Liebe Forum Mitglieder,
erst einmal großes Lob, dass man hier wirklich ernst genommen wird und ihr immer mit so viel guten Ratschlägen zu Seite steht.
Ich habe hier seit Längerem mitgelesen und mich heute endlich getraut, mich selbst anzumelden. Ob Ratschläge oder einfach nur ein virtuelles Drücken - ich sitze weinend vor dem Computer und brauche Kraft und Menschen, die mir zuhören.
Ich bin seit 4 Jahren mit einem wunderbaren Menschen zusammen (ich 28, er 35). Unser Zusammenkommen war keine einfache Sache. Er hatte eine langjährige Beziehung (fast 13 Jahre) und mit ihr ein Kind. Ich möchte nicht lügen - ich bin naiv in diese Beziehung gestartet und dachte: Hach, wie schön, ich kann Stiefmami sein und wieder Lachen in die Familie bringen bla bla bla. Aufgewacht bin ich sehr schnell. Ich merkte, so tickt das Leben nicht für mich. Sie war überall. Ständig um unsere (ihre alte) Wohnung herum. Verständlich. Sie ließ uns nicht in Ruhe. Auch verständlich. Hätte ich genauso gemacht.
So war unser Start unserer Beziehung nicht die eines jungen Paares - nein, unsere Beziehung bestand aus Sorgen teilen, sich unterstützen, für sich da sein in schlechten Tagen, denn Gute gab es kaum. Bis ich merkte, dass ich ausgenutzt werde. Er schob an jedem besagten Wochenende die Mutti Aufgabe auf mich. Gut - vielleicht habe ich sie auch oft gekrallt, weil ich es nicht sehen kann, wenn man Kinder sich selbst überlässt, wohlgemerkt am Vater-Sohn-Tag! Also habe ich Kreide gekauft, ihn verpflegt mit Mittagessen, eingekauft, Autos gespielt wie eine Wilde, stundenlang mit Überraschungseierspielzeug durch die Gegend geflogen und den Quatschkopf gemacht. Er hat mich sehr gern gehabt. (Ich muss anmerken, dass ich Mutter, wie Vater ziemlich unbeholfen und für unfähig befinde, ein Kind großzuziehen, das hat allerdings andere Gründe, die zu weit führen)
Irgendwann wurde mir alles zuviel. Nur noch die Sorgen meines Mannes, kaum ein Wochenende Zeit für uns, unter der Woche sah man sich kaum wegen der Arbeit und zusätzlich Monate später noch die Anschuldigungen der Schwiegerfamilie, ich treibe einen Keil zwischen Vater und Kind, weil ich seelisch nicht mehr konnte. Ich möchte nicht bestreiten, dass er alles für mich getan hat, um mich glücklich zu sehen. Er ist ein wunderbarer Mensch. Er machte mir nach nur 3 Monaten den süßesten Heiratsantrag der Welt. Ich sagte ja, aber ich konnte nicht mehr. Ich sah plötzlich auf mein Leben von oben herab und erkannte, wie sehr sich mein unabhängiges Leben, mein karriere-startendes Leben, in eine Patchworkkrise entwickelt hat. Ich sage Krise, da die Ex Frau es mitunter nicht unterlassen konnte, ständig anzurufen, MEINEM MANN Bikini Fotos zu schicken und mit ekelhaftesten Methoden versuchte, ihn zurückzugewinnen. Er wurde so sauer, dass er ihr den Telefonkontakt untersagte. Sie hörte nicht auf. Rief weiter an. Er änderte seine Nummer. Fortan war nur noch der Emailverkehr zu Absprachen des Umgangs des Kindes gestattet. (ironischerweise kommen Emails auf dem Smartphone genauso schnell wie SMS an - ihr könnt euch das Drama vorstellen.) Man erkennt unschwer, dass eine Frau, die 13 Jahre lang nie geheiratet wurde, das Kind nur gezeugt wurde, um die Beziehung zu retten, unheimlich verletzt sein muss, wenn der Partner nun nach kurzer Zeit entscheidet: Mit dieser (neuen) Frau will ich alt werden. Mit der alten wollte ich das nie. Verstehe ich alles. Haken dran.
Doch ich sagte ihm, ich möchte wieder in meine Heimat. Ich bin völlig am Ende. So habe ich mir das nicht vorgestellt. Ich würde verstehen, wenn er hier (knapp 500km von meinem alten Umfeld) nicht weg möchte. Es sei ok. Schwer, aber ok. Doch er zog mit mir. Begann mit mir ein neues Leben. Wir waren süchtig nacheinander. Eine solch innige Liebe hat keiner von uns je gespürt.
Jetzt kann ich mich kürzer fassen:
Mit der Umgangsvereinbarung wurde es zunehmend schwerer, als sie neu heiratete - natürlich vor uns Kann ich auch verstehen. Alles gut.
Sie zerrte meinen Mann vors Gericht und bis heute! flattern Gerichtsschreiben herein. Zudem ihre unzähligen Briefe, völlig belanglos, einfach um in unsrem Leben präsent zu sein. Auch ok. Verstehe ich. Ich hätte mir das gleiche Lebensziel nach so einem Verlust gesetzt. Sie entfremdet das Kind komplett, verweigert Kontakt und zeigt ihn an, dass er sich nicht um das Kind kümmere! Leute?! Jetzt hört mein Verständnis auf.
Tralala, Jahre später...wir stehen an demselben Punkt! Sie tyrannisiert uns immer noch. Ich gebe zu, ich komme damit nicht mehr klar. Ich sage seit Jahren: Schaltet doch bitte eine Vermittlungsperson ein, so kann der Umgang geregelt werden. Aber wisst ihr was? Ich bin immer die Dumme. Wenn ich sage: Mensch, ich verstehe sie schon. Sie ist verletzt - dann bin ich angeblich nur auf ihrer Seite. Wenn ich sage: Hey, hör auf mit dem Rosenkrieg, ihr macht das Kind kaputt - dann bin ich eine kinderlose Frau, die keine Ahnung hat (und das schmerzt so sehr, da ich einen großen Kinderwunsch habe und alles für meine KInder geben würde) und wenn ich sage: Lass doch erstmal alles, je mehr du sie provozierst, desto mehr baut sie dich als Feindbild dem Kind auf. Warte ein bisschen, gehe später auf das Kind zu, wenn er älter ist - bin ich diejenige, die einen Keil zwischen die beiden treibt.
Erwartet wird von mir: Ja Schatz, los, lass uns noch die nächsten Jahre kämpfen. Ach komm' pfeif auf unsere Hochzeit, die du mir seit 4 Jahren versprochen hast, pfft. Ich gebe mein Leben komplett nur für euren MIst, den ihr damals verzapft habt. Yay! Und nein Schatz, ich verstehe, dass du mir erst wieder Kraft und Liebe geben kannst, wenn du merkst, dass ich dich in jeder idiotischen Zankerei unterstütze.
Wieder ein Jahr später: Toll! Jetzt eröffnet er mir, weißt du was? Ich hole das Kind zu mir. Wenn du damit nicht klar kommst - geh! Ich verstehe es und halte dich nicht auf. Warte...WHAT?! So langsam wird er krank im Kopf um diesen Krieg. Klar, die Kindesmutter ist echt nicht helle, das Kind wird nicht gefördert und verblödet. Aber sie liebt ihn und behandelt ihn gut. Sorry, für mich klingt das Kind der Mutter wegnehmen, die einfach nur doof ist und nicht misshandelnd, unsinnig und einschneidend für das mittlerweile 7-jährige Kind, das wohlgemerkt, seinen Stiefvater mittlerweile als Papa ansieht. Auch verständlich - der Mann zieht das Kind groß. Jeden Tag. Wir sind nicht alle 2 Wochen da. Wie auch. Bei so einer Entfernung.
Leute, wir streiten uns nur noch und das seit Jahren. Immer geht es um das leidige Thema. Wenn er getrunken hat, wird er beleidigend und respektlos. Mir. Mir gegenüber! Ich war nicht immer einfach und JA auch ich hatte meine Momente, in denen ich das Kind so leid war, dass ich es mir weggewünscht habe.
Wir haben uns Dinge an den Kopf geknallt à la: Soll ich Dir zeigen, wie man ein Kond. benutzt, wenn man eine Person nicht liebt bis zu du bist der Innbegriff einer bösartigen Stiefmutter und willst nur das Schlechteste. Hä? Mensch komm mal klar, nicht ICH brauche den Psychologen, sondern er! Nicht ICH mache das Thema zum Mittelpunkt unseres Lebens: DU MACHST ES! Ja ich weiß, Anschuldigungen. Nicht sehr klug. Schande über mich.
Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass ich die Starke sein muss, wenn ich mit diesem Mann alt werden möchte. In Momenten der Freude sind wir so zärtlich. Alles stimmt. Wir sind ein Team. Unser S. ist bombastisch. Wir lachen über den gleichen Mist und teilen Hobbies. Wir möchten beide eine richtige Familie. Möchten auswandern, wenn wir älter sind. Wenn er mir tief in die Augen schaut, weiß ich, dass ich die Liebe seines Lebens bin.
Und dann kommt das Thema wieder auf den Tisch. Sei es durch Briefe oder aktuelle Anlässe. Ich bin es Leid. Und er versteht das nicht. Er meinte, ich müsse alles Schucken.
Bitte sagt mir nicht, ich sollte rennen so schnell ich kann. Ich liebe diesen Mann und er mich. Paartherapie kommt für ihn nicht in Frage. Männer halt. Wie schaffe ich es, wieder zu lachen? Wieder meine strahlenden Augen zurückzuerlangen? Diese Krieg scheint nie zu enden. Ich will nicht gehen. Aber ich merke, wie ich körperlich langsam daran zerbreche. Ich bin nicht mehr leistungsfähig. Und ich stoße innerlich dieses Kind immer mehr ab. Kindisch. Ich weiß. Die Gedanken sind frei. Ich sags ja nicht oder lasse es das Kind spüren. Nur er weiß es, weil er wissen soll, was sein Krieg aus unserer Beziehung macht.
Ich weiß nicht, was ich von euch hören will. Vielleicht, dass es sich lohnt, stark zu bleiben? Das ich mich für ihn entschieden habe und ihn stützen muss? Dass ich eine Therapie machen soll, um mich emotional von solchen Themen nicht mehr verunsichern zu lassen?
Was ich nicht hören will, ist von Menschen, die NIE in derartigen Situationen mit Kindern aus erster Beziehung waren, moralische Idiotensprüche wie: du wusstest auf was du dich einlässt, du musst dich unterordnen, liebe das Kind und ignoriere die Ex...blabla. Lasst stecken. Erzählt's der Wand. Das hatte ich zu oft. Bekannte, Verwandte, die meinen sie müssten über mein Leben klugscheissern. Deswegen wende ich mich an Euch und hoffe, es gibt ein paar Menschen, die mich verstehen und mir Kraft geben.
Oh Mist, entschuldigt die Länge. Ich verstehs vollkommen, wenn es keiner liest. Würd ich auch nicht. Aber wisst ihr was? Wenigstens weine ich nicht mehr und etwas Zeit ist vergangen...
Danke fürs Zuhören.
die kleine Maya
19.08.2015 12:02 •
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