Soll ich ihn zurücknehmen / er hat keine Gefühle mehr

Hallo ihr, vielen Dank dass ich bei euch sein darf.
Ich bin seit 2 Wochen im totalen Chaos, und weiß einfach weder ein noch aus.
Ich glaub, ich brauch einen Blick von außen.
Seit 27 Jahren bin ich in einer Beziehung, in 2 Monaten hätten wir silberne Hochzeit. Die 2 Kinder sind fast außer Haus. 27 Jahre lang ist hier nicht viel passiert. Von nichts hochgearbeitet, Eigentum gekauft, gelebt. Er berufstätig (mit gelegentlicher wochen oder monatelanger Abwesenheit) und Feuerwehrmann, ich teilzeit berufstätig und immer zuhause, damit er jederzeit überall hin konnte. (Feuerwehreinsatz zB) Dafür hat er gut verdient und es gab da keine Trennung, alles Geld war unser.
Vor 3 Jahren hat er ein schreckliches Trauma erlebt. Seither wird er mehr und mehr depressiv, ist kaum fähig ein eigenständiges Leben zu führen ( er kann, aufgrund von Angst vor Menschen, nicht mal für sich selbst einkaufen gehen). Während der ganzen Zeit bin ich seine Stütze, sein Fels in der Brandung. So sagt er das auch.
Im Beziehungsleben hab ich alles gemacht. Finanzen, Versicherungen, Kinder, Haushalt, Einkauf, Geburtstage, Freunde, Familie. Wann immer er Zeit hatte und da war hat auch er getan, im Haushalt zB. Aber er kann weder kochen, noch Wäsche machen, noch wüsste er irgendwas über Finanzen etc.

Nun war er in der Klinik, die Depression wurde medikamentös eingestellt. Es geht ihm besser, er hat wieder Antrieb. Das Trauma und alle Einschränkungen sind aber geblieben. Am letzten Heimwochenende (vor 2 Wochen) sagte er mir aus heiterem Himmel dass er an Trennung denkt (die Wochenenden vorher waren schöner als die Jahre zuvor, liebevoll, viel S.). Er würde mich schon seit Jahren nicht mehr lieben, wir hätten uns auseinander gelebt. Angesprochen auf all unsere schönen Erlebnisse der letzten Zeit meinte er, daran kann er sich nicht erinnern.
Als ich heulend zusammen brach, war ich ihm einfach egal. Er hat nur erklärt, er wolle keinen Körperkontakt zu mir. Dann ging er aus dem Raum, weitere Erklärungen gab es nicht. Auf meine Frage ob da jemand anderes wäre, wurde verneint.

Am Dienstag darauf kam er dann ganz nach Hause, gut gelaunt, pfeifend. Abends verschwand er zum telefonieren mit der Gruppe. Mein Bauchgefühl lies mich nicht in Ruhe. Ich fragte wieder nach einer anderen. Er sagte, da wären wir wieder an dem Punkt wo ich grundlos eifersüchtig bin. Ich hatte ein schlechtes Gewissen.

Mittwoch abend das gleiche Spiel. Mein Bauchgefühl brachte mich um. Ich wartete bis er heim kam, sah ihm in die Augen und sagte ihm, dass ich WEIß, dass ich nicht grundlos eifersüchtig bin, dass da jemand ist.
Und DANN gab ers endlich zu. In unserer Beziehung hatte sich ab und an mal sowas ereignet mit dem Bauchgefühl, immer sprach er mir das ab.

Er sagte dann, er muss sich erst klar werden. Er weiß nicht was er will. Ich sagte nichts. (Begann aber im Hintergrund mich über alle Konsequenzen der Trennung zu informieren). Freitag fragte ich dann nach dem Stand. Der war ich habs ihr gesagt, sie fühlt auch was für mich. Sie ist selbst depressiv, er kennt sie seit 2 Wochen. Erklärte mir dann dass er sie liebt (nach 2 Wochen) und für mich rein garnichts fühlt.

Ich habe dann direkt meinerseits die Trennung erklärt. Und auch gesagt, dass wir hier vorerst 2 WG Zimmer machen können. Er aber künftig für sich selbst einkauft, kocht, wäscht, Finanzen führt etc.

Seine Reaktion war unglauben. Und:jetzt lass mich doch erstmal gucken ob mit der anderen überhaupt was wird. Er dachte echt, er tobt sich aus und ich als Mütterchen warte brav. Und er verstand absolut nicht, wo da mein Problem liegt.

Er meinte auch, wir können doch alles weiterlaufen lassen, er kann ja schließlich nicht einkaufen gehen, also soll ich ihn weiter versorgen, es braucht ja dann kein Richter oder Anwalt wissen dass da kein korrektes Trennungsjahr war. Ich hab das abgelehnt und bin gegangen.

Am Samstag war er dann ein Haufen elend, wir luden seine engsten Vertrauten ein, damit er sich mal ohne mich aussprechen konnte. Fakt stand heute: Er hat den Kontakt mit ihr abgebrochen, ist noch hier und will sehen ob die Gefühle zurück kommen.

Aber, alles was er mir vorwarf, zB dass ich zum Hausmütterchen wurde, kam weil er das so wollte. Ich bin jetzt grade aufgewacht, nehme ab, geh raus und lebe. Hab in 2 Wochen soviel geändert wie im ganzen Leben nicht. Mir gehts gut, selbst wenn er jetzt ginge.

Ich weiß nur nicht, ob ich ihn zurück will. Ob ich kämpfen soll? Wie finde ich raus was schief lief, wer ich bin, ob ich mir vertrauen kann?

@Igelfisch Nein, er drängelt garnicht. Aktuell ist er wegen Depressionen krank zuhause, ich mach Urlaubsvertretung und arbeite Vollzeit. Alles, was ich aufschreibe, tut er zuhause.
Wenn ich fertif von der Arbeit nach Hause komme, bietet er mir an, mich in den Arm zu nehmen, sagt aber dazu: ich tu das gern für dich, aber es tut mir leid, ich fühle dabei nichts.
Das ist auch mein Problem. Ich bin Krankenschwester. Ich weiß dass Gefühllosigkeit zu seinen beiden Krankheitsbildern gehört. Und ich bin mir sicher, wer da vor mir sitzt, ust nicht mein Mann.
Wäre er nicht krank, wäre er vor 2 Wochen rausgeflogen.
Er fragt, warum er für die andere was fühlen konnte (da lief noch nichts außer Verliebtheit), aber für mich null. Auch das erklärt sich klar. Verliebtheit und Liebe finden in unterschiedlichen Hirnarealen statt. Und Verliebtheit hilft bei Depression. Und klar, sie macht das gleiche durch wie er, ich steh außen. Logisch verbindet das.
Ich versteh das alles.
Aber ein Teil in mir schaut ihn an und denkt: bitte wach auf und lieb mich wieder, und der andere Teil entfernt sich mit jeder Stunde mehr von ihm und fragt mich: Ist das das Trauma? Die Depression, die Midlufe Crisis (er ist fast 50). Oder: War er schon immer ein egoistisches, manipulierendes A.... und ich war zu blöd es zu merken?

@Und_jetzt Tja, gute Frage. Ich finde es gut, wie du reagiert hast.

Zitat von Und_jetzt:

Und:jetzt lass mich doch etstmal gucken ob mit der anderen überhaupt was wird

Kannst ihm ja sagen: Nöö, ich gucke jetzt erstmal, wie ich ohne dich klarkomme. Ich fühle mich aber schonmal ganz befreit als Nicht-Hausmütterchen.
Ich finde nicht, dass du kämpfen solltest. Wozu? Er hat sich vermutlich ganz gut eingerichtet mit deiner Fürsorge, und jetzt hat er Angst, dass seine Felle davon schwimmen. Angst darum, dass seine geliebte Frau geht, ist es ja nicht seine Gefühle sind schließlich weg
Du hast deinem Bauchgefühl vertraut, dass es eine andere Frau gibt. Und du hattest recht. Jetzt spürst du deine Unabhängigkeit, und fühlst dich wohl damit.
Wenn, sollte er um dich kämpfen. Wobei, wenn er keine Gefühle mehr hat, ist auch das es sinnlos.
Du hast deutlich gemacht, dass dein Leben ohne ihn weitergeht, jetzt sollte er schauen, wie es für ihn ohne dich weitergeht. Er war nicht bereit, darauf zu schauen, was bei euch zu verbessern wäre, was ihr beide beisteuern könntet, damit es besser läuft. Ja, er hat sich das Trauma nicht ausgesucht, aber die andere Frau schon. Hat er sie in der Klinik kennengelernt?

Zitat von Und_jetzt:

Ich habe dann direkt meinerseits die Trennung erklärt. Und auch gesagt, dass wir hier voerst 2 WG Zimmer machen können. Er aber künftig für sich selbst einkauft, kocht, wäscht, Finanzen führt etc.

Hut ab, super reagiert!

Zitat von Und_jetzt:

Seine Reaktion war unglauben. Und:jetzt lass mich doch etstmal gucken ob mit der anderen überhaupt was wird. Er dachte echt, er tobt sich aus und ich als Mütterchen warte brav. Und er verstand absolut nicht, wo da mein Problem liegt.

Ja nee, is klar. Das hat er sich ja sauber ausgemalt, der Herr. Gut, dass du ihm den Zahn gleich gezogen hast.

Zitat von Und_jetzt:

Ich weiß nur nicht, ob ich ihn zurück will. Ob ich kämpfen soll? Wie finde ich raus was schief lief, wer ich bin, ob ich mir vertrauen kann?

Ich wüsste an deiner Stelle vermutlich gar nicht, um was ich da kämpfen sollte, vor allem nach den ganzen unfairen und verletzenden Vorwürfen von seiner Seite. Vielleicht trennt ihr euch erstmal räumlich eine Zeit lang, dann wirst du ja sehen, ob du ihn überhaupt vermisst.