Hallo Eingeladen.
Ich bin nicht so alt wie Du und meine Eltern haben mich nicht wirklich direkt mit meiner Hässlichkeit konfrontiert, aber ich habe indirekte Diskriminierungen von ihnen erfahren und auch von Bekannten, Verwandten und von Fremden. Also teilen wir irgendwie ein ähnlich bitteres Schicksal. Der größte Unterschied ist eben nur, dass ich nicht mal einen Job habe (ich bekomme auch keinen, weil ich meinen Abschluss verpatzte) und eher an Suizid denke als Du, weil mir einfach so viele Sachen passiert sind die negativen Einfluss aauf mich hatten und immernoch haben. Jetzt gerade ist es auch wieder so. Auf dem Weg zur Psychotherpeutin fahre ich mit dem Bus. Der Busfahrer schaut mich meistens semifreundlich an. Die Leute die später einsteigen schauen über mich und setzen sich gekonnt von mir fort. Meistens habe ich eine ganze Busreihe bis nach hinten für mich obwohl mehr als 23 Personen mit fahren...Das ist ehrlich gesagt oft sehr frustrierend und peinlich. Glücklicherweise sind es nicht immer die selben Leute, die sich wegsetzen vielleicht schlecht von mir denken usw. weil die meisten die mich kennen auch sicher lästern würden.
Dann meine Psychotherapeutin, eigentlich eine ganz nette nur im Umgang mit mir ist sie, ich nenne es mal, innerlich distanziert. Nach dem Hände schütteln (ich denke sie kann sich beim Hände schütteln nicht überwinden meine Hand richtig zu drücken und hat d.h. nur einen ganz schwachen Händedruck) wischt sie möglichst unauffällig, wenn sie denkt ich schaue nicht hin, ihre Hand an ihrer Hose ab. Hände werde übrigens nur bei der Begrüßung geschüttelt (am Ende unserer Gespräche ist es ihr wohl zu viel des guten. Ich habe nämlich leicht schwitzige Hände, das kommt noch hinzu.) Sie, wenn ich über meine Hässlichkeit sprechen möchte, kommt außerdem immer mit wirklich lächerlichen Ausreden, dass meine Wahrnehmung gestört sei, mein Selbstwert nicht vorhanden und ich nicht hässlich wäre. Wenn ich dagegen hielt mit meinen bisherigen Erfahrungen, von Spottkommentaren, verbalen Attacken, ignorieren oder ihr klare Situationen aus meiner Schulzeit beichtete, dann erklärte sie die auch gleich als verschobene Wahrnehmung ab. Vergangene Woche hatte ich einen Termin bei ihr, der mein letzter war. Sie beschloss mich mit einer anderen Stelle zu verbinden bzw. an eine andere Stelle zu übergeben bei der ich meine Therapie ohne sie fortführen werde. Sie gab mir deswegen keinen Termin mehr bei sich. (Fühlt sich so an als hätte sie sich von mir weggesetzt aber das mit der Chemie stimmte ja sowieso nicht).
Ich werde mir hier nur noch kurz von der Seele schreiben, was die schlimmsten Diskriminierungen waren. Angefangen mit den, für mich zumindest, weniger schlimmen.
1. Klassenraum der 7b. Zwei Mädchen im Raum und ich zum Unterrichtsende. Die beiden packen noch ihren rest Sachen und unterhalten sich über morgen und über den schönsten Jungen. Dann höre ich von einer: Würdest du den küssen wollen? Blick zu mir mit hochgezogener Augenbraue. Die andere verzieht die Mundwinkel.
2. Hofpause. Ich stehe alleine wie immer. Kinder aus einer höheren Klasse rücken geduckt näher, manche verstecken sich hinter ihren Kumpels, fragen mich ob ich Freunde hätte. Andere die dem Kreis angehören kichern.
3. Hofpause. Ich stehe allein wie immer. Die Jungs aus den höheren Klassen fragen mich was mein Typ Mädchen sei und werfen ihre Mädchen die sich offensichtlich ekeln auf mich. (Lehrer gab es zur Hofpausenzeit irgendwie nie, zumindest waren sie für mich nie da.) Die Mädchen gaben Laut: Urcks nein! Der ist einfach hässlich! Der ist bestimmt gleichgeschlechtlich! Die Jungs schubsen danach Jungs auf mich.
4. Hofpause. Kinder aus den höheren Klassen nennen mich Zwitter oder fragen ob das wirklich mein Gesicht sei.
5. Immer zum Ende der 8 Stunde, sitzen Kinder der höheren Klasse mir sozusagen im Weg, denn ich muss auf meinem Nachhauseweg an ihnen vorbei. Ein paar rotzen vor meine Füße und nennen mich Golum oder sagen, dass mich keiner mag und meine Eltern sich schämen sollten so etwas gezeugt zu haben.
6. Im Bio Unterricht. Der Lehrer nimmt sich frei. In meiner Klasse wird sich über meine Unbeliebtheit bei den Großen lustig gemacht. Dabei werden meine Sachen aus dem Fenster geworfen.
7. Klasse 5b. Pause. Ich muss zur Toilette. Mir wird nachgestellt und die zwei Jungs die mitkamen drücken sich nach meinem Gang in die Kabine in der ich zuvor war. Ich frage sie was sie da machen: Mutprobe.
8. In so ziemlich jeder Klasse wurde ich mindestens einmal in eine andere gezogen. Ich wäre dort besser aufgehoben hieß es... meine Sachen und mich musste man auch bemalen.
9. Winterzeit. Nach dem Unterricht fuhr ich bislang mit dem Bus. Leider wurde ich bis der auftauchte gesalzen. Ich war anschließend so schmutzig, dass der Busfahrer mich nicht mitnahm. Später lief ich nur noch nach Hause (es war nicht so weit von der Schule entfernt).
10. Ich war immer der letzt Gewählte im Sport. Bei Gruppenarbeiten wählte man mich nie. Ich wurde vom Lehrer zugeteilt.
11. Im Matheunterricht stört mal wieder einer, während ich spreche. Der Lehrer mahnt den zurecht. Der fragt was er von mir hielte und der Lehrer antwortet lachend: Er ist doch ein schöner Bursche! Fast die ganze Klasse lacht.
12. Klasse 9b. Ich habe keine Lust mehr auf Schule und mache krank. Konsequenzen sind Lehrstoffmangel, verhauener Abschluss und Fortgang von der Schule (hatte schon 10 Jahre rum).
13. Ohne Abschluss Harz 4 und
Psychoterapie beantragt.
14. Jetzt. Lebe alleine, zurückgezogen und jungfräulich. Bin arm und hässlich und werde immernoch diskriminiert, ähnlich wie damals, weil ich nichts an mir zum Vorteil ändern konnte.
15. Offen gesagt kann ich weder normal leben noch kann ich durch mich oder jemanden anderen sterben (habe niemanden der so etwas machen würde und aktive Sterbehilfe ist leider in Deutschland verboten).
Also siehst Du. Ich weiß es ist schwer als hässlicher Mensch zu leben oder eher, sich bewusst darüber zu sein. Man muss sich mit so einem Schicksal vieles hart erkämpfen, außer den Spott, den bekommt man gratis.
Du hast den Mumm dazu zu stehen und kommst mehr oder weniger mit deiner Situation klar. Unintelligent scheinst Du auch nicht zu sein. Ich dagegen habe schon mit 16 Jahren resigniert (Schutzhaltung) und gehe nur noch zu Terminen aus dem Haus und zu denen auch nur vermummelt. Ich muss sagen ich bin zu schwach für mein Schicksal. Und ich habe schon viel losgelassen, loslassen müssen und kann im Moment den letzten Schritt einfach nicht wagen, aber vielleicht in naher Zukunft, wenn man mir mehr Druck macht. Denn im Moment lebe ich ja sozusagen abgetrennt von fast allen Diskriminierungen, da meine Therapie seit einer Woche weggefallen ist, also hauptsächlich mir nur ein Termin beim Arbeitsamt bevorsteht (der Termin bei einem neuen Therapeuten ist erst nächstes Jahr) und ich so nicht aus dem Haus gehe. Denn mein Essen nehme ich mir von der Entsorgungstonne des nächstgelegenen Supermarktes wenn es dunkel ist und Kleidung bestelle ich mir über das Internet. So sieht mich höstens mal der Postbote.
Also vielleicht meldest Du Dich hier irgendwann noch mal. Oder schreibst mir einfach eine E-Mail an levin_rrI_Steinar(at Zeichen)yahoo. und com (ohne und) dann kann man sich sicher ausführlicher austauschen.