Zitat:Ich wollte hier mal fragen, ob ihr soetwas selber als betroffene kennt. Also ob ihr selber auch depressive Episoden habt und mir beschreiben könnt, wie es sich das für euch anfühlt, was ihr dann denkt, wie das bei euch verlaufen ist im Bezug auf Partnerschaften.
Ihr würdet mir sehr helfen, es besser zu verstehen.
Schwierig, jeder Mensch ist anders. Mir wurde mal eine schwere depressive Episode nach Trennungskonflikt diagnostiziert. Ich habe das aber zunächst nicht unbedingt als Krankheit begriffen, sondern als eine gesunde Reaktion auf eine überfordernde Lebenssituation. Krank daran war nur die Unfähigkeit, die Lebenssituation aktiv und vorausschauend zu verbessern. Statt aufzubegehren und den Gefühlen und damit der Lebensenergie freien Lauf zu lassen, führte der Weg in eine innere und äußere Erstarrung. Das äußerte sich dann genau so, wie du es bei deinem Partner erlebt hast:
Zitat:Generell ist [...] ALLES egal
So wie du deinen Freund beschreibst, habe ich aber nicht den Eindruck, dass er völlig erstarrt ist. Im Gegenteil, er versucht Befreiungsschläge, die er auch klar kommuniziert:
Dein Freund hat sich von dir getrennt,
weil er keine Gefühle empfinden will,
weil wenig Gefühle für dich da sind,
weil du ihm nicht gut tust,
weil er den Stress einer Beziehung nicht will,
weil er Leute braucht, mit denen er reden kann, wenn er möchte und nicht, weil er muss
weil er keine Beziehung will
weil er genug eigene Probleme hat
weil er die Probleme und Gefühle anderer absolut nicht gebrauchen kann
weil es ihm mit jedem Tag besser geht, den er alleine verbringt
Die deutliche Ansage ist:
Zitat:Er müsse sein Leben auf die Reihe bekommen, raus finden, was er will und das muss er ohne [dich] tun.
Dir, liebe Maja, fällt es schwer, diese deutliche Ansage zu akzeptieren, was natürlich absolut verständlich ist. Du klammerst dich an die schönen Erinnerungen der Vergangenheit und hoffst, dass alles wieder gut wird, wenn diese Krankheit geheilt ist. Aber wie ich oben versucht habe zu beschreiben, sind Depressionen meist eine Reaktion auf als belastend erlebte Lebenssituationen. Und so wie er es sagt, erlebt er dich als Teil dieser belastenden Lebenssituation.
Das was man früher endogene Depression genannt hat, also quasi eine Stoffwechselerkrankung des Gehirns aus heiterem Himmel, ist wohl sehr selten - das können aber natürlich nur Fachleute beurteilen.
Das, was er sich von dir wünscht, hat er dir auch deutlich gesagt: Lass ihn in Ruhe, bedränge ihn nicht.
Ein bisschen gemein finde ich, dass er mit der Aussage...
Zitat:wenn sie [die Gefühle für dich] zurück kommen und er feststellt, dass es ein Fehler war und [du] dann weg [bist], dann hätte er Pech gehabt
...impliziert, dass es sich für dich vielleicht lohnen könnte, auf ihn zu warten. Wenn du Pech hast, kannst du nämlich ewig warten und dafür sollte dir dein Leben zu schade sein. Aber das liegt natürlich allein in deiner Einschätzung.
Ich weiß, Maja, das ist nicht das, was du lesen möchtest.
Zitat:Aufgeben, vergessen, abhaken ist nach wie vor keine Option.
Es ehrt dich total, dass du ihn nicht aufgeben möchtest (und ich persönlich wäre glücklich, wenn ein Mensch so um mich kämpfen würde) aber ganz nüchtern von außen betrachtet, scheint „aufgeben, vergessen, abhaken“ genau der Wunsch deines Partners zu sein.