Mein Mann und ich haben uns im Mai dieses Jahres nach 28 Jahren Beziehung, 21 davon verheiratet, auf meinen Wunsch hin getrennt. Er ist aus unserem gemeinsamen Haus, in dem ich bis auf weiteres mit unseren beiden Söhnen wohne, ausgezogen. Ich liebe ihn nicht mehr, trotzdem ist er mir natürlich nicht egal.
Wir haben keine generell schlechte Ehe gehabt, aber irgendwann haben wir uns im Laufe der Jahre verloren. Auseinander gelebt. Und ich war seit vielen Jahren nicht mehr glücklich. Wenn ich ihn noch geliebt hätte, hätte ich wohl um meine Ehe gekämpt. Es reicht für ein weiteres gemeinsames Leben einfach nicht mehr.
Ich habe einen neuen Partner, ob ich mit ihm mal irgendwann wieder glücklich bin, weiß ich noch nicht. Das ist keine einfache Beziehung, aber das ist eine andere Geschichte.
Jedenfalls geht es meinem Mann sehr schlecht. Er fühlt sich in der neuen Wohnung einsam und allein. Er hat eine Freundin, aber er liebt sie nicht. Mir kommt es so vor, als ob er sich aus Angst vor dem Alleinsein schnellstmöglich auf etwas eingelassen hat, was er eigentlich gar nicht möchte. Er möchte sein altes Leben zurück. Seine Familie, sein Haus, seine Gewohnheit. Ich verstehe das, aber das geht einfach nicht mehr! Selbst, wenn das mit meinem neuen Partner nichts wird, geht es nicht mehr. Die Alternative dazu ist für mich, alleine zu bleiben. Vielleicht nicht für immer, aber ganz sicher für eine lange Zeit.
Ich kämpfe ohnehin schon mit meinem schlechten Gewissen, da mir klar ist, was ich ihm alles genommen habe. Aber er verstärkt das ganze noch. Er ruft oft an und sagt, dass ich die Familie kaputt gemacht habe (meine beiden Söhne kommen übrigens bestens klar, sie sind 17 und 20 Jahre alt, machen beide eine Ausbildung, haben jeweils einen großen Freundeskreis und leben mehr oder weniger ihr eigenes Leben), dass ich schuld bin, dass es ihm so schlecht geht, dass ich an allem schuld bin, es gipfelte sogar darin, dass er meinte, dass ich ihn auf dem Gewissen habe, wenn er sein Leben beendet. Jetzt wird es wieder Herbst was alles noch verstärkt. In der dunklen Jahreszeit, ist er schon seit ein einigen Jahren depressiv.
Er war lange Jahre mein Partner und ist der Vater meiner beiden Söhne, ich weiß, dass ich nicht für ihn verantwortlich bin, aber ich würde ihm gern helfen, dass er wieder auf die Beine kommt. Ihm fehlt jede Perspektive.
Hat jemand schon ähnliches erlebt und vielleicht eine Idee für mich? Ich mache das nicht nur um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen, sondern, weil ich ihm wirklich helfen möchte. Und weil ich möchte, dass er loslassen kann.
03.09.2016 09:14 •
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