Liebe Forumsmitglieder,
ich bin ganz frisch angemeldet und brauche unbedingt euren Rat.
Ich war seit 7 Jahren in einer nicht einfachen Beziehung zu einem Mann, den ich aufrichtig liebe, auch noch heute. Er hatte durch seine Vergangenheit sehr lange Vertrauensprobleme (psychische und physische Gewalterfahrungen im Elternhaus, stark verkapselt und sozial isoliert). Es hat lange gedauert, bis wir miteinander offen reden konnten, aber es fiel ihm unendlich schwer. Ich bin ein sehr geduldiger Mensch und habe mich darauf eingelassen, aber es hat mich auch viel Kraft gekostet und es gab viele Krisen, aber auch sehr viele gute und vertraute Momente, eine eigentlich sehr harmonische und solide Basis. Ich habe dennoch aber immer das Gespräch vermisst.
Vor zwei Jahren lernte ich - eher zufällig durch meinen Beruf einen Mann kennen, in den ich mich verliebte. Er war das Gegenteil von meinem Freund, sehr mitteilsam, offen, lustig, kreativ, sensibel und ehrlich, aber auch er hat ein schweres Päckchen zu tragen. Er wußte, dass ich in einer Beziehung bin. Ich habe, als ich mich meiner Gefühle für ihn bewußt wurde das Gespräch zu meinem Freund gesucht und es war furchtbar schmerzhaft für ihn. Er wollte um mich kämpfen, sagte, er würde nicht gehen, weil er mich liebt. Aber er würde mir auch nicht im Weg stehen, weil er sich wünscht, dass ich glücklich bin. Der andere Mann stand mir mit offenen Armen entgegen, hatte Verständnis für meine emotionale Zwickmühle und war sehr geduldig mit mir. Es hat ihn aber sehr belastet, dass ich eine Entscheidung so lange nicht treffen konnte. Ich suche viel Sicherheit und Treue - so absurd das aus meinem Mund klingen mag - ist ein sehr hoher Wert, weil ich zuvor sehr schmerzhafte Erfahrungen gemacht hatte. Ich hatte während der gesamten Zeit der Zweigleisigkeit keinen S. mehr mit meinem Partner, ich konnte es nicht mehr. Mit dem anderen Mann habe ich meinem Freund zuliebe kaum etwas anderes geteilt. Nach ein paar Monaten war ich vollkommen entkräftet und ich habe mich selbst irgendwie verloren, weil ich nur noch versuchte, Wünsche zu erfüllen. Der neue Mann wünschte sich gemeinsame Zeit, von der ich ihm nur sehr wenig geben konnte. Es ging ihm sehr schlecht und er entschied sich zu einem Klinikaufenthalt, um Hilfe zu bekommen. Ich habe mir für die Zeit ebenfalls therapeutische Hilfe gesucht und sehr schwierige, verletzende Gespräche zu meinem Partner gesucht. Der andere Mann war in seiner Abwesenheit irrsinnig präsent. Ich war emotional auf dem Weg zu einer Entscheidung für ihn, ich wollte ihm eine Freude machen und habe 4 Wochen lang und freudig auf ein Wiedersehen alles stehen und liegen lassen, um ihm ein Geschenk zu machen, das er sich seit langem wünschte. Ich habe meine Aufträge liegen lassen und konnte meine Rechnungen nicht bezahlen, weil ich rund 200 Stunden Zeit und auch einiges an Geld da reingesteckt habe und ich habe mich nur wahnsinnig auf ein Wiedersehen gefreut.
Als die Zeit in der Klinik vorbei war, habe ich sofort eine Veränderung wahrgenommen. Es hat bei ihm geknistert in der Klinik. Das hat er mir auch erzählt und bevor ich irgendwas von meiner Entwicklung hätte sagen können, meinte er, dass er mich will aber da ich mich nicht entscheide, dieses kleine Glück genießen möchte und mir jederzeit aber mit offenen Armen entgegensteht. Natürlich ist das sein Recht, ich bat ihn aber direkt um ein weiteres Gespräch, da ich ihm gerne von meiner Zeit und meiner Orientierung berichtet hätte, das aber in dem Moment nicht konnte. Er willigte ein. Am Tag drauf, zwei Tage vor unserem geplanten Treffen teilte er mir schriftlich mit, dass er sich am Wochenende auf eine Begegnung mit seiner Wanderfreundin einlassen wird (Tant.) und nach dem Wochenende die Bekannte für eine Woche zu sich eingeladen hat, weil er jetzt leben und lieben will. Dafür habe ich Verständnis, aber ich bin erschüttert darüber, dass er mit den Verabredungen nicht drei Tage bis zu unserem Treffen warten konnte. Das hat mich emotional massiv zurückgeworfen und ich habe ihm gezeigt, wie sehr es mich verletzt. Ich war auf dem Weg und spüre, dass das in mir furchtbare Angst schürt. Er sagt, er will mit mir zusammensein und mit keiner anderen. Aber wenn er das große Glück nicht greifen darf, möchte er das kleine nicht verpassen. Hätte er zumindest unser Gespräch abgewartet, dann könnte ich das alles nachvollziehen. Aber er wird die Treffen nicht absagen und es bringt mich fast um, davon zu wissen und so damit stehengelassen zu werden. Er würde mich gerne trotzdem weiterhin sehen, aber schon beim Gedanken daran wird mir übel. Würdet ihr um ihn kämpfen?
17.06.2021 10:33 •
#1