Hallo,
auch ich muss zugeben, dass es im Grunde genommen egal ist, was diese Menschen an Störungen haben oder auch nicht. Aber wie hier schon geschrieben wurde, es hilft einem selber damit besser umgehen zu können - jedenfalls mir hilft es. Es hilft dem Kind einen Namen geben zu können und dass vorher unverständliche Verhalten erklären zu können.
Ich kann in den Aussagen zu N. auch nicht alles bei meinem Ex wiederfinden. Aber es erklärt viele seiner Verhaltensweisen, Handlungen, die ich nicht einordnen konnte, die für mich völlig unlogisch waren, die für mich nicht zusammenpassten, die für mich nicht erklärbar waren.
Hier mal ein paar Beispiele seiner Verhaltensweisen, die ich mir nicht erklären konnte und die er mir auch nicht erklären konnte, sondern meinte, das ich das falsch sehe bzw. falsch wahrnehme:
1. Thema Ordnung, Sauberkeit, Haushalt: Es sah immer aus wie bei Hempels unter dem Sofa, überall lagen Krümel, leere Chipstüten hinter seinem Monitor, hinter dem Sofa und sonstwo, Essensreste auf dem Tisch und unter dem Tisch, seine Schuhe standen grundsätzlich da wo er sie ausgezogen hat (also immer woanders) genauso wie Werkzeug. Mir ging das ziemlich auf den Zeiger. Nach vielen Gesprächen meinte er dann, er hätte es nicht gelernt, seine Eltern hätten es ihm nicht beigebracht. Konnte ich ihm auch glauben, da es in deren Zuhause genauso aussah. Ich hatte Verständnis und habe versucht ihm das beizubringen. Seiner Meinung nach, würde es ihm am Besten helfen, wenn ich ihm Zettel schreibe, wo drauf steht was er tun soll. Wann er dann Lust dazu hatte, hat er sich selber ausgesucht. Es sah aber so zumindest schon mal ordentlicher aus. Aber sobald ich aufgehört habe Zettel zu schreiben, weil ich der Meinung war, dass mal ein Lerneffekt da sein müsste, wurde ich enttäuscht. Es sah wieder aus wie vorher. Und gegen diesen nicht vorhandenen Ordnungssinn bin ich nicht angekommen. Keine Chance. Ich habe an mir selber gezweifelt. Ich habe nach der Arbeit geputzt, habe aus Zeitgründen nie alles geschafft, aber am nächsten Tag, als ich nach Hause kam, sah es wieder genauso aus. Seine Essensreste wieder nicht entfernt usw. usw. usw. Immer die gleiche Leier. Kein Hinzulernen, keine Weiterentwicklung. Und das in all den Jahren nicht. Ist das normal? Für mich nicht. Wenn mir jemand ständig Zettel schreibt, bin ich in der Lage zu erfassen,was dem anderen wichtig ist und gebe mir Mühe dazuzulernen, wenn ich schon selber soweit bin und sage, ich habe es nicht gelernt. Oder?
2. Verantwortung übernehmen ging bei ihm gar nicht. Es waren immer andere dran Schuld oder irgendwelche Umstände (Wetter, Unwohlsein, seine Herzerkrankung, Sohnemann oder sonstwas). Er wurde erst aktiv, als ich angefangen habe, das selber in die Hand zu nehmen, so z.B. Hecke schneiden oder Gehweg fegen. Ich muss dazu sagen, dass er den ganzen Vormittag alleine zu Hause war, während Sohnemann im Kiga war und ich auf Arbeit. Die meiste Zeit hing er vor dem Rechner und hat gespielt.
3. Sohnemann fällt als kleiner Knirps rückwärts vom Sofa mit dem Hinterkopf auf die Fliesen. Ich war auf Arbeit, die beiden haben mich dann abgeholt. Sohnemann ging es nicht wirklich gut und hatte eine rießige Beule am Hinterkopf, aber zum Arzt ist er nicht mit ihm. Dass musste ich erst anleiern.
4. Nach der Entbindung hatte ich Wochenbettdepressionen, er hat es angeblich nicht erkannt oder gemerkt. Dass ich in der Stillzeit nicht mit nur 2 kargen Mahlzeiten und Chips auskam hatte er auch nicht verstanden. Zum Einkaufen war ich aufgrund der Depressionen nicht selber in der Lage. Ich musste ihn immer wieder daran erinnern, doch beim Einkaufen daran zu denken, dass ich auch Mittagessen bräuchte.
5. Ich hatte ihm vor ca. 4 Wochen bzgl. unserer PI etwas mitgeteilt. Die Reaktion war wie üblich ziemlich emotionslos. Gestern kam er dann an, als er Sohnemann zurück brachte und erzählte mir ganz erstaunt, davon was passiert ist. Es war genau das, was ich ihm vor 4 Wochen erzählt habe. Jetzt wollte er mich warnen und Tipps geben, wie ich damit umzugehen hätte. Er hat geguckt wie ein Auto, als ich ihm sagte, dass ich das schon längst für mich gelöst habe.
6. Ich habe das Wohnzimmer mal vor Weihnachten schön hergerichtet, mit Kerzen und so. Er war nicht in der Lage, das zu erhalten. Am nächsten Tag war es nicht mehr so wie ich es am Tag zuvor hergerichtet hatte. Er hat es gar nicht erfasst, er hat nie verstanden, was ich von ihm wollte, wenn ich ihn darauf ansprach.
7. Mit Geld konnte er auch nie umgehen. Deswegen auch die PI. Er hat sich Zugang zu meinem Konto verschafft. Wusste über alles genau bescheid, was da passiert, aber ich wusste nicht, was bei ihm passiert. Das war auch immer in kleinen Schritten und immer wieder beruhigt und beschwichtigt, Ausreden, warum etwas so sein muss und nicht anders.
Ja, ich bin auch zu einem gewissen Grad selber Schuld. Aber ich weiß mittlerweile warum. Ich hätte es vermutlich nicht ganz verhindern können, aber zumindest früher und mit weniger Schaden beenden können. Aber ich habe daraus gelernt und es gibt in meiner jetzigen Beziehung entsprechende Regeln. Und das ist gut so.
Ich könnte noch viel mehr solcher Sachen schreiben. Aber ich höre hier erstmal auf. Ich konnte diese fehlende Weiterentwicklung, die fehlende Einsicht darin, dass auch er zu einer gelingenden Beziehung beitragen muss, die fehlende Verantwortung, das Gefühl, dass er zwar körperlich anwesend war, aber ich mich trotzdem immer alleine gefühlt habe, nie begreifen. Aber jetzt mit dem Begriff NPS ergibt das ganze Unerklärliche einen Sinn für mich. Und das ist das was mir hilft, den nötigen Abstand herzustellen und mich wieder mir selber widmen zu können, um das zu heilen was in diesen Jahren kaputt gegangen ist in mir. Um mir selber wieder zu vertrauen, meinem Bauchgefühl zu vertrauen.
Was passiert ist, war nie aggressiv oder gewalttätig, sondern immer untergründig und nur wenig begreifbar, nicht direkt fassbar.
Ich habe mal was zum inneren Schweinehund gelesen und wie man ihn am besten besiegen kann. Immer kleine Schritte, kleine Veränderungen, damit der Schweinehund nicht aufwacht. Macht man zuviel auf einmal dann erwacht er und warnt und kämpft um seine Gewohnheit - um sein Gewohnheitsrecht. Das passt hier auch. Immer kleine Schritte, unterschwellig, dezent, aber nie direkt, offen und sichtbar. Und das ist das Gemeine daran. Man wird zwar misstrauisch, aber es ist so unterschwellig und wenig offensichtlich, für Außenstehende nicht sichtbar, aber über einen längeren Zeitraum erfolgreich. Man wird quasi unterwandert. So erkläre ich mir seinen Erfolg. Und durch meine Vergangenheit, habe ich eben verlernt auf mein Bauchgefühl zu hören und somit hatte er alle Chancen sich mich zu seinem Eigentum zu machen.
Ich hoffe, ich habe das verständlich genug geschrieben.
Es ist manchmal schwer das alles wirklich zu begreifen und es tut weh, zu sehen wie egoistisch manche Menschen mit anderen umgehen. Er macht immer noch einen auf lieb und nett und hilfsbereit und manchmal erwische ich mich dabei, wie ich wieder anfange, auf ihn herein zu fallen. Aber mein Alarmsystem ist sehr sensibel geworden und ich merke es dann doch noch. Ich bin sehr vorsichtig geworden, wenn er Fragen stellt oder Versprechungen macht oder mir was erzählen will. Immer auf die nette Kumpelart. Er meint es ja nur gut. Und wenn ich sage, ich brauche den Ratschlag nicht oder ich wußte schon davon, dann wirkt er beleidigt und es kommt ein Satz wie Ich meins ja nur gut - siehe auch 5. weiter oben. Aber das in einem Ton von unglaublichem Selbstmitleid. Da kriege ich das ganz große K...
Ich will ihn jedenfalls nicht zurück und er kann da bleiben, wo der Pfeffer wächst. Probleme in der Kindheit hin oder her. Ist nicht leicht damit, aber man ist immer für sich selber verantwortlich. Aber diese nicht vorhandene Einsicht in das Thema Selbstverantwortung hat mich immer mehr von ihm entfernt um so mehr ich einfach meinen Weg gegangen bin und Abstand gewonnen habe. er ist nicht mitgegangen, sondern hat sich in seinem elendigen Sumpf selbst bemitleidet. Traurig, aber wahr.
LG
11.11.2013 13:27 •
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