Hallo,
ich befinde mich in einer Ausnahmesituation und sehe nicht mehr klar. Vor vier Wochen hat mich meine Freundin verlassen.
Mit guten Freuden kann ich darüber reden. Habe aber das Gefühl, dass sie es nicht verstehen können. Deshalb wende ich mich an euch, in der Hoffnung einige Impulse zu erhalten - vielleicht auch aus Sicht einer Frau.
Wir (sie damals 33, ich damals 41) kannten uns schon vorher aus einem formellen Umfeld.
Im Sommer 2019 haben uns bei einem Urlaub mit gemeinsamen Freunden näher kennengelernt und haben schnell festgestellt, dass dort mehr als nur Sympathie ist. Nach dem Urlaub sind wir sofort zusammengekommen. Nach vier Wochen waren wir uns sicher, dass es kein Sommerflirt ist und haben dann die Beziehung öffentlich gemacht.
In der Zeit lebte ich knapp ein Jahr in Trennung. Meine Ex Frau ist aus unserem gemeinsamen Haus wegen eines anderen Mannes ausgezogen. Aus der Ehe haben wir zwei gemeinsame Kinder.
Nachdem die Beziehung öffentlich wurde, war meine Ex Frau Eifersüchtig. Sie bereute ihre damalige Entscheidung und wollte die Familie wieder zurück.Der Zug war aber abgefahren.
Da wir in meinem Haus mehr Platz hatten, verlegte sich unser Lebensmittelpunkt hierher. Die Kinder kannten meine Freundin auch schon vorher, sodass sich hier relativ schnell eine gut funktionieren Patchwork Situation ergab. Die Kinder fanden Sie super, genau wie ich!
Meine Ex Frau ging in dieser Zeit richtig ab, weil sie es nicht ertrug, dass sich jetzt die neue Frau in ihrem Haus eingenistet hatte. Terroralarm und Beleidigungen ohne Ende! Doch wir hielten zusammen.
So verging die Zeit vom Herbst 2019 bis Sommer 2020.
Im Sommer 2020 wurde das Haus jedoch verkauft. Wir planten nach knapp einem Jahr, eine neue/neutrale gemeinsame Wohnung zu mieten. Nach der Besichtigung wurde mir jedoch klar, dass ich noch nicht soweit war. Meine Freundin hatte mir relativ früh ihre weitere Lebensplanung mitgeteilt - Familienwunsch, Kinder etc. Damals war ich offen für das Thema, in Zukunft wieder einen Neustart zu wagen. Aber in diesem Moment war der Schritt zu groß. Es war nicht nur die erste gemeinsame Wohnung, sondern das gesamte Paket. Es fühlte sich wie ein Deja-vu an - die Angst ggf. wieder alles zu verlieren (Frau, Kinder, Haus. ). Wahrscheinlich fehlte mir aufgrund der relativ kurzen Zeit das tiefe Vertrauen in die Zukunft. Ich machte einen Rückzieher. Dieses hat sie zu tiefst verletzt. Nach dem ersten Schock konnte Sie jedoch meinen Argumenten folgen und gab mir noch Zeit.
Ich mietete eine eigene Wohnung. Nach unserem gemeinsamen Sommerurlaub mit den Kindern, führen diese anschließen auch noch einmal mit ihrer Mutter in den Urlaub. Nach der Rückkehr waren sie komplett verändert. Sie lehnten jeglichen Kontakt mit meiner Freundin ab. Die Mutter hatte augenscheinlich durch ihre Eifersucht die Kinder manipuliert.
Wir beschlossen uns dann nur noch zu treffen, wenn die Kinder nicht bei mir waren.
Im Herbst bin ich dann zu einer Familienberatung gegangen. Mir wurde empfohlen über viele Gespräche mit den Kinder die Parteien wieder zusammenzuführen. Doch die Kinder (11 und 13 Jahre) lehnten sie weiterhin ab. Wir beschlossen dann trotz der fehlenden Akzeptanz der Kinder an den Kinderwochenenden zumindest eine gemeinsame Aktion/Freizeitaktivität auf neutralem Boden zu unternehmen. Nach zwei Events kam erneut der Lockdown und weitere Freizeitaktivitäten waren nicht mehr möglich.
In der Zwischenzeit hat meine Freundin mehrfach das Gespräch bezüglich der gemeinsamen Lebensplanung zu mir gesucht. Ich konnte ihr keine konkrete Antwort in Bezug auf Zeit geben. Ich liebte sie. Ich bat sie uns noch etwas Zeit zu geben.
Im Herbst 2020 war zudem die Scheidung, Corona Blues, anwaltliche Auseinandersetzung mit meiner Ex Frau bezüglich Unterhalt, Zugewinn, Kindesumgang etc. Auch der Verkauf des Hauses und der Umzug waren noch nicht verdaut. Ich war gedanklich und emotional blockiert und konnte in der Situation ihr Bedürfnis nach Verbindlichkeit nicht wahrnehmen. In dieser Zeit hat sie viel Gewicht verloren und war gesundheitlich angeschlagen.
Es wurde Weihnachten und wir kamen wieder etwas zur Ruhe. Die Feiertage verbrachten wir bei ihren Eltern. Ihr jüngerer Bruder und seine Freundin erwarteten ihr erstes Baby. An Heiligabend haben wir uns per Video zusammengeschaltet. Die beiden hielten sich im Arm in voller Vorfreude auf das Kind. Der Bauch der Schwägerin hatte sich schon verändert und man konnte die Schwangerschaft nicht übersehen. Dieser Moment löste in mir etwas aus. Einige Tage später sah ich ein Bild von ihr mit ihrem Patenkind im Arm. Dieses Bild stand auf dem Regal im Wohnzimmer und hatte mich bis dato nicht berührt. Aber an diesem Tag war es anders. Ich dachte das ihr ein Baby stehen würde und wie sie wohl als Mutter wäre.
Diese Gedanken behilft ich aber zunächst für mich.
Im Januar gab es einen blöden Schreit. Sie lehnte daraufhin den Kontakt ab, weil sie sich über einige Punkte Klarheit verschaffen wolle. Nach einer Woche kam es zu einem Treffen. Sie beendete die Beziehung, weil sie stark unter der Situation leidet und es nicht länger aushalten würde. Am nächsten Tag tauschten wir alle Sachen.
Nach 2 Wochen rief ich sie an. In dieser Zeit hatte ich viel reflektiert und kämpfte um sie. Nachdem das Gespräch beendet war rief sie kurz danach wieder an und sagte, dass ich ihr Zeit geben sollte, wenn ich wirklich wollte, dass unsere Beziehung in der Zukunft ggf. ein Chance haben sollte.
Nach erneuten 2 Wochen ohne Kontakt bekam ich wieder Nachricht von ihr. Sie hatte noch Bücher von mir gefunden, die ich in den nächsten Tagen abholen könne. Ich begann an zu grübeln. Handelte es sich hier um einen Anker? Die Bücher hätte sie auch in den Briefkasten einwerfen können oder per Post zu schicken. Sie wollte mich wohl wieder sehen?! Wir verabredeten uns und es kam dann zu einem treffen in ihrer Wohnung. Das Gespräch war freundlich. Sie erzählte mir alles Neue und wollte auch von mir viel wissen. Es war schon fast wie ein leichter Flirt.
Nach dem Small Talk kamen wir wieder auf unsere Beziehung zurück. Jeder hatte in der Zeit viel reflektiert und konnte seine Anteile an der Trennung benennen. Es war sehr wertschätzend und die Aussprache mit Abstand tat uns beiden sehr gut. Das Wiedersehen schien in ihr etwas ausgelöst zu haben. In der Nacht rief sie mich an und sagte mir, dass sie meine Stimme hören wollte und ich ihr nicht egal wäre. Das sie gerne alles ändern würde, aber nicht könne. Sie hätte noch Gefühle für mich, hätte aber grade keinen Zugang zu diesen.
Eigentlich wollte ich auch den von ihr geforderten Abstand. Doch ich war wieder mitten drin im Ex Back Modus. Ich rief Sie am nächsten Tag zurück und kämpfte wieder um sie (absolut ehrlich - keine Schmerzvermeidung). Sie sagte, dass sie mir jedes Wort glauben würde aber grade nicht weiß, wie sie sich ihre Zukunft vorstellen könne. Aufgrund der Verletzungen lebe sie im hier und jetzt. Sie müsse sich im Moment um sich selbst kümmern. Sie bat um Zeit, um all den neuen Input meinerseits zu verarbeiten. Sie versprach sich in absehbarer Zeit (vielleicht Ostern) zu melden. Sie sagte, dass sie darauf vertraue, dass das Leben das zusammenführt, was auch zusammen gehören würde. Dieses vertrauen sollte ich auch haben.
Eine Tage später meldete sich sich erneut. Sie hatte meiner Ex Frau einen Brief geschrieben. Während unser Beziehung hatte sie sich stark zurückgehalten, um mir nicht zu schaden. Meine Ex Frau hatte versucht mich mit dem Kindesumgang zu erpressen, weil sie sonst gegen unsere Beziehung keinen anderen Hebel hatte.
Einen Tag später hatte sie auch an die Kinder einen Brief geschrieben. In dem Brief wollte sie die Kinder wissen lassen, dass sie die Kinder ins Herz geschlossen hätte und zählte all die tollen gemeinsamen Ereignisse auf. Die Kinder sollten wissen, dass nichts zwischen ihnen steht und es nicht peinlich sein sollte, wenn man sich wieder begebene würde. Sie meldete sich anschließend und wollte die Reaktion der Kinder erfahren. Den Kindern wurde klar, dass sie mit ihrem Verhalten Schaden angerichtet haben. Heute würden sie sich ihr gegenüber anders verhalten.
Sie hat sich gewünscht, dass wir jetzt auf Distanz gehen. Sie schlug vor, dass ich Themen, die ich gerne in der Zeit mit ihr teilen wollte in einem Tagebuch festhalten solle. Sie hätte auch eins angelegt und hier schon einige Einträge verfasst.
Ich weiß, dass sie noch starke Gefühle für mich empfindet. Aus meiner Sicht scheint sie mit dem Brief an meine Ex und die Kinder die Herausforderungen der damaligen Beziehung gelöst zu haben. Diese würden einem Neuanfang im Wege stehen.
Auch ihr Verhalten bei unserem Treffen, Telefongesprächen etc. zeigt mir, dass die Entscheidung nicht endgültig sein kann.
Sie ist hin und her gerissen. Ich habe ihr damals keine klare Perspektive geben. Nicht weil ich sie hinhalten wollte.
Auch die anderen Einflussfaktoren Kinder, Terror durch die Ex Frau haben sie sehr negativ beeinflusst. Durch die Trennung der Beziehung von den Kindern hat sie sich ausgestoßen gefühlt. Sie gehörte nicht mehr dazu. Der letzte banale Streit hat dann das Faß zum überlaufen gebracht. Die Belastung wurde zu groß und sie hat die Notbremse für sich gezogen, weil wohl Grenzen sehr deutlich überschritten wurden.
Da ich in den letzten Wochen viel Zeit hatte, habe ich intensiv über unsere Beziehung nachgedacht. Nachdem der Schmerz der Trennung etwas nachließ, habe ich auch strake Liebe gespürt. Es war wohl der letzte Anstoß, der mir fehlte, um ihr gegenüber verbindlich sein zu können. Ich bin ein eher rationaler Mensch, der viel Abwägt, bevor er eine Entscheidung treffen kann.
Sind ihre Gefühle verschüttet und findet sie wieder Zugang zu diesen?
Hoffnung oder hoffnungslos?
Ich hänge völlig in der Luft und glaube nicht, dass ich vielleicht bis Ostern diese Spannung aushalte, keine Gewissheit zu haben.
Ironie des Schicksals.
22.02.2021 14:33 •
#1