whynot60
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whynot60
ysabell
Zitat:Ja, das wäre durchaus möglich, ja sogar wahrscheinlich, daß er ohne seine Frau noch unglücklicher wäre. Zumindest vorübergehend.
Aber bisweilen müssen sich die Dinge verändern, muß etwas in Bewegungen kommen, damit man aus einem relativen Elend herauskommt, selbst um den Preis, daß sich zunächst das Elend sogar noch vertieft.
Würde ihm gar nichts fehlen, wäre die Situation also ohnehin stimmig für ihn, dann wäre er vermutlich ja nicht im Lauf der Zeit immer stiller und verdunkelter geworden, sondern würde frohgemut über die Wiesen hüpfen, wenngleich vielleicht ein melancholische Liedchen pfeifend vom versagten Leben.
Zitat:Ich habe vielmehr zwei Eindrücke. Zum einen, daß ihm bange sein wird, er könnte in seinem Alter womöglich keine andere Partnerin mehr finden, die er aber offenbar lebensnotwendig braucht. Und der zweite Eindruck ist, daß er mit seiner Überverantwortlichkeit und Überfürsorglichkeit die TE gewissermaßen in Ketten legen will. Nicht nur mit der Liebe, auch mit Verantwortlichkeit kann man, übertreibt man es, den Partner erdrücken und ihm jede Luft zum Atmen nehmen.
Aber natürlich kann es sein, daß er zwar leidet, es ihm aber noch mieser ginge, wäre niemand mehr da, an dem und durch den er leiden könnte. Für manche ist Leid durchaus das insgeheime Lebensglück, an das sie sich mit großem Eifer verschwenden und aus dem sie vielleicht sogar noch ihren Stolz gewinnen. Ich glaube aber dennoch nicht, daß man sich hier zur Schlüsselfigur machen sollte, zumal wenn es einem, wie der TE, selber schlecht geht damit. Allein S.-Objekt will auch kaum jemand sein, und dasselbe gilt, würde ich sagen, auch, wenn man mehr oder weniger ausschließlich Leid-Objekt ist.
Mauern können nur einstürzen, wenn Steine ins Rollen kommen. Darum kommt man letztlich nicht herum. Wobei für mich ja noch eher das Leid der TE im Vordergrund steht als jenes ihres Mannes - denn dem stünden die Tore ja offen.
Zitat von ysabell:Überverantwortlichkeit
Zitat von Realistin:und das soll alles geopfert werden? Am Ende bleibt nichts mehr davon, dann ist er da, wo ich stehe und genau diese Gefahr ist der Grund, ihn mit dieser Suche in ein besseres, faires Leben zu bringen.
trauer37
Zitat von Realistin:Vielleicht wäre eine solche Selbsthilfegruppe für Beziehungsgeschädigte für ihn genau das Richtige, um zu sich und aus dieser wirklich schlimmen Lebenssituation heraus zu finden.
Zitat von Realistin:genau diese Gefahr ist der Grund, ihn mit dieser Suche in ein besseres, faires Leben zu bringen.
Zitat von Realistin:Vielleicht wäre eine solche Selbsthilfegruppe für Beziehungsgeschädigte für ihn genau das Richtige, um zu sich und aus dieser wirklich schlimmen Lebenssituation heraus zu finden
whynot60
ysabell
Zitat:Das Zweite ist: Der TE wird vorgeworfen, sie behandle ihren Mann wie ein kleines Kind. Ob man es glaubt oder nicht, ob man es wahrhaben will oder nicht - es gibt auch Erwachsene, jeden Alters, und es sind nicht einmal wenige, die SIND auf der emotionalen Ebene Kinder. Und was macht man mit Kindern, damit sie sich entwickeln und auf eine andere Spur kommen, um letztlich aus dem Nest fortfliegen zu können? Man wird sie da und dort etwas anschubsen. Und das wird man kaum für etwas Schlechtes befinden können. Aber sobald das Kind in einen erwachsenen Körper gekleidet ist, sollte dies anders sein?
Zitat:Einem gefangenen Vogel die Käfigtür zu öffnen, kann so falsch nicht sein. Noch dazu, wenn man sich sogar darum bekümmert, daß er hinterher nicht verhungert
Zitat:Eine andere Frage ist, inwieweit es irgendwie berechtigt ist, für den eigenen Partner vor- und fürsorglich einen anderen Partner zu suchen. Das mag zu weit gehen und kann vielleicht auch nur der Besänftigung etwaiger eigener Schuldgefühle dienen oder einer Überverantwortlichkeit entstammen. Dennoch finde ich dieses Ansinnen nicht gar so abwegig wie offenbar die meisten hier. Der Mann kann dazu ja jederzeit nein sagen und muß sich ja keine neue Partnerin aufdrängen lassen.
Ich kann mich z. b. an einen Fall erinnern, wo jemand, der von einer tödlichen Krankheit betroffen war, einen Partner für den eigenen Partner gesucht hat, oder auch im Fall einer schweren Behinderung ist mir einmal etwas ganz Ähnliches zu Ohren gekommen. So verwerflich, wie es scheint, ist das nicht. Auch wenn es natürlich sehr ungewöhnlich ist. Aber nur, weil etwas ungewöhnlich ist, muß es ja noch nicht bösartig oder schädlich sein.
Zitat:Meine Idee dazu, die ich ja auch schon geäußert habe, war ja eine andere. Nämlich daß beide dort wohnenbleiben sollten, auch an ihrem Verhältnis gar nichts großartig ändern sollten, aber eben eine Frau gewissermaßen in diese Gemeinschaft holen, die dem Mann dann eine Partnerin im eigentlichen Sinne ist und sein kann. Leicht wird die zwar nicht zu finden sein, aber völlig ausgeschlossen ist es auch nicht. Bisweilen kommt so etwas ja auch heimlich vor, und wenn es sogar heimlich funktioniert, warum sollte es dann nicht auch unheimlich funktionieren können?
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