Liebe catherin,
meine situation war die: mein partner und ich waren fuenf jahre zusammen, hatten soeben erst ein gemeinsames haus gekauft, als er sich ploetzlich und fuer mich in keiner weise absehbar entschied, kuenftig mit seiner kollegin weiterzuleben. es war ein schock. mir war in den ersten momenten unendlich wichtig zu verstehen warum - mit hilfe vieler menschen hier im forum durfte ich erleben, dass ich meine genesung auch ohne dieses wissen wirkungsvoll weiterentwickeln konnte. scheinbar war es sehr wichtig zu VERSTEHEN, aber das war auch mir nicht vergoennt, und ich glaube heute, dass es auch nichts zu verstehen GIBT. gefuehle - auch die in beziehungen - aendern sich, und unsere eigenen verhaltensmassstaebe muessen nicht zwangslaeufig auch fuer andere gelten. auch ich habe gedacht, ich kennte meinen partner und wuesste genau, wie er ist und was er niemals tun wuerde. aber es war offenbar nicht so, das war eine ausgesprochen schmerzvolle erkenntnis. ich wollte gespraeche, eine gemeinsam ergriffene chance feur eine korrektur dessen, was schiefgelaufen war... er bot mir nichts davon.
aus heutiger sicht bin ich ehrlich froh, dass er mir nie hoffnung machte und ich auch zeitweilig wut und enttaeschung nutzen durfte, um die losloesung schneller zu vollziehen. trennungen verlaufen in phasen, und ich durchschritt diese phasen sehr bewusst und hielt meinen gefuehlen stand, habe nichts vermieden.
auch war mir wichtig zu erfahren, ob er mich mit der neuen bereits betrogen hat. er behauptete stets nein. ich hatte auch keinen anlass, an dieser aussage zu zweifeln, da ich ihm stets unerschoepfliches vertrauen entgegenbrachte. aaaber... in der ersten, sehr vulnerablen zeit, war es fuer mich von entscheidender bedeutung zu wissen, ob er mir nun treu war oder ob ich meinen glauben in ihn durch diesen vertrauensbruch noch komplett wuerde begraben muessen. ich HABE ihm geglaubt. aus heutiger sicht hege ich zweifel. es waren da sehr merkwuerdige dinge, die ich aber nicht ganz durchschauen kann. es wurden auch geruechte kolportiert, die mir sehr, sehr wehtaten, die mein partner aber stets dementierte, und ich glaubte ihm, liess los.
die wichtigste erkenntnis daraus: es ist aus heutiger sicht vollkommen gleichgueltig, ob sich nun die beziehungen ueberschnitten haben oder nicht. ich konnte ihn loslassen und musste einige zeit durch eine absolute hoelle gehen. danach war ich aber auch sehr gut geloest von ihm und konnte mein leben wieder in angriff nehmen. ich denke heute noch immer auch an positive seiten, weiss aber um seine schwaechen, die er zumindest in der trennunsphase deutlich gemacht hat - wie bei dir auch, catherin. meine mentorin, die mich damals sehr begleitet hat, sagte mir: er hat sich wenigstens durch sein verhalten waehrend der trennung als erwachsener mann vollkommen diskreditiert. das half mir zu erkennen, dass ich mit einem solchen mann als partner auch wirklich nicht gut beraten war, denn - wie du es ja auch schreibst - habe ich eben andere erwartungen, wie man mit gefuehlsdingen umgeht.
aus heutiger sicht ist es mit egal, ob er die frau nun bereits einige zeit nebenbei hatte oder nicht - aber es gab auch bei mir zeiten, da diese frage sehr wichtig war, hiess es doch, neben dem verlust des vertrauten menschen als liebespartner ihn auch aus dem eigenen respekt entlassen zu muessen und ihn damit nicht mehr als menschen, den man jahrelang geschaetzt hat, anerkennen zu koennen. das ist zeitweilig wirklich doppelt hart, aber man kann diese phase auch nutzen, um wirklich konsequent abschied zu nehmen.
in gewisser weise stuerzt man den partner damit endgueltig von einem sockel, auf dem er heimlich noch immer stand - das macht es wirklich einfacher, wieder neue wege zu beschreiten.
eigene wege.
alles gute
natascha
20.02.2004 12:19 •
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