Nach 26 Jahren Ehe möchte ich mich trennen

Ich bin schon ein wenig ins grübeln gekommen über manch einen Kommentar hier.
Peter sucht Rat.
Und bekommt dabei einige fragwürdige Interpretationen geliefert.
Zudem kamen häufig Dinge die fast schon vorwurfsvoll klangen und Peter sich rechtfertigen musste.

Ich habe mal versucht mich in Peters Lage zu versetzen.
Er schaut und liest hier bestimmt schon eine Weile mit...vielleicht weil er sich mit dem Thema Trennungsschmerz auseinander setzen wollte und um einige Dinge zu beleuchten.

Wir alle sind doch aus vielerlei und dennoch ähnlichem Grund hier.
Dann finde ich so Ratschläge wie renn absolut unreflektiert.
Sind wir nicht fast alle hier weil jemand vor uns weggerannt ist!?
Auch dieser Spruch geh zum Anwalt!. Ja, guter Rat ist angebracht... aber wie wirkt das auf die Familie. Ist er schon soweit?
Er sollte vielleicht wirklich zunächst den Rat von E-Claire annehmen.
Das ist eine sehr vernünftige Vorgehensweise und man wird doch schnell erkennen ob es Früchte trägt oder eben nicht... das bringt Klarheit in die eine odere andere Richtung.
Ich finde Peters Verhalten in den letzten Jahren und auch jetzt höchst verantwortungsvoll seiner Familie gegenüber und höchst anständig.

Zitat von MichundMich:

Sind wir nicht fast alle hier weil jemand vor uns weggerannt ist!?

Ich nicht, und selbst wenn, wird der andere wohl Gründe dafür gehabt haben.
Wenn ich jahrelang den S. verweigere, ist das in jeder Kultur, Religion und Gesellschaft ein Bruch der Ehe und Scheidungsgrund. In Ländern, wo es das Schuldprinzip gibt, wirst du dann auch schuldhaft geschieden. S. Treue darf nur der verlangen, der auch S. haben will. Wenn nicht, erübrigt sich das Konzept und jeder Anspruch beim anderen ist hinfällig.
Wenn du dann auch noch dauernd lieber ein Pferd besteigst als deinen Mann, mit dem du deshalb kaum Zeit verbringst, hast du nochmal sehenden Auges die Ehe gebrochen, weil ein getrenntes Leben, aber nur gemeinsames Wohnen und Alltagstätigkeiten machen keine Ehe aus, da gehören nicht nur Bequemlichkeit und Rechte, sondern auch Pflichten dazu. Wie eben 6, sonst ist es keine Ehe, sondern Freundschaft.
Deswegen kann man auch nicht von Next oder gar Warmwechseln sprechen, weil sie hat die Paar-Beziehung schon vor 20 Jahren beendet. Seitdem ist er de facto Single, nur nicht auf dem Papier, sondern in einem (bequemen) Gefängnis. Und sowas macht Menschen krank. Und wenn man auf das Gerede der Leute was gibt, dann wird man überrascht sein, wie wurscht den meisten
eine Scheidung ist. Dass sie vor 20 Jahren frigide geworden ist, würd die Leute da noch mehr interessieren, als dass er jetzt nicht mehr im Zölibat mit seiner Kumpeline leben will, da die Kinder aus dem Haus sind. Wird jeder verstehen.

Und ja, ich liebe meine Freunde auch, hab auch mal zusammengewohnt. Aber ich schreibe denen doch nicht vor und sie mir nicht, dass wir keine Paarbeziehung und nie wieder S. haben dürfen. Ist doch krankhaft, an so eine egoistische Sch… überhaupt zu denken.

Zitat von thegirlnextdoor:

@Caecilia ich lese das nicht selbstmitleidig. Er hat versucht, auf seine Weise Verantwortung zu übernehmen. Selbstmitleidig ist für mich eher ...

O.K. - vielleicht bin ich da schief gewickelt. Es ist für mich einfach nicht vorstellbar, dass er in dieser Situation nicht gehen wollte.

Und für die Frau, obwohl ihr Verhalten vermutlich niemand versteht (ich auch nicht), kann eine Trennung zum jetzigen Zeitpunkt tatsächlich doof sein - sie wird jetzt nicht (mehr) damit gerechnet haben. Wenn es tatsächlich finanziell so sehr gut aussieht, dass sie ihr Leben in dem Haus und mit den Pferden mehr oder weniger genau so weiterführen kann wie bisher, ggf. Personal einstellen kann für die Arbeiten, die Peter bisher gemacht hat (hätte ich ohnehin schon lange gemacht), nur ohne Peter, mag das anders aussehen - aber dafür müsste dann schon seeehr viel Vermögen da sein. Sie müsste ja dann auch Peter beim Haus auszahlen etc..

@ Arnika

Bin 100 % bei dir.

Kann man nicht besser ausdrücken.

Zitat von Caecilia:

Und für die Frau, obwohl ihr Verhalten vermutlich niemand versteht (ich auch nicht), kann eine Trennung zum jetzigen Zeitpunkt tatsächlich doof sein - sie wird jetzt nicht (mehr) damit gerechnet haben.

Ja, aber ich verstehe nicht genau, was du jetzt damit sagen willst.
Für die Frau könnte es jetzt doof sein, wenn er sich trennt. So wie es für ihn die letzten zwanzig Jahre irgendwie doof war. Und deshalb sollte er jetzt deiner Meinung nach bleiben? Und es bleibt weiterhin lieber für ihn doof? Oder was ist dein Schluss daraus?

Überwältigend wie viele sich hier melden, vielen Dank euch allen.

Es gibt solche und solche Meinungen, das war mir vorher klar, bin seit Anbeginn des Internets in Foren unterwegs und kenne das. Ein paar Extremisten gibt es auch immer, aber deren Meinung ist ebenso wichtig. Mir ist auch bewusst, dass sich hier viele Verletzte aufhalten, das Forum ist ja zu einem bestimmten Zweck da, da muss man manche Äußerung im Zusammenhang sehen.

Fakt ist, dass ich tatsächlich unsere scheinbar Heile Welt nur ungern aufbrechen möchte, einfach, weil wir uns trotz der angesprochenen großen Defizite gut verstehen, unsere WG wohnenswert ist und unsere Familie intakt ist, auch wenn wir nicht mehr so oft zusammen kommen, wenn dannn haben wir alle viel Spaß zusammen.

Wer möchte das schon kaputt machen?

Gründe, warum ich nicht schon viel früher gegangen bin gibt es sicher.
Es gibt eben Menschen, die sich nicht alleine in den Mittelpunkt stellen, sondern mit der Zeit gelernt haben, dass man in einer Ehe auch verzichten können muss um dauerhaft miteinander klar zu kommen. Anders geht es nicht. Das verstehen manche vielleicht als Selbstaufgabe, Aufopferung, Weichei-getue, was auch immer, aber es hat immerhin dazu geführt, dass unsere Familie nicht früh auseinander gebrochen ist wie so viele andere, die ich kenne. In unserem Umfeld bestehen noch ung. 1/3 der Ehen, die damals von Freunden geschlossen wurden, viele gingen schon früh sehr unschön zu Bruch. Das wollte ich immer vermeiden, die Kinder und die Familie gingen uns da ganz eindeutig vor.

Ein gewisser Stolz ist bei mir durchaus vorhanden, dass wir das trotz unserer Unterschiede geschafft haben. Früher war ich auch nicht immer einfach, man kann sich aber weiter entwickeln.

In der Zeit wo die Kids noch jünger waren, war auch alles ok, bis auf den S.. Wir haben viel unternommen, macht man als Eltern so, viele Urlaube, Ausflüge, Feiern usw. Das Leben war sehr schön, ohne Frage. Nur eben ohne S..

Ihr könnt mir glauben, dass ich wirklich alles versucht habe, das wieder in die Gänge zu schieben, aber da war einfach nichts zu machen, ich denke, das Problem ist physisch, da ist bei der schwierigen Geburt wohl etwas kaputtgegangen, ob im Körper oder im Kopf, ich weiß es nicht. Sie hat einfach keinerlei Antrieb in dieser Richtung, und will es absolut nicht. Was macht man da? Man kann wegrennen, mit zwei kleinen Kinder 4 und 2 Jahre, die einen brauchen, oder man sagt sich, wir haben gerade soviel um die Ohren mit den Kindern, auch das kommt irgendwann wieder, wenn der große Kinderstress sich wieder legt. Tja, kam es leider nicht, aber hoffen tut man es natürlich immer. Versuche in diese Richtung schlugen aber immer wieder fehl.

Wie auch immer, für unsere Beziehung war der Verzicht das wohl nicht optimal, wie sich nun herausstellt, für die Familie aber schon.

Ich denke das ganze braucht Zeit, ich warte jetzt mal ab bis sich die vielen Gedanken bei ihr setzen, und schaue wie es dann weiter geht. Eine offene Ehe wäre eine Lösung, dazu muss sie aber auch bereit sein. Ich habe ihr auch die gedankliche Frage gestellt, wie es wäre, wenn sie jemanden findet, der die Liebe zu ihrem zeitraubenden Hobby teilt, und mit ihr die Wochenenden verbringen kann bei dem, was sie liebt. Vielleicht findet sie das in ein paar Tagen gar nicht so eine dumme Idee, wer weiß.

Eine Therapie zu machen könnte vielleicht eine Richtung aufzeigen, das werde ich ihr mal vorschlagen.

Mit meiner Freundin habe ich vereinbart, dass wir die nächsten 2 Monate nicht mehr schreiben, kein Kontakt, kein Treffen. Wenn wir dann immer noch ernste Gefühle für den anderen empfinden, soll sich derjenige melden, dann überlegen wir weiter. Das wird anfangs schwer, aber es muss so sein.

Nochmals danke an alle! Ihr seid super und habt mir geholfen.

Zitat von MichundMich:

Ich finde Peters Verhalten in den letzten Jahren und auch jetzt höchst verantwortungsvoll seiner Familie gegenüber und höchst anständig.

Da kann er sich trotzdem kein Glück von kaufen

Zitat von Peter9871:

Das Leben war sehr schön, ohne Frage. Nur eben ohne S..

Und das fandest du schön ? Hm... ich weiß nicht. Fällt mir schwer zu glauben.
Das hätte mich permanent genervt.... alles in Butter, aber kein S..

Ja, ich verstehe schon, was du meinst. Irgendwann resigniert man und findet sich damit ab.
Aber SCHÖN ist das nicht.

Zitat von Peter9871:

Überwältigend wie viele sich hier melden, vielen Dank euch allen. Es gibt solche und solche Meinungen, das war mir vorher klar, bin seit Anbeginn ...

Was dabei rauskommen wird ist folgendes: Ihr werdet euch vermissen, immer noch Gefühle haben und dann? Ziehst du dann in 9 Wochen aus, redest du mit deiner Frau- oder gehts genauso weiter wie vorher? Und es ist btw an dir, dich zu melden. Du bist immerhin der, der eurem Glück im Wege steht, nicht sie. Und dann auch einen konkreten Plan zu formulieren. Sonst kannst du dir die zwei Monate Vermissen auch gleich sparen und du machst genauso rumeiernd weiter.

Wahnsinn....20 Jahre.... Und ich drehe schon am Rad wenn mal 2 Monate nichts ist....
Aber ich kann die sehr gut verstehen...es geht hier nicht nur um Sx sondern um die fehlende Intimität und Nähe... Man(n) fühlt sich zurückgesetzt und nicht wahrgenommen...Tut verdammt weh....

Zitat von Peter9871:

wir haben seit 20 Jahren keinen 6 mehr

Das ist ein Bindungsfact. Ihre Ausrede hast du brav und folgsam hingenommen

Zitat von Peter9871:

Ich habe ihr sehr oft gesagt dass ich das sehr sehr schlimm finde,

Nur geändert hast du es nicht. Also wieder nur hingenommen, wenn du aufmuckst, dann bringt sie dich wieder in ihre Spur

Zitat von Peter9871:

Ich halte das Haus in Ordnung

Warum?
du bekommst ja nichts dafür, also keine Liebe und Wertschätzung, ja - das Haus ist sauber, das ist aber auch schon alles

Zitat von Peter9871:

sagt sie, liebt mich sehr, wie sie sagt, und möchte mich nicht verlieren.

Als Hausdepp und Erfüllungsgehilfe - als Mann hat sie dich schon längst weggeworfen

Zitat von Peter9871:

Die Reaktion war nur, dass sie mich sehr liebt etc. Keine Emotionen, auch nach dem Gespräch änderte sich nichts, kein Nachfragen, kein Reden, der normale Trott geht weiter.

Liebe - fühlt sich anders an - und das wurde dir bei dem Küsschen deutlich bewusst

Zitat von Peter9871:

Ich möchte unsere schöne Welt nicht verlassen,

Wo ist die schön?
Du bekommst keinerlei Wertschätzung, null Emotionen und sagst noch artig Danke Schatz,
die Deine hat dich kastriert, da ist nur ein Eunuch mit deinem Konterfei im Haus anwesend

Zitat von Peter9871:

Ich würde gerne Freunde bleiben

Sie ist doch jetzt schon nicht dein Freund, weil Freunde behandelt man auch anders

Hallo Peter,

Du schreibst ... Stolz ist bei mir.. vorhanden, dass wir das trotz unserer Unterschiede geschafft haben..

Was du machst ist das große Manko hinter einer scheinbar *glücklichen* Fassade zu verstecken ..
GESCHAFFT habt ihr nichts..deine Frau lebt IHR Leben und du lässt es zu und duldest es.
Das hat mit *schaffen* nichts zu tun......aber mit ignorieren und sich *etwas schön reden *.
Wie auch immer, jeder ist seines Glückes Schmied .
Alles Gute dir.

Hallo Peter, danke für dein Update. Du musst dich hier nirgends rechtfertigen, hattest deine Gründe, weshalb du für dich entschieden hast, noch zu bleiben.
Das mit dem Kontakt auf Eis zu der anderen ist super, ich wünsche dir, dass du das durchhälst und zuhause derweil für dich klären kannst, wie dein weiterer Weg aussieht.

Zitat von Peter9871:

Ich denke das ganze braucht Zeit, ich warte jetzt mal ab bis sich die vielen Gedanken bei ihr setzen, und schaue wie es dann weiter geht.

Habt ihr da eine Frist für ein neues Gespräch vereinbart? Damit sie dich ernstnimmt, könnte es hilfreich sein, wenn du dich etwas zurückziehst, nicht mehr den Hausmeister spielst - vielleicht sogar mal alleine zwei Wochen wegfährst, sodass sie mit dem ganzen Zeug allein zuhause zurechtkommen muss - bestenfalls mit den Worten, dass sie sich in der Zeit paar mögliche Lösungen zu überlegen hat. Dass es in ihr arbeitet und sie deine Worte erstmal sacken lässt, denke ich auch, dennoch vergiss dabei nicht, dass sie bisher nicht wirklich bereit war, ins Handeln zu kommen, sie muss den Ernst der Lage begreifen und aktiv mit überlegen, wie sie ihre Ehe zukünftig anders gestaltet oder welche Alternativen sie anbietet oder wie die Trennung und das danach geregelt werden, das geht schief, wenn auch im Alltag alles weiter wie bisher läuft.
Viel Glück.

Zitat von Arnika:

Was dabei rauskommen wird ist folgendes: Ihr werdet euch vermissen, immer noch Gefühle haben und dann? Ziehst du dann in 9 Wochen aus, redest du mit deiner Frau- oder gehts genauso weiter wie vorher? Und es ist btw an dir, dich zu melden. Du bist immerhin der, der eurem Glück im Wege steht, nicht sie. Und dann auch ...

Ob wir nach der Zeit immer noch so starke Gefühle für einander haben werden wird sich zeigen, mir ist wohl bekannt das die Wirkung von Glückshormonen relativ schnell nachlässt. Ich denke, es ist der einzige Weg, heraus zu finden, ob wir wirklich mehr wollen oder ob das nur ein kurzes Strohfeuer ist. In der Zeit wird sich sicher auch heraus stellen wie es in der WG weiter geht.

Das ich mich dann wieder melden sollte ist richtig, das sehe ich ein. Danke.

Zitat von Peter9871:

mir ist wohl bekannt das die Wirkung von Glückshormonen relativ schnell nachlässt

Kicher
du bist dermaßen auf Entzug nach Glücksbärchisaft - bei dir wird das nicht so schnell nachlassen