Hallo ihr Lieben.
Ich schreibe euch, weil ich gerade darum bemüht bin eine realistische Selbstwahrnehmung zurückzugewinnen und aus einem einfachen Täter-Opfer-Schema rauszukommen, in dem ich mich momentan noch drehe und immer wieder zwischen meiner Rolle als Opfer und meiner Rolle als Täterin hin und herswitche. Ich komme alleine nicht weiter, meine FreundInnen verstehen mich kaum und ich wünsche mir Feedback von Menschen, die Ähnliches erlebt haben.
Mein Ex, Narzisst mit meiner Meinung nach NPS, hat vor 4 Monaten ausgelöst durch die Bekanntschaft mit einer anderen Frau mit mir Schluss gemacht.
Wegen unserer gemeinsamen Wohnung mit erst in einem halben Jahr kündbaren Mietvertrag der auf beide Namen läuft hänge ich noch in Konflikten mit ihm drin und kann leider nicht auf totale Kontaktsperre wechseln. (Ich wohne nicht mehr dort, habe aber noch Sachen da, für die ich in der neuen Wohnung noch keinen Platz habe, er wohnt gerade wieder dort). Ich habe ihn seit 3 Monaten nicht gesehen, wir gehen uns in der Wohnung aus dem Weg. Wir haben aber wegen der Wohnung email Kontakt und verkehren im selben Freundeskreis, weshalb ich mich dauernd mit ihm und seinen Sichtweisen konfrontieren muss, die er mir immer wieder reindrückt bzw die über FreundInnen an mich herangetragen werden (er verbreitet gerade ziemlich viel Unsinn über mich und wenn gemeinsame Bekannte infolgedessen dass sie meine Version hören den Kontakt zu ihm abbrechen dann heisst es auch noch, ich wolle seine Beziehungen zerstören!)
Die Trennung stand von beiden Seiten schon länger im Raum und war keine Überraschung. Er redete seit etwa einem Jahr immer wieder darüber sich zu trennen (weil andere Frauen ja ach so viel attraktiver seien und mit diesen auch alles einfacher wäre als mit mir), aber unternahm nichts, bevor er nicht eine Neue hatte. Ich spürte schon länger tief in mir, dass dieser Mann gar nicht gut für mich ist und äußerte diese Zweifel an der Beziehung auch immer wieder, war aber doch in seine charmante Art so unsagbar verliebt und dachte immer, er würde irgendwann erkennen, dass er an sich arbeiten muss und dass es doch ein Happy End für uns geben könnte. Er machte immer wieder wage Andeutungen von Einsicht in sein entwertendes, selbstgerechtes Verhalten - letztlich änderte er aber überhaupt nichts daran und entschuldigte sich nichtmal. Im Nachhinein denke ich, dass auch seine vermeintliche Einsicht Teil der manipulativen Illusion war. Bzw ein Teil von mir glaubt es, ein anderer nicht - was genau der Grund ist warum ich hier schreibe.
Ich finde mich sehr gut wieder in vielen eurer Beiträge. Ich weiß zu viele intime Details über ihn und ein Verhalten passt zu exakt, als dass ich nicht intuitiv mit Sicherheit sagen könnte, dass er eine NPS hat, auch ohne dass er diagnostiziert ist (andauernde Kränkungen und körperliche Gewalt von seiten des Vaters, hoher Leistungsanspruch in der Familie, Ignoranz der körperlichen Gewalt und s.uelle Übergriffe durch seine Mutter; im Teenageralter hatte er Amoklaufphantasien, hat auch heute noch blutige Gewaltphantasien wenn er sich ungerecht behandelt fühlt; kann beim Theaterspielen keine Rollen einnehmen in denen er niedrigeren Status hat als Andere; sagt selbst er stelle IMMER nur dar / spiele IMMER nur Rollen; konnte in seinem früheren Beruf am Besten mit Autisten arbeiten, weil er deren Welt so gut nachvollziehen konnte; und dann sein Verhalten: auf allen Bühnen gleichzeitig tanzen wollen, vor allem was Beziehungen mit Frauen betrifft, nicht nein sagen können (und nicht ja), sich über Andere stellen und immer alles besser wissen, an Allem herumkritisieren, nichts ist ihm gut genug, im Kontakt mit oberflächlichen Bekanntschaften immer sehr bemüht, ein Bild von Interessendeckung herzustellen auch da wo keine ist, usw...)
Er ist oberflächlich betrachtet die liebste, empathischste Person der Welt, ein ganz sensibler Mann, dazu sehr intellegent, charmant und spielt wie gesagt auch sehr gekonnt Selbstkritik vor. Die denke ich nicht echt ist denn er hat mal Psychologie studiert und weiß genau wie er sich geben muss um wie ein echter Mensch zu wirken.
Mein Ex war nie offen wütend mir gegenüber, und auch nie direkt verlogen, wie viele von euch es beschrieben haben, sondern immer nur ganz subtil verletzend und entwertend, und in seiner Kommunikation so wage und schwammig, dass man es ihm seine Entwertungen kaum krumm nehmen konnte und seine meisten Lügen nicht als Lügen zu enttarnen waren, bis auf einige wenige, an denen es ganz klar und deutlich wurde.
Er war sozusagen die meiste Zeit auf eine äußerst charmante Art latent aggressiv.
Ich befinde mich seit über 2 Jahren in Therapie und reagierte in Folge meines wachsenden Selbstbewusstseins auf seine andauernden Entwertungen und seine Selbstgerechtigkeit (auf die ich anfangs gar nicht eingegangen war) mit der Zeit immer wütender und teils auch aggressiv ihm gegenüber. Gab ihm damit natürlich berechtigten Anlass mich weiter zu entwerten. Sein schwammiges Sich-nie-festlegen-wollen, sein einfach als Person nicht greifbar sein und sein permanentes Jein zu Allem und Jedem, auch mir und unserer Beziehung gegenüber, machten mich rasend.
Ich begann Forderungen an ihn zu stellen, ich versuchte ihn in die Enge zu treiben. Ich muss zugeben, dass auch ich mich in seiner Situation unter Druck gesetzt gefühlt hätte.
Er streitet jegliche Wut/Aggression auf seiner Seite ab und gibt mir allein die Schuld an allen unseren Konflikten. Ich habe mich tausendfach für meine Fehler entschuldigt, versucht ihm begreiflich zu machen was in mir vorging - aber keine Chance, ich glaube er kann gar nicht verstehen, wie solche emotionalen Prozesse ablaufen und noch weniger dass sein Verhalten diese auslösen könnte. Ihn trifft natürlich überhaupt keine Schuld, er hat keine Fehler gemacht. Ich weiß dass das nicht stimmt, nicht stimmen KANN, weil Beziehungskonflikte IMMER zwei Seiten haben und doch habe ich große Schuldgefühle, weil ich mich wirklich furchtbar benommen habe, vor allem gegen Ende unserer Beziehung.
Ich hätte einfach ausziehen sollen und mich in Sicherheit bringen. Aber mein Leben, ja meine Identität, drehte sich irgendwann nur noch um ihn und unsere Konflikte. Ich habe an der Beziehung geklammert, versucht ihn zu verändern und ihn daher tatsächlich angegriffen und in Konflikte verwickelt.
Ich bin nun dabei mich mit Konarzissmus und mit Beziehungssucht zu beschäftigen und mit meinem Latein gerade ein bisschen am Ende.
Wie entkomme ich nur dem Kreislauf aus Idealisierung seiner Person und Entwertung meines Selbst? Wie entkomme ich den Gedankenkreiseln die sich jeden Tag, jeden neuen Tag, wieder nur um ihn drehen, während er mit seiner neuen Beziehung Happy Life spielt und es ihm mit seiner Projektion aller Schuldfragen auf mich wahrscheinlich sehr gut geht?
AAAHHHHHH meine Zweifel an meiner eigenen Wahrnehmung machen mich komplett verrückt! Und meine in mir pochende Frage nach meiner eigenen Schuld. Es gibt in mir nach wie vor einen starken Anteil, der an seine entwertende Wahrnehmung meines Selbst glaubt. Solange ich meine Schuldfragen nicht für mich selbst geklärt habe, trifft er mich mit seinen Schuldvorwürfen immer wieder in meinem wunden Kern. Und ich kann ihm derzeit wie gesagt nicht ganz aus dem Weg gehen. Ich weiß nicht mehr weiter...
Ein Teil von mir glaubt, dass er ein manipulativer N. ist, ein Teil von mir glaubt nach wie vor, dass er ein charmanter liebenswerter Mensch ist, dass ich ihm großes Unrecht tue und dass ich alleine mit meiner Art schuld daran bin, dass er mich nicht lieben konnte und immer entwertet hat. Ein Teil von mir glaub ihm, dass er das arme Opfer ist, als das er sich darstellt und dass in seiner neuen Beziehung nun alles so toll und einfach ist, wie er es immer dargestellt hat.
Ein Teil von mir weiß natürlich auch, dass das Blödsinn ist und sie vielleicht die nächste ist, die irgendwann in diesem Forum landet.
Und das Problem ist: Ich liebe dieses kleine schreiende verletzte Kind in ihm. Ich will ihm helfen, dieses Kind ersnt zu nehmen. Ein Teil von mir, ein großer Teil, glaubt nach wie vor, dass wir zusammen glücklich sein könnten, dass er die Liebe meines Lebens ist, dass wir wieder zusammenkommen werden irgendwann und dass er beginnen wird, sich um dieses kleine schreiende Kind in ihm zu kümmern.
Selbsterkenntnis kann so weh tun. Was ist das nur in mir, das weiter nicht mitansehen kann, wie er dieses verletzte Kind in sich ignoriert und Schuldige dort sucht, wo sie nicht sind? Was ist das für ein Teil von mir, der sich ihm sogar weiter aufdrängen will, weiter versuchen will um diese Beziehung zu kämpfen, weiter versuchen will jemandem zu helfen, der keine Hilfe will, weil er gar nicht sieht dass er ein Problem hat? (Probleme haben nur die Anderen)
Warum kann ich mich nicht einfach um mich kümmern, mir Menschen suchen die besser für mich und endlich einsehen dass ich meine Kraft vergeude?
Das ist doch keine Liebe - oder? Und wenn doch: warum liebe ich so eine charmante Fassade mehr als mein echtes, authentisches, fühlendes Selbst?
Ich bin mit meiner Kraft am Ende und weiß dass es einfach nichts bringt mit ihm. Dass ich aufgeben muss.
Ich weiß dass die Art wie er mit mir umgegangen ist genau der Art entspricht, mit der er mit sich Selbst und mit seinem kleinen verletzten inneren Kind umgeht. Ich weiß dass meine Art wie ich mit ihm umgegangen bin meiner Art mit meinem Selbst und meinen verletzten Anteilen umzugehen entspricht. Wir sind zu einer Symbiose ohne Grenzen verschmolzen und haben begonnen miteinander so umzugehen, wie wir mit uns Selbst in uns drin umgehen. Und da sehe ich ganz viel Gemeinsamkeit zwischen uns. Er nur Unterschiede, natürlich. Wir hätten uns unterstützen können mit unserem geringen Selbstwert - wir haben uns bekriegt mit einem Selbstwertgewinn für ihn und einem Totalverlust bei mir.
Der Spiegel durch ihn, alle meine Einsichten durch diese destruktive Beziehung, sind sehr wertvoll aber so unendlich schmerzvoll.
Ich will aufhören so mit mir umzugehen, will meine eigenen Grenzen achten, mich nicht mehr entwerten lassen, nicht mehr so mit mir umgehen lassen - von mir Selbst nicht und von niemandem Anderen. Und doch: ich will ihn zurück. Aber nicht wirklich ihn, sondern ein Er voller Selbsterkenntnis, das er wohl nie sein wird. Ich habe eine Illusion geliebt, die nie real war, sondern nur meine eigene Projektion. Ich vermisse diese Illusion unendlich und sie ist auf immer verloren... Alles was aus dieser Beziehung zurückbleibt ist Schmerz - mehr Schmerz, als ich gerade ertragen kann.
Und ich habe Angst nie wieder einen realen Menschen lieben zu können, weil neben der Illusion von ihm, die ein Teil von mir immer noch für real hält, jeder echt Mensch verblasst, und fahl und öde erscheint.
Ich hoffe wenigstens hier Menschen zu finden, die wirklich wissen, wovon ich spreche und mich wirklich verstehen.
Danke fürs Lesen bis Hier und alles Gute auf eurem Weg