Hallo zusammen!
Ich habe jetzt 3 Tage überlegt, ob ich hier schreibe, aber ich schaffe das nicht alleine. Vielleicht schreibe ich hier auch einfach erstmal nur alles von der Seele und das hilft mir schon.
Es wird allerdings ein langer Text, den schafft wahrscheinlich Keiner
Was war das?
Tag 4
Und ich befinde mich immer noch in diesem lähmenden Zustand. Ich weiß nicht, was ich fühle. Ist es Traurigkeit, Wut, Verzweiflung, Angst oder alles zusammen? Es ist immer noch schwer für mich zu begreifen, dass es jetzt wirklich vorbei ist. Obwohl die Angst davor und das Wissen, dass es irgendwann so sein wird schon so lange besteht, zieht es mir gerade den Boden unter den Füßen weg. Es ist kaum auszuhalten. Immer wieder überkommt mich dieses Gefühl es nicht mehr zu ertragen und dich anzurufen. Mich zu erniedrigen, noch kleiner zu machen und zu betteln doch zu mir zurück zu kommen. So, wie die letzten 3 Male.
Es ist jetzt fast genau 2 Jahre her, dass er mich nach 15 Jahren Funkstille angeschrieben hat ohne zu wissen, ob meine Nummer überhaupt noch existiert. Vor 15 Jahren haben wir uns im Internet kennengelernt. Wir waren beide Mitte zwanzig, haben studiert und waren auf der Suche. Nächtelang haben wir telefoniert über Gott und die Welt geredet. Ja, wir haben uns super verstanden, aber Nein, ich hatte nie das Bedürfnis ihn zu treffen. Heute weiß ich nicht mehr, was es war, aber irgendwas an seiner Art hat mich zurückschrecken lassen. Als von seiner Seite das Drängen sich zu treffen verständlicherweise immer mehr wurde, habe ich mich zurückgezogen und unseren Kontakt auslaufen lassen. Ein paarmal hat er es noch versucht, aber dann irgendwann aufgegeben.
Bis vor 2 Jahren. Am 11.April 2019 hat er mir eine SMS geschrieben. Mich gefragt, wie es mir ergangen ist und ob ich mich an ihn erinnern kann. Natürlich konnte ich das. Aus irgendeinem Grund habe ich seine Nummer auch nie gelöscht. Aber ich habe ihm nicht geantwortet. Zum Einen, weil ich es schon damals nicht wollte, aber vor allem weil meine Lebensumstände jeden Mann abschrecken würden. Ich habe mich damit abgefunden, dass ich in meinem Leben alleine bleiben werde und wollte mich auch keinem Mann gegenüber rechtfertigen müssen, wie ich lebe. Bis dahin kam ich gut alleine klar. Ich habe mich mit meinem Leben arrangiert.
Bis zum August 2019. Da brach meine nicht ganz heile Welt endgültig zusammen. Ich wollte zusammenbrechen, aber das ging nicht, ich musste stark sein und funktionieren, weil ich alleine war. Da wusste ich noch nicht, wie lange ich das wirklich musste.
Unter der Woche klappte das ganz gut, da passierte so viel, dass ich keine Zeit für Zusammenbrüche hatte. Aber die einsamen Wochenenden waren schlimm.
An einem Abend im September nahm ich voller Verzweiflung mein Handy. Ich brauchte Zuspruch, egal von wem. Da fiel mir seine SMS wieder ein. Zugegeben, das war sehr egoistisch von mir.
Nach ich glaube 2 Tagen hat er geantwortet. Er hat sich riesig gefreut. Und auch nachdem ich ihm von meinen Lebensumständen erzählte, war er nicht abgeschreckt. Wir schrieben ab sofort regelmäßig über Whatsapp, hauptsächlich aber an den Wochenenden. Er hätte gerne mehr geschrieben. Ich habe seine Aufmerksamkeit sehr genossen. Irgendwann nach einem Gläschen Wein hatte ich an einem späten Samstagabend das Bedürfnis mit ihm zu sprechen. Ich habe ihm den Vorschlag gemacht zu telefonieren. Er meinte, es wäre schon so spät, ob wir nicht mal unter der Woche tagsüber telefonieren könnten. Ich habe nur erwidert "Hauptsache der Grund ist nicht, dass eine Frau neben dir liegt". Es wurde still und dann kam die Antwort "wenn ich ehrlich bin, doch! Aber bitte bitte brich jetzt nicht den Kontakt zu mir ab."
Er sei mit ihr fast 11 Jahre zusammen, aber seit 5 Jahren liefe es schlecht. Er wollte sich schon mehrfach von ihr trennen, hat es aber nie geschafft. Er hat also tagelang mit mir geschrieben, während sie neben ihm auf dem Sofa schlief oder schon im Bett war. Ich hätte es da schon lassen sollen. Auch als er mir von Situationen mit ihr erzählt hat, wie fies er sie teilweise behandelt hast. Ich dachte nur für mich, mit mir hätte er sowas nicht machen können.
Ich schrieb trotzdem weiter mit ihm, obwohl mir das Ein oder Andere, was er so erzählte sauer aufgestoßen ist. Ich wollte ja nichts von ihm und er hast mich wunderbar abgelenkt. Und mit Freundin ging ja keine Gefahr von ihm aus, zumal uns mittlerweile nicht mehr 200 km sondern sogar 400 km trennen.
Ende September hat er sich von ihr getrennt. Ich habe kurz gezögert weiter mit ihm zu schreiben und ab da auch zu telefonieren, aber es tat mir doch so gut.
Je länger wir schrieben, desto deutlicher wurde, dass er sich ein Treffen wünschte. Ich wäre schon damals seine Traumfrau gewesen und 400 Kilometer würde man auch schaffen, wenn man will. Mir wurde mulmig. Meine Umstände ließen das nicht zu, aber ich wollte es ja auch nicht. Also schob ich sie immer wieder vor und vertröstete dich. Er hat akzeptiert. Er hat sich so bemüht. 4 Monate war er geduldig und dann kam Weihnachten. Er war bei seinen Eltern, die 200 Kilometer näher waren. Das war sein Argument sich doch endlich mal zu sehen. Man könne ja einen Kaffee trinken gehen und dann würde er wieder fahren.
Ich weiß nicht, warum ich es getan habe, obwohl ich es nicht wollte. Vielleicht war es das schlechte Gewissen ihm gegenüber.
Wir gingen in ein Museum, ich zeigte ihn meine Heimatstadt, wir gingen Essen und landeten bei mir. Bis in die Morgenstunden küssten wir uns und lagen uns in den Armen. Es war ein unglaublich schönes Gefühl. Ich hätte nie gedacht, dass ich das nach über 10 Jahren ohne einen Partner nochmal erleben würde.
Von da an kam er jedes Wochenende die 400 Kilometer zu mir. Ich konnte zu dem Zeitpunkt nicht zu ihm, aber es war klar, dass es spätestens ab April wieder geht und wir uns dann abwechseln würden.
Er war so optimistisch und euphorisch, wie in unseren Telefonaten. Er wirkte stark und hat mich mit seinen großen Armen beschützt. Ich konnte mich fallen lassen.
Ende Februar kam aus dem Nichts die erste große Krise. Ein kleiner Streit und sofort wollte er sich trennen. Für ihn sei es nicht normal, dass man sich in einer Beziehung streitet und schon gar nicht am Anfang. Da müsse man doch euphorisch sein und alles toll finden. Das Ende vom Lied, er weiß nicht, ob die Gefühle für eine Zukunft mit mir reichen. Er brach in Tränen aus und jammerte plötzlich über seine Unzufriedenheit mit seinem Leben. Andere hätten mehr als er und er hätte nichts erreicht (stimmt nicht). Er könne sich nicht mal selber lieben, wie soll er dann mich lieben. Und überhaupt, diese Fahrerei, wie soll das in Zukunft werden. Ich hatte plötzlich einen völlig anderen Mann neben mir, als im Herbst. Das hat mich geschockt.
Stundenlang habe ICH ihn getröstet, ihn gebeten nicht sofort alles hinzuschmeißen. Uns eine Chance zu geben. Was die Zukunft bringt, kann keiner sagen und es gibt für alles eine Lösung. Am nächsten Tag war wieder alles in Ordnung.
Einen leichten Knacks hat es allerdings bei mir hinterlassen. Wer hört schon gerne, dass die Liebe wohl nicht ausreicht.
Und dann kam Corona!
Wir hatten plötzlich viel mehr Zeit aufgrund von Homeoffice, aber auch wenig Möglichkeiten einen normalen Alltag zu haben. Man hockte viel aufeinander. Und dann war mein Ton an einem Apriltag mal nicht so nett und der Herr wollte sich wieder trennen. Er kenne sowas nicht und kann damit nicht umgehen. Die gleiche Leier wie im Februar. Stundenlang wurde erst geschrien und dann geredet. Und es ging um ihn und seine Unzufriedenheit mit der Gesamtsituation, mit der Zukunft
Das Ende war wieder, dass ich ihn fast angebettelt habe, es nicht zu tun. Es würde bestimmt auch wieder anders werden und außerdem trägt Corona ja auch viel dazu bei, dass man unzufrieden ist. Wir sollten doch froh sein, dass wir uns haben und wir mehr Zeit hätten, als normal. Er lies sich umstimmen und alles war wieder gut (dachte ich).
Im Juni war ich dann 14 Tage bei ihm. Es war wunderschön. Wir haben viel unternommen, soweit es ging. Er hat viel geträumt, was wir in Zukunft alles so machen können. 2Tagen nachdem ich wieder zu Hause war kam aus dem Nichts ein Anruf, er möchte sich trennen. Er hätte jetzt 2 Tage gegrübelt und es könne so nicht weiter gehen. Er zweifelt immer wieder ob die Gefühle reichen und das könne er mir ja nicht immer wieder antun. Er will mich nicht verletzen und deswegen ist es besser so. ich hatte mir geschworen, das nicht nochmal mitzumachen, aber ich habe es wieder getan, ihn überredet.
Mittlerweile wurde der Knacks größer. Jedes Mal, wenn wir uns verabschiedeten, bekam ich Angst, ob er wieder grübeln würde. Im Prinzip habe ich ständig damit gerechnet, das es wieder passiert.
Bis Dezember passierte nichts. Alles war schön, wir haben uns viel gesehen und jede Minute genossen. Trotzdem kam mir Silvester der Gedanke "ich will lieber nicht ins Neue Jahr feiern, das ist bestimmt das Jahr, in dem er sich von mir trennen wird".
Naja und ich sollte recht behalten. Vor 14 Tagen das erste Mal, wieder mit Zurückrudern und am letzten Samstag jetzt endgültig. Er ist weg, hat seine Sachen gepackt und das war es jetzt.
Und ich halte es nicht aus. Ich habe ihn geblockt und seitdem auch keinen Kontakt mehr. Aber immer wieder überkommt mich der Drang ihn doch wieder anzurufen. Nur warum? will ich ihn wirklich wieder umstimmen? Ich wollte ihn ja eigentlich nie. Habe ich einfach nur Angst jetzt wieder alleine zu sein?
Was ich noch sagen muss. er ist jetzt anderthalb Jahre von seiner Ex getrennt, hat ihr aber nie von mir erzählt (weil er sie auch nicht verletzen will). Sie hat immer noch den Wohnungsschlüssel und ihr Name steht auch noch auf dem Klingelschild.
Warum tu ich mir das an? Warum habe ich mir das überhaupt so lange angetan. Ich war immer nur sein seelischer Mülleiner. Wenn ich mal Ängste oder Sorgen hatte, hat es ihn schnell genervt. Also habe ich nichts mehr erzählt.
03.03.2021 17:38 •
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