleibe dann lieber daheim und gehe früh schlafen.

Während mich vor einem halben Jahr das noch aufgeregt hat und sich eine Art Torschlusspanik geregt hat, erwische ich mich gerade am Wochenende nun selber dabei, bereits stellenweise resigniert zu haben, das schockiert mich irgendwie noch mehr.

. .

Gibt es Leute in ähnlicher Situation? Es ist jetzt nicht so, dass bei uns im Ort irgend etwas ist, wo sich die Leute in meinem Alter aufhalten, die meisten rennen irgendwo in den typischen Vereinen herum oder im Fitness Studio, flüchtige Kontakte um mal zu quatschen hat man da, aber das ist alles nichts, was man auf eine nächste Ebene heben könnte, das man sagen könnte, man trifft sich privat und baut etwas auf.

27.10.2018 16:15 • #1


J
Hey,
ich kann dich gut verstehen, auch wenn ich in einer etwas anderen Situation bin..
Ich bin erst Anfang 20 aber wohne hier total auf dem Land und gefühlt alle jungen Menschen sind zum studieren weg gezogen. Meine Freundinnen gehen in der Woche in ihren Uni Städten feiern und bleiben auch meistens am Wochenende dort. Wenn ich mich mit freunden treffe, dann meistens bei einem von uns zuhause, wo man ja leider auch keinen potentiellen Partner kennen lernt..

Aber ich finde es schon mal gut, dass du regelmäßig ins Fitness Studio gehst - ich habe schon öfter gehört, dass sich Paare dort gefunden haben. Gibt es dort denn nicht irgendwelche Kurse oder Angebote an denen du teilnehmen kannst?
Wie wäre es ansonsten mit Sprachkursen? Ich weiß, dass sind die üblichen Tipps aber ansonsten habe ich leider auch keine Idee.. wie sieht es auf deiner Arbeit aus? Sind da vielleicht Kolleginnen und Kollegen mit denen du mal einen Kaffee trinken gehe könntest?

Mein Problem ist auch noch, dass ich mich zwar bei einem Sprachkurs angemeldet habe aber dort alle um die 20 Jahre älter sind als ich..

Liebe Grüße

27.10.2018 16:37 • #2


A


Teufelskreis - komme nicht mehr raus und bleibe allein

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B
Hi,
danke für deine Antwort,

das ist hier genau so, die ganzen Bars und Cafes, die es mal hier gab, sind alle dicht inzwischen, mangels entsprechend jungem Publikum.

Das Fitness Studio, in dem ich derzeit bin, werde ich wechseln, und zwar in eines, wo auch für mich sinnvolle Kurse und Publikum in meinem Alter anwesend sind.

VHS Englischkurs steht auf meiner Agenda, die ist immerhin in der nächsten Stadt, die Volkshochschule.

Als Frau ist es hier noch schwerer, da fast alle Vereine typische Fußball-Männer-Vereine sind.

Die Frauen, die hier leben, sind in meinem Alter so ziemlich alle verheiratet und träge, wenn ich mal mit Verwandten etwas mache, sind das daheim Filme Abende oder Geburtstage, aber da trifft man nie jemand potentiellen, dh. der Kreis erweitert sich auf diese Art definitiv nicht. Er wird eher kleiner, weil viele keine Lust haben auf sowas und fern bleiben.

Ich war auch schon eigeninitiativ und habe versucht meinen letzten Geburtstag zu feiern, dazu habe ich viele alte Kontakte angeschrieben per Facebook von 20 Leuten hat die Hälfte nicht oder zu spät reagiert, angeblich weil sie nie in FB rein schauen und dann sind nochmal 5 nicht gekommen, am Ende waren meine Verwandten hier, haha. also so wie immer.

Vor 10 Jahren habe ich mal einen Englischkurs gemacht, damals war ich in deinem Alter und die Leute dort waren tatsächlich alle gefühlt 50 Jahre alt. Naja ich würde es allein der Sprache wegen wieder mal auffrischen, kann nicht schaden.

Es ist hier so als rennen alle mit Scheuklappen herum, sind gestresst und fahren dann zu Unternehmungen doch in die Stadt zu ihren Freunden, geschlossene Kreise in die man schwer rein zu kommen scheint.

Meine Kollegen sind fast alle 50 plus und sind natürlich weniger unternehmensfreudig, ich habe fast das Gefühl jüngere Leute sind ausgestorben.

27.10.2018 17:05 • #3


J
Hey,
ja das kenne ich - leider.. für mich sehe ich momentan irgendwie als einzige Möglichkeit nach meiner Ausbildung in die nächstgelegene Stadt zu ziehen um hier nicht komplett zu vereinsamen.. meine Eltern verstehen das auch irgendwie nicht weil es zu deren Zeiten wahrscheinlich auch noch anders war..

Das mit dem Fitness Studio wechseln finde ich eine gute Idee! Dort werden dann ja auch nochmal neue Leute sein und vielleicht passt es mit denen dann ja besser. Ich würde auf jeden Fall darauf achten, dass du dich dort rundum wohl fühlst weil das strahlt man dann ja auch aus!

Zitat:
Als Frau ist es hier noch schwerer, da fast alle Vereine typische Fußball-Männer-Vereine sind.


Das stimmt leider wirklich! Und spät noch mit zB Volleyball oder Handball anfangen ist auch schwer weil die meisten den Sport seit ihrer Kindheit betreiben und es extrem schwer ist in eine bestehende Mannschaft zu kommen..

Zitat:
Ich war auch schon eigeninitiativ und habe versucht meinen letzten Geburtstag zu feiern, dazu habe ich viele alte Kontakte angeschrieben per Facebook von 20 Leuten hat die Hälfte nicht oder zu spät reagiert, angeblich weil sie nie in FB rein schauen und dann sind nochmal 5 nicht gekommen, am Ende waren meine Verwandten hier, haha. also so wie immer.


Das ist wirklich traurig und tut mir leid für dich! Auf solche Leute kann man dann aber leider auch verzichten..

Zitat:
Vor 10 Jahren habe ich mal einen Englischkurs gemacht, damals war ich in deinem Alter und die Leute dort waren tatsächlich alle gefühlt 50 Jahre alt. Naja ich würde es allein der Sprache wegen wieder mal auffrischen, kann nicht schaden.


Ja, das ist leider wahr.. für die Sprache ist es gut aber um Kontakte in unserem Alter zu knüpfen leider völlig ungeeignet..

Zitat:
Meine Kollegen sind fast alle 50 plus und sind natürlich weniger unternehmensfreudig, ich habe fast das Gefühl jüngere Leute sind ausgestorben.


Das geht mir in meiner Ausbildung genauso - alle Kollegen sind 50+, die jüngeren gehen meistens nach der Ausbildung oder in dem Jahr danach und die wenigen jüngeren die in meinem Alter und so Anfang Mitte 20 sind wohnen mit ihrem Freund zusammen und irgendwie entsteht da nicht so der Kontakt auch wenn wir uns auf der Arbeit gut verstehen..

Ich weiß auch, dass Selbstmitleid nichts bringt aber es ist wirklich schwierig.. und du kannst ja auch schlecht den Job wechseln nur um in einem Unternehmen zu arbeiten wo mehr jüngere sind..


Ich würde mich aber echt erstmal in dem neuen Fitness Studio anmelden und dort Kurse besuchen.. meine Eltern haben mir ansonsten noch Single reisen vorgeschlafen, vielleicht ist das ja was für dich? Ich bin da noch z jung für weil es erst ab 25 losgeht aber vielleicht ist es ja für dich interessant!

Ansonsten bleibt echt irgendwie nur noch Tinder oder irgendwelche Single-Börsen..

Hab ein schönes Rest- Wochenende!

27.10.2018 17:17 • #4


V
Irgendwie macht es mich traurig sowas zu lesen, ne idee wie man da raus kommt hab ich aber spontan nicht parat :/ ich persönlich war glücklicherweise nie in so einer situation. Selbst wenn ich mal alleine auf ne Party gehe, geht es relativ schnell, dass ich neue Kontakte knüpfe.. Ich mach mir mal nen kopf xD

27.10.2018 17:27 • x 1 #5


J
Ich denke es ist irgendwie auch immer Typ Sache..
Ich bin leider eher introvertiert und bei neuen Menschen und Situationen eher schüchtern und unsicher.. Sobald ich die Person dann näher kennen lerne ist es kein Problem und ich kann mich schnell öffnen, aber erstmal selber jemanden anzusprechen ist für mich echt ein Problem.. Es ist zwar schon etwas besser geworden aber es wird wohl nie meine Lieblingsbeschäftigung..

27.10.2018 17:33 • x 1 #6


B
Danke für eure Antworten.

Es ist mir früher immer leicht gelungen, neue Kontakte zu finden, mit recht viel Aufwand, so kam mir das immer vor, da ich ja etwas wollte, ein bisschen wie ein Vertreter, der von Grüppchen zu Grüppchen wandert und sich selber verkauft, wenn ich aufhgehört habe, nach zu haken, zu telefonieren zu schreiben etc, dann schlief das ein, denn die anderen hatten meist ihre feste Gruppe und auf mich hat keiner gewartet, ich war dabei, aber irgendwie nie mitten drinnen. Und außerdem kommt ja hinzu man merkt auch irgendwann, dass man nicht wahllos mit jedem Menschen Freundschaft knüpfen kann, auch das sondiert man ja irgendwo, verständlicherweise.

Ja die Vereine hier sind geschlossene Systeme, mit den Sportangeboten kann ich nichts anfangen, Handball ist nicht mein Ding und auch sonst.....

Im Studium damals hatte ich viele Kontakte, die leider aufgrund der Job Suche verflogen, man hält nicht ewig Kontakte, wenn man in Norddeutschland wohnt und viele in den Süden ziehen oder ins Ausland.

Ach...meine Eltern haben keine Ahnung, die gehen auf die 70 zu und denken Ach Mensch, die hat doch ein schönes Leben, Job in der Nähe, Wohnung, der gehts doch gut, irgendwie können die sich null in meine Bedürfnisse rein versetzen, damals hat man sich hier im Dorf kennengelernt, Häuschen gekauft oder gebaut und gut war die Sache, da war nix mit Wegziehen, das war die Ausnahme, heute ist es die Ausnahme, wenn mal jemand hier bleibt. Hier bleiben fast nur Leute, die im Handwerk vor Ort arbeiten oder im öffentlichen Dienst bei den Gemeinden, der Rest zieht weg, ich hatte da tatsächlich Glück, ein klein wenig Karriere machen zu können vor Ort, das Glück will ich mir bewahren.

Ich habe auch schon überlegt weg zu ziehen, aber ich möchte nicht die einzig stabile Säule wie Job u Family aufgeben um mich ins Ungewisse Nichts zu stürzen und zu hoffen, dass es gut geht, am Ende stehe ich ohne Job und ohne Familie da und Freunde hab ich auch keine.

27.10.2018 17:50 • x 2 #7


J
Das mit den Grüppchen kenne ich, ich bin dann zwar durch Freundinnen immer da etwas mit reingerutscht aber war doch immer etwas außen vor wenn du weißt was ich meine..

Zitat:
Ja die Vereine hier sind geschlossene Systeme, mit den Sportangeboten kann ich nichts anfangen, Handball ist nicht mein Ding und auch sonst.....


Das kann ich gut verstehen, sowas muss auch was für einen sein und ein Hobby was einem keinen Spaß macht bringt ja auch absolut nichts..

Zitat:
Im Studium damals hatte ich viele Kontakte, die leider aufgrund der Job Suche verflogen, man hält nicht ewig Kontakte, wenn man in Norddeutschland wohnt und viele in den Süden ziehen oder ins Ausland.


Waren das die Kontakte, die du zu deinem Geburtstag eingeladen hast?

Zitat:
Ich habe auch schon überlegt weg zu ziehen, aber ich möchte nicht die einzig stabile Säule wie Job u Family aufgeben um mich ins Ungewisse Nichts zu stürzen und zu hoffen, dass es gut geht, am Ende stehe ich ohne Job und ohne Familie da und Freunde hab ich auch keine.


Das verstehe ich, es ist ja auch ein sehr großes Risiko.. manchmal hiflt aber vielleicht nur das..

Ich hoffe, dass sich deine Situation bald ändert - vielleicht ja mit dem neuen Fitness Studio manchmal machen ja schon kleine Veränderungen einen Unterschied. Ich muss auch echt regelmäßiger ins Fitness Studio gehen aber leider macht es mir auch nicht so richtig Spaß alleine vor mir hin zu tainieren.. ich war mal eine zeitlang mit einer Freundin aber leider haben wir uns verkracht nachdem mein Exfreund Schluss gemacht hat

Gibt es einen Bereich der dich interessiert in dem du dich Ehrenamtlich engagieren kannst? Sowas sind ja neben Sportvereinen auch immer noch so Anlaufpunkte..

27.10.2018 18:23 • #8


A
Abend allerseits,

das ist sicherlich jetzt kein allein weibliches Thema, wobei tatsächlich mir auch auffällt, ich wohne auch auf dem Lande, dass hier viel mehr Männer wohnen als Frauen. Gerade jüngere Frauen möchten eher in die Stadt. Ich wohne hier auch, habe mir auch eine Wohnung gekauft, ist in der Stadt unbezahlbar, und werde auch hier bleiben. Ich habe mittlerweile für mich akzeptiert, dass man hier keine Freunde findet. Im Fitness Studio bin ich seit Jahren, mal hie und da Small Talk an der Theke kein Thema, im Kurs läuft bei uns laut Musik und die meisten Leute, die dort sind, sind eher der Sorte, dass sie dich merkwürdig beäugen.

Da muss ich wieder sagen glaube ich hat man es als Kerl sogar schwerer, wenn man nicht gerade Handball oder Fußball spielt, so wie ich, dann denkt sogleich jedes Mädel: Der macht mich an und viele Männer hier sehen jemanden von außen, der also nicht seit eh und je von hier kommt, als Wettbewerber. So ergeht es mir.

Ursprünglich bin ich mal her gezogen und hatte eine Freundin, da war das alles kein Thema, mein soziales Umfeld hat sich auch verändert, viele sind weg gezogen, man kann nicht eben mal so seinen Lebensmittelpunkt verlegen, wenn man festen Job, Immobilie und Co hat und wenn man Familienmitglieder im Ort hat. Ich kenne genug Leute, die ohne Anhang und Anbindung her gezogen sind und die waren sehr schnell wieder weg, weil auch die schwer rein kamen in die dörflichen Strukturen.

Tendenziell ist man in Städten weltoffener, das ist meine Feststellung.

Es wird langfristig nur bleiben:
- entweder (was für mich ausscheidet) alle Zelte abbrechen 100 Prozent Risiko, kann schief gehen, könnte gut gehen
- abfinden und Einzelgänger werden
- Auto fahren oder mobil werden und viel viel fahren in die nächste Stadt - für mich auch eher nervig, hab ich lang gemacht

Ich finde mich mehr und mehr damit ab, sage aber auch, dass es partnerschaftlich dann eben so bleibt wie es ist.

Nachtrag:

Was ich schon versucht habe: Partei, Ehrenamt, Kochkurs uvm, das war alles super und hat Spaß gemacht. Nur .... die Altersklasse in diesem Bereich ist natürlich 45 und meist deutlich höher. Man muss sich darüber klar sein, dass sich weder Freundeskreis noch Partner da findet. Das muss man wissen, sonst ist man schnell unzufrieden. Aber welche jungen Leute interessieren sich für Politik? Die meisten gehen ja nicht mal wählen, und wenn politisch Interessierte, meist nicht in Dörfern, weil man da nix bewirken und bewegen kann, eher in größeren Städten.

27.10.2018 18:55 • x 1 #9


B
Guten Morgen,
na ihr macht mir Mut. Ja, das waren Studienfreunde, mit denen ich sogar vor vier Jahren mal im Urlaub war. Viele sind mittlerweile verheiratet mit Kindern und haben ihre eigenen Sorgen, als Single passt man da mit seinem vermeintlich unsteten Leben irgendwie nicht mehr so wirklich hinein. Leider.

Manchmal sind es die kleinen Dinge, das stimmt, das ist auch der Grashalm an dem ich mich immer wieder hoch ziehe, der Samstag wie gestern war eben so wie einer von vielen - Sport, Kochen, Fernsehen, 21 Uhr Bett. Ich habe mich daran gewöhnt, bin fit und ausgeruht für die kommende Woche, aber eben nicht erfüllt, mir fehlt nicht in erster Linie der Partner, in erster Linie fehlt mir die Anbindung an Menschen in meiner Freizeit, worüber sich dann evtl. auch ein Partner ergeben könnte.

Ich habe gestern sogar nochmal überlegt, Dating Portale anzuvisieren, aber es gelassen, weil ich weiß, das ist nicht mein eigentliches Thema.

28.10.2018 07:07 • #10


A
Hmm... Ich stamme vom Dorf, lebe jetzt lange in einer Großstadt - und kann euch schon etwas verstehen. Obwohl ich am Land eine echte Eingeborene bin ist es nicht mal da so einfach, in diesen Strukturen zu leben bzw angenommen zu werden, wenn man nicht zu den Vereinsmeiern gehört. Als ich mit 14 zwecks Schule mehr in der nächstgrößeren Stadt unterwegs war, hatte sich das Problem allerdings schnell gelöst - und heute ist es eher so, dass ich schauen muss, wie ich meinen vielen Freunden auch halbwegs gerecht werden kann - und dennoch mal einen Ruhetag für mich zu haben.

Was mir auffällt ist, dass ihr alle Einzelbeschäftigungen macht (Joggen, Fitnessstudio etc), und euch wundert, dass ihr euch da einzeln beschäftigt. Und dass ihr alle wohl eher Sicherheitsmenschen seid, die eine stabile Job- und Wohnmöglichkeit vorziehen vor einem erfüllten Leben. Ich war da immer risikofreudiger, hab einen Job an den Nagel gehängt, wenn er mich nicht mehr erfüllte (meist nach Jahren) und mit jedem neuen Job hab ich nicht nur neue Erfahrungen und Erfolge erlebt, sondern auch neue Freundschaften geknüpft. Manche als Abschnittsbegleiter, manche als echte langjährige Freunde. Aber gut.

Was ihr braucht, ist in Wahrheit ein einzelner Mensch, der euch sympathisch ist - und mit dem ihr mal was trinken geht. Und das dann wiederholt. Ob nach dem Sport oder nach dem Job ist egal. Irgendwo gibt es immer einen Wirten, irgendwo findet immer ein Dorffest oä statt. So rutscht ihr in dessen Kreise automatisch hinein. Das Alter würde ich hier mal außen vor lassen, ich zB habe Freunde durch fast alle Altersklassen.

Oder geht von mir aus regelmäßig ins Kaffeehaus und lest dort eure Sonntagszeitung. So, wie ihr euch jetzt verhält, ist es auch umgekehrt schwer, an euch ranzukommen. Schon mal daran gedacht? Sogar, wenn ihr jemandem als sympathisch aufgefallen wärt, wie sollte er mit eurem Lebenswandel Kontakt zu euch aufnehmen können? Der müsste dann schon fast ein Stalker sein. Ihr müsst euch, so schwer es vielleicht fällt, euch schon aus eurem Schneckenhaus hinaus wagen, wie eine Katze euer Revier erweitern. Und wenns mal fad ist in der Öffentlichkeit, was soll's. Fad ist es auch, vor dem Fernseher zu sitzen und um 21 Uhr wie eine Oma schlafen zu gehen.

Und btw: Ich habe viele Partys organisiert - es ist normal, dass die Hälfte nicht kann. Je weiter weg deren Lebensmittelpunkt ist, umso schwieriger. Das hat nichts mit Ablehnung zu tun - sondern mit Terminkollisionen.

Und auch früher war es nicht soo einfach, mein Vater war in den 50ern jung - da klapperten die jungen Männer eben mit dem Motorrad die Kirtage und Sportfeste der Umgebung ab, um die jungen Mädel kennenzulernen und sich mit anderen zu treffen. Aber sie gingen raus und unter Leute - und vergruben sich auch nicht gleich, wenn es mal eine Zeit lang eher mühsam war. Nochmal: Euch reicht ein einzelner Mensch, der euer Freund wird. Alles andere ergibt sich dann von selbst. Alles Gute!

28.10.2018 07:55 • x 1 #11


A
Nunja, mein Job macht mir Spaß, auch wenn mein Arbeitgeber auf dem Land ist, ich würde niemals den Job kündigen, meine Wohnung hier verkaufen, irgendwo fremd befristet plötzlich zur Miete wohnen, ich denke da würde mir jeder sagen, ich sei nicht mehr bei Trost. Ich habe lange daraufhin gearbeitet, dass ich nicht mehr in befristeten Verträgen als Job Hobber durch die Gegend eiere und kaum ist der eine Vertrag unterzeichnet, kann man wieder anfangen sich zu bewerben. Ich bin so froh, diese Zeit hinter mir gelassen zu haben und sehe heute bei uns, dass viele schon wieder in einem Alter neu anfangen und sich extrem schwer tun, in dem man eigentlich angekommen sein sollte. Ob diese Leute nun so glücklich sind mit MItte 50 befristet für 1 Jahr arbeiten zu dürfen, weiß ich nicht. Ich weiß aber, dass wenn man existenzielle Probleme hat, es noch schwieriger ist, Freundschaften zu knüpfen, weil die erste Basis der Pyramide wackelt.

Das sagt sich immer sehr leicht, ich weiß, das ist ja der Kreislauf - Mach mal irgendwo Neuanfang, ich habe soviele Menschen hier einen Neuanfang starten sehen, in der Metropolregion Rhein Main bei uns, die kamen aus Thüringen, aus Bayern und sind alle wieder weg, weil sie hier keinerlei Anschluss gefunden haben.

Ich bin sicher, es muss andere Wege geben. An mich ran kommt aktuell in der Tat niemand, da gebe ich dir Recht, da ich mich tatsächlich kaum draußen aufhalte, daran muss ich etwas ändern, auch wenn jetzt der Winter kommt.

Ich war lange Zeit in einer Großstadt unterwegs in einem Verein und habe das aufgegeben, weil ich es vom Fahren her unter der Woche abends nicht mehr geschafft habe, die Trainingszeiten waren 19 bis 21 Uhr, bis ich daheim war war fast 23 Uhr und ich musste diesen Tag alles auf den Kopf stellen und war Tags drauf platt, was trinken gehen ging bei mir nicht, weil die meisten logischerweise vor Ort gewohnt haben und dort ein paar Minuten nur nach hause hatten, ich musste erstmal mit der Bahn zum Wagen fahren und dann noch fast eine Stunde heim, das war auf Dauer sinnlos. Daher bin ich dazu über gegangen, vor Ort zu bleiben, was Vereine usw betrifft, weil man das mit der Arbeit unter einen Hut bekommt, ich auch mal mit dem Rad da hin fahren kann und ich vor allem Leute treffe, die hier auch wohnen, was nutzt es mir beispielsweise, wenn ich aus einer Stadt komme, die 40km entfernt ist wo die ganzen Leute wohnen, ich jedesmal dort hin muss, was spontan sowieso nicht möglich ist.

Das Landleben stirbt leider nach und nach aus, bei uns herrscht weiterhin Landflucht der jungen Leute. Erst wenn sie Familie gründen kommen sie hier her zurück, sind dann aber mit sich beschäftigt.

Ich muss da recht geben, eine Traube an Leuten bräuchte ich nicht, das sind sowieso keine Freunde, sondern eher Bekannte, auch wenn das Wort Freund heute inflationär verwendet wird und jeder denkt tatsächlich, er habe 400 Freunde auf Facebook und tatsächlich.

Ich habe viele Leute kennengelernt anfangs auch übers Fitness Studio, komischerweise in den letzten 2 Jahren garnicht mehr, aber viele Leute waren mir einfach zu primitiv und hatten andere Interessen, da waren die Hauptthemen: Frauen, Auto, Geld, Pumpen, nicht meine Welt. Also was ich damit sagen will ist, jeden Strohhalm greife ich mittlerweile in der Tat auch nicht mehr auf, da hab ich auch Ansprüche einfach an eine Freundschaft, es ist fast so kompliziert wie mit einer Partnerin.

Viele die ich kenne, haben Freunde in den Vereinen, das sieht dann so aus, dass über einander hergezogen wird, irgendwelche Phrasen gedroschen werden, wenn man sich nach dem Training zum B. trifft, ansonsten hat man weder Themen noch sonst was, das wäre nicht meine Welt, hatte ich eine ganze Weile in einem Verein, in dem ich aktiv war.

28.10.2018 11:57 • x 1 #12


Kummerkasten007
Gibt es keine Freizeit-/Hobbygruppen übers Inet in Deiner Gegend zu finden? Da gibt es doch, im Gegensatz zu früher, viele Möglichkeiten Leute kennenzulernen.

Oder mach doch mal einen Aushang im örtlichen Supermarkt um Leute z.B. für Kochabende zu finden. Oder buche eine Single-Gruppereise.

Was nützt mir Eigentum und Job, wenn ich ansonsten eine trauriges, einsames Leben führe?

28.10.2018 12:12 • x 1 #13


A
Zitat von Kummerkasten007:
Was nützt mir Eigentum und Job, wenn ich ansonsten eine trauriges, einsames Leben führe?


Da stimme ich zu. Wobei ich es auch anders kenne, insbesondere in den ersten Zeiten, als ich noch in der Stadt gearbeitet habe wo ich studiert haben, da hatte ich einen miesen befristeten Job, war aber fest im damals noch bestehenden Freundeskreis eingebunden, besser ging es mir damals auch nicht, die Probleme haben sich verlagert, aber nichts geht über existenzielle Probleme, die hatte ich damals quasi ständig. Jeder empfindet Stress anders aber für mich ist es stressiger gewesen alle Jahre wieder zu schauen wo ich bleibe, es mich hinverschlägt ich bekam weder Kredit noch ein neues Auto, das alte hatte permanent was und ich musste ständig sehen ob ich die Nebenkostennachzahlung meiner Gammelmietbude zusammen gekratzt bekomme. Freundschaften haben auch irgendwo Grenzen, also in diesen Bereich muss man selber fürs Leben sorgen und ich kann aus Erfahrung sagen, wenn man in deep *beep* ist finanziell und so weiter, dann haben irgendwann auch Freunschaften Grenzen, wenn ich die Wahl hätte zwischen damals und heute: Lieber so wie heute.

Also jeder wie gesagt empfindet das anders aber ich sags nochmal, ich wäre sehr vorsichtig mit dem Schritt, seinen sicheren Job, der einem gefällt und seine Wohnung aufzugeben und sich mal in ein Abenteuer, im Bestfall sogar noch die geplante Arbeitslosigkeit zu stürzen, ob es das besser macht, weiß ich nicht. Da fällt mir das Sprichwort ein, wenns dem Esel zu gut geht, geht er aufs Eis. In heutigen Zeiten muss man erstmal einen Job finden, mit dem man zufrieden ist, immerhin ist man hier mind. 40h pro Woche und das ist und bleibt die Meistzeit der Lebenszeit. Und was ist, wenn man im Büro auf die Suche geht nach neuen Freunden und Kontakten und merkt im neuen Job: Ist nicht möglich? Dann wird man zum Job Hobber und wechselt alle paar Monate den Job und möglichst noch den Wohnort? Da würde ich aber als Personalchef mal fragen, wo das Problem des Bewerbers liegt und wenn ich dann am besten noch im Vorstellungsgespräch als Frage stelle. Arbeiten bei Ihnen Singles oder Leute, mit denen ich Freundschaft schließen könnte, würde ich vermutlich lachend die Unterlagen zurück geben und alles Gute dem Bewerber wünschen.

28.10.2018 12:19 • #14


G
Zitat von _julietta:
Ich denke es ist irgendwie auch immer Typ Sache..
Ich bin leider eher introvertiert und bei neuen Menschen und Situationen eher schüchtern und unsicher.. Sobald ich die Person dann näher kennen lerne ist es kein Problem und ich kann mich schnell öffnen, aber erstmal selber jemanden anzusprechen ist für mich echt ein Problem.. Es ist zwar schon etwas besser geworden aber es wird wohl nie meine Lieblingsbeschäftigung..


Genauso läuft es bei mir auch. Ich bin unkomliziert und offen, aber den ersten Schritt zu wagen fällt mir sehr schwer. Ich brauche immer erst etwas Zeit bevor ich mit Menschen warm werde. Da gilt man dann schnell als zu ruhig und passiv.

@barcodescanner versuche doch mal wie hier vorgeschlagen nach Gruppen zur Freiteitgestaltung zu suchen. Einfach erstmal um Menschen kennenzulernen nicht umbedingt gleich einen Partner. Oft gibt es zu den jeweiligen Städten Facebook-Gruppen, die sich regelmäßig teffen.
Nach dem Aus meiner langjährigen Beziehung, graut es mir auch schon davor ewig alleine zu bleiben. Ich versuche raus zu gehen, neue Dinge zu probieren und nicht nur daheim alleine rumzuhocken. Bewusst in neue Situationen werfen vielleicht ergibt sich etwas. Ich bin auch eher ein Landpflänzchen und würde auf keinen Fall sicheren Job aufgeben, um mich in einer Großstadt neu zu entdecken.

28.10.2018 12:40 • x 2 #15


A


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