Hey ihr,
also ich schreibe jetzt einfach mal drauf los in der Hoffnung meine typischen Liebeskummer- Symptome ein wenig los werden zu können.
Im Gegensatz zu vielen hier kann ich mit der Dauer meiner Beziehung hier einpacken und es liest sich zunächst vielleicht ein bisschen belächelungswürdig. Ich war mit diesem Mädel schließlich nur ein halbes Jahr zusammen.
Trotzdem ich Ende zwanzig bin und vorher schon mehrere u.a. auch längere Beziehungen hatte (längste 4 Jahre), da war sie es! Sie war das Mädel, dass ich mir rausgesucht habe um mit ihr den Rest meines Lebens zu verbringen. Ich habe es gewusst. Ich habe es gespürt. Ja, ich bin ein hoffnungsloser Romantiker. Ich hätte mit ihr irgendwann Kinder gehabt und wenn wir keine hätten bekommen können, dann hätten wir eben eines adoptiert. So in dieser Klasse.
Man sieht es und weiß es einfach- sei es auch aller Vernunft zum Trotz.
Wir haben uns (der Klassiker!) auf der Weihnachtsfeier unserer Firma kennen gelernt. Wir waren Kollegen. Wir haben uns sehr gut verstanden, wir haben Gespräche geführt, die ich so mit keinen anderen Menschen der Welt führen konnte, wir waren so sehr verliebt. Ich war ihr sogar ihr Anleiter und habe sie in den Job eingearbeitet. Allein diese Zeit war so wunderschön. Den ganzen Tag zusammen- auf der Arbeit und zuhause. So wunderschön. Jede Sekunde des Tages haben wir miteinander verbracht und es war wundervoll. Diese Verliebtheit ging sehr sehr schnell in beidseitige Liebe über, wir haben uns sehr geliebt. Wir hatten sehr ähnliche Weltbilder, sehr ähnliche Glaubensbilder, es hat einfach perfekt gepasst! Wir haben uns so perfekt ergänzt. Sie war vital und lebendig, sie hat stets gelacht. Ich war ihr Ruhepol, gab ihr innere Ruhe und Ausgeglichenheit.
Wir schienen uns gesucht und gefunden zu haben.
Mehr und mehr ging es dann los.
Und damit meine ich etwa kein böses Erwachen á la „Verliebtheitsphase vorbei, jetzt sterben die Illusionen“, sondern das Kennenlernen hatte eher….“umstandsbedingte“ Schwierigkeiten zutage gebracht. Sie hatte in ihrem Leben ohnehin schon sehr viel durchgemacht (Krebs etc.).
Mehr und mehr bröckelte runter, dass ihr „Vater“ (Stiefvater) sie anfasste- bis zum heutigen Tag! Er betatscht sie in aller Öffentlichkeit (an den Hintern fassen, am Rücken streicheln), sogar anfangs während meiner Anwesenheit. Als er merkte, dass ich was dagegen hatte, hat er es nur noch getan (nach nachträglichem Bericht meiner Ex), wenn ich gerade nicht hingesehen habe.
Ich war am Anfang völlig perplex, ich konnte das irgendwie gar nicht fassen, dass auch meine Ex, das einfach so mit sich machen ließ. Nach meiner Rückfrage, warum dies denn so geschehe, meinte sie, dass er das immer so machen würde und war sich gar nicht sicher, ob das nicht ein Vater denn so machen würde.
Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen!
Dieser S**** macht das wohl schon ihr ganzes Leben so, sie kennt es gar nicht anders und weiß Gott was er noch mit ihr gemacht hat. Sie hat alles verdrängt. Ganz typisches Missbrauchsverhalten: Reinfressen und Auskotzen. Und das schlimmste war: Ihre Mutter und ihre Schwester, ja der Rest der ganzen Familie- denen war es EGAL! Bzw sie waren einfach zu schwach, irgendwas zu sagen, weil das arrogante A******* (sorry für meine Ausdruckswiese, aber das tut gerade auch gut) alle in seiner Umgebung unterdrückt hat und es für alle NORMAL geworden ist. Im Gegenteil, sie haben sie noch als Unruhestifterin diffamiert, die „sowieso nur Probleme mache“.
Was habe ich getan?
Ich habe sie zunächst einmal darauf aufmerksam gemacht. Wohlgemerkt hat sie mich im Vorfeld darum GEBETEN, darauf zu achten und meine Meinung abzugeben, ob diese „väterlichen“ Berührungen normal seien- sie hat nämlich doch irgendwie gezweifelt, weil ihr vorheriger Ex und ihre Freunde das bemerkt hatten, dass ihr „Vater“ sie ANTATSCHT.
Dann habe ich einen überschnellen Fehler gemacht. Ich wollte, dass sie es gleich bei einem Psychotherapeuten bearbeitet. Ich war mit der Situation überrumpelt und überfordert und wollte wohl einfach in diesem Moment, dass sie ihre „Hausaufgaben“ erfüllt und dass sie die Voraussetzung schafft, dass wir eine glückliche Familie sein können. Ich habe von ihr viel zu viel erwartet, war wütend auf sie, dass sie das mit sich so machen ließ und nichts ändern wollte. Wie eben erwähnt, wollte sie zunächst nicht, meinte sie brauche das nicht und fühlte sich unter Druck gesetzt. Von einem auf den anderen Tag, distanzierte sie sich. Mal abgesehen davon, dass es im Bett schon vorher komisch war (was mir von Anfang an auffiel), war nun auch sämtliche körperliche Nähe vom einen auf den andern Tag tabu. Kein Küssen, kein Umarmen, nichts mehr.
Dann trennte sie sich vor mehr als 2 Monaten von mir, mit der Begründung, sie könne so momentan keine Beziehung haben, da sie sich von mir unter Druck gesetzt fühle und mir nicht im Weg für mein Glück und meinen weiteren Weg stehen wolle. Ich wollte den Weg mit ihr zusammen gehen. Ich wollte sie unterstützen, für sie da sein, mit ihr alles angehen und für sie eine Stütze sein. Sie hat ihre Entscheidung als absolut selbstlos verkauft, wobei sie in Wirklichkeit einfach nur egoistisch war.
Ich meine, wer bin ich, dass ich ihr das in so einer Situation verübeln könnte. Das kann und darf ich nicht. In der Folge wollte ich trotzdem für sie da sein und wollte ihr durchhelfen. Der typische Terminus „Freunde bleiben“, gemixt mit meinem persönlichen Helfersyndrom, Fürsorge und hoffnungslos romantischer, unerfüllter Liebe. Das habe ich knapp 2 Monate durchgehalten, danach konnte ich das nicht mehr. Es hat mich so schnell leergesaugt, es hat mir nur so die Lebensenergie entzogen und schließlich hätte es mich ganz zerstört.
Vor drei Wochen habe ich den Kontakt ganz zu ihr abgebrochen, je nur eine kleine Nachricht hatten wir vor 2 Wochen noch gewechselt.
Ich leide nun so unglaublich. Ich hadere mit ihrer Entscheidung, gleichzeitig kann ich sie ihr auch nicht übel nehmen.
Trotzdem bin ich so unglaublich verletzt und ich weiß gar nicht ob ich ihr „verzeihen“ könnte- bzw ob dieser Schmerz nicht immer zwischen uns stehen würde.
Überspitzt gesagt: Ich habe ihr ja doch irgendwie geholfen und in der Folge hat sie sich von mir getrennt.
Ich habe sie gefragt, ob sie sich vorstellen könnte, irgendwann wieder mit mir zusammen zu kommen, oder ob sie keine Chance mehr sieht. Einfach damit ich für mich selbst Gewissheit habe. Das konnte sie mir nicht sagen, sie sagte nur, ich könne das nicht von ihr verlangen und sie könne mir keine Garantie geben.
Mann, das ist so schwer.
Seit Wochen habe ich Kopfschmerzen, Schlafprobleme, Magenschmerzen, Nasenbluten und immer wieder Fieber. Eigentlich habe ich eine sehr ausgeprägtes Selbstbewusstsein was ihrem sehr geringen Selbstbewusstsein gegenüberstand.
Mich sollte der Umstand beruhigen (was es auch irgendwie wirklich tut!), dass sie diese kurze intensive Phase der Liebe und Konfrontation mit mir genutzt hat; sie wurde darauf aufmerksam und zuletzt hat sie es trotz ihrer strikten vorherigen Ablehnung sogar geschafft, zu einem Therapeuten zu gehen. Ich liebe sie und ich will einfach, dass sie glücklich wird! Aber sie wollte den Weg alleine weitergehen, ohne mich. Sie hat sich gegen mich entschieden- so egoistisch und dumm wie es klingt! Und ich habe Angst, dass sie es ohne eine Stütze nicht schafft und irgendwann aufgibt. Ich habe versucht, sie zu unterstützen, sie zu stärken ohne Nähe zu verlangen, für sie da zu sein, der „Freund“ zu sein, den sie sich gewünscht hat. Aber es hätte mich komplett zerstört. Ich habe es nicht geschafft, war zu „schwach“- eben weil ich sie so sehr geliebt habe. Diese zwei zerfetzten Herzhälften: Verständnis/Hilfe/Compassion -- Liebe/ Sehnsucht/ Wunsch nach Nähe gepaart mit diesem unglaublichen Gefühl des Vermissens drohen mich gerade zu zerreißen.
Ich liebte sie so sehr und kann nicht mit ihr zusammen sein. Ich hätte alles für sie getan.