Nach unserer Trennung, da wusste ich noch nicht, dass er längst eine Neue hat, ist er noch zig Mal zurückgekommen. Seine Neue ist ihm dahintergekommen. Er hat ihr dann erklärt, dass er sich um mich kümmern müsse, weil ich psychisch krank wäre. Also wieder dasselbe Strickmuster. Dass es mir so schlecht ging, weil er dauernd zurückkam und wieder ohne eine Wort der Erklärung verschwand, hat er nicht verstanden.
Weiß nicht, ob dieses Verhalten am ADHS liegt, oder am einfach lausigen Charakter.
Jedenfalls kann es keiner mit solchen Menschen aushalten.
Frage mich manchmal, wie seine Neue mit dem allen zurecht kommt. Sie hat um ihn gekämpft. Wollte ihn um jeden Preis. Hat seine Lügen, seine Betrügereien und seine Trinkerei offenbar akzeptiert. Sie hat ihn auch zu einer Psychotherapie geschleppt. Das hat er mir noch unter die Nase gerieben. Sie hätte es geschafft, dass er in Therapie geht. Warum ich das nicht gemacht habe, hat er mich doch allen Ernstes gefragt. Sie ist ja so toll. Kümmert sich so liebevoll um ihn.
Mich schmerzt am meisten, dass ich ihn wirklich liebe und ihn so genommen habe, wie er war. Mit all seinem Chaos, mit seiner Vergesslichkeit, mit seiner lauten, rüpelhaften Art. Er hatte allen Freiraum. Ich nörgelte nicht wegen seiner stundenlangen Computerspielerei (nur manchmal hab ich meinem Ärger Luft gemacht, wenn er nachts spielte und dabei einen Höllenlärm machte). Ich räumte dauernd hinter ihm her. Er ließ einfach immer alles liegen und stehen. Wenn er sich ein Brot machte, sah die Küche danach aus wie ein Schlachtfeld. Er zog immer eine Dreckspur quer durch die ganze Wohnung. Er kümmerte sich um absolut nichts im Haushalt. Ich erledigte alles Organisatorische, schmiss den ganzen Haushalt, versorgte ihn rund um die Uhr.
Hat mir alles nichts ausgemacht. Ich sah seine positiven Seiten und konzentrierte mich auf die kleinen Dinge, die schön mit ihm waren.
Hat nur alles nichts genutzt. Er wusste das einfach nicht zu schätzen. Das Gras war grüner auf der anderen Seite. Die Neue jung, verfügbar und willig in einer Zeit, als ich gerade eigene Sorgen hatte. Er ist einiges älter als sie. Sie himmelt ihn an, bewundert ihn. Für sie ist er der Größte.
Vielleicht hatte ich einfach nicht mehr die Kraft ihn dauernd zufriedenzustellen. Ihm genügend Aufregung, Abwechslung und Action zu bieten. Das hält man ja auch nicht auf Dauer durch. Irgendwann wünscht sich doch jeder Ruhe, Stabilität und Sicherheit in einer Beziehung. Eine Partnerschaft ist doch kein Unterhaltungsprogramm.
Ich hätte ja Verständnis dafür, dass er sich eine Neue gesucht hat, wenn ich ständig an ihm rumgenörgelt und ihm das Leben schwer gemacht hätte. Hab ich aber nicht.
Hatte nach der Trennung den Eindruck, dass er verzweifelt nach Gründen sucht, warum er mich betrogen und verlassen hat und auch selbst keine echten fand. Da kamen die verrücktesten Ausreden. So z.B. wollte er einmal eine Brotmaschine haben. Meiner Meinung nach ist so ein Ding absolut unnötig und steht nur rum. Ich hab der Sache keine Bedeutung beigemessen und einfach nur gemeint, dass ich so ein Ding nicht will. Er war total sauer. Am nächsten Tag habe ich eingelenkt und gemeint, ok, wenn er unbedingt so ein Gerät will, dann soll er halt eines kaufen. Für mich war das eine Lapalie. Nicht für ihn. Er machte auf bockig und meinte, jetzt brauche er das Ding auch nicht mehr. Nach der Trennung hat er mir diese Geschichte hundertmal unter die Nase gerieben. Als Beispiel, dass ich seine Bedürfnisse nicht erfüllt hätte. Ich hätte ihn so unterdrückt. Er durfte sich nichtmal eine Brotmaschine kaufen. Was sagt man dazu?
Ich glaube es ist leichter, wenn jemand weiß, dass er ADHS hat. Dann kann man gemeinsam Wege finden, damit umzugehen. Aber wenn der Partner nicht erkennt, dass er ein extrem problematisches Verhalten an den Tag legt und nur alle Welt für seine Probleme verantwortlich macht, ist da einfach nichts zu machen. Für meinen Ex sind einfach immer die Frauen Schuld, wenn er wieder mal eine Beziehung in den Sand gesetzt hat. Das Schwarz-Weiß-Denken führt auch dazu, dass sie einfach aufhören einen zu lieben, wenn die Beziehung für sie nicht mehr den erwünschten Verlauf nimmt. Wenn Probleme auftreten, wenn der andere vielleicht mal weniger Zeit hat, wenn in einer Langzeitbeziehung so etwas wie Normalität einkehrt (=Langeweile), wenn man mal zu etwas Nein sagt, wenn sie ihren Willen nicht bekommen, dann ist es einfach aus für sie. Gilt sicher nicht für jeden Menschen mit ADHS, aber ich denke, vor allem für jene, die nicht wissen, dass sie ADHS haben und das Problem negieren. Ansonsten könnten sie ja vielleicht diesen Impulsen ein bisschen entgegensteuern.
08.10.2019 10:10 •
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