Hallo solana,
... auch auf die Gefahr hin, irgendwann demnächst mal von irgendjemand aus dem Forum/Chat einen auf den Hut zu kriegen, weil es mir grad ein Bedürfnis ist, zu vielem etwas zu sagen (und ich mich manchmal auch frage, w a r u m das im Moment so ist ... ), möchte ich Dir gern meine Gedanken aufschreiben:
Als Du so Euren Tages-/Wochenablauf grob beschrieben hast, habe ich mich gefragt, ob Du diejenige bist, die (fast zu 100%) für die Kinder zuständig ist und wie viel er von dem Kindergebrüll mitkriegt. Denn Eure Bedürfnislagen scheinen ja in der restlichen gemeinsamen verbleibenden Zeit sehr auseinander zu gehen. Vielleicht ginge es Deinem Mann ähnlich, wenn er in Deiner Lage wäre und er hätte dann auch keine Lust mehr auf S., weil er ausgepowert wäre.
Ich habe früher immer viel den Männern die Schuld in die Schuhe geschoben: Sie kümmern sich zu wenig zu Hause, sind zu egoistisch etc.. Heute kriege ich immer mehr Wut auf diese traditionellen Rollenverteilungen, genauer gesagt darauf, dass die ganzen äußeren Umstände es den Paaren immer noch so schwer machen, alles unter einen Hut zu bekommen, dass auch Frauen (erwerbsmäßig) arbeiten gehen können, ohne dass das in der totalen Überbelastung endet ... und dass Familien so wenig entlastet werden (Kita-Plätze etc.). Ich habe selbst keine Kinder. Aber ich kriege das zum Beispiel hautnah bei meiner Freundin mit. Wenn beide in völlig unterschiedlichen Welten leben, der Mann vielleicht 10-14 Stunden täglich arbeiten geht während die Frau den Haushalt und die Kindererziehung nahezu allein managt, dann fällt es beiden irgendwann total schwer, gegenseitig noch Verständnis für die jeweilige Situation des anderen zu entwickeln, weil er sich einfach gar nicht VORSTELLEN kann, wie das ist. Das bringt viele Paare auseinander und danach klingt es für mich auch, was Du schreibst. Ist das so?
Ich halte auch nix davon, wegen der Kinder auf Biegen oder Brechen an einer Beziehung festzuhalten. So habe ich das damals bei meinen Eltern erlebt und das hat dazu geführt, dass ich NIE - und bis heute nicht ! - heiraten wollte und lieber alleine lebe, bevor ich irgendwelche faulen Kompromisse mache. Aber bei Dir klingt es für mich nicht so, als ob das Kind schon ganz in den Brunnen gefallen sei.
Mir ist dieselbe Frage gekommen wie taka: Wie gut könnt Ihr miteinander reden? Habt Ihr über all das gesprochen (unterschiedliche Bedürfnislagen, Überbelastung etc.) ?
UND ich habe gedacht: Wenn Ihr das selbst mit Reden nicht hinkriegt - habt Ihr schon mal überlegt, eine Paarberatung aufzusuchen? Meistens kommen die Paare erst, wenn es schon zu spät ist und eh nix mehr zu retten ist. Aber vielleicht ist es bei Euch noch nicht zu spät. Du sagst ja, Eure Beziehung war okay ... bis die Kinder kamen. Nun ist alles durch die Überbelastung den Bach runtergegangen. Ich kann mir gut vorstellen, dass das mit der Zeit auch das Gefühl tötet. Aber kann das Gefühl nicht auch wiederkommen, wenn beide etwas dafür tun, die Situation zu verändern, so dass auch wieder mehr Zeit als Paar zur Verfügung steht? Ich weiß, das klingt nach grauer Theorie und ist schwer in die Praxis umzusetzen. Das sehe ich bei meiner Freundin.
Es würde mich freuen, noch mal von Dir zu lesen.
LG
Jazz