Hallo ihr Lieben,
ich habe mich hier vor knapp einem Jahr angemeldet und im Prinzip hat sich an meinem Problem nicht wirklich etwas geändert. Zwischenzeitlich ging es mal besser, mal schlechter, aber mittlerweile ist meine Schmerzgrenze doch fast erreicht und ich bitte euch um Hilfe bzw. Denkanstöße. Vielleicht hat ja jemand schon Ähnliches erlebt und kann mit seiner Erfahrung irgendwie dazu beitragen, dass ich weiterkomme. Denn ich drehe mich im Kreis und es geht mir einfach nur noch schlecht.
Eine Zusammenfassung, damit ihr meine alten Beiträge nicht lesen müsst:
Ich bin 41 Jahre alt und habe 3 Kinder im Alter zwischen 15 und 18 aus einer früheren Beziehung. 2008 lernte ich einen jungen Mann kennen, er war damals 22, also ist er 9 Jahre jünger als ich. Wir verliebten uns und wagten trotz aller Widrigkeiten ein gemeinsames Leben. 2011 zogen wir auf seinen Wunsch hin zusammen. Mir war klar, dass es schwierig werden könnte für einen so jungen Kerl, mit 4 Frauen / Mädchen zusammen zu leben. Es war sehr mutig von ihm, er hat sich sehr um uns gekümmert und wir ergänzten uns recht gut. Er hat in der gemeinsamen Zeit viel geschafft, Ausbildung, Führerschein, gute Arbeitsstelle, neue Freunde. Ich stand ja immer schon fest im Leben, habe einen guten Job und ein sehr gutes Verhältnis zu meinen Kindern. Und ich bin sehr unkonventionell und tolerant in meinen Ansichten, was vieles einfacher gemacht hat.
Natürlich gab es schwierige Zeiten, Geldsorgen, unterschiedliche Ansichten zur Kindererziehung, ein turbulentes Familienleben, Streit wegen Alltagsdingen. Das Übliche halt. Aber wir haben uns sehr geliebt und zusammengehalten. Wir haben es auch geschafft, uns Freiräume zu erhalten, in denen wir nur zu zweit als Paar sein konnten.
Ich hatte natürlich immer im Hinterkopf, dass er sehr jung mit mir zusammengekommen ist und eigentlich seine besten Jahre einem anstrengenden Familienleben geopfert hat. Aber er wollte das so, ist kaum weggegangen, obwohl ich ihn oft ermutigt habe, weil ich immer etwas Sorge hatte, dass ihm etwas fehlt. Er war am liebsten bei uns zu Hause. Ich war bedeutend unternehmungslustiger als er und musste ihn manchmal fast aus dem Haus schleppen.
Das hat sich geändert, als meine jüngeren Kinder in die Pubertät kamen. Wie ihr wahrscheinlich wisst, sind 13-15-Jährige nicht die umgänglichsten Menschen. Leider hat mein Freund immer schon alles sehr persönlich genommen, er fühlt sich sehr schnell angegriffen und ungerecht behandelt. Sowohl privat als auch im Berufsleben. Das Gezicke meiner Töchter hat er auch sehr persönlich genommen, ihre Gedankenlosigkeit als Bosheit ihm gegenüber betrachtet (wenn sie z.B. nach 100maliger Erinnerung immer noch vergessen haben, das Licht im Gang auszumachen).
Ich stand da dann immer ziemlich blöd dazwischen und ich habe gemerkt, dass er sich immer mehr von den Kindern distanziert. Und damit auch von mir. Vieles war ihm plötzlich egal, er traf sich viel mit Freunden, wollte anfangs auch oft, dass ich mitkomme, was ich aber meist abgelehnt habe, da ich mir zum einen dachte, es tut ihm gut, wenn er mal für sich sein kann, zum anderen fand ich es teilweise auch nicht so spannend, ganze Abende in einer schmutzigen ungeheizten Garage zu verbringen und über Motorradteile und Lötkolben zu diskutieren. Ich muss aber dazu sagen, dass wir trotzdem auch noch viel gemeinsam machten, uns unsere Liebe nach wie vor zeigen konnten, jede Nacht zusammengekuschelt einschliefen und auch uns S.Leben war für beide erfüllend.
Im Februar 2017 kam es dann nach einem weiteren unwichtigen Streit zum Bruch. Er war dann 2 Wochen lang nur noch unterwegs und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Ich war traurig und sauer, schließlich fragte ich ihn, ob er eine andere hätte. Doch das war nicht der Fall, er sagte mir aber, dass sich in seinem Kopf ein Schalter umgelegt hätte, dass er so nicht mehr weitermachen könne, dass es ihm sehr schlecht geht und er in ein tiefes Loch gefallen ist. Er könne nichts mehr fühlen außer Wut und Trauer. Er befand sich in einer Lebenskrise, wollte seinen Job nicht mehr, wollte uns nicht mehr. Er meinte damals, er muss sich jetzt zwischen mir und sich selbst entscheiden. Und egal, wie er sich entscheidet, er kann nur verlieren.
Im Juni 2017 ist er dann nach langem Hin und Her ausgezogen, die Zeit bis zu dieser Entscheidung war die Hölle für uns beide, er wusste ewig nicht, was er tun sollte und ich konnte irgendwann nicht mehr und habe ihn gebeten, sich endlich eine eigene Wohnung zu suchen. Vielleicht würde sich dann alles wieder entspannen zwischen uns. Denn beenden wollte er unsere Beziehung nicht. Aber wirklich bei mir bleiben wollte er auch nicht.
Nach seinem Auszug versuchte ich, wieder auf die Beine zu kommen, ich war emotional und auch körperlich sehr angeschlagen, ich wollte erstmal auch keinen großen Kontakt mehr zu ihm, weil es einfach zu weh tat. Nach 4 Wochen kam er dann wieder an, lud mich in seine Wohnung ein, sagte mir, dass er mich sehr vermisst und dass ich die Einzige für ihn wäre. Seitdem haben wir wieder regelmäßig Kontakt, verbringen schöne Wochenenden, machten einen Kurzurlaub, haben großartigen S. Aber trotz allem, es blieb meinerseits ein großer Schmerz und eine große Unsicherheit, da er immer noch nicht weiß, wie es mit uns weitergehen soll und was mit seinen Gefühlen los ist.
Und genau genommen hat sich bis heute nichts daran geändert. Ein ewiges Hin und Her und Auf und Ab, einmal ganz viel Nähe, dann wieder Ungewissheit und Zweifel. Er sagt nach wie vor, dass er nicht weiß, was er will und wo ihm der Kopf steht, dass seine Gefühle blockiert sind und er sie nicht ausgraben will, weil er Angst hat, vor lauter Kummer verrückt zu werden, dass er in erster Linie an sich denken muss und momentan nicht fähig ist, eine vernünftige Beziehung mit mir zu führen. Wenn ich vorsichtig andeute, dass mich manche Dinge verletzen und dass ich gerne wüsste, woran ich bin, reagiert er wütend und fast schon aggressiv und sagt, ich solle ihn nicht so in die Ecke drängen und unter Druck setzen. Wir müssen es langsam angehen und schauen was passiert. Letzthin meinte er sogar, wir wären doch auf einem guten Weg.
Aber ich fühle mich dabei oft wie ein Spielzeug, das man bei Bedarf rausholt und dann wieder in die Ecke schmeißt. Er macht viel mit seinen Freunden und lässt mich an seinem neuen Leben eigentlich nicht teilnehmen. Auch zu seiner Familie habe ich seit seinem Auszug keinen Kontakt mehr, obwohl die Kinder und ich davor ein wichtiger Teil davon waren.
Ich schwanke die ganze Zeit zwischen zwei Optionen. Ich kann die Sache aussitzen, cool bleiben und die schönen Momente genießen und einfach abwarten, wie es sich entwickelt. Da die Situation aber doch sehr verfahren und belastend ist und er leider auch kaum bereit ist, darüber zu sprechen und damit ein wenig Druck rauszunehmen, überlege ich auch oft, es einfach zu beenden.
Aber ich schaffe es nicht, ihn loszulassen, zum einen natürlich, weil ich ihn sehr liebe, zum anderen, weil ich prinzipiell nach wie vor der Meinung bin, dass wir ein tolles Paar sind (oder besser gesagt waren ). Wir haben denselben Humor, eine ähnliche Einstellung zum Leben, hatten auch immer die gleichen Ziele und die Chemie stimmt halt einfach immer noch zwischen uns. Und er schafft es auch nicht, mich loszulassen. Manchmal wünsche ich mir fast, es würde etwas passieren, er würde eine Neue kennenlernen (obwohl mich das natürlich furchtbar treffen würde), nur damit diese Ungewissheit aufhört und ich irgendwie zur Ruhe komme.
Mir ist klar, dass ich in der Beziehung einiges falsch gemacht habe, dass ich nicht immer fair zu ihm war und situationsbedingt überreagiert habe. Ich neige bei Streitigkeiten auch sehr zum Dramatisieren, werde sehr emotional. Ich weiß, dass er das hasst. Ich versuche wirklich, mich zurück zu nehmen und ihn nicht zu belasten. Ich weiß, dass es ihm schlecht geht und er momentan nicht anders kann.
Danke schon mal an alle, die sich die Mühe gemacht haben, den langen Text bis zum Schluss durchzulesen. Hat jemand eine Idee, wie ich mit der Sache weiter umgehen soll?
22.01.2018 11:48 •
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