Ich dachte, ich suche hier mal um Rat, weil ich auf Erfahrungen von anderen hoffe.
Sonst bin ich kein Online Mensch, aber momentan ist alles schwierig und ich kenne niemanden, der sich damit auskennt und fange erst an, dass alles zu verstehen.
Ich bemühe mich, es so kurz wie möglich zu halten, befürchte aber, es wird länger.
Meine Freundin ist 2 Jahre jünger als ich und wir sind seit knapp 1.5 Jahren zusammen. Liebe auf den ersten Blick sozusagen, es hat uns einfach mitgerissen.
Mittlerweile wohnen wir zusammen, lieben uns sehr und stehen alles gemeinsam durch. Sie hatte eine schwere Kindheit und wurde, aus meiner Sicht, psychisch und körperlich gefoltert, seit sie denken kann.
Oberflächlich betrachtet war dort alles in Ordnung und es fehlte ihr materiell an nichts. Sie hatte alles was man für Geld kaufen kann, was übrigens ein Teil ihre Problems ist, aus meiner Sicht.
Jedenfalls war der Vater ständig irgendwo unterwegs, in der Welt. Er war sehr gut zu ihr, hat sich aber, aus meiner Sicht, kaum um sie gekümmert, abseits von Anrufen und irgendwelchen Geschenken. Sie liebte ihn aber sehr, er ist mittlerweile verstorben.
Das Problem war die Mutter, die wie es scheint, eine Narzistin ist. Ich hatte mit all dem nie was zu tun und wir beide sind jetzt erst auf die Spur gestoßen, durch einen zufälligen Kontakt.
Die Mutter hat sie halt klein gehalten, ihr vermittelt das sie wertlos ist und sie auch körperlich angegangen. Es muss die Hölle gewesen, durch die sie gegangen ist.
Sie musste sich immer erklären und alles begründen. Zum Beispiel wenn sie sich als Kind mal bekleckert hat, wollte die Mutter wissen, warum, was sie sich dabei gedacht hat. Ob sie nicht weiß was die Sachen kosten, sie ist ungeschickt usw.
Das hat sie heute noch und rechtfertigt sich für alles und jedes. Es ist sehr schwer für sie
Dadurch das es keine finanzielle Probleme gab, hat sich meine Freundin sehr in sich zurückgezogen. Sie hat einfach vor sich hingelebt, sich in Bücher vertieft und ist in ihrer Welt verharrt. Von Geld und Werten hat sie auch keine Ahnung gehabt, alles einfach ausgeblendet irgendwie, was anfangs sehr schwierig war.
Sie ist trotzdem ein fröhlicher Mensch, auf den ersten Blick, sehr lieb, sensibel und unglaublich gefühlvoll. Wir reden über uns und sie hat sich mir, nach und nach, anvertraut.
Es war manchmal schwer erträglich für mich und alles konnte sie mir nicht erzählen, weil es so erniedrigend für sie war, wie sie sagt.
Wir haben jetzt, nach einem langen Prozess eine Therapie angeleiert, aber das steht alles noch sehr am Anfang und sie ist noch auf der Warteliste.
In den letzten Tagen hat sie dann angefangen, sehr viel regeln zu wollen und hatte eine Euphorie und einen Überschwang, der mir unheimlich war. Ich hatte schon so ein Gefühl, dass es umkippen wird, konnte sie aber nicht stoppen.
Eigentlich hatte ich die Idee, sie ein wenig raus zu ziehen und wir wollten gestern wegfahren, über das Wochenende.
Aber sie ist gestern früh dann zusammengebrochen und hat sich auch selbst verletzt. Ich hab den Notarzt gerufen und sie ist jetzt in einer geschlossenen Abteilung.
Leider bekomme ich keine Infromationen, da ich keine Angehörige bin. Ich hab es jetzt über einen Onkel geregelt und durfte gestern auch kurz mit dem Arzt sprechen, da der Onkel bestätigt hat, dass ich ihre größte Bezugsperson bin.
Auskunft habe ich nicht bekommen, konnte aber wenigstens schildern, was los gewesen ist, die letzten Tage und was vorher war usw.
Ehrlich gesagt, ich habe das alles total unterschätzt und gedacht, wir schaffen das erstmal und ich kann sie auffangen und beschützen.
Aber gestern kam ich mir so hilflos vor und hatte solche Angst um sie. Es war ganz schlimm
Nun ist sie an dem schrecklichen Ort da und es ist so schwer für mich, sie dort alleine zu lassen.
Ich versuche immer stark zu sein, für uns beide. Aber ich weiß natürlich auch, dass ich keine Fachfrau bin und nur durch Wärme und Liebe helfen kann.
Und ich habe auch große Angst, dass unsere Beziehung über all dem zerbricht. Sie weiß das auch, wir sind sehr offen und reden über unsere Gefühle und Ängste.
Ich denke immer, sie steht das alles durch und dann verlässt sie mich vielleicht. Weil ich dann ein Teil ihrer schlechten Vergangenheit bin.
Vor ihr hatte ich schon 2 oder 3 Beziehungen, aber ich habe noch nie jemanden so geliebt. Oder wurde so geliebt.
Manchmal macht es mir Angst, wie innig sie auch mich liebt und wie sie mich auf ein Podest stellt. Wenn sie darüber redet, wie toll ich bin, kommt mir das manchmal vor, als redet sie gar nicht über mich, sondern über eine Art Göttin. Sie denkt auch immer, ich habe die volle Kontrolle über alles und weiß immer was zu tun ist.
Aber dem ist nicht so.
Ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll und habe weder so tiefe Gefühle für jemanden gehabt, noch jemand für mich.
Sorry das es so lang wurde.
Wenn Fragen dazu sind, beantworte ich sie gern. Vielen Dank!
Okay, vielleicht muss ich noch etwas anfügen, damit es klarer wird, worum es mir geht.
Meine eigentlichen Fragen sind dazu:
Glaubt ihr, dass Beziehungen und Liebe so etwas aushalten? Oder muss ich mich darauf einstellen, dass sie mich verlässt, wenn sie das alles irgendwann hinter sich hat?
Wie soll ich auf das alles reagieren, wenn sie mir davon erzählt? Zum Beispiel vergöttert sie ihren Vater immer noch und ich kann ihr nicht sagen, dass ich finde, er hat sie im Stich gelassen.
Sollte ich das? Bisher hab ich mich bei all dem vor allem auf das Zuhören beschränkt und ihr nur sehr vorsichtig meine Ansichten mitgeteilt.
Wie mit den schlimmen Geschichten umgehen, also auch für mich selbst.
Was kann ich tun, mit meinen Ängsten? Wir reden, aber ich will sie immer nicht so sehr belasten.
Wie gehe ich mit diesen überbordenden Gefühlen um, die sie mir entgegen bringt? Und mit meinen eigenen?
Mit der Angst von ihr, nicht gut genug von mir zu sein? Das macht ihr nämlich sehr zu schaffen.
Sollte ich mir vielleicht auch Hilfe holen? Also professionelle, meine ich. Ich bin jetzt nicht irgendwie labil oder so, aber manchmal verunsichert.
An wen kann man sich da wenden usw.
08.07.2018 12:15 •
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