Hallo an dich, wer immer das liest!
Ich bin heute auf den Tag ein halbes Jahr getrennt. Nach fast 14 Jahren Beziehung und Phasen, in denen es mir sehr schlecht ging, habe ich mich von meinem Partner getrennt um wieder zu mir selbst zu finden und daraus resultierend vielleicht auch die Beziehung zu festigen. Mein Partner gab mir die Möglichkeit, mir eine Wohnung zu suchen, Therapie zu machen und auf mich zu warten. Es ist ein ganz toller Mann, der jedoch auch mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen hat. Wir haben in der Beziehung selten bis nie geredet. Oder doch, wir haben geredet, aber nie über uns. Was uns belastet, was uns traurig macht, was uns erfreut.... Es war so weit, dass ich mich nicht mal traute, Dinge, die mich belasten, anzusprechen, aus Angst, er will mich dann vielleicht nicht mehr.
Dahinter steckt eine lange Geschichte. Von einem schrecklichen (Groß-)Elternhaus bis zu jahrelanger Therapie, geringem Selbstwert, ohne Selbstvertrauen habe ich mich vor einem halben Jahr in ein neues Abenteuer gewagt.
Nun finde ich langsam zu mir selbst. Ich sehe, was mir gut tut. Ich habe mir einen neuen, netten Freundeskreis aufgebaut, gehe in den Sport, gehe Hobbies nach. Aber da ist auch die andere Seite der Medaille. Mir fehlt mein Partner. Ich möchte wieder eine Beziehung mit ihm eingehen. Ich liebe ihn und möchte wieder mit ihm zusammen sein, so wie er es mir angeboten hat, damals bei der Trennung.
Nun ist er sehr enttäuscht von mir, ich habe ihm mit der Trennung einfach zu weh getan. Er weiß inzwischen nicht mehr, ob er noch eine Beziehung mit mir führen kann. Bei unserer letzten Unterhaltung vor über vier Wochen hat er mein Herz gebrochen, so wie ich seins bei der Trennung. Es ist nicht klar, ob es eine Zukunft für uns gibt. Ich habe mich daraufhin total zurückgezogen und Abstand genommen, ihm nicht mehr geschrieben, nicht mehr angerufen und ihn in Ruhe gelassen. Bis vergangenen Sonntag. Da habe ich ihm eine Nachricht geschrieben.
Nun treffen wir uns am Samstag morgen auf einen Kaffee.
Ich will nun dieses Tagebuch schreiben, damit meine Gedanken irgendwo hin können.
Ich frage mich seit gestern dauernd, ob es so eine gute Idee war. Nicht die Tatsache, dass ich geschrieben habe, sondern dass ich ein Treffen auf einen Kaffee vorgeschlagen habe. Will ich das überhaupt? Was bezwecke ich damit? Bei unserer letzten Unterhaltung habe ich gemerkt, dass er selber stark an sich arbeiten muss. Es sind in all den Jahren in unserer Beziehung viele Sachen vorgefallen, Dinge schief gelaufen, dass die Frage ist, ob wir das überhaupt wieder repariert bekommen, wenn wir wieder zusammen kommen wollen. Wenn er das überhaupt will.
Und will ich das eigentlich? WAS will ich eigentlich genau? Meine Therapeutin sagt mir immer, dass ich auf meine Bedürfnisse achten soll, aber was sind meine Bedürfnisse? Deshalb versuche ich dieses Tagebuch zu führen, damit ich alles sortieren, über alles nachdenken kann und vielleicht rausfinden kann, was ich möchte.
01.12.2015 12:51 •
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