FREITAG
Heute läuft alles super bis jetzt. Hab grad gearbeitet, eine entscheidende Sache gelöst, war voll gebannt bis es plötzlich alles geklappt hat. Jetzt wartet die nächste Herausforderung auf mich. Mach kurz Pause und schreib hier, dann geh ich es an.
Das Gespräch gestern am Telefon lief super. Aber er hatte keine Tindernews. Heute hat er ein Date über Lovoo.
Eigtl hatte er hauptsächlich deswegen das Gespräch gesucht, weil er das Buch über Narzissmus nun ebenfalls gelesen hat, das er ausgeliehen hatte und das ich schon durchgeblättert/teilweise gelesen hatte während ich bei ihm war.
Er ist nun überzeugt davon, narzisstisch zu sein. Und sich im 'Größenklein' befunden zu haben - und ich hab bei dem Telefonat gemerkt, dass er mir wieder deutlich sympathischer geworden ist, da er diese Überheblichkeit oder Abwehrhaltung völlig eingedämmt hatte und irgendwie authentisch und reflektiert vor mir stand - ich versteh ihn so gut.
Und i glaub, er wird nicht zurück zur Normalität kehren können, genau wie ich auch. Wir sind doch Freaks, haben uns irgendwo im Leben einen Zufluchtsort gebaut, etwas, was uns von der Masse abhebt. Das ist vll das, was wir nie waren und immer sein wollten: Grenzen die wir setzen, ne eigene Persönlichkeit, die wir ausgearbeitet haben - an uns.
Wir wissen nicht wer wir sind, weil wir nie 'bedingungslos' angenommen wurden, sondern von kleinauf manipuliert wurden.
Entweder durch Abwertung oder durch übertriebenes Lob und Hervorheben von iwelchen Stärken, die wir dann absichtlich verstärkt haben.
Wer bin ich? Noidea. Hey so passend.
Ich bin mir sicher, dass ich es auch habe - aber vll lässt sich auch alles über ADS oä erklären.
Er meinte, in dem Buch stand auch sehr viel darüber, wie Narzissten sich in iwelchen Spezialinteressen suchen, um dort die Liebe zu erhalten, die sie früher nie bekommen hatten - und dass es kurzzeitig hilft und glücklich macht, aber immer ein Trugschluss ist, da irgendwann die Ziele erreicht sind und dann steht man wieder alleine da.
Ich hab das schon so oft erlebt. Ziele verfolgt und erreicht. Dann ein neues Ziel suchen müssen, nur um immer dieses Gefühl von Fortschritt und Streben in mir zu tragen, was für mich das schönste Gefühl ist.
Mein Kumpel meinte auch, dass Kinder, die bedingungslos geliebt werden, zwar weniger narzisstisch sind, aber dafür keinen Antrieb haben und er in seinem Bekanntenkreis auch viele Leute hat, die diese stehengebliebene Zufriedenheit in sich tragen, einfach nirgendwo hin zu wollen, keine speziellen Interessen zu haben.
Ich kenn wenige Leute, die es wirklich wissen wollen. Ich kenn viele, die dem Alltagstrott verfallen sind.
An speziellen Leuten kenn ich eigtl nur mich selbst, den Dresdner Kumpel und meinen spirituellen besten Freund. Wir sind drei 'andere wie die anderen', missverstanden für die Ewigkeit - vielleicht - diskriminiert und wie man sieht von vielen Menschen als Böse, Sündenbock, Aussetzige bezeichnet.
Ich persönlich gehör zu dieser Minderheit wies aussieht, aber hab für 'normale' 'stehengebliebene' Menschen eigtl genauso wenig übrig, wie die für mich. Ich suche Schicksale, die mich faszinieren, wo man Empathie fühlen kann, weil man es versteht.
Ich glaub nicht daran, dass es Menschen ohne Empathie gibt, ich glaub daran, dass Hund nie in der Lage sein wird, sich in Katze einzufühlen und umgekehrt.
Es ist wirklich der Wahnsinn, wie seriös Themen plötzlich wirken, wenn man ne durchdachte Seite betrachtet, anstatt irgendeinen verzweifelten an den Haaren herbeigezogenen Medien-Unsinn.
I hab dem Kumpel dann gesagt, er soll sich nicht zu viele Gedanken machen und nicht versuchen, die ganze Welt in Größenklein und Größenselbst unterteilen, da es so viel zwischen 0 und 1 gibt. Jeder einigermaßen intelligente Mensch wird irgendwo mal ein deutliches Lob erhalten haben, das ihn ne zeitlang größenwahnsinnig gemacht hat. Jeder dumme Mensch wird ne Zeitlang spott und Hohn empfangen haben. Viele Menschen kennen beides und schämen sich für manches, sind stolz auf anderes.
Ich wurde nie für irgendwas gelobt, was nicht auch wirklich so war - auch wenn das arrogant klingt. Mir wurde nie eingeredet, dass ich etwas bin, was ich nicht bin. Ich hab in Scheinwelten gelebt, in denen ich in ner besseren Position war, wie in der 'kompletten' Welt. ZB Ansehen innerhalb einer geschlossenen Gruppe, in der ich mich gut öffnen konnte - während ich draußen auf der Straße unscheinbar geblieben bin.
Das ist natürlich nur ne sehr schwache Ausprägung - bei anderen Menschen war die Hervorhebung vll deutlicher, sodass ihre Überheblichkeit stärker ist als die Meine.
Aber ich finde vieles davon in meinem Leben wieder: Diese Art von 'Blockaden', 'Nicht ich selbst sein zu können, wenn ich die Menschen nicht einschätzen kann' und das ewige Suchen einer Rolle, die mich dann einfängt - aber ohne die ich mich oft hilflos fühle.
Das alles ist mir durch unser Gespräch gekommen.
Ich hab aber auch gemerkt, dass ich aus vielem davon eigtl allein rausgekommen bin und meine problembehaftetste Zeit wohl zwischen meinem 13. und 25. Lebensjahr war, wo ich mein Leben stark in Extremen gelebt hab - von einer Sucht in die nächste.
Ich hab dem Kumpel das so auch gesagt.
Das, was ich jetzt lebe, fühlt sich zwar nicht nach ernsthafter Normalität an, aber nach ernsthafter Ausgeglichenheit. Wo sind die Achterbahnfahrten? Das Drama? Der Hype? Der Thrill und die Hysterie, die Komplexe und die Trauer, wenn alles zerbricht.
Ich sehne mich manchmal nach Höhen und Tiefen und liebe Extreme eigtl mehr als all die Belanglosigkeit.
Aber andererseits hab ich doch ohnehin genug Stress.
I glaub ein bisschen, seit ich zwei WHGs hab, ist in meinem Leben Ruhe eingekehrt, weil es mich auslastet und ich meine verdammte Abwechslung hab, die ich früher immer in der krasseren Herausforderung suchen musste, die oft eben irgendwann in ner Übersättigung endet - und dann steht man danach halt wieder ohne Ziele da.
Aber andererseits übersättige ich mich manchmal immer noch, überfokussiere immer noch und merke, dass mir Dinge dadurch dann selbst zu viel werden, obwohl ich noch nicht mal am Ziel war - nur durch diesen mangelnden Ausgleich.
Das ist alles. nicht so schlimm wie es klingt, eben weil ich es eigtl brauche um zu leben wie andere Menschen ihre Harmonie.
Was ich mir wünsche, ist ne harmonische Wolke-4-Beziehung, die mir ermöglicht, mein Leben drumrum in Extremen zu leben.
Und evtl hab ich jemanden gefunden, der dasselbe will, der ebenfalls genug Leben hat, um meines nicht anzutasten und nciht zu klammern.
Er hat mich sogar selbst in die Position gebracht, dass ich fast geklammert hätte, weil er glaub ich noch geprägter und verzettelter ist wie ich.
I hab dem Kumpel gesagt, i ruf ihn nochmal an, sobald ich mein komisches Erstgespräch bei der Therapeutin hatte und wenn ich dann immer noch so überzeugt bin, dass Therapie selbst bei unserem 'Problem' hilfreich sein kann, dann bemüht er sich auch um Therapie.
Aber er glaubt, dass man gegen Narzisstisches Denken kaum was tun kann.
Ich will gegen vieles auch nichts tun, aber ich will hier und da meine Ängste hinterfragen - eigtl will ich mich nur im Zwischenmenschlichen bei Beziehungen ändern - mehr Gefühl, Einfühlvermögen und Schwäche zeigen lernen. Und lernen, Grenzen zu wahren, selbst wenn der Partner sie einzureißen versucht. Das ist mein wundester und schmerzhaftester Punkt, dass ich mich zu stark anpasse, wenn der Partner nur erst mal gemerkt hat, wie unsicher ich unter all dem bin und dass er frei über mich verfügen kann, wenn er es nur TUT. Es dauert meist wenige Monate, bis ein Partner das merkt und mich entweder damit in die Flucht schlägt oder in Ketten legt, dass i mich nur noch durch idiotische Lügen oder Verdrehungen der Tatsachen wirklich um meine eigenen Bedürfnisse kümmern kann.
Ist jetzt einfach so runtergeschrieben und teilweise vermutlich fehlerhaft und schlecht durchdacht, vll widersprüchig und wer weiß: Vll stimmts nicht.
Aber i werds mit der Zeit stärker erörtern --- aber jetzt muss i auch mal wieder arbeiten.