Seit etwa 6 Monaten bin ich hier stiller Mitleser und möchte nun meine Geschichte teilen. Eine Geschichte von vielen, die sich scheinbar offensichtlich in ähnlicher Form wiederholen und für unfassbar viel Leid sorgen.
Ich muss diese Wochenende arbeiten - hab aber viel Standby-Zeit. Nun meine Geschichte - es stehen wohl Entscheidungen an.
Meine Frau und ich sind seit 27 Jahren zusammen, seit 20 Jahren verheiratet. 2 wunderbare Jungs, davon einer erwachsen und einer auf dem Weg dahin.
Wir haben beide gut bezahlte Jobs, ein schickes Haus und führen eine gute Ehe. Es gibt vmtl niemanden in unserem Umfeld, der geahnt hätte, in was für Problemen wir stecken. Es gab auch nie sonderliche Problemen - wir haben uns immer bestätigt, wie gut es uns doch geht. Wenn es doch Probleme gab, dann haben wir sie gemeinsam gut gemeistert. Unser Umgang war immer liebevoll und zärtlich, wenig Streit viel Harmonie.
Ende September 2023 hat mir meine Frau gebeichtet, sie hätte sich in einen Kollegen verliebt (den ich entfernt kenne). Ich habe darauf mit einer merkwürdigen Gefühlsmischung reagiert. Einerseits dachte ich, wie schön sich nochmal zu verlieben. Andererseits war da aber auch diese gar nicht gute Bauchgefühl. Ich habe Ihr sinngemäß gesagt, dass ich dazu nicht viel sagen könne, aber möchte, dass sie glücklich ist. Sie hat mir später gesagt, dass sie in diesem Moment sehr viel Liebe für mich empfunden hätte.
Es hat dann bei mir etwa zwei Wochen gedauert, bis ich so langsam realisiert habe, dass die Entwicklung überhaupt nicht gut ist. Sie hat sich mit ihm getroffen und das auch offen kommuniziert. Dazu der ganz Handy-Scheiss (Display-Nachrichten nicht mehr lesbar, Handy sogar auf dem Klo dabei) . verändertes Verhalten .
Aber auch viele gute Gespräche über unsere Situation (nein wir brauchen keine Paartherapie, alles ist gut, Du bist die Liebe meines Lebens, ich werde mich nie trennen, ich brauch Euch jetzt beide). Das S.-Leben besser denn je.
Dann wird die Jahreszeit dunkler und das neue Päarchen steht vor dem Problem, wo man sich denn trifft. Aus der Verwandschaft gibt es noch eine möblierte Mietwohnung, die aktuell leer steht. Sie besorgt sich den Schlüssel, auch weil sie dort tatsächlich einen Auftrag zu erledigen hat, aber bei mir klingeln alle Alarmglocken. Ich stelle sie irgendwann später zur Rede, weil ich vermute, dass sie dort S. hatten. Sie versichert mir, dass sie sich nur geküsst hätten und sie ihm klar gesagt hätte, dass sie niemals mit ihm schlafen würde . ich bin erleichtert . nur Küssen . völlig ok. Ich bin grundsätzlich tolerant und versuche mich oft, in die Lage von anderen Menschen zu versetzen. Rückblickend nenne ich mein Verhalten maximal naiv, aber so ist es halt. Manche Dinge benötigen Zeit, um sie zu verstehen.
Ich setze eine rote Linie: Wenn Du mit ihm schläfst, dann verlasse ich Dich. Ich biete Ihr eine Beziehungs-Auszeit an, die sie aber ablehnt. Es ist doch alles in Ordnung, Ich werde Dich nie verlassen. Wir verbringen gute Zeit miteinander, sind zärtlich, fahren in den Urlaub, aber auch die Spannungen nehmen zu, wenn sie sich wieder mit ihm trifft.
Zu Weihnachten und Sylvester nehmen die Spannungen deutlich zu. Feste organisieren, viele Verwandte und allen spielt man heile Welt vor. Dazu kommt Anfang Januar der Abschied von unserem jüngsten Sohn, der für ein paar Monate ins Ausland geht. Die Stimmung ist schlecht, geredet wurde viel und tiefsinnig, aber eine Lösung ist nicht erkennbar.
Sie zieht für ein paar Tage zu einer Freundin, kommt dann wieder, aber es wird nicht besser. Ein Wochenende später bin ich soweit, dass ich mir ein Wohnung suche, aber sie entscheidet sich dann, für das Wochenende auszuziehen. Es fühlt sich für mich wie eine Befreiung an, ist aber wohl der endgültige Todestoß, da sie an dem WE vmtl das erste mal mit ihm im Bett gelandet ist.
Sonntags kommt sie zurück, ist aber völlig durch den Wind und lässt sich krankschreiben (für 4 Wochen). Sie entscheidet, wieder in die Wohnung zu gehen und therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ihr Next lässt sich auch krankschreiben.
Ich werte das natürlich als Hoffnungsschimmer . Wir treffen uns gelegentlich und versuchen wieder einen guten Umgang zu finden. In späteren Gesprächen unterbreitet sie mir den Vorschlag, die Beziehung zu öffnen (man muss ja jetzt mit der Situation umgehen). Ich bin dazu nicht bereit, informiere mich aber, ob und was da gehen könnten (ich bin ja tolerant).
Zeitgleich nimmt die Kritik an mir unterschwellig auch zu (Du bist nicht glücklich, such Dir auch Hilfe). Ja korrekt: das letzte Jahr war für mich nicht einfach (Beim Job das Büro geschlossen und ins Homeoffice versetzt, demente Mutter in die Nähe ins Heim geholt: es gab Zeiten, da hab ich das Leben deutlich mehr genossen, aber solche Phasen gibt es nun mal). Also gehe ich zu einem Therapeuten . 2 Sitzungen . es bringt mir nicht viel, außer der Erkenntnis, dass ich völlig ok bin und nicht ich das Problem bin und dass ich, wenn ich 1,2,3 Jahre weiter schaue, dann sicherlich keine offene Beziehung haben möchte.
Wir können über das Thema nicht gut reden, jeder lässt sich verletzen. Deshalb beschliessen wir zur Paartherapie zu gehen. Bis dahin klammern wir das Thema aus.
Unser ältester Sohn weiss mittlerweile auch Bescheid (zunächst hätte meine Frau nur eine Krise, jetzt hat sie ihm mitgeteilt, sie wäre fremdverliebt).
Der Paartherapie-Termin ist dann für mich eine einzige Katastrophe. Ja, sie hätte mit ihm geschlafen (darauf war ich vorbereitet), aber sie könnte mich nicht mehr lieben, wenn ich so viel Druck mache. Mit mir schlafen würde sie auch nicht mehr, da ich ja der Beziehungsform nicht zugestimmt hätte.
Ich bin stinksauer (gefühlt das erste mal) und schicke sie mehr oder weniger kommentarlos wieder in ihre Wohnung. Am nächsten Tag telefonieren wir und sie entschuldigt sich für ihr Verhalten.
Wir fahren zusammen in den Urlaub, bekommen Besuch . zwei-drei Wochen lang ist Next nicht wirklich präsent für mich - die Situation beruhigt sich.
Dann wieder Paartherapie mit dem Ergebnis, dass es uns auch nicht weiterbringt.
Vor einer Woche ist sie nun wieder in die Wohnung gezogen. Sie hat es unserem Sohn so nebenbei mitgeteilt, er hat ihr dann aber mit ziemlich Vehemenz die Meinung gesagt. Zuhause sei für ihn ein Ort, wo er entspannen möchte. Das könne er mit dem ganzen Chaos aber nicht mehr. Wir spielen heile Familie, sind es aber nicht. Sie kommt und geht wie sie will. Und demnächst kommt der Junior zurück, dem sie das in der Form nicht bieten könne. Wahre Worte, die sie tief treffen. Sie redet von Trennung und ob wir dann nicht doch zusammen wohnen bleiben könnten . ich lehne ab.
Sie ist weg und zwei Tage später kommt per WA der Vorschlag, wo wir denn den Sommerurlaub verbringen könnten . Ich bin zunehmend desillusioniert . Ich bin ja noch einigermassen leidensfähig und lebe von der Hoffnung, aber was tun wir den Kindern an. In mir wächst das Bedürfnis die Trennung auszusprechen. Ich spüre ihre Zerrissenheit, aber auch wie sie sich von mir entfernt. Ich hab auch viel über Beziehungsdynamik gelesen und weiß, in was für einer schwachen Position ich bin.
Nun kommt sie wohl morgen vorbei. Ich hatte ihr per WA Anfang letzter Woche noch mitgeteilt, dass ich nicht möchte, dass er bei ihr übernachtet oder dass sie S. haben. Hat sie sich bestimmt nicht dran gehalten. Also wäre meine Idee sie danach zu fragen und dann mich bei Ihr für die schönen Zeit zu bedanken und mich zu trennen. Die Ratio sagt, alles andere macht mittlerweile keinen Sinn mehr und auch den Kindern gegenüber muss eine Lösung her. Gleichzeitig zerreisst es mein Herz, mich von Ihr zu trennen und ich hasse es, dass sie nicht die Verantwortung für ihr Handlen übernimmt.
Ich hätte nie im Leben geglaubt, dass uns sowas passieren könnte, aber auch da bin ich nicht der einzige.
Danke fürs Lesen - das Schreiben hilf mir zumindest für den Moment, aber vor morgen habe ich regelrecht Panik.
20.04.2024 10:40 •
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