ich weiss was du meinst, es braucht wohl einfach Zeit bis man das ganze verinnerlicht hat. Es ist ähnlich wie wenn jemand stirbt, man kann und will die Situation nicht wahrhaben, man muss es aber akzeptieren. Bis es allerdings im Unterbewusstsein angekommen ist dauert sehr lange und bis man es annehmen und akzeptieren kann noch länger. Ich fand das Beispiel von dir vorhin sehr treffend, für mich wäre es definitiv nicht so schlimm, wenn er tot wäre weil er dann einfach gehen musste, so aber WOLLTE er gehen aus ganz eigenem Entschluss. Klingt etwas merkwürdig, aber es ist tatsächlich so.
Bezogen auf den Auszug, den ihr beide noch vor euch habt: ich habe am Anfang auch geglaubt, dass ich die Zeit noch genießen sollte so lange er da ist, ihn um mich haben, sehen was er macht etc. Aber mit der Zeit habe ich gemerkt, dass das überhaupt nichts bringt. Die Ablehnung, die man da spürt, ist einfach unerträglich; es ist dann nicht mehr so wie vorher, das bildet man sich nur ein. Auch wenn es unerträglich klingt und man es so überhaupt gar nicht will: man muss sich definitiv räumlich trennen, es macht anders einfach keinen Sinn mehr. Am Tag des Auszugs war ich nicht in der Wohnung, ich habe ihn in Ruhe packen lassen und kam erst am nächsten Morgen in die Wohnung (hatte bei einer Freundin übernachtet), ich hätte es nicht ertragen können; ich denke das war im Nachhinein auch genau richtig so. Am Vorabend des Auszuges wollte ich mich so erwachsen wie möglich verhalten, habe mich anständig verabschiedet, ihm alles Gute zu wünschen habe ich allerdings weggelassen, das konnte ich einfach nicht. Außerdem habe ich ihm für die letzten Jahre gedankt, da war er irgendwie total baff und verlegen von soviel Größe. Er war sichtlich verlegen, zurück danken konnte er mir allerdings nicht sondern murmelte nur irgendwie Ja, Ja danke, machs gut. Im Nachhinein dachte ich mir auch, bist du eigentlich bescheuert dem auch noch zu danken, aber es war ein Zeichen von Größe und irgendwie war es auch eine Möglichkeit mir selbst zu beweisen, dass ich stark bin und dass ich nach den ganzen Demütigungen seinerseits in der Lage bin sachlich mit ihm zu reden (er hatte mir des öfteren auch zu große Emotionalität vorgeworfen). Als ich am morgen nach dem Auszug in die Wohnung kam lag der Schlüssel auf dem Tisch und daneben ein Zettel: Danke für alles, ich hoffe unser Kontakt verliert sich nicht ganz. Dein Freund M. Da steht man erstmal da und ist nur noch leer. Die ersten zwei Wochen waren für mich natürlich die Hölle, man kann nichts, will nichts.. Aber nach und nach merkte ich, dass der räumliche Abstand auf jeden Fall besser ist, es erleichtert das Ganze doch um Einiges auch wenn man sich ständig fragt was der andere macht etc. Aber der Grundschmerz hält bis heute an, an manchen Tagen geht es besser, an manchen schlechter. Aber das ist wohl normal.
05.10.2013 13:57 •
#93