Weil öfter das Thema Therapie ins Spiel gebracht wird: Die beste Therapie bietet noch immer das Leben selber. Vorausgesetzt, man läßt sich auch darauf ein. Kann aber sein, daß sich viele selber schon derart entmündigt haben, daß sie bei allem eine Therapie und diverse Berater brauchen.
Jedenfalls habe ich nicht den Eindruck, daß hier therapeutisch irgend etwas zu machen wäre. Daher finde ich die Idee mit einer vorläufigen Freizeitpartnerin sehr gut! Sofern der Mann der TE sich nicht schon dermaßen verloren und sich vom Leben zurückgezogen hat, daß ihn das alles gar nicht interessiert.
Vielleicht könntest Du, @Realistin , ja bei seinem Traum ansetzen, mit einem Wohnmobil zu reisen. Träume, die vergraben sind, kann man auch wieder ausgraben, wenn sie nicht völlig abgestorben sind. Vielleicht ließe sich eine Begleiterin finden, was zunächst ja durchaus freundschaftlicher Natur sein kann. Eine Verliebtheit oder sonst ein tieferes Verlangen läßt sich ohnehin nicht herbeizaubern.
@Realistin
Es macht den Eindruck, Ihr beide lebt wie Schatten nebeneinander her und verdunkelt Euch gegenseitig immer weiter.
Daß das kein Zustand ist, den man einen guten nennen könnte, versteht sich von selbst.
Die Frage ist allerdings, inwieweit Dein Mann überhaupt noch die Energie in sich hat, aus dieser Resignation herauszukommen. Dem Anschein nach könnte man meinen, er sei in eine schwere Depression verfallen. Aber wenn Du sagst, er stürze sich in die Arbeit, so wird das kaum zutreffen. Eher wird er alles, was mit Liebe und Leben zu tun hat, ins Abseits gedrängt haben.
Ich glaube, das Einzige, was noch Hoffnung bringen könnte, ist, wenn seine Träume wieder erweckt werden könnten (siehe oben). Da der Mensch stark von seinen Phantasien und Vorstellungen geleitet wird, müßten wohl zunächst diese Phantasien wieder zum Leben erweckt werden, und wenn sie stark genug sind, können sie auch die Grenze zwischen Vorstellung und Realität überspringen. Der Attraktor muß halt mächtig genug sein und wirklich motivieren. Dazu reichen allerdings Worte nicht, sondern es müssen auch entsprechende innere Bilder entstehen.
Was ich mich aber frage: Kannst nicht einfach Du Dich mit einer Frau befreunden? Ob dann eine Funke überspringt oder nicht, würde sich ja zeigen. Wobei dieses Unterfangen aber natürlich ein sehr heikles ist, denn nur zur bloßen Show sollte man keine Freundschaft oder sonst etwas eingehen.
Das Zweite, das ich mich frage: Ich habe gesehen, Du bist 47. Falls Dein Alter richtig ist, so hast Du nach heutigen Maßstäben nahezu noch die Hälfte Deines Lebens vor Dir. Und Du selber hast auch keine Sehnsüchte und Wünsche mehr? (Ganz unabhängig von Deinem Mann.) Dann müßte aber auch in Dir vieles ausgelöscht sein. Aber offensichtlich meinst Du, ohne Deinen Mann, der Dich, wie der Therapeut gemeint hat, triggert, könntest Du die Vergangenheit bewältigen und wieder zum Leben erwachen. Möglich ist das natürlich schon. Aber ebenso kann man sein Bewußtsein so verändern, daß man gar nicht mehr getriggert wird. Vielleicht könntest Du dann aus eigener Kraft aus dieser Schattenbeziehung herauskommen. Hinter solchen Triggerpunkten stecken ja immer (mächtige) Emotionen, und wenn es gelingt, die Emotionen aus den Ereignissen oder Mustern herauszubekommen, so verlieren die Ereignisse bzw. Muster auch ihre Macht. Sehr wesentlich ist immer, worauf man seine Aufmerksamkeit richtet. Und ich nehme an, das eine oder andere Pflänzchen, das nun vielleicht ein unbedeutendes Nebendasein führt, wird ja noch vorhanden sein in Dir. Darauf solltest Du entsprechend Deine Aufmerksamkeit richten.
@ysabell
Ach, Du lebst auch in einem Käfig?
Soll ich Dir ein Schlüsselchen vorbeischicken? Vielleicht auf dem Rücken eines Vogels, dem Du Dich nach geglückter Entsperrung gleich anschließen kannst? Aber lasse Dich dann nicht ins nächste Gehege entführen, sondern bleibe im Himmelsblau - dort fliegt es sich noch immer am besten!
Ja, natürlich läßt sich nie vorhersagen, wie ein Unterfangen sich entwickelt, ob etwas klappt, ob es womöglich ganz anders kommt. Aber das ist eben das Leben und trifft immer zu. Und wenn man in die Situation kommt, auf den breiten Straßen nicht mehr weiterzukommen, dann ist es, meine ich, durchaus sinnvoll, die Seitenwegen zu versuchen oder auch seinen eigenen Pfad zu ziehen. Auf irgendwelchen Beifall oder Pfeifkonzerte sollte man ohnehin nichts geben. Die gehen einen auch gar nichts an, wenn man sie sich nichts angehen läßt.
Die Frage ist einfach: Wenn man Tag für Tag zusammengekauert im Regen unter einem Busch sitzt - worauf sollte man noch warten? Manchmal ist es besser, irgend etwas zu versuchen als gar nichts, selbst wenn es noch so ungewiß ist.
Und da es ja die verschiedensten Arten von Beziehungen und Bedürfnissen gibt, scheint zumindest mir ein solches Vorhaben nicht von vornherein völlig aussichtslos. Ich bin mir sogar sicher, daß es ein solches Modell, wie immer es im Einzelnen aussehen mag, durchaus bisweilen vorkommt.
Ja, die Option Trennung gibt es natürlich immer. Aber diese Option scheint in diesem Fall eben zumindest nicht an erster Stelle zu stehen. Ebenso gibt es die Option sch... Leben - und zu dieser tendieren augenscheinlich viel mehr als zur Option Trennung, die auch einige Schwierigkeiten und Probleme mit sich bringt, denen man sich nicht gewachsen fühlt, so daß lieber die ohnehin schon bestehenden Schwierigkeiten und Probleme beibehalten und nur dann und wann neu gestrichen werden bis zur vorübergehenden Unsichtbarkeit. Gerade das macht die TE aber nicht - und das finde ich gut und reflektiert, ganz ohne die übliche Schönfärberei.
@trauer37
Also eine Entmündigung von irgend jemandem kann ich hier nicht sehen. Manche brauchen Motivation, und das ist etwas anderes als Manipulation, und schon gar nicht ist es eine Entmündung. Sonst würde ja pausenlos in jeder Bziehung entmündigt (schon beim Einschalten des Fernsehers).
Für mich stellt es sich so dar, daß die TE erkannt hat, daß das kein Leben ist, und da sie die Bedürfnisse und Träume Ihres Mannes besser kennt als wir, zudem seinen Verfall miterlebt hat, spricht für mich absolut nichts dagegen, ihn in seinem Sinne zu motivieren. Darin kann ich keine Entmündigung sehen. Und da er ja mündig sein wird, kann er ohne weiteres zu allem nein sagen, wenn es ihm nicht gefällt.
Stelle Dir einmal vor, Du hättest einen guten Freund, von dem Du auch vieles weißt, auch seine Sehnsüchte und Wünsche kennst usw. Und dann merkst Du, wie der immer mehr erlahmt und verschattet. Würdest Du nicht versuchen, ihn zu motivieren? Oder würdest Du meinen, das soll man nicht tun, weil das eine Entmündigung wäre?
28.12.2017 04:38 •
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