für rosi
Ich kann deine Gefühle gut nachvollziehen. Auch ich dachte genauso wie du, mein Mann war mein einundalles, Liebe, Treue, in guten und schlechten Tagen waren für mich die einzige Wahrheit. Mit ihm wollte ich alt werden. Nach 30 Jahren Ehe hatte er eine andere und verließ mich einfach. Ohne Erklärungen.
Das ist jetzt fast 2 Jahre her und ich bin immer noch erschüttert. Mein ganzes Weltbild, die Werte meines ganzen bisherigen Lebens sind mit einem Schlag ins Wanken geraten. Aber das ist nicht zu ändern, es sind Tatsachen. Ich hätte geschworen, dass mein Ex genauso wie ich denkt und wir gemeinsam jede Krise meistern können.
Ich bin langsam dabei, mich damit abzufinden, dass es so ist wie es ist. Soll ich an einem Glauben und an Werten festhalten, die mir keinen Halt geben? Das wäre fatal. Warum soll ich mein Leben wegschmeißen, nur weil es nicht nach meinen Wertevorstellungen abläuft? Das wäre doch eine sinnlose Verschwendung! Und das gehört auch nicht zu meinem Wertebild! Ich sehe es als Aufgabe an, aus seinem Leben und seinen Gaben etwas zu machen. Vielleicht ist das altmodisch? Ist es nicht ein Zeichen der heutigen Zeit, alles gleich hinzuschmeißen, andere für sein Lebensglück verantwortlich zu machen und Glück als etwas zu betrachten, auf das man ein Anrecht hat?
Ich habe das nie so gesehen. Genauso wie ich eine Partnerschaft als etwas sehe, für das man sich anstrengen muss und die man nicht gleich bei der ersten Krise hinschmeißen kann, genauso sehe ich dies für mein eigenes Leben. Das Verlassenwerden ist auch eine Lebenskrise, eine ganz schlimme sogar, aber ich muss da durch, egal wie!
Und zum egal wie gehört alles: traurig sein, verzweifeln, schimpfen, weinen, hilflos und müde sein, hoffnungslos sein, Fehler machen, Orientierung suchen, Hilfe suchen, Freunde volljammern, in der Arbeit schlecht sein. Aber niemals Aufgeben! Ich stürze mich in die Arbeit, kümmer mich um meine Kinder, meine Hobbies, mache Sport, Urlaub, lese Bücher, lenke mich ab. Bei all dem habe ich herausgefunden, dass ich ganz gut allein zurecht komme und keinen Partner brauche, um mich zu freuen. Mit der Zeit habe ich immer mehr positive Gedanken über mich und mein Leben bekommen. Und so lassen sich auch die nachwievor negativen und traurigen Momente besser ertragen.
Das ist kein Ratschlag an dich, sondern meine eigenen Erfahrungswerte.
Meinen Ex bringt es mir nicht zurück, aber meine veränderte innere Haltung hat mich davor bewahrt zu verbittern. Warum soll ich das Wertvollste, das ich habe, einfach wegschmeißen: Mich selbst?
An meinen Wertevorstellungen von Liebe und Treue halte ich fest, daher will ich auch keinen neuen Lebensabschnittsgefährten! Aber genauso halte ich an mir und meinem Leben fest.Und dass dies einigermaßen gut läuft, dafür muss ich nun selbst Sorge tragen. Ich will ja schließlich mit mir gut alt werden
11.08.2014 21:33 •
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